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M
Hallo zusammen,

Ich bin vor fast 2 Jahren mit 23 Jahren von Zuhause ausgezogen. Ich habe mir direkt eine neues Zuhause, mehrere hunderte Kilometer von meinen Eltern entfernt, gesucht. Vor allem in der Anfangszeit, habe ich viel über meine Kindheit und die Beziehung zu meinen Eltern nachgedacht und viel reflektiert. Aufgrund dessen, dass ich unglücklich war und immer eine Gewisse Scham und Angst meinen Eltern gegenüber hatte. Irgendwann bin ich auf das Thema Narzissmus gestoßen und so mehr ich mich damit Beschäftigt habe und über dieses Thema dazulernte , desto mehr Sinn ergaben Konflikte und Situationen, in denen man sich abgewertet, nicht respektiert und verletzt gefühlt hat.

Ich hatte mit meinen Eltern nie eine tiefe und emotionale Bindung, sondern es wurde im größten Teil nur Kommuniziert wenn es um die Lösung von Problemen oder organisatorischen Fragen ging. Seit meiner Pubertät, habe ich mir immer bei Problemen oder neuen Herausforderungen (wie Ausbildung, Studium, Führerschein) vor allem Rat und Hilfe aus dem Freundeskreis geholt.

Meine Eltern hatten somit schon früh wenig Anteil an meinem Leben. Jedoch habe ich gemerkt, dass desto älter und selbstständiger ich wurde, dass das Interesse meiner Eltern steigt. Sie merkten immer mehr dass sie ihre Macht und Druckmittel (wie finanzielle Abhängigkeit) verlieren. Es wurde z.B., kurz vor meinem Auszug, viel auf Happy Familie gemacht.

Seit ich ausgezogen bin, lasse ich nur minimalen Kontakt, über vorzugsweise E- Mail, zu.
Ich versuche seit fast 2 Jahren auf langfristige Sicht den Kontakt zu meinen Eltern abzubrechen. Und das erstaunliche ist, dass es mir damit unfassbar gut geht und mir nicht wirklich etwas fehlt. Ich entwickle mich weiter, höre mehr auf mich selber und fühle mich in meinen Entscheidungen viel freier.

Jedoch aufgrund dessen, dass ich Studentin bin und auf die Unterstützung meiner Eltern in dieser Zeit angewiesen bin, gibt es dadurch immer wieder Situationen, in denen ich auf Kontakt und Rücksprache mit meinen Eltern angewiesen bin.
Es kam in den 2 Jahren nun schon sehr oft vor, dass aufgrund von Entscheidungen die ich ohne meine Eltern getroffen habe, wie z.B. Studiengang, Wohnort und Unterkunft, ich in finanzieller Not unter Druck gesetzt wurde. Bei Konflikten ist das Argument und Druckmittel immer das Geld.

Ich, für meinen Teil, bin zufrieden und fast glücklich damit, dass ich auf mich alleine gestellt nun Leben kann. Jedoch suchen meine Eltern immer wieder Kontakt, vor allem über E-Mail und anderen Familienmitgliedern.
Ich bekomme alle 2-3 Monate eine E-Mail, mit ganz unterschiedlichen Launen; Vorwürfen (wieso ich mich denn nicht melde), Einladungen Zeit zu Hause zu verbringen oder ich werde in andere Familienkonflikte einbezogen, wo ich z.B. zwischen 2 Seiten kommunizieren soll. Ich werde auch oft von anderen Familienmitgliedern kontaktiert, welche zwischen mir und meinen Eltern vermitteln sollen und die mich oft mit Dinge konfrontieren die einfach nichts mit der Wahrheit zu tun haben oder mir sagen ich soll meine Eltern doch einfach mal anrufen. Ich habe nie auf E-Mails geantwortet

Ich merke seit einiger Zeit, dass selbst dieser minimale Kontakt mich ziemlich belastet. Immer wenn ich meine Eltern kontaktieren muss oder ich sehe dass ich eine E-Mail von Ihnen erhalten habe, kriege ich direkt Bauschmerzen und meine Laune verschlechtert sich. Obwohl meine Eltern fast 400 Kilometer weit weg wohnen, fühle ich mich trotzdem noch oft überwacht, kontrolliert und vorwurfsvoll einbezogen in Probleme die nicht in meiner Verantwortung liegen.

Es geht leider oft so weit, dass dieser ständige Kontaktversuch, sich auch in Bereiche ausweitet, die nichts damit zu tun haben. So wurde ich, z.B. einmal von einer alten Klassenkameradin kontaktiert, welche von meinen Eltern angeworben wurde um zwischen mir und ihnen zu vermitteln. Es wurde auch schon mehrfach von meinem Vater versucht, meine Kontoauszüge einsehen zu können. Erfahren habe ich das Ganze, dadurch das eine Bankmitarbeiterin mich angerufen hat, um sich zu vergewissern, dass mein Vater die Erlaubnis dazu hat.
Oder auch ganz persönliche Briefe, die noch auf meinen Namen bei meinen Eltern ankommen, werden ohne Erlaubnis einfach geöffnet und ich werde dann erst informiert.

Ich fühle mich durch diese Kontrollen und Eingriffe in mein Leben, oft wie gefangen in meinem Leben. Vor allem weil ich nie weiß, wo noch kontrolliert wird und welche Dramen morgen wieder geschaffen werden.
Ich fühle mich oft wie einem Doppelleben, z.B. verbringe ich einen schönen Tag oder eine schöne Woche und dann kommt eine Nachricht von zu Hause und mir wird es direkt unwohl ohne die Nachricht überhaupt gelesen zu haben.
Ich verstehe nicht, wieso wie meine Eltern nicht einfach meine konsequente Kontaktabblockung akzeptieren können, sondern meine Privatsphäre und meine Bedürfnisse nicht respektieren und immer wieder Grenzen überschreiten und eine Reaktion provozieren wollen. Sie können einfach nicht aufhören den Kontakt zu suchen, obwohl ich nie antworte auf persönliche E-Mails.

Wie sollte ich mich verhalten und wie kann man als junger Mensch seinen Eltern klar machen, dass die Grenzen und Einflussbereiche sich im Vergleich zur Kindheit einfach verändert haben obwohl ich immer noch in einem Abhängigkeitsverhältnis lebe? Ich habe oft Angst, ob diese Manipulationsversuche und der ständige Versuch Einfluss auf mein Leben zu nehmen, immer so weiter geht und ich immer wieder negativen Einfluss auf mein Leben in jeder Lebenslage erfahren könnte.
Ich habe meinen Eltern nie richtig deutlich gesagt, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihnen möchte, jedoch muss man das denke ich irgendwann mal merken und respektieren. Außerdem sehe ich mein Selbstwertgefühl in der Anwesenheit meiner Eltern immer im Keller und es ich kann mit meinen Eltern nicht über Gefühle reden und gleichzeitig möchte ich sie durch meine Gefühle wie Wut oder auch Trauer nicht zu bestätigen in ihren Versuchen meine Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Um anzumerken, bei der Finanzierung meines Studiums geht es nie um hohe Summen, die mir nebenbei noch Shoppen oder Urlaube ermöglichen würden, sondern einfach nur um den gesetzlichen Bafög Grundsatz.

Habt ihr Tipps oder eigene Erfahrungen, wie ich mich vor diesen narzisstischen Übergriffen und den ständigen Dramen schützen kann und ich trotz finanzieller Abhängigkeit?

Vielen Dank und schönes Wochenende!

Miri

02.05.2020 15:05 • 03.05.2020 x 1 #1


16 Antworten ↓


Safira
Wie sieht diese Finanzielle Unterstützung denn aus? Ist deren Einkommen zu hoch um Bafög zu bekommen? Nebenjob vielleicht?

Ich kenne Deine Eltern jetzt nicht und es liegt mir auch fern über Narzissmus zu reden. Was mir auffällt ist, das Deine Eltern Dich vermissen und wahrscheinlich keine Ahnung haben warum Du Dich so zurückziehst

02.05.2020 15:12 • x 1 #2


A


Narzisstische Eltern / Studienfinanzierung

x 3


4_0_4
Zitat von Miri95:
Ich merke seit einiger Zeit, dass selbst dieser minimale Kontakt mich ziemlich belastet. Immer wenn ich meine Eltern kontaktieren muss oder ich sehe dass ich eine E-Mail von Ihnen erhalten habe, kriege ich direkt Bauschmerzen und meine Laune verschlechtert sich. Obwohl meine Eltern fast 400 Kilometer weit weg wohnen, fühle ich mich trotzdem noch oft überwacht, kontrolliert und vorwurfsvoll einbezogen in Probleme die nicht in meiner Verantwortung liegen.

Ein Lebensgrundsatz von mir ist sich von toxischen Beziehungen zu lösen/diese zu beenden.

Zitat von Miri95:
Ich habe meinen Eltern nie richtig deutlich gesagt, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihnen möchte, jedoch muss man das denke ich irgendwann mal merken und respektieren.

Das ist ein Irrglaube.
In Bezug auf das Thema Selbstschutz, Grenzen setzen und bewahren, solltest Du das zumindest einmal klipp und klar ausprechen was Du willst und was nicht.

Denn das was Da geht sind keine Eingriffe, sondern Grenzüberschreitungen bis hin zu einer Straftat. Damit meine ich z.b. das öffnen der Post oder der Versuch an die Kontoauszüge zu kommen.
Das instrumetalisieren deiner Freunde ist ein meinen Augen die Peinlichkeit und Unverschämtheit par Excellance.

Das mit der finanziellen Abhängigkeit habe ich nicht verstanden. Also warum Du abhängig bist.

02.05.2020 15:20 • x 3 #3


S
Deine Eltern muessen dir finanzielle Unterstuetzung geben,bis du deine Lehre,Studium beendet hast.
Das ist gesetzlich geregelt.

02.05.2020 15:28 • #4


M
Guten Tag Safira,

Die Unterstützung besteht einfach nur aus den gesetzlichen Vorgaben, die sich nach der Düsseldorfer Tabelle richten und aus dem Nettoeinkommen der Eltern berechnet wird.

Nein, durch das Einkommen meiner Eltern, habe ich keinen Anspruch auf Bafög.
Jedoch wurde mir zum Beginn meines Studiums vom Bafög Amt gesagt, dass im Notfall, wenn mein Studium aufgrund von finanziellen Problemen gefährdet ist, ich das Recht auf elternunabhängiges Bafög habe. Welches bis zur Klärung des Sachverhaltes vom Staat bezahlt wird. Weil es oft vorkommt, dass Studenten aufgrund Probleme mit ihren Eltern in finanzielle Notlagen geraten und ihr Ausbildungsziel dadurch gefährdet ist.

LG

02.05.2020 15:29 • #5


Safira
Ich finde das Du mal ganz deutlich Stellung beziehen solltest zu Deinen Eltern.
Sage Deinen Eltern was in Dir vorgeht. Mache klar das Du einfach keinen Kontakt möchtest. Zeige Deine Grenzen auf. Tue nur das was sich gut für Dich anfühlt.

Seh zu das Du finanziell unabhängig wirst. Wenn es das ist was Du willst, schaue wie Du es umsetzt. Wege hast Du ja schon gefunden. Besorge Dir einen Mittelsmann der nach Deiner (freundlichen) Ansage, den Unterlagenkram mit Deinen Eltern regelt. Das natürlich alles in Deinem Interesse.

Sollten Deine Eltern dann eben Probleme machen, hast Du ja gute Alternativen wie Elternunabhängiges Bafög. Ein Rechtlichen Beistand wirst Du auch vom Staat gestellt bekommen.

02.05.2020 15:37 • x 2 #6


M
Abhängig dadurch, dass oft monatliche Überweisungen extra Verspätungen haben und mir z.B. der Zugang zu meinen Ersparnissen bei Notfällen (wie z.B. Kaputte Waschmaschine) extra erschwert wird und meine Eltern in solchen Situationen, immer eine Konfrontation erzwingen wollen und ihre Macht spielen lassen.

02.05.2020 15:42 • #7


Calima
Zitat von Miri95:
Ich, für meinen Teil, bin zufrieden und fast glücklich damit, dass ich auf mich alleine gestellt nun Leben kann.


Ich wage mal anzumerken, dass du das nicht tust, solange du vom Geld deiner Eltern lebst. Natürlich kann man trefflich darüber diskutieren, dass deine Eltern dein Studium finanzieren müssen - was im Fall der Fälle aber tatsächlich auch oft anders von Gerichten entschieden wird - aber wie auch immer:

So lange du an diesem Tropf hängst, wirst du dich auch nicht restlos freischwimmen können. Es mag sein, dass eure Beziehung keine glückliche war und ist, dennoch sehe ich die Sache so, dass man, solange man das System für sich nutzt, man das System auch aufrecht erhält. Heißt konkret: Wenn du keinen Kontakt mehr möchtest, musst du auf die Annehmlichkeiten verzichten.

Und ja: Du könntest klagen. Aber selbst für den Fall, dass du erfolgreich wärst, wärst du während der Dauer der Auseinandersetzungen immer noch in - vermutlich zunehmend unerfreulichem - Kontakt.

Meine Idee wäre, dich zu entscheiden, womit du besser leben kannst: Das Geld mitnehmen und dich halt ab und zu mal ordentlich ärgern, oder dich auf eigene Füße zu stellen und auf die Finanzierung durch die Eltern zu verzichten. Letzten Endes ist es eine Abwägung zwischen verschiedenen Nachteilen.

02.05.2020 15:50 • x 3 #8


4_0_4
Zitat von Miri95:
meine Eltern in solchen Situationen, immer eine Konfrontation erzwingen wollen und ihre Macht spielen lassen.

Für was anderes halte ich es auch nicht.

Mit Bafög kenne ich mich null aus. Das was @Safira und @Calima schreiben ist beides richtig. Und ehrlich, ich bin da ambivalent. Auf der einen Seite fände ich das erstreiten gut, aber das wäre auch ein Schritt weg von der Autonomie. Zudem kann so ein Streit auch hässlich ablaufen.

Auf jeden Fall würde ich das Ersparte von deinen Eltern trennen so weit das irgendwie geht, weil so was grenzt an Nötigung.

02.05.2020 16:01 • #9


4_0_4
Und weg ist sie x)

02.05.2020 23:55 • #10


S
Zitat von cube_melon:
Und weg ist sie x)
Antworten abschoepfen und weg...

02.05.2020 23:58 • x 2 #11


4_0_4
jep und ohne Ciao x)

02.05.2020 23:59 • x 2 #12


S
Zitat von cube_melon:
jep und ohne Ciao x)
Koennte sein ,dass @Calima 's Antwort zu ehrlich/unverbluemt war,bzgl
Selbststaendigkeit u Unabhaengigkeit...

03.05.2020 00:02 • #13


4_0_4
Das ist gut möglich.
Würde eher vermuten das sie das falsch aufgefasst hat. Es ist aber nur eine Erklärung, aber keine Entschuldigung.
Eigentlich wollte ich nix kommentieren, aber der Impuls war stärker xD

03.05.2020 00:16 • x 1 #14


Gaulin
Hallo, ich kenne mich mit beiden Themen aus. Bafög und narzisstische Eltern (hierzu habe ich einen eigenen Tread, falls Interesse besteht). Ich stand genau in deinem Alter (23) vor dem selben Dilemma. Heute bereue ich meine Entscheidung bzw mit dem heutigen Wissen hätte ich mich anders entschieden. Ich habe nämlich auf die finanzielle Einklagung verzichtet und habe versucht alles alleine zu stämmen. Was mächtig in die Hose ging. Zuletzt habe ich abbrechen müssen, Wohnung verloren und musste zurück ins Elternhaus ziehen mit einem Berg Schulden! Burnout hatte ich auch noch, weil mir alles zu viel wurde (habe nebenher gearbeitet, aber das Geld reichte nicht). Hier muss man echt abwägen. Da narzisstische Eltern (narzisstische Persönlichkeitsstörung) nicht gleich gehandhabt werden können wie normale Streitigkeiten gelten hier ganz andere Lösungsansätze (falls es welche gibt). Falls du hier doch noch aktiv bist (ist ja erst paar Stunden her und weiß der Geier was der Grund ist: Handy ins Klo gefallen, Internetkabel vom Hamster angenagt oder oder) dann melde dich ruhig. Ich tausche mich gern aus.
Liebe Grüße
Gaulin

03.05.2020 00:36 • x 1 #15


E
Die meldet sich nicht mehr, denn sie ist wech. Wech! Und wir sind wieder allein, allein...

03.05.2020 10:31 • x 1 #16


Safira
Zitat von Veritas:
Und wir sind wieder allein, allein...

03.05.2020 10:39 • #17


A


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