Miri95
Ich bin vor fast 2 Jahren mit 23 Jahren von Zuhause ausgezogen. Ich habe mir direkt eine neues Zuhause, mehrere hunderte Kilometer von meinen Eltern entfernt, gesucht. Vor allem in der Anfangszeit, habe ich viel über meine Kindheit und die Beziehung zu meinen Eltern nachgedacht und viel reflektiert. Aufgrund dessen, dass ich unglücklich war und immer eine Gewisse Scham und Angst meinen Eltern gegenüber hatte. Irgendwann bin ich auf das Thema Narzissmus gestoßen und so mehr ich mich damit Beschäftigt habe und über dieses Thema dazulernte , desto mehr Sinn ergaben Konflikte und Situationen, in denen man sich abgewertet, nicht respektiert und verletzt gefühlt hat.
Ich hatte mit meinen Eltern nie eine tiefe und emotionale Bindung, sondern es wurde im größten Teil nur Kommuniziert wenn es um die Lösung von Problemen oder organisatorischen Fragen ging. Seit meiner Pubertät, habe ich mir immer bei Problemen oder neuen Herausforderungen (wie Ausbildung, Studium, Führerschein) vor allem Rat und Hilfe aus dem Freundeskreis geholt.
Meine Eltern hatten somit schon früh wenig Anteil an meinem Leben. Jedoch habe ich gemerkt, dass desto älter und selbstständiger ich wurde, dass das Interesse meiner Eltern steigt. Sie merkten immer mehr dass sie ihre Macht und Druckmittel (wie finanzielle Abhängigkeit) verlieren. Es wurde z.B., kurz vor meinem Auszug, viel auf Happy Familie gemacht.
Seit ich ausgezogen bin, lasse ich nur minimalen Kontakt, über vorzugsweise E- Mail, zu.
Ich versuche seit fast 2 Jahren auf langfristige Sicht den Kontakt zu meinen Eltern abzubrechen. Und das erstaunliche ist, dass es mir damit unfassbar gut geht und mir nicht wirklich etwas fehlt. Ich entwickle mich weiter, höre mehr auf mich selber und fühle mich in meinen Entscheidungen viel freier.
Jedoch aufgrund dessen, dass ich Studentin bin und auf die Unterstützung meiner Eltern in dieser Zeit angewiesen bin, gibt es dadurch immer wieder Situationen, in denen ich auf Kontakt und Rücksprache mit meinen Eltern angewiesen bin.
Es kam in den 2 Jahren nun schon sehr oft vor, dass aufgrund von Entscheidungen die ich ohne meine Eltern getroffen habe, wie z.B. Studiengang, Wohnort und Unterkunft, ich in finanzieller Not unter Druck gesetzt wurde. Bei Konflikten ist das Argument und Druckmittel immer das Geld.
Ich, für meinen Teil, bin zufrieden und fast glücklich damit, dass ich auf mich alleine gestellt nun Leben kann. Jedoch suchen meine Eltern immer wieder Kontakt, vor allem über E-Mail und anderen Familienmitgliedern.
Ich bekomme alle 2-3 Monate eine E-Mail, mit ganz unterschiedlichen Launen; Vorwürfen (wieso ich mich denn nicht melde), Einladungen Zeit zu Hause zu verbringen oder ich werde in andere Familienkonflikte einbezogen, wo ich z.B. zwischen 2 Seiten kommunizieren soll. Ich werde auch oft von anderen Familienmitgliedern kontaktiert, welche zwischen mir und meinen Eltern vermitteln sollen und die mich oft mit Dinge konfrontieren die einfach nichts mit der Wahrheit zu tun haben oder mir sagen ich soll meine Eltern doch einfach mal anrufen. Ich habe nie auf E-Mails geantwortet
Ich merke seit einiger Zeit, dass selbst dieser minimale Kontakt mich ziemlich belastet. Immer wenn ich meine Eltern kontaktieren muss oder ich sehe dass ich eine E-Mail von Ihnen erhalten habe, kriege ich direkt Bauschmerzen und meine Laune verschlechtert sich. Obwohl meine Eltern fast 400 Kilometer weit weg wohnen, fühle ich mich trotzdem noch oft überwacht, kontrolliert und vorwurfsvoll einbezogen in Probleme die nicht in meiner Verantwortung liegen.
Es geht leider oft so weit, dass dieser ständige Kontaktversuch, sich auch in Bereiche ausweitet, die nichts damit zu tun haben. So wurde ich, z.B. einmal von einer alten Klassenkameradin kontaktiert, welche von meinen Eltern angeworben wurde um zwischen mir und ihnen zu vermitteln. Es wurde auch schon mehrfach von meinem Vater versucht, meine Kontoauszüge einsehen zu können. Erfahren habe ich das Ganze, dadurch das eine Bankmitarbeiterin mich angerufen hat, um sich zu vergewissern, dass mein Vater die Erlaubnis dazu hat.
Oder auch ganz persönliche Briefe, die noch auf meinen Namen bei meinen Eltern ankommen, werden ohne Erlaubnis einfach geöffnet und ich werde dann erst informiert.
Ich fühle mich durch diese Kontrollen und Eingriffe in mein Leben, oft wie gefangen in meinem Leben. Vor allem weil ich nie weiß, wo noch kontrolliert wird und welche Dramen morgen wieder geschaffen werden.
Ich fühle mich oft wie einem Doppelleben, z.B. verbringe ich einen schönen Tag oder eine schöne Woche und dann kommt eine Nachricht von zu Hause und mir wird es direkt unwohl ohne die Nachricht überhaupt gelesen zu haben.
Ich verstehe nicht, wieso wie meine Eltern nicht einfach meine konsequente Kontaktabblockung akzeptieren können, sondern meine Privatsphäre und meine Bedürfnisse nicht respektieren und immer wieder Grenzen überschreiten und eine Reaktion provozieren wollen. Sie können einfach nicht aufhören den Kontakt zu suchen, obwohl ich nie antworte auf persönliche E-Mails.
Wie sollte ich mich verhalten und wie kann man als junger Mensch seinen Eltern klar machen, dass die Grenzen und Einflussbereiche sich im Vergleich zur Kindheit einfach verändert haben obwohl ich immer noch in einem Abhängigkeitsverhältnis lebe? Ich habe oft Angst, ob diese Manipulationsversuche und der ständige Versuch Einfluss auf mein Leben zu nehmen, immer so weiter geht und ich immer wieder negativen Einfluss auf mein Leben in jeder Lebenslage erfahren könnte.
Ich habe meinen Eltern nie richtig deutlich gesagt, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihnen möchte, jedoch muss man das denke ich irgendwann mal merken und respektieren. Außerdem sehe ich mein Selbstwertgefühl in der Anwesenheit meiner Eltern immer im Keller und es ich kann mit meinen Eltern nicht über Gefühle reden und gleichzeitig möchte ich sie durch meine Gefühle wie Wut oder auch Trauer nicht zu bestätigen in ihren Versuchen meine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Um anzumerken, bei der Finanzierung meines Studiums geht es nie um hohe Summen, die mir nebenbei noch Shoppen oder Urlaube ermöglichen würden, sondern einfach nur um den gesetzlichen Bafög Grundsatz.
Habt ihr Tipps oder eigene Erfahrungen, wie ich mich vor diesen narzisstischen Übergriffen und den ständigen Dramen schützen kann und ich trotz finanzieller Abhängigkeit?
Vielen Dank und schönes Wochenende!
Miri
02.05.2020 15:05 • • 03.05.2020 x 1 #1