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L
Hallo,

an dieser Stelle möchte ich mich mal auskotzen.

Vorhin war ich wieder mal bei meinem lieben Psychologen und habe das Buch Unberührt von Arne Hoffmann mitgebracht, in dem es über Menschen ohne Beziehungen geht.
Nun, ich habe dem Psycho-Doc erzählt, dass ich mich in dem, was ich bisher gelesen habe, oft wiedererkannte und ihm meine Sicht der Welt dargebracht. Ausschlag für die folgende Auseinandersetzung war wohl meine Äußerung, dass Psychologen oft von inneren Werten sprechen und ich behauptete, dass das Aussehen eine große Rolle in der Gesellschaft spielt, diese Tatsache aber nicht PC (politisch korrekt) ist.
Das wollte er wohl so nicht auf sich sitzen lassen, und irgendwann meinte ich, dass die Welt schlecht ist, woraufhin er dann fragte, warum ich dann mit meinem Ar. zu Hause sitze und Hartz IV bekomme. Ich fragte ihn, wie er denn jetzt auf Hartz IV komme, und dass ich doch gar nicht behauptete, dass es nicht auch gute Aspekte gäbe. Oder gibt es nicht trotzdem einige interessante TV-Sendungen, wenn ich sage, dass das Fernsehprogramm generell schlecht ist?

Dann meinte mein Psycho-Doc, darauf rumhacken zu müssen, dass ich heute zu spät gekommen wäre. Ich hatte den Eindruck, dass er sich daran aufhängen wollte, und ich erklärte ihm, dass ich um Punkt 11 Uhr (mein Termin) die Praxis betrat und vielleicht 1 Minute später die Treppe hoch bei ihm angelangt war.
Erst machte er daraus 5 Minuten, was ich nicht auf mir sitzen lassen wollte, und meinte, mich damit überzeugen zu können, dass er eine Funkuhr hat, worauf ich ihm dann meine Uhr zeigte und er sehen konnte, dass sie sehr genau geht.
Er wolle nicht lamentieren und erwartete offenbar, dass ich mich bei ihm entschuldige, warf mir auch eine arrogante Haltung wegen der Verspätung und der seiner Meinung nach existierenden Einstellung bei mir vor und erzählte von einem Millionär, der vorher bei ihm ein Gespräch hatte und fünf Minuten früher kam.
Mal ganz davon abgesehen, dass mein Psychologe in der Regel nie pünktlich ist, finde ich sein Verhalten ziemlich anmaßend, zumal es sich in diesem Fall ja nicht um etliche Minuten Verspätung gehandelt hat, wobei hier von einer Verspätung gar keine Rede sein kann.

Er meinte auch, dass ich als Hartz IV-Empfänger undankbar sei, sonst würde ich z. B. die Straße fegen und der Gesellschaft etwas zurückgeben. Ich erzählte ihm, dass ich mich deswegen nicht schäme, zumal ich mich bewerbe und es nicht meine Schuld ist, wenn ich nicht angenommen werde - vor allem in Anbetracht dessen, dass es sich nicht um Stellen handelt, die Abitur voraussetzen.
Ich sagte ihm, dass ich aus meiner Situation ja rauskommen will, es aber nicht einfach ist. Ich sagte ihm, dass ich seit Anfang September täglich einmal um einen See gehe, joggen und 2x im Monat ins Schwimmbad gehen möchte. Und ich sagte ihm, dass ich beim Naturschutzbund ehrenamtlich tätig werden möchte.
Der einzige Grund, warum ich mit meinem Ar. vorm PC hänge, ist der, dass ich stark unmotiviert bin - so dass ich auch kaum zum Aufräumen komme. Trotzdem fand ich es unfair, als faule Sau bezeichnet zu werden.

Mein Psycho-Doc erzählte mir, dass die meisten Leute, die zu ihm kommen, viel schlimmer dran wären als ich, was mich fast zur Weißglut brachte. Woher will er das wissen? Kann er in mich reinschauen? Meint er, aufgrund meines hin und wieder auftretenden Grinsens eine positive Grundstimmung bei mir verorten zu können? Ich hatte zwar bisher schon ca. 40 Sitzungen bei ihm, und er machte auch ab und zu seine Notizen, aber deswegen kennt er mich noch lange nicht. Und ich warf ihm auch an den Kopf, dass ich gar nicht zu ihm hingehen wollte, als er meinte, dass er sich auch mit mir abgeben muss (als Hartz IV-Empfänger).
Dann wollte er mir weismachen, dass er mir das, was ich anfangs erwähnte, nur erzählte, weil ich vorher sagte, im Vergleich zu anderen gehe es mir schlecht. Das hat er wohl anders interpretiert, so dass ich dann entsprechend auf im Vergleich zu vielen korrigierte, womit er sich offenbar zufrieden gab.

Ich weiß nicht, wie es generell bei Psychologen ist, aber offenbar will zumindest ein Teil, dass man ihnen hintenrein kriecht, keine Widerworte gibt und brav zuhört.
Dieser Psychologe wurde mir letztendlich von meinem Fallmanager empfohlen, und der einzige Sinn dieser Sitzungen besteht darin, mich arbeitsfähig zu machen.
Es ist auch nicht so, dass ich nicht arbeiten möchte, aber in einem Team kann ich es mir nicht vorstellen, und da ich keine Berufsausbildung habe, sind die Angebote auch nicht übergroß. Und dann spielt natürlich meine Problematik eine immense Rolle, weswegen ich befürchte, eine Stelle nach kurzer Zeit wieder hinzuschmeißen.

Wie geht es euch mit Psychologen, was haltet ihr von denen? Muss man sich alles gefallen lassen, sollten sie sich nicht lieber im Hintergrund halten und Aufbauarbeit leisten anstatt mit Unterstellungen zu arbeiten?

Viele Grüße

Loneman

08.09.2008 14:57 • 13.09.2008 #1


21 Antworten ↓


H
Hallo Loneman73 !

Suche dir einen Psychologen der unabhängig vom Arbeitsamt ist, und deine und nicht deren Interessen vertritt.

Liebe Grüsse,

Helpness

08.09.2008 16:19 • #2


A


Müssen Psychologen alles besser wissen?

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L
Hallo Helpness,

nene, der Psychologe ist nicht von der ARGE, mein Fallmanager hat ihn mir nur empfohlen, weil er den kennt. Ich wollte eigentlich nicht zu einem Verhaltenstherapeuten, aber der wurde mir förmlich aufgedrängt.
Naja, noch 11 Sitzungen, dann ist es vorbei.

Viele Grüße

Loneman

08.09.2008 16:37 • #3


H
Hallo Loneman !

Natürlich ist der nicht direkt vom Arbeitsamt. Aber die stecken unter einer Decke, sonst hätte ihn dir dein Fallmanager nicht empfohlen.
Als nächstes darfst du eine Reha machen, und danach einen 1 Euro Job bei der Strassenreinigung.

Allerdings kann man dabei dann auch liebe Frauen kennenlernen

Liebe Grüsse,

Helpness

08.09.2008 16:49 • #4


L
Hallo Helpness,

ja, wird wohl so sein.
Ich habe übrigens zwangsweise Ende letzten bis Anfang diesen Jahres eine 3-monatige Maßnahme mitgemacht, bei der ich einen ECDL-Führerschein erwarb. Frauen waren da genug, aber das nützt mir ja nichts, zumal ein Mädel, das ich echt nett fand, schon vergeben war. Außerdem war da jemand, der besser aussah als ich und den sie mal als süß bezeichnete. Das sind dann halt so Momente, die mich an mein kärgliches Dasein erinnern.

Äh, oder meintest du, dass man bei der Straßenreinigung liebe Frauen kennenlernen kann?

Viele Grüße

Loneman

08.09.2008 17:02 • #5


H
Hallo Loneman !

Ich meinte eigentlich, du solltest aufpassen, dass das Arbeitsamt nicht alles mit dir macht.
Was ist eigentlich ein ECDL-Führerschein?

Ich habe übrigens vor etwa 9 Jahren einmal eine ABM als Gemeindearbeiter machen müssen. Mit Kennenlernen war da auch nichts, so wie man dabei ausgesehen und wohl auch gestunken hat.

Liebe Grüsse,

Helpness

08.09.2008 17:33 • #6


L
Hallo Helpness,

naja, ich habe gewisse Auflagen, die ich erfüllen muss. Ich hätte ja gerne eine gute Arbeitsstelle, damit ich endlich raus bin aus Hartz IV, aber das ist so schwierig. :/
Arbeitest du eigentlich?

Zitat:
ECDL, die European Computer Driving Licence, auch Europäischer Computer-Führerschein genannt, ist ein international anerkanntes Zertifikat für Computerbenutzer. Der ECDL bescheinigt Wissen über Computer und Fertigkeiten, bestimmte weitverbreitete Standard-Computeranwendungen zu benutzen.


Was hast du denn genau gemacht als Gemeindearbeiter? Also, da wo ich den obigen Führerschein gemacht hat, hat man nicht gestunken, aber das war ja auch nicht draußen.

Viele Grüße

Loneman

08.09.2008 18:29 • #7


H
Hallo Loneman73 !

Eine Abkürzung für den Computerführerschein, alles klar.

Ich bin seit 2001 Arbeitslos und schon längere Zeit auf Harz IV.
Von Beruf bin ich Werkzeugmacher und Programmierer/Einrichter für Computergersteuerte Werkzeugmaschinen. Da läuft heute alles nur noch über Zeitarbeitsfirmen.

ABM als Gemeindearbeiter war Rasen mähen, Mülleimer ausleeren und ähnliches, zum Glück nur für 6 Monate und schon lange her.

Kannst du mir mit deinem Computerführerschein erklären, warum meine E-Mails im Datennirvana landen, und ich jetzt, trotz DSL-Anschluss, Brieftauben züchten muss?

Liebe Grüsse,

Helpness

08.09.2008 19:00 • #8


I
Hallo Loneman,

meine Erfahrung mit Psychologen war folgende, von zwei männlichen sind beide an einem Erniedrigungsspiel interessiert gewesen, was auch dein Fall zu sein scheint, von drei Frauen war eine an jeglicher Art der Kommunikation mit mir absolut desinteressiert, schaute während der Stunde entweder in die Ferne oder auf ihre Armbanduhr. Zwei Frauen waren ok, eine von ihnen ist extrem freundlich und positiv eingestellt, ihre Meinung ist, dass Therapie kein zusätzliches Unwohlsein verurschen sollte, was sich mit dem abgedroschenen und von mir doch geschätzten Spruch deckt, dass Liebe und Positives heilen und das Gegenteil krankt macht.

Hake den Typen ab, schenke ihm zu Weihnachten den Knigge und ein paar frische Bananen dazu.... ?....

Betroffen, Isis

08.09.2008 21:10 • #9


L
Hallo Helpness,

kannst du nicht arbeiten oder findest du einfach nichts? Ja, die Zeitarbeitsfirmen sprießen wie Pilze aus dem Boden - finde ich schlimm.

War die ABM in Teil- oder Vollzeit?

Wenn deine Mails im Datennirvana landen, heißt das also, dass sie scheinbar nicht ankommen? Sonst würdest du ja eine entsprechende Meldung (MAILER-DAEMON...) zurückbekommen. Ansonsten kann es sein, dass der Empfänger deine Mails im Spamfilter hat.

Viele Grüße

Loneman

08.09.2008 22:19 • #10


L
Hallo Isis,

war das bei dir denn am Anfang schon so oder erst im Verlauf der Therapie? Im ersten Fall wäre es ja nicht ganz so arg, weil man dann ohne Probleme wechseln kann. Aber wenn das dann mittendrin ist...
Ein Therapeut, der während der Stunde in die Ferne oder auf die Uhr guckt, ist ja mit das Übelste, was einem passieren kann.

Hake den Typen ab, schenke ihm zu Weihnachten den Knigge und ein paar frische Bananen dazu.... ?....



Viele Grüße

Loneman

08.09.2008 22:24 • #11


I


Ja, es war bei mir vom Anfang an so, das Problem war nur, dass ich dann viele Monate gebraucht habe um Kraft für einen neuen Anlauf zu sammeln und dadurch viel unnötige Zeit sinnlos verging...

Egal, wenn man das eigene Schicksal mit dem von Fritz ... vergleicht, ist man immer noch der Glückspilz, ich und du auch... ich wünsche dir, dass du bald einen Verständnisvollen findest und das ganze seinen Lauf nehmen kann.

Lieben Gruß!

Isis

09.09.2008 09:24 • #12


L
Hallo Isis,

du kannst aber ausschließen, dass das nicht Programm deines Psychologen war, um deine Konfliktfähigkeit auszuloten?
Bei meinem dachte ich auch erst daran, konnte das aber im Nachhinein mit ziemlicher Sicherheit ausschließen.

Wer weiß, vielleicht habe ich mit Fritz ja viel gemeinsam? Ich habe nur einen einzigen Freund, mit dem ich zum Glück jeden 2. Tag außer am Wochenende telefonisch in Kontakt bin. Raus gehe ich nur, wenn ich muss - zum Einkaufen oder zwecks Terminwahrnehmung. Mal abgesehen von der täglichen Runde um einen See.

Als Glückspilz würde ich mich wirklich nicht bezeichnen - dafür müsste ich schon arg Schönfärberei betreiben.
Mir ist natürlich klar, dass es mir besser geht als z. B. Folteropfern in China oder im Irak, aber solche Vergleiche bringen nicht wirklich etwas, weil es analog dann allen Menschen in Deutschland gut gehen müsste.
Als mein Psychologe mir gestern erzählte, dass es den meisten seiner Patienten viel schlechter ginge als mir, hätte ich ihn fragen sollen, was er denn von mir erwarte, um mich in gleicher Weise ernst zu nehmen? Tiefe Augenringe unter den Augen? Aufgeritzte Arme? Nur, weil ich kein Alk. bin oder Dro. nehme, bin ich automatisch besser dran?

Das Buch von Fritz Zorn habe ich mir übrigens gestern bei Amazon bestellt - gibt es schon für unter 1 Euro im Marketplace.

Danke für deine Wünsche. Die restlichen Sitzungen werde ich wohl noch bei diesem Psychologen machen. Ob dann noch eine Therapie folgt, weiß ich nicht - im Grunde habe ich keinen Bock mehr drauf, weil ich schon so viele Therapien machte.

Viele Grüße

Loneman

09.09.2008 10:04 • #13


H
Hallo Loneman73 !

Vielleicht wollte dich dein Therapold auch nur (im positivem Sinne) zu irgend etwas provozieren.
Nach 44 Sitzungen kennt man sich doch etwas, und es sollte auch ein gewisses Vertrauen da sein.
Spreche ihn doch beim nächsten mal einfach direkt darauf an.

Liebe Grüsse,

Helpness

09.09.2008 13:17 • #14


I
Hallo Loneman,

das mit den 11 Therapiestunden bei deinem Therapeuten hört sich nicht gut an, meine Meinung über ihn habe ich dir schon zukommen lassen... auch verständlich, dass du keinen Bock mehr hast.

Ach, meine früheren waren komische Menschen. Der erste hat mich schon mal an einen Zen-Meister erinnert, hat immer wieder den gleichen, geheimnisvollen und scheinbar völlig zusammenhanglosen Satz wiederholt, und zwar er meinte mich nur dann therapieren zu können, wenn ich reflektieren kann. Seine Definition des Reflektieren-Könnens: Wenn irgendeine (imaginäre) Frau einen Waschzwang hat, soll sie begreifen, dass er von ihrem traumatischen Erlebnis kommt. Dieses Thema hatten wir in drei Vorgesprächsstunden, jedesmal das gleiche, ohne dass ich verstanden hätte, was er eigentlich von mir will, weil ich meinte, dass er mich für so dumm wie er anscheinend getan hat gar nicht halten konnte. Zwischendurch hat er minutenlang geschwiegen und mich dabei bedächtig beobachtet. Ob das jetzt eine ausgeklügelte Methode einer Gehirnwäsche war, ob er nur die Zeit tot schlagen wollte oder sonst irgendwelche anderen Absichten hatte kann ich nicht nachvollziehen. Auf jeden Fall meine ich so lange ich noch zurechnungsfähig und nicht ganz irre bin, will ich eine Therapie haben, die mir hilft und mich nicht verwirrt. Wenn ich mich nach so einer Stunde klein und wertlos fühle, brauche ich keine Therapie, dann kann ich wieder bei meiner Mutter einziehen...

Danach hatte ich lange Zeit auch keinen Bock. Aber irgendwan hatte ich ihn wieder. Man versucht´s halt immer wieder im Leben, immer wieder das gleiche, mal in rosa und mal in lila. Man hofft sein Gleichgewicht zu finden, die Lebensqualität zu haben, die man sich wünscht, ich meine dafür muss man auch was tun, Wege suchen... und wenn mal der Bock nicht da ist, dann die Zeit als Lebenskrise abhaken und unbeschwert weiter gehen.

Mit dem Glückspilz meinte ich den Umstand, dass wir gesund sind. Dieser Fritz hat angefangen sein Leben zu ändern - falls ich es richtig verstanden habe -, erst als er erkrankte, wir haben das Glück es jetzt tun zu können.

Hat dir das PAL-Video gefallen?

Lieben Gruß, Isis

09.09.2008 22:06 • #15


M
Hallo Loneman,
meine Psychologin geht nicht so vor. Allerdings behaupte ich mal, dass ich auch bislang immer sehr motiviert war, mich sehr stark um Fortschritte bemühe (ich bin nämlich zufälligerweise dort, um die schei. LOS zu werden) und tatsächlich eine positive Grundstimmung an den Tag lege (ich glaube nämlich auch, dass ich die schei. loswerde). Sie sagte mir auch mal, sie habe andere Patienten, die größere Probleme hätten. Das habe ich allerdings in keinster Weise als Angriff verstanden, sondern fand das eher beruhigend, nach dem Motto, es besteht noch Hoffnung. Ich finde es daher höchst erstaunlich, dass dich diese Äußerung offenbar in Empörung versetzt. Ich denke, dein Therapeut wollte dich provozieren und dich dazu bringen, mal darüber nachzudenken, ob du nicht doch den Ar. hochkriegen und dein Leben zum Positiven ändern könntest. Er meint ja scheinbar, dass du das Glück hast, im Gegensatz zu anderen, dass eine solche Veränderung bei dir möglich ist, aber offenbar hat er den Eindruck, du willst nichts dafür tun.
Ob das stimmt oder nicht, kann ich nicht beurteilen, auch nicht ob die härteren Worte das Richtige für dich sind oder nicht, dein Therapeut scheint jedenfalls wohl dieser Ansicht zu sein. Aber ich schätze, du wärest gut beraten mal etwas eingehender als bisher darüber nachzudenken.
Grüße

09.09.2008 22:12 • #16


L
Hallo alle,

ich dachte auch zuerst, dass mein Psycho-Doc mich provozieren wollte, aber als ich das meinem (besten) Freund erzählte, meinte er im Nachhinen, dies auszuschließen zu können.
Provokation ist das eine, das andere aber die Art und Weise. Und hier hat es mein Psychologe meiner Ansicht nach völlig übertrieben - z. B. als er mir unterstellte, nicht selbstkritisch zu sein. Das ist einfach nicht wahr. Ich kann sehr wohl Selbstkritik üben - so weiß ich z. B., dass ich kein guter Redner bin oder kann Fehler eingestehen, wenn ich welche gemacht haben sollte. Aber ich lasse mir nicht Äußerungen unterschieben, die nicht der Wahrheit entsprechen, selbst wenn sie von einem Psychologen kommen, der Recht behalten will und meint, mich aufgrund von einigen aufgeschriebenen Informationen zu kennen.

Nein, MorticiaA., wenn mir ein Psychologe erzählt, dass er Patienten hat, die weit größere Probleme haben als ich, fühle ich mich als Patient einfach nicht mehr ernst genommen und als ein beliebiger Patient, der mehr oder weniger mit lapidaren Problemen zu kämpfen hat, die jenen Fällen entsprechen, wie man sie auf der Dr. Sommer-Seite von Bravo nachlesen kann. Bestünde denn für die anderen schweren Fälle keine Hoffnung mehr? Ich weiß ja nicht, worum es sich bei diesen im jeweiligen Fall handelt, gehe aber nicht davon aus, dass es sich hierbei allesamt um Krebspatienten im Endstadium handelt. Außerdem halte ich von der Einschätzung, dass es anderen viel schlechter gehe, recht wenig, denn woran will man das letztendlich festmachen? An der Intensität der Augenringe, an der Anzahl der vergossenen Tränen während der Therapiesitzungen, an den Einstichstellen im Arm?

Mein Psychologe hat insofern recht, dass ich meinen Ar. nicht hochbekomme, weil ich nicht entsprechend motiviert bin. Er hat meine Situation aber mit seiner verglichen und mir erzählt, dass er damals jahrelang studiert hat, was ihm nicht unbedingt Spaß machte. Leider fiel mir in dem Moment nicht ein, ihm zu erzählen, dass ich früher Abitur machen wollte, das Vorhaben aber nach kurzer Zeit scheiterte, weil ich das Gefühl dabei nicht mehr ertrug (ein Außenseiter zu sein). Es ist auch nicht so, dass ich in meiner Vergangenheit nichts versucht hätte, um eine andere Situation herbeizuführen - so hatte ich mal meinen ganzen Mut zusammengenommen und bin allein auf eine Single-Party gegangen -, aber es gab eigentlich keine positive Resonanz. Möglicherweise strahle ich ja auch Entsprechendes aus, dass man mir nicht zu nahe kommt, aber ich kann auch nicht einfach auf einen Knopf drücken und den Strahlemann geben, wenn mir innerlich nicht danach ist - das wäre Selbstbetrug und Betrug anderen gegenüber.
Allerdings wüsste ich schon, wie ich im Leben weiterkommen könnte: mit Sicherheit beim Sprechen und Schlagfertigkeit. Beides fehlt mir nämlich.

Viele Grüße

Loneman

11.09.2008 16:59 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

H
Hallo Loneman73 !

So, wie du die Sache mit deinem Therapeuten beschreibst, glaube ich schon, dass er dich provozieren wollte.
Er wollte sehen, ob und wie du dich gegen seine Behauptungen wehren tust. Und er wollte herausfinden, wie wichtig dir die Sache (du selber) bist, wie gross dein Selbstwertgefühl ist.

Hast du eigentlich alles, was du hier schreibst, auch deinem Therapeuten gesagt? Ich meine, die Kritik an seinem Verhalten.

Liebe Grüsse,

Helpness

11.09.2008 20:49 • #18


M
Hallo Loneman,

ich glaube nicht, dass dein Therapeut dich provozieren wollte oder überhaupt irgendeine Strategie verfolgt hat. Füe mich hört sich das an, als wäre er ein ziemlicher Spinner (Pünktlichkeitsfanatiker), der eine ausgeprägte Aversion gegen HartzIV-Empfänger hat. Hat er wörtlich gesagt, du sitzt mit deinem Ar. zu Hause? Es ist doch klar, dass er dich mit solchen Aussagen nicht motiviert, sondern dir nur das Gefühl gibt, ein Versager zu sein und dich noch weiter runterzieht. Ich kann gut verstehen, dass es dich sehr gestört hat, als er meinte, anderen gehe es schlechter als dir. Etwas Ähnliches hat meine ehemalige Psychologin auch mal zu mir gesagt, die war im Gegensatz zu deinem Therapeuten aber noch sehr nett und verständnisvoll. Natürlich gibt es immer Menschen, die schlechter dran sind, aber das hilft einem in dem Moment ja nicht , man fühlt sich einfach nur nicht ernstgenommen. Gibt es vielleicht die Möglichkeit, doch noch deinen Therapeuten zu wechseln?

Viele Grüße
marie

11.09.2008 21:29 • #19


L
Hallo Helpness,

mittlerweile bin ich mir auch nicht mehr sicher, ob er mich nicht doch provozieren wollte, aber das kann ich ihn erst in etwa vier Wochen fragen, wenn ich den nächsten Termin bei ihm habe.


@marie:

Also, das mit der Pünktlichkeit war wohl wirklich ernst gemeint und deutet auf einen Pedanten hin. Jetzt fällt mir auch noch ein, dass er in Bezug darauf von lamentieren redete - allerdings weiß ich nicht, ob er sich damit meinte oder mich.
Womöglich wollte er mich mit dem Rest wirklich testen, denn an sich bin ich mit ihm bisher ganz gut ausgekommen. Naja, ich werde ihn das nächste Mal darauf ansprechen.

Viele Grüße

Loneman

12.09.2008 01:12 • #20


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