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Lavendelblume_8
Hallo Leute, ich bin neu im Forum, 27 Jahre alt, habe gerade ein längeres Studium hinter mich gebracht, nebenher immer gearbeitet in der gastro und als wekstudentin und möchte mit dem Berufseinstieg durchstarten. Leider habe ich seit 5 Jahren eine angststörung mit phasenweise unkontrollierbaren Panikattacken, die auch im Berufsalltag auftreten. Das volle Paket, derealisation, Herzrasen, zittern, gruselige Gedanken, taubheitsgefühle oder kribbeln, Schwindel, kreislaufzusammenbruch...einmal bin ich bei einer Präsentation umgekippt... Jedes Mal war es mir so peinlich, dass ich sofort gekündigt habe und nie wieder hingegangen bin.
Wie soll ich so jemals Erfolg im Job haben und normal arbeiten gehen? Wozu habe ich dann studiert... Ich bin verzweifelt.
Ich freue mich über Erfahrungsberichte darüber, wie ihr mit Angst und Panik im Job umgeht 3

04.06.2022 23:10 • 07.06.2022 x 4 #1


14 Antworten ↓


B
@Lavendelblume_8 Hi, wie du siehst bin ich wach, du bist schonmal nicht alleine.

Wie hat es bei dir angefangen?
LG

05.06.2022 04:09 • x 1 #2


A


Mit Angststörung im Berufsleben

x 3


P
Hallo @Lavendelblume_8 und herzlich willkommen!
Auch mit einer Angststörung kann man arbeiten, zumindest wenn sie nicht extrem einschränkend ist. Dann muss man eben eine Pause einlegen, um wieder fit zu werden. Wie mit anderen Krankheiten auch.

Idealerweise besiegst du die Krankheit aber auch oder weist sie soweit in ihre Schranken, dass du keine großen Einschränkungen hast.

Was tust du denn dagegen? Bzw für deine Heilung?

05.06.2022 08:05 • x 1 #3


Lavendelblume_8
Hallo @Pauline333, danke für deinen Beitrag 3
Ich bin froh dass du es so positiv siehst, bzw. auch die Chancen auf Heilung ansprichst. Das verliert man in schweren Phasen immer schnell aus den Augen.

Ich habe für meine Heilung vor 3 Jahren eine tiefenpsychologische Therapie angefangen, die ich nach ca 6 Monaten abgebrochen habe da ich bereits vor 11 Jahren die gleiche Art von Therapie gemacht und dort bei diesem Therapeuten auch beendet habe. Ich hatte bei der 2. Therapie das Gefühl, ich komme nicht voran weil ich meine Vergangenheit schon in der 1. Therapie aufgearbeitet habe. Die 1. Therapie vor 11 Jahren habe ich wegen Depression, essstörung und suchterkrankung gemacht - die essstörung und die Sucht habe ich jeweils besiegt, und das ist schon seit Jahren kein Thema mehr für mich. Bei der Depression bin ich mir manchmal nicht so sicher, ich bin oft sehr negativ und denke da muss ich noch viel dran arbeiten. Außerdem ist da seit 6 Jahren die angststörung. Ich bin nachdem ich die 2. Therapie abgebrochen habe in ein meditationszentrum gegangen und habe dort 2 Wochen geschwiegen und Tag und Nacht meditiert. Dort hatte ich eine PA die 3 Tage anhielt, und die habe ich alleine überwunden ohne Hilfe von Freund oder Familie, danach habe ich ganz lange viel weniger Probleme gehabt damit, weil ich wusste ich kann die angst alleine überwinden. Das hat mir also sehr geholfen. Jetzt seit ca. Einem halben Jahr ist es wieder ziemlich schlimm, ich mache wieder viel Meditation und ich möchte jetzt eine verhaltenstherapie machen und hoffe dass diese mich weiterbringt. Medikamente kommen für mich wegen meiner Vergangenheit als therapieform nicht in Frage.
Ich freue mich wenn auch du mir ein wenig über deine heilungsmethoden erzählst

05.06.2022 08:33 • x 1 #4


Lavendelblume_8
Hallo @Beta danke für deine Nachricht 3. Bei mir hat es höchstwahrscheinlich durch eine schlechte konsumerfahrung begonnen, die mich total traumatisiert hat. Ich hatte dann nur noch Panik mit derealisation usw und wochenlang das Gefühl ich könne meine Wohnung kaum verlassen, auch soziale Angst hatte ich danach ganz schlimm.
Ich habe danach mein Leben total umgekrempelt, bin in eine andere Stadt gezogen um dort mein Studium zu beenden und nehme nichts mehr ein, keine Dro., und auch keine Medikamente sogar bei ibuprofen habe ich Angst und die nehme ich nur im Ausnahmefall ein. Ich habe mir dann stabile lebenspfeiler aufgebaut, z. B. Wenige Freundschaften die mir dafür richtig gut tun und mich nicht ausnutzen oder runtermachen, eine stabile Beziehung und einen ziemlich geregelten tagesablauf + Meditation. Das hilft mir alles sehr, kam aber im letzten halben Jahr sehr kurz da ich eine sehr stressige lebensphase hatte mit viel Umbruch und Unsicherheiten.
Wie hat es bei dir begonnen? Und hattest du auch schon solche Rückschläge?

05.06.2022 08:43 • x 1 #5


JniL
Zitat von Lavendelblume_8:
Jedes Mal war es mir so peinlich, dass ich sofort gekündigt habe und nie wieder hingegangen bin.

Meiner Meinung nach solltest du hier ansetzen. Du hast ja bereits bewiesen dass du stark sein kannst, dir muss überhaupt nichts peinlich sein. Aus meiner Erfahrung haben Kollegen das vollste Verständnis für gesundheitliche Probleme. Mein Chef ist auch schon mal vor versammelter Mannschaft umgekippt. Daher musst auch du dir daraus keine Extra-Probleme machen oder gar den Job aufgeben. Vermutlich hast du das bei der Therapie bereits angesprochen - aber falls nicht....
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg beim nächsten Anlauf. Freue dich darauf dein Wissen aus dem Studium endlich anwenden zu können!

05.06.2022 09:16 • x 1 #6


B
@Lavendelblume_8 Guten Morgen:-) wie hast du geschlafen? Wie gut wird dein Tag Heute?


Ich finde du bist auf dem richtigen Weg, du hast schonmal herausgefunden was dich stresst und was dich beruhigt.

Wieso hat dich die Umstellung so mitgenommen (gerne auch privat) ?
Gibt es eine Lösung dafür?

Ich finde es nicht schlimm das du mal Daheim bleiben willst/kannst/musst wie auch immer, ich rede sehr oft mit Menschen und muss dir sagen dass auch Menschen mit einer gesunden Psyche oftmals einfach nur alleine sein möchten und sich abschotten.

Ein Freund von mir war alleine im Urlaub und wir haben bisschen gesprochen, natürlich fühle ich den Menschen gerne auf den Zahn, er meinte er hat das gebraucht einfach mal Abstand, Handy weglegen in sich reinhören…
Dann willst du halt mal Zuhause bleiben und einen Film schauen, ist doch legitim.

Ich hatte hohe und tiefe Phasen, alles hat angefangen 2014, ich muss sagen wenn ich jetzt zurück denke merke ich erst.
Während meiner Ausbildung hatte ich immer diese Phasen das ich bestimmt eine Krankheit habe und war als Mensch sehr gewissenhaft.
Ich war/bin zu einfühlsam, selbst wenn mein "Feind" Hilfe bräuchte, würde ich für den Moment vergessen und ihm helfen.

Natürlich Stuft man sich nicht als krank deswegen ein, naja 2018 wollte ich morgens zur Toilette, in dieser Zeit sehr viel Stress geschäftlich als auch Familiär, dann hats mich umgehauen.

Mich hat dann der Krankenwagen abgeholt hatte nämlich ne Platzwunde.

Naja so 4-5 Monate später auf einer Geschäftsreise kam dann die Panikattacke im Hotelzimmer ich bin einfach aufgestanden aus dem Bett und bin auf den Flur gegangen, ich stande da mit meiner Boxershorts.

Zurück in Deutschland habe ich angefangen wieder eine Angst zu empfinden, alles war für mich bedrohlich, Sport machen, Arbeiten, Auto fahren (Stau war unheimlich) hab oft die Autobahn vermieden um nicht im Stau zu stehen.

Phasenweise ging es mir sehr gut ca. 1 Jahr seit Corona ist es Schubartig.

LG Heute ist ein schöner Tag.

05.06.2022 09:19 • x 1 #7


Lavendelblume_8
Hey @JniL - tausend Dank für deinen Beitrag, das stimmt total was du da sagst.

Ich habe mich im jetzigen Job von Beginn an nicht getraut, über so etwas zu sprechen, weil im Büro eine totale Härte herrscht und Leistungsdruck und ich mit dem Chef überhaupt nicht klarkomme, weil er schlecht erreichbar und gefühlslos ist und mich (und andere) mehrfach vor versammelter mannschaft und im einzelgespräch rund macht. Nach einem Gespräch bzgl. einer Übernahme nach dem Studium hat er mir so unverschämt wenig Gehalt geboten, das hat in mir das Fass zum überlaufen gebracht quasi. Bin am nächsten Morgen wieder hin, lag die gesamte Nacht wach mit Herzrasen vor Wut und hatte dann dort mittags eine PA und bin nach Hause. Ich werde dort auf jeden Fall in der nächsten Woche kündigen, weil das für mich nicht der richtige Ort ist, um offen mit meiner Einschränkung umgehen zu können und ich mich überhaupt nicht wertgeschätzt fühle. Ich hoffe, ich kann die letzten Wochen im homeoffice arbeiten, ich kann und will diesen Chef nicht mehr sehen...

Meine ehemalige Chefin hatte auch mal eine PA im Büro, danach war es für mich auch viel leichter hinzugehen wenn es mir mal schlecht ging. Ich war dort 2 Jahre bis das Büro aufgelöst wurde in der Corona-Krise und ich hatte dort auch mal eine PA aber bin danach weiter hingegangen auch wenns zuerst komisch war.

Ich denke, die Angst zu überwinden und weiter hinzugehen ist zu 100% die richtige Lösung, weil man danach weiß, dass man trotzdem weitermachen kann und einen das nicht komplett einschränkt! Ich danke dir ganz herzlich dafür, ich habe daran überhaupt nicht mehr gedacht.

05.06.2022 10:17 • x 1 #8


Lavendelblume_8
@Beta danke für deine Nachricht und deine Offenheit!

Die stressige Phase war aufgrund meiner Masterarbeit + Teilzeitjob nebenher + Führerschein (da ich ihn für den Job brauche) - ich hatte im letzten halben Jahr immer mindestens eine 6-Tage Woche und habe mich überhaupt nicht mehr um mich selbst gekümmert! Jetzt habe ich den Salat und bin selber schuld - sich keine Zeit für die Heilung einer Angststörung zu nehmen macht alles noch viel schlimmer! Jetzt heißt es nur - kämpfen und gesund werden....

Den Stress mit dem Autofahren kenne ich. Ich hatte in meiner Fahrprüfung vor einigen Wochen so Panik, dass ich es leider komplett versemmelt habe, obwohl wir nur noch 5 minuten von der Prüfstelle entfernt waren und ich es fast geschafft habe! Ich bin 2x abgesoffen und danach musste ich auf die Autobahn.... auf der Autobahn kam dann die Panik hoch, dann ging gar nix mehr und ich rasselte gegen den Bordstein beim Abfahren! Wie peinlich und gefährlich.... Der Prüfer hat dann noch 3x gesagt am Ende, ich sei emotional zu instabil um Auto zu fahren - wenn der wüsste, was er in mir damit auslöst... Jetzt bilde ich mir natürlich ein, ich bin emotional zu instabil - angst vor der angst... es nervt! Wenigstens ist mein Fahrlehrer sehr verständnisvoll und macht mir immer Mut. Autobahn ist immernoch ein rotes Tuch für mich...

Hast du denn mal überlegt, 1-2 Aufbaufahrstunden zu nehmen? Ein netter Fahrlehrer kann einem die Ängste gut nehmen, indem er erklärt, dass nichts passieren kann. Vor was hast du denn Angst, wenn du im Stau stehst? Dass du der Situation nicht entkommen kannst? Davor habe ich auch oft Angst - eigentlich kannst du aber stets auf den Seitenstreifen fahren, Warnblinker an und durchatmen .

Und wann sind deine Schübe besonders schlimm - wenn du Stress hast? Oder kannst du es (noch) nicht so deuten, was die Auslöser sind?

Heute ist wundervolles Wetter! Ich schreibe heute Masterarbeit und heute abend fahre ich zum See spazieren.

05.06.2022 10:26 • #9


Icefalki
Ich lasse dir mal meine Gedanken da: Eine Angststörung hat mit dem Aussen relativ wenig zu tun, es geht um unsere Bewertung des Aussens.

Hier liegt die Überforderung. Meistens liegt es auch an dem mangelnden Selbstwertgefühl, daran, dass man sich dermassen stresst, um zu funktionieren. Wobei die Latte des Funktionierens von uns ziemlich hoch gelegt ist.

Das Wesen der Angst ist reiner Selbstschutz. Also, wovor will sie dich schützen?

Und wenn es der blöde Boss ist, der seine Macht missbraucht, dann beendet man dort seinen Job, und bekommt keine Panik. Wenn doch, liegt es woran?

Angst wird besser, wenn du verstehst, was dich wirklich ängstigt, quasi die Angst hinter der Angst.

Dass man die körperlichen Probleme dabei auch fürchtet, ist natürlich auch ein Thema. Die hat man aber nur, weil man das durch Angst produzierte Adrenalin nicht durch Kampf oder Flucht abbauen kann. Und hier hängt man dann fest.

05.06.2022 10:45 • x 4 #10


P
Zitat von Icefalki:
Eine Angststörung hat mit dem Aussen relativ wenig zu tun, es geht um unsere Bewertung des Aussens.


Wie wahr!

05.06.2022 14:31 • x 2 #11


P
Zitat von Lavendelblume_8:
Hallo @Pauline333, danke für deinen Beitrag 3 Ich bin froh dass du es so positiv siehst, bzw. auch die Chancen auf Heilung ansprichst. Das ...


Bei mir ist Heilung ziemlich simpel: ich muss die Überforderung vermeiden.
Ich glaube, das ist für die meisten sehr hilfreich, aber nicht für alle ausreichend.
Verhaltenstherapie ist die Therapie der Wahl bei Angst und auch Depression.
Deine Abneigung gegen Medikamente kann ich vor dem Hintergrund Deiner Vita gut verstehen. Vielleicht wäre sanfte Natur-Alternativen etwas für dich: Johanniskraut und/oder Ashwagandha.
Und tatsächlich ganz zielstrebig an dem Bewertungsthema arbeiten.

05.06.2022 14:35 • x 1 #12


moo
Hallo und noch ein nachträgliches Willkommen, @Lavendelblume_8

Zitat von Lavendelblume_8:
Die 1. Therapie vor 11 Jahren habe ich wegen Depression, Essstörung und Suchterkrankung gemacht - die Essstörung und die Sucht habe ich jeweils besiegt, und das ist schon seit Jahren kein Thema mehr für mich. Bei der Depression bin ich mir manchmal nicht so sicher, ich bin oft sehr negativ und denke da muss ich noch viel dran arbeiten.

Darf ich hier nachfragen, um welche Art von Dr ogen und um welche Art von Essstörung es sich damals handelte?
Unabhängig davon möchte ich aus meiner Sucht- und Depressionserfahrung heraus anmerken, dass nahezu immer Süchte mit Depressionen korrelieren und auch kausal wechselwirken.

Wenn das auch bei Dir der Fall war/ist, wäre zu erwägen, die Suchtursachen und die aus der seinerzeitigen Therapie erwachsenen Einsichten wieder auf den Schirm zu holen. Bei mir war der Therapieerfolg in der Sucht ein letzter aber entscheidender Baustein für eine endgültige (zumindest seitdem andauernde) Depressionsfreiheit. Bedenke bitte auch, dass ein Therapieerfolg im Alter von 16-18 Jahren in seiner Stabilität nicht unbedingt auf Dein jetziges Alter zu übertragen ist. Ist ja einiges passiert seitdem...

Magst Du skizzieren, was Du unter oft negativ konkret verstehst?

Zitat von Lavendelblume_8:
Außerdem ist da seit 6 Jahren die angststörung. Ich bin nachdem ich die 2. Therapie abgebrochen habe in ein meditationszentrum gegangen und habe dort 2 Wochen geschwiegen und Tag und Nacht meditiert. Dort hatte ich eine PA die 3 Tage anhielt, und die habe ich alleine überwunden ohne Hilfe von Freund oder Familie, danach habe ich ganz lange viel weniger Probleme gehabt damit, weil ich wusste ich kann die angst alleine überwinden. Das hat mir also sehr geholfen.

Das hört sich einem intensiven Retreat (Vipassana, Zazen, Anapanasati - auf jeden Fall buddhistisch) an? Davon habe ich auch ca. 10 Stück im Nacken und ebenfalls viel dabei gelernt. Meine erste Angststörung hatte ich nach einem 2-wöchigen Anapanasati-Retreat und habe erst dadurch mit Psychoanalyse begonnen. Du scheinst ein sehr aufrichtig suchender Mensch zu sein - darf ich nach der Richtung Deines Studiums fragen?

Parallel zu dem hier bereits angesprochenen inneren Bewertungssystem mag noch die Frage von Relevanz sein, inwieweit sich Dein meditativer Lebensstil mit dem gewählten Bildungs- bzw. Berufsweg in Einklang bringen lässt? Rückblickend würde ich sagen, dass in meinem Fall eine familiär bedingte falsche Berufswahl wesentlich zu meiner Depression, DP/DR, Angstentwicklung etc. beitrug. Im Zuge meiner Beschäftung mit dem Dhamma und der Meditation fiel mir natürlich auf, dass ich eigentlich ziemlich gegen meine Natur lebte - vor allem beruflich. Erst als mir der Burnout dann den Stecker zog, konnten sich meine Einsichten nach und nach auch in den Alltag integrieren.

Es gab Jahre, da lebte ich zuhause wie ein Mönch und in der Arbeit (war selbständig, 10 Mitarbeiter/Baubranche) musste ich Ellenbogen zeigen und Leistung bringen...wie soll sowas auf lange Sicht gutgehen?

Du bist noch relativ jung - ich würde behaupten, Deine Ängste wollen schon auch ein wenig mitteilen, dass Du vielleicht mal eine generelle Richtungsänderung erwägen dürftest.

Und: Kämpfen sehe ich sowohl im Alltag als auch in der Heilung als sehr ambivalent an.

06.06.2022 12:05 • x 2 #13


Lavendelblume_8
Danke für deinen Beitrag @moo

Über meine ehemalige Sucht möchte ich lieber nicht so ausführlich sprechen, ich hoffe das ist okay

Ich war in einem vipassana zentrum - Klasse, hier jemanden zu finden der auch Erfahrungen damit gemacht hat!

Ob ein richtungswechsel für mich von Bedeutung ist kann ich dir leider zurzeit nicht so genau sagen...

Zuletzt großraumbüro, die Kollegen alle sehr nett, aber mir viel zu viel glaube ich... In einem kleineren Büro zuvor habe ich mich wohler gefühlt.

Ich habe Angst vor der arbeitsangst jetzt nach der schlechten Erfahrung. Morgen mache ich meinen Kündigungs anruf, bevor ich sie schriftlich abschicke. Ich bin sehr aufgeregt. Für mich selbst einzustehen fällt mir sehr schwer.

Gegen seine Natur zu leben das ist bestimmt etwas was stark dazu beitragen kann dass es einem schlecht geht... Was machst du jetzt beruflich nach deiner richtungsänderung?

Wie hat es sich ergeben dass du nach deinem retreat eine angststörung bekommen hast? Meinst du sie war vorher schon da und ist da erst sichtbar zu tage getreten, oder ist sie dort erst entstanden?

Ich wünsche dir eine gute nacht

06.06.2022 22:02 • x 1 #14


moo
Guten Morgen ,

danke für Deine ausführliche Rückmeldung.

Zitat von Lavendelblume_8:
Zuletzt Großraumbüro, die Kollegen alle sehr nett, aber mir viel zu viel glaube ich... In einem kleineren Büro zuvor habe ich mich wohler gefühlt.

Großraumbüro ist ein echtes Pfund und soviel ich weiß, geht man nach Möglichkeit wieder auf kleinere Büroeinheiten zurück, da sich herausgestellt hat, dass der Rahmen der Psyche nicht zuträglich ist. Ich habe während meines Klinikaufenthalts in der Burnoutgruppe mehrere Leute mit Großraumbürotrauma kennengelernt. Mit einer Frau hatte ich noch einige Zeit Kontakt und sie konnte im Betrieb durchsetzen, dass sie einen ruhigeren Arbeitsplatz bekam. Vorher wäre sie nie auf die Idee gekommen, für sich etwas einzufordern...

Zitat von Lavendelblume_8:
Ich habe Angst vor der Arbeitsangst jetzt nach der schlechten Erfahrung.

Dazu neigen wir hier wohl alle . Es kann sehr hilfreich sein, die Zuständigkeiten klar zu erkennen und daraus abzuleiten, was einen selbst sowohl thematisch und somit auch mental überhaupt betrifft. Ein aufbrausender, höhnischer Vorgesetzter z. B. drückt mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Probleme damit aus und hofft, diese anderen unterjubeln zu können. Das ist, ganz nüchtern betrachtet, sein Thema.

Dass Dir der Ton, die Ungerechtigkeit etc. nicht gefällt, ist wiederum Deine Sache. Gerade bei Vipassana (und der dahinter stehenden Satipatthana-Übung) geht es um dieses Erkennen der bedingten Entstehung von Bewusstsein, Ego, Ich-Illusion. Mit Sicherheit ist Dir der Begriff der Leere der Erscheinungen noch ein Begriff?


Zitat von Lavendelblume_8:
Für mich selbst einzustehen fällt mir sehr schwer.

Und genau hier kannst Du die o. g. Einsicht mal konkret anwenden. Wer steht denn hier für wen ein? In unserer Angst und unserer Verletzung steht immer als entscheidendes Moment das Ich-Gefühl. Deshalb schlage ich folgende (interne) Umformulierung vor:

Die aktuellen Umstände sind unheilbar in vielerlei Hinsicht. Deshalb ist die Beendigung des Arbeitsverhältnisses die logische Folge.

Mehr ist da nicht. Nimm Dich und Deinen Chef raus aus der Sache und es bleibt das eben genannte wirklich relevante Faktum übrig.

Das hört sich für Außenstehende oder im unachtsamen Alltag vielleicht sehr abstrakt und theoretisch an, aber ich denke, durch Deine Meditationserfahrung wirst Du sofort erkennen, was gemeint ist.

Zitat von Lavendelblume_8:
Was machst du jetzt beruflich nach deiner Richtungsänderung?

Wichtig war erstmal das Beenden des Bestehenden. Nach 29 Jahren übergab ich den Betrieb an einen Mitbewerber und kümmerte mich erstmal 2 Jahre intensiv um meine körperliche Gesundheit. Danach kamen (und kommen) die Feinheiten. Seit 4 Jahren habe ich eine kleine Gewerbeimmobilie in der Vermietung und erledige für Einzelunternehmer Büroarbeiten (Rechnungen, Buchhaltung, Jahresabschlüsse). Dafür bin ich mit meinem 1-Raum-Büro in Untermiete in einer beschaulichen Kleinstadt. Ich habe schon immer gerne alleine gearbeitet, konnte das aber früher selten tun. Außerdem war der Druck in unserem Gewerbe immens und ich bin in meinem Herzen kein guter Verkäufer sondern eher ein stiller Schreiberling.
Hier verdiene ich einen Bruchteil aber ich freue mich über jede Minute meines Tuns. Außerdem kann ich mir mein Arbeitspensum sowie meine Arbeitszeit frei einteilen. Manchmal bin ich schon um 5h im Büro und gehe nach meinem Kaffee um 9h nach Hause, lege dann daheim noch eine Stunde am heimischen PC nach und das war´s dann.

Zitat von Lavendelblume_8:
Wie hat es sich ergeben dass du nach deinem Retreat eine Angststörung bekommen hast? Meinst du sie war vorher schon da und ist da erst sichtbar zutage getreten, oder ist sie dort erst entstanden?

Gar nicht so einfach zu beantworten. Fakt ist, dass ich wohl zuviel Konzentration und zu wenig Achtsamkeit aufgebaut hatte und einfach noch nicht reif für die (z. T. sehr heftigen körperlichen) Erfahrungen war. Ich kann sehr engagiert sein und hab´s dabei wohl a bisserl übertrieben. Daheim konnte ich die Konzentration nicht mehr ausschalten und hatte ziemlich krasse Ängste, verrückt zu werden. Nach diversen Untersuchungen inkl. Notaufnahme (Panikattacken) ging ich dann zu einer Freudianerin (ja, sowas gibt´s noch...) und wir arbeiteten meine ganze Lebensgeschichte durch. Damals stellte ich einige wichtige Weichen, doch die Arbeit und der Alk. ergänzten sich weiter auf unheilbare Weise. Und somit kam eine Angststörung hinzu. Erst aus dieser Not musste ich die entscheidenden Schritte gehen.

Somit sind unsere Lagen nicht ganz vergleichbar, aber ich wollte grundsätzlich anmerken, dass eine wirklich gute, umfangreiche (!) Suchttherapie aus meiner Sicht extrem viel leisten kann, insbesondere hinsichtlich Depression und Ängsten - sofern es nicht nur darum geht, lediglich abstinent zu bleiben sondern vor allem die Entwicklung der Süchte zu verstehen.

07.06.2022 08:06 • x 1 #15


A


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