Ich bin 27 und habe in meinem Leben noch nichts erreicht, ich habe keine Ausbildung.
Ich war damals ziemlich schlecht in der Schule, ich hatte wegen einer starken Lernschwäche immer Probleme, ich bin in der sechsten Klasse von der Realschule zur Hauptschule, ich hatte einen falschen Freundeskreis, ich gab mir wenig Mühe, das ist etwas, was ich heute bereue. Nach der Schule sollte ich natürlich eine Ausbildung beginnen, dazu kam es nicht, da ich irgendwann unter Depressionen litt und einfach nicht fähig war. Irgendwann ging es mir besser, doch die Motivation blieb aus, es zog sich nochmal längere Zeit.
Irgendwann schrieb ich einige Bewerbungen, bekam aber nur Absagen, eine nach der anderen lag im Briefkasten, ab da verschwand schon wieder meine Motivation. Natürlich wusste ich den Grund und zwar mein katastrophales Zeugnis!
Später ging ich zum Bund, ich war bei den Jägern, dort war ich etwas über zwei Jahre, es hatte mir auch gefallen, ich hatte es durchgezogen, es war das erste mal, dass ich etwas geschafft habe, wo ich endlich nicht mehr diejenige war, die einfach nichts hinbekommt, meine Familie war begeistert, auch ich war so glücklich und sogar stolz, allerdings ging es mir psychisch irgendwann wieder nicht so toll.
Nun bin ich seit zwei Jahren wieder arbeitslos, ich sitze hier und weiß nicht, was aus mir werden soll, wie mein Leben laufen soll. Ich weiß nichtmal, was ich überhaupt werden will! Mir sagt nichts zu, ich habe mir so viele Bücher gekauft, ich habe mich so viel informiert, mir gefällt kein Beruf mehr. Es gibt nichts, wo ich wirklich sagen kann Genau das ist es!, nichtmal ansatzweise. Trotzdem schickte ich Bewerbungen raus, mit Absagen.
Wenn ich andere höre, die ihre genauen Ziele und Wünsche haben und Personen sehe, die einige Jahre jünger sind, dennoch viel weiter, da frage ich mich, was ist mit mir nicht ok? Wieso weiß ich nicht, wo es für mich hingehen soll? Warum gefällt mir nichts? Wieso fehlt mir so viel Motivation und Antrieb?
Ich habe das Gefühl, dass es mit meinen 27 Jahren schon zu spät ist, irgendwie habe ich schon aufgegeben, jemals einen passenden Beruf zu kriegen, überhaupt einen zu kriegen.
Überall werde ich gefragt, was ich all die Jahre getan habe, mein Lebenslauf hat riesige Lücken, Arbeitgeber sind alles andere als Begeistert, verständlich.
Ich sitze zuhause und lebe in den Tag hinein, ohne genauen Plan, ohne Ablauf, ohne richtige Beschäftigung, ich komme da im Moment nicht mehr heraus. Mir geht es so, wie es mir vor langer Zeit ging, es ist wirklich schwer. Mittlerweile fehlt mir für alles die Motivation, denn selbst Freunde sehe ich nur noch selten, ich habe nichtmal dafür meinen Antrieb.
Ich schäme mich, es ist nicht so, dass ich es toll finde, ich hoffe, man versteht mich hier nicht total falsch! Es ist peinlich, wenn ich neue Menschen kennenlerne und ich gefragt werde, was ich denn so gelernt habe, es ist einfach unangenehm. Selbst einen Partner zu finden ist schwierig, wer erzählt denn gerne, dass er mit 27 noch nichts gelernt hat? Spätestens wenn diese Frage kommt, breche ich die Unterhaltung ab.
Ich habe vier Geschwister, zwei Brüder und zwei Schwestern, alle haben super Jobs/Ausbildungen. Zwei haben studiert, die beiden anderen stecken gerade in einer tollen Ausbildung und ich bin diejenige, die einfach nichts auf die Reihe bekommt!
Mir ist es schon vor meiner eigenen Familie peinlich. Mein Vater ist super enttäuscht, ständig bekomme ich irgendwas zu hören.
Geht oder ging es hier jemandem auch so?
21.05.2020 21:46 • • 12.06.2020 #1