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C
Hallo.

Ich rege mich sehr viel und schnell über das falsche Verhalten anderer auf. Wenn Beispielsweise ein Autofahrer vor mir keinen Blinker setzt, bevor er in eine andere Straße abbiegt. Solche Autofahrer wurden mal befragt, warum sie nicht blinkten. Was geht es meinen Hintermann an, wo ich hin will. Ich hasse diese aggressive Ignoranz. Lärm, der von den Nachbarn ausgeht, ein ganz heikles Thema. Apropos Lärm, bzw. mein Gehör grundsätzlich. Es ist sehr feinfühlig und hochexplosiv. Als Stotterer achte ich besonders auf die Aussprache, bzw. Dialekte anderer Länder und Regionen, wie USA, Sachsen und Österreich. Wenn ich die reden höre, ahme ich sie nach oder drehe durch, greife mit Höchstgeschwindigkeit zur Fernsteuerung und schalte den Ton ab.

Fragt mich nicht, warum. Ich weiß es selbst nicht. Was ich weiß, dass mir diese Dialekte richtig weh tun. Ähnlich einem Komponist, der während der Probe immer wieder auf falsche Takte hinweist.

Doch was mich zur Zeit am meisten nervt, ist ein neuer Nachbar, der gegenüber das Haus gekauft und renoviert hat. Dass dabei Lärm und andere Belästigungen entstehen, ist völlig klar. Doch dass er und der komplette Besuch ständig auf der anderen Straßenseite gegenüber unserem Garagentor parken, treibt mich täglich zur Rage. Keine Ahnung, wie oft ich am Tag zum Fenster renne um die Lage zu peilen.

Die Straße ist nicht allzu breit und ich sage mir täglich, die wissen doch, dass das unsere Garage ist, warum parken die nicht eins, zwei Wagenlängen weiter weg? Sprachlich kann ich nichts machen und es könnte auch wie ein Tropfen Blut im Haifischbecken sein, wenn ich es ansprechen würde. Ich komme mir so hilflos vor, wie jemand, der den Kopf in den Sand steckt. Ich kann leider nur auf ein sehr erfolgloses Leben zurückblicken. Sonst könnte ich vielleicht sagen, Sch. auf den Nachbarn, sieh es locker, du kannst dafür auf dies oder jenes verweisen, das dich ausmacht oder worin du Erfolg hast, aber da ist nix.

Diese subjektiv geringen Probleme in Relation zu Corona und dem restlichen Leid der Welt setzen? Eigentlich schon, doch ich wurde hier bereits darauf hingewiesen, dass psychische Krankheiten auch ein Recht hätten, Beachtung geschenkt zu bekommen und nicht minder wichtig seien. Ich fühle mich austherapiert, brauche eine ganz andere Form der Hilfe, doch die ist im nördlichen Sauerland nicht zu finden, der direkte Kontakt zu anderen Menschen. In Selbsthilfegruppen für Depressive habe ich nix verloren, die hab` ich schon kennengelernt. SHG`n für Sozial Ängstliche? Gibt es bei uns nicht. Stotterergruppe? Die haben mit Psyche absolut nix am Hut.

Speziell zum oberen Teilen erwarte ich nicht zwingend eine Antwort. Manchmal lindert es den Frust bereits, wenn man sich den ganzen Müll von der Seele schreibt. Aber vielleicht hat ja jemand von euch Vorschläge oder Anlaufstellen meine Region betreffend.

Gruß, catsitter

19.04.2020 17:17 • 21.04.2020 #1


9 Antworten ↓


I
Ich war mal in einer Facebook Gruppe deren Namen ich nicht mehr weiß. Die war auch Geheim, selbst wenn ich sie wüsste sollte ich sie nicht benennen.

Da haben die alles was man gesagt hat quasi gegen einen verwendet. So zum Beispiel:

Wo bist du nicht laut genug/zu leise?
Warum bist du nicht (wegen Dialekten) außer der Reihe?
Wo lässt du nicht fünfe gerade sein (falsch Parken)?
Wo nimmst du dir keinen Raum? (Falsch parken?)

Es ging darum, dass man alles was man an anderen sieht ein Fingerzeig auf ein Problem bei einem selbst war. Und das wurde rigoros und ohne Rücksicht auf Verluste ausgeschlachtet. Hat sehr gut getan.

Vielleicht bist du zu viel Prinzipienreiter. Vielleicht musst du dir selbst mehr nehmen und selbst mehr erlauben. Da draußen laufen so viele Egoisten herum, da kann ich mich neben dich Reihen und vor Wut platzen. Es ist aber unser Problem und wir machen uns nur selbst fertig statt genauer hinzusehen.

Lass dir gesagt sein ich kann teilweise gar nicht raus gehen weil ich gewissen Leuten nicht begegnen möchte. Du bist nicht allein.

19.04.2020 17:30 • x 1 #2


A


Fehlverhalten der Mitmenschen regt mich auf

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klaus-willi
Ich denke das du im früheren Leben nicht immer mit dem notwendigen Respekt behandelt wurdest.
Das kenne ich nähmlich auch und dann ist man versucht alles sehr persöhnlich zu nehmen wenn sich mal jemand etwas rausnimmt was du oder auch ich nie machen würden.
Man muß versuchen zu unterscheiden wie etwas gemeint ist.
Vieleicht ist das ein Ansatz mal darüber nachzudenken ob wirklich alles gegen einen gerichtet ist oder nur weil sie halt so dreist sich und auf Niemanden Rücksicht nehmen würden.
Man interpretiert da schnell etwas rein woran die Übeltäter garnicht gedacht haben.
Ich übe auch noch daran aber das dauert.
Lg .

19.04.2020 17:34 • x 4 #3


C
Zitat von ichwillheiraten:
Es ging darum, dass man alles was man an anderen sieht ein Fingerzeig auf ein Problem bei einem selbst war.


Ich greife mal das Thema parken auf. 2 Situationen in der selben Straße bei einem früheren Freund. Ich stellte meinen Wagen genau neben der Einfahrt des Nachbarn ab, in dem Glauben, dass er gut reinkäme. Was ich nicht in Betracht zog, es gibt 2 Anfahrseiten, seine kannte ich natürlich nicht und obwohl die Einfahrt komplett frei war, fand` ich nach dem Besuch einen Zettel hinter meinem Scheibenwischer mit der Aufschrift, hey, du parkst sch.. Ein anderes Mal kam ich vorgefahren und sorgte mich um den Nachbarn gegenüber, aber mein Freund sagte, dass ich den Wagen ruhig da stehen lassen könne.

Ob das mit eine Rolle spielt, dass ich mich über meine eigenen Straßenblockierer so aufrege? Vermutlich. Meine Frau hat natürlich unter meiner Nörgelei zu leiden. Ich möchte das nicht, sie hat eh schon genug Stress wegen mir.

Zitat von ichwillheiraten:
Vielleicht bist du zu viel Prinzipienreiter. Vielleicht musst du dir selbst mehr nehmen und selbst mehr erlauben.


Musste erst mal drüber nachdenken, was das bedeutet, ob das gleichzusetzen ist mit Paragraphenreiter. Hm, bin eher der Schisser, der brav beim Amt anfragt, ob man auf dem heimischen Hof den Wagen waschen dürfe und die umliegenden Nachbarn machen es einfach. Es sei verboten, so die Antwort vom Amt. Was diesen neuen Nachbarn betrifft, es geht weniger um Prinzipien oder dass ich meine Werte auf andere übertragen möchte, sondern wenn jemand mit seinen Handlungen meine Bewegungsfreiheit einschränkt, krieg` ich so`n Hals. Wenn wir z.B. in die Garage fahren, sind wir mit dem Nachbarswagen schon fast Außenspiegel an Außenspiegel, also alles sehr knapp. Beim rausfahren ist es noch knapper, müssen aufpassen, dass wir ihn nicht antitschen.

Zitat von ichwillheiraten:
Es ist aber unser Problem und wir machen uns nur selbst fertig statt genauer hinzusehen. Lass dir gesagt sein ich kann teilweise gar nicht raus gehen weil ich gewissen Leuten nicht begegnen möchte. Du bist nicht allein.


Dass ich nicht alleine bin, weiß ich, auch wenn sich keine Baustelle 1:1 auf eine anderen Menschen übertragen lässt. Ist aber trotzdem mal schön, das zu lesen. Ist sowas wie eine Verbundenheit.

Zitat von klaus-willi:
Ich übe auch noch daran aber das dauert.Lg .


Ja das stimmt, Hohn und Spott haben mich das halbe Leben begleitet, daher bin ich der geworden, der ich heute bin. Ich glaube auch nicht, dass das der Nachbar mit Absicht macht und es auf mich abgesehen hat. Und selbst wenn ich es schaffe, mit ihm eines Tages die Situation zu besprechen, kann er ja nichts für das parken seines Besuchs. Also bleibt mir gar keine andere Wahl als zu lernen, damit umzugehen. Gruß

19.04.2020 19:57 • x 1 #4


4_0_4
Hi,

das mag sich vllt. so anhöre das ich das nicht ernst nehme, aber ich nehme das ernst.

Ganz ehrlich? Wenn Du da nicht entgegensteuerst, befürchte ich das Du einen Platz neben Waldforf und Statler bekommt.

In dem Bereich Frusttoleranz hast Du aus meiner Sicht noch einen Verbesserungsbedarf.
Fremde Menschen zu ändern ist nahezu unmöglich.
Man kann nur seine Einstellung den Anderen gegenüber ändern.

Meine Grundsätze:
1. Ich kann und muss die Welt nicht retten.
2. Werden meine Grenzen objektiv so überschritten das mir ein Schaden entsteht, kommuniziere ich das und danach schaue ich das die Übertretungen aufhören.
3. Goosefraba

Wenn ich mich wegen jedem Auto was krumm parkt, jedem Einkaufswagen der mitten im Gang steht, jedem Husten ab Punkt 22:00 aufrege - ich glaube dann können meine anderen Sorgen nicht wirklich groß sein.

19.04.2020 20:15 • x 1 #5


C
Ich vermute, dass Du in der Vergangenheit viel zuviel toleriert hast, viel zuviel runter schlucken musstest. Irgendwann ist das Mass dann voll und die berühmte Fliege an der Wand reicht schon zum Wutausbruch.
Und dieser Wutausbruch wirkt dann übertrieben und deplatziert. Dabei gibt es eine lange Vorgeschichte vor Demütigungen, Kränkungen und Respektlosigkeiten.
Die verständlichen Aggressionen sind ja nicht böse an sich, aber sie bahnen sich dann ihren Weg und suchen sich neue Ziele, wenn man ihnen ihre eigentliche Aufgabe, die Selbstabgrenzung nicht erlaubt.
Aus welchen Gründen auch immer.

19.04.2020 20:44 • x 2 #6


C
Tach auch.

@ cube. Bei mir kommen 2 Faktoren zusammen. Vererbung. Mein Vatta war noch mal ne ganze Ecke schlimmer. Seine Toleranzgrenze lag ungleich tiefer, als meine. Mein Bruder kommt gleich danach. Hätte ich ab heute keinen Sprachfehler mehr, kämen Waldorf und Statler zwei braven Chorknaben gleich und der Typ aus Goosefraba würde mir devot und winselnd zu Füßen liegen, so sehr würde ich zum großen Gegenschlag ausholen. Und jetzt stell` dir vor, wie es in mir aussieht, diese ganze Wut und der Frust, beides vereint, die seit Jahrzehnten meine Seele vernarben und nicht rauskönnen. Der 2. Faktor, hervorgerufen durch den bereits erwähnten Hohn, Spott, auch vom Bruder, sowie ein völliges Versagen der Eltern. Typisch Arbeiterfamilien in den 60er und 70er Jahren.

Es gibt bestimmt Zeitgenossen, die jetzt sagen, ja ja, immer schön andere dafür verantwortlich machen. Doch denen gebe ich zu bedenken, wenn ein Mensch bereits ab dem 6. Lebensjahr in diesen Strudel gerät, dann kommt man da nicht automatisch wieder raus, nur weil man älter wird. Da hängt schon ne ganze Menge mehr dran UND falsche Therapien in einer zudem Strukturschwachen Gegend.

Cube, ich weiß zu 100 %, und das gilt für JEDEN hier im Forum, dass du auf irgendeinem Gebiet oder in irgendeinem Bereich erfolgreich bist. Egal, sei es im Job, Freundes- oder Bekanntenkreis, was auch immer. Für dich ist das absolut selbstverständlich und selbst wenn es dir nicht in den Schoß gefallen sein sollte, es gab in deinem Leben immer Menschen, die dir den Weg erleichtert haben, soviel steht für mich fest. Überleg` dir jetzt mal fair und unvoreingenommen, wie das Leben eines Menschen aussehen muss, der nichts von all dem hat. Ich lebe mit meiner Frau und meiner Mutter in einem Haus, habe keinen Job mehr, keine anderen sozialen Kontakte, hänge jeden Tag minimum 10 Stunden vor`m Fernseher ab, das war`s. Selbst die bevorstehende Gartensaison treibt mir den Angstschweiß auf die Stirn. Als Mieter war mein Leben besser, hatte zumindest keine Verantwortung, nur meine sozialen Ängste.

Es gibt ein hässliches Wort, das ich jetzt nur ungern anwende, Trotz. Der Mensch tickt so. Egal, ob ich diese Argumente bringe oder andere in welchem Thread oder Post auch immer. Es ist Teil der menschlichen Natur, dass sich der Leser auf den Schlips getreten und fühlt und unbedingt gegensteuern möchte, tu(t) das bitte nicht, denn die Sache ist wirklich sehr ernst. Der Hass in mir, und bleiben wir mal ruhig bei dem falsch abgestellten Einkaufswagen, ist das Resultat meiner aufgestauten Wut der letzten Jahrzehnte. Wenn ich mich denn mal gewehrt habe, wurde ich in der Schule, Lehre oder Beruf nachgeahmt oder mit dem Schimpfwort Stotterbock belegt, gerne und häufig von meinem Bruder.

@chingachgook. Tja, viel kann ich dazu nicht mehr sagen, außer das, was ich gerade schon geschrieben habe. Nun gilt es in der Tat Ziele zu finden, die für mich machbar sind.

20.04.2020 18:03 • #7


4_0_4
Ich klinke mich dann mal hier aus. o/

20.04.2020 19:18 • x 1 #8


C
Zitat von cube_melon:
Ich klinke mich dann mal hier aus. o/


Ehrliches Statement, danke.

20.04.2020 20:46 • #9


C
Ich sehe in deinem Post kein Schmunzel-Smiley, also meinst du das ernst. Nee, das kann ich nicht machen. In einem anderen von mir erstellten Thread ging es um das Thema Lärm und auch um diesen Nachbarn. Er übertreibt es mit der Nichteinhaltung der Rasenmäher Ruhezeiten. Es nervt einfach, wenn Abends weit nach 20:00 das Motorgeräusch, das zudem noch durch die Häuserschluchten verstärkt wird, deutlich in die Wohnungen dringt. Ich vermute, der glaubt, die Grenze läge bei 22:00. Doch die gilt für von Menschen gemachter Lärm und nicht von Maschinen.

Wenn das noch mal vorkommt, werde ich ihm einen anonymen, aber sehr kurz gehaltenen Brief in den Postkasten werfen, mit dem Hinweis auf die Ruhezeiten, mehr nicht. Dieser Brief kann von jedem der ca. 30 umliegenden Hausbesitzer kommen, also nicht zwingend von mir. Doch das mit dem Scheibenwischer? Puh, das ist ne ganz andere Hausnummer. Hatte ich erwähnt, dass er russischer Abstammung ist? Grundsätzlich uns Deutschen gegenüber sind es nette und freundliche Menschen, aber auch ein sehr stolzes Volk, das zusammenhält, wenn`s eng wird. Zumindest die, die ich kenne, sind meistens unter sich. Grüßen freundlich, für ein Longtalk reicht es auch, aber letztendlich möchte ich nicht in deren Fokus geraten.

Ich muss lernen, andere Wege zu finden, damit umzugehen. In meiner Headline steht die Bezeichnung Intoleranz. Als Extrem-Kopfmensch kann ich mir jetzt noch nicht vorstellen, dass es möglich sein soll, immer wieder Gebetsmühlenartig den selben Satz zu sagen. Der Nachbar ist kein böser Mensch. Nichts, was er macht, ist ein gezielter Angriff auf mich. Er denkt sich halt nichts dabei.

Vielleicht ergibt ja sich mal auf der Straße eine Gelegenheit, mit ihm zumindest über die Parkangelegenheit zu sprechen, eine andere Nachbarin hat`s ja auch schon getan und ihn gebeten, nicht gegenüber ihrer Einfahrt zu parken.

21.04.2020 09:22 • #10


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