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jabadoo
Hallo,

ich bin recht neu im Bereich der Angststörung, damit auch neu im Bereich des mein bisheriges Leben ist verloren-Gedankens und der Suche nach Umstrukturierung des bisherigen Lebens.
Seit paar Tagen verfolge ich obsessiv das Forum auf der Suche nach Linderung dieses Leidensdrucks. Ich bekomme ihn auch immer mal wieder - und dann oft genug zum Preis von noch mehr Angst, weil ich, so mein Eindruck, nahezu ausschließlich Geschichten mitbekomme von Menschen, deren Leben nie wieder gut wurde.

Die ganze Zeit dachte ich, mein Zustand wird nur eine Phase sein, ich hatte eine ähnliche letztes Jahr schon einmal, bin da ohne Nachwirkungen wieder rausgekommen. Aber grade frage ich mich.

Ich kann komischerweise aber auch nicht einfach ein Stoppschild vor das Forum setzen. Irgendwas in mir nagt dann und hält Dinge für noch ungeklärt oder sagt mir, ich würde meine Augen ja vor der Realität verschließen.

Nun hat bei mir die Realität halt das Bild bekommen, dass jeder, der einmal eine solche Störung hat, da nie wieder rauskommt. Ich kriege ja nichts mit von Heilungen.
Und das verstärkt meine Ängste natürlich enorm.
Letztes Jahr hatte ich positive Beispiele, weil ich mit 2 Leuten in Kontakt war, die auch eine einmalige Angstphase überwunden hatten. Jetzt aber habe ich ja bereits die zweite. Da habe ich keine mutmachenden Kontakte mehr dazu.

Wie sind Eure Erfahrungen, was die Realität anbelangt? Habt ihr durch längere Zeit in dem Forum oder auch draußen auch Leute erlebt, bei denen es wieder aufwärts ging

16.12.2022 12:28 • 16.12.2022 x 1 #1


3 Antworten ↓


Chingachgook
Es gibt einige Faktoren, die mitentscheiden, ob man eine Angsterkrankung wieder los wird.
Zum Beispiel die Frage, wielange man schon unter der Problematik leidet, wie früh oder spät man sich professionelle Hilfe sucht.
Oder die Frage, ob es einen Krankheitsgewinn gibt. Ob man verstärkende Eigenschaften mitbringt wie Hochsensibilität, Reizoffenheit, Introvertiertheit, hohe Empathie, Vulnurabilität und so weiter.

Auch das Umfeld kann eine Rolle spielen. Oft haben nächste Angehörige gar kein Interesse daran, daß man seine Ängste überwindet und arbeiten bewußt oder unbewußt dagegen.

Und schliesslich läßt sich wohl nicht jede Angsterkrankung gleichermaßen gut therapieren. Nicht umsonst zeigen einschlägige TV- Magazine gerne Erfolge bei Spinnenphobie oder Flugangst aber faktisch nie bei Sozialer Phobie.

Niemandem sollte man absprechen, daß irgendwann doch der Knoten platzt.

16.12.2022 12:55 • x 4 #2


A


Leid anderer annehmen / sich abgrenzen - ewig Angststörung?

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I
Es mag auch davon abhängen, ob man die *eigentliche Ursache*, die oft tief in einem schlummert herausfindet und verarbeiten, bearbeiten kann oder etwas im Leben ändern kann...z.B.
Dabei kann dann ein Psychotherapeut helfen.
Gibt es etwas in deinem Leben, was nicht so rund lief und dich unterbewusst noch mehr quält, als dir bewusst ist ?

16.12.2022 13:49 • x 1 #3


jabadoo
Lieben Dank euch beiden für eure Antworten!

Ich bin zwar schon ein eher ängstliches Kind gewesen, hatte aber nie das Gefühl, drunter zu leiden. Panikattacken kannte ich bis zum vergangenen Jahr nie. Ich hatte früher eher leichte soziale Ängste, die ich mit langen Therapien und viel Beobachtung der Gesellschaft und - naja - auch sehr viel Zeit ziemlich gut hinbekommen habe. Mein Leben startete nicht soo dolle (aber auch nicht schwer traumatisierend), und mit viel Lust an der Arbeit an mir selbst ist es kontinuierlich aufwärts gegangen.
So habe ich mein Leben immer empfunden: als stetig nach oben gehend.

Bis ich 37 war, hatte ich nie länger als ein halbes Jahr Beziehung, mein erster dauerhafter Freund ist ein totaler Glücksgriff. Ich fühle mich in meinem Job zuhause, natürlich auch gefordert, aber eigentlich nicht übermäßig. Hatte nie berufliche Probleme, stets viele Interessen, war auch immer die, die alles gut hinbekam.

Letztes Jahr, mit 41, hatte ich eine Ohnmacht (nach einem Durchfall), und daraufhin dann ständig Angst, umzukippen, was mich erstmal in eine Angstkrise geworfen hat. Die war dann eigentlich wieder gut, AD ausgeschlichen Anfang dieses Jahres.
Was mich dann wieder reingeworfen hatte, war als letzter Trigger ein Internetkommentar, der mir mal wieder verdeutlichte, dass man Angsterkrankungen eigentlich gar nicht los bekommt.

Daraufhin hatte ich dann wieder täglich mehr und mehr Angst, beruflich erneut auszufallen, was dann in Schlaflosigkeit und tatsächlicher Arbeitsunfähigkeit gipfelte, seit 2 Monaten. Schleiche das selbe AD wie letztes Jahr wieder ein, nachmittags merke ich auch schon Verbesserung, aber es ist trotzdem alles sehr instabil. Und vormittags teils richtig deprimiert, was ich jahrzehntelang eigentlich nicht war.

Therapeuten habe ich, aber irgendwie geht es dieses Mal nicht so ans Eingemachte, habe ich das Gefühl. Zumal ich viel Familiengeschichte etc. ja auch schon stark bearbeitet habe.

Ich setze mich auch sehr unter Zeitdruck, will nicht ewig ausfallen. Vielleicht Scham davor, dass die Leute mitkriegen könnten, dass ich eigentlich lieber gar nicht arbeiten würde? Auch Scham davor, schwach zu sein vor den Schülern.

16.12.2022 14:14 • #4