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Ja ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich probiere es einfach Mal

Ich bin absolut unzufrieden mit mir selbst. Ich habe in der Vergangenheit viele, sehr viele Fehler gemacht, es gibt wenige Entscheidungen mit denen ich zufrieden bin. Die einzige Entscheidung die ich nicht bereue ist, dass ich in meiner alten Heimat einfach alles fallen lassen habe und zu meiner Freundin gezogen bin. Nie hab ich mich bei einem Menschen so wohl gefühlt wie bei ihr.
Und da geht's direkt weiter. Habe ich sie verdient? Bin ich nicht viel viel zu schlecht für sie?

Dann kommt noch dazu dass ich mich als überhaupt nicht gut aussehend betrachte, charakterlich auch ganz furchtbar, und und und.

Das nächste ist, ich weiß nicht richtig was ich tun will in Hobby Hinsicht und Beruflicher Hinsicht. Hobbys habe ich schon so viele probiert, nichts ist hängen geblieben.
Beruflich macht mir meine Arbeit zwar Spaß aber immer wieder sehe ich andere Berufe und Frage mich, ob ich das richtige tu oder mit etwas anderem zufriedener wäre.

15.03.2021 08:51 • 15.03.2021 #1


7 Antworten ↓


Manchmal denke ich es ist besser einfach alles hinzuwerfen und zu verschwinden, denn das allerschlimmste was ich mir vorstellen kann ist anderen mit meinen Problemen eine Last zu werden, vor allem meiner Partnerin oder den Kindern gegenüber....

A


Absolute Unzufriedenheit mit mir selbst

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Du bist da aber sehr hart zu dir. Das kenne ich von mir auch. Aber sich selbst fertig zu machen ist auf Dauer toxisch. Man muss sich da im Kopf umtrainieren. Setz dich mal hin und zwing dich, dir zehn Dinge aufzuschreiben, die du an dir gut findest.

Danke für die Antwort.
Aber das geht's schon los, ich musste echt lange überlegen damit mir überhaupt 3 einfallen. Dafür wäre die Liste mit negativen Dingen paar Seiten lang... Ich habe gemerkt dass ich einige Charaktereigenschaften habe die ich auch an anderen Menschen kritisieren würde. Ich würde dies gerne ablegen, aber es gibt so viel mit dem ich unzufrieden bin dass ich echt nicht weiß wie und wo ich anfangen soll.

Zitat von domi89:
Ich habe gemerkt dass ich einige Charaktereigenschaften habe die ich auch an anderen Menschen kritisieren würde.

Hi Domi, mal davon abgesehen, dass Du mir - zumindest hier im Forum - sehr sympathisch bist...: Oft erkennt man an anderen Menschen leichter die Dinge, die einem selber unbewusst sind. Das gilt übrigens nicht nur für negativ bewertete Eigenschaften.
Aus meiner Erfahrung sind nicht die positiven oder negativen Eigenschaften selber wirklich relevant sondern die Bewertung an sich. Ich traue mich wetten, dass auch bei Dir ständig ein stiller Kommentator am Werk ist, der kritisiert oder lobt (auch Lob ist Bewertung und somit "wertend"!). Diese weit verbreitete Variante der Grübelei ist sehr typisch für unseren Kulturkreis, für die Menschheit insgesamt. Trotzdem ist der wertende Geist m. E. einer der entscheidenden Faktoren für die Probleme von uns allen. Bereits bei der Bestimmung und Interpretation unseres Gewichtes bei der Geburt erfahren wir (noch unbewusst) die erste Bewertung in unserem Leben. Sogar vor der Geburt geht das z. T. schon los...
Es ist also kein Wunder, dass sich die Wertung als prägender Charakter über zahlreiche Generationen in unserem Geist und damit auch in unsere Selbst-Wahrnehmung stabil verankert hat. Nur die wenigsten Menschen erkennen (und spüren) das Leid, das im Grunde daraus erwächst und noch weniger sind in der Lage, sich um diesen Aspekt ihres Erlebens (und damit ihres Lebens) zu kümmern. Das ist verständlich, denn es ist ja nicht so, dass das Kritisieren einfach so abgelegt werden kann, wie ein zu klein gewordenes Kleidungsstück: Wir SIND kritisch!
Die Kritiksucht (nach innen wie außen) ist den meisten menschlichen Wesen inhärent und somit ein wesentlicher Teil ihres Selbst-Bildes. Eine Veränderung kann also nur durch eine grundlegende Infragestellung der eigenen (!) Wahrnehmung und Bewertung selber eingeleitet werden.

Eine hocheffektive und außerdem äußerst spannende Methode ist das reine Beobachten: Der ernsthafte Versuch, die Dinge direkt und unmittelbar so zu sehen, wie sie wirklich sind. Das erfordert zu Anfang etwas Geduld, ist aber sehr lehrreich. Dabei wird man sich dem eigenen Erlebensablauf bewusst und lernt sich buchstäblich richtig kennen. Das Richtige hat nämlich in Wahrheit nichts mit gut oder schlecht zu tun. Die längerfristigen Folgen sind u. a. mehr geistige Freiheit und soziale Flexibilität und - überraschenderweise - oft deutlich mehr Selbstliebe.

Zitat von domi89:
Hobbys habe ich schon so viele probiert, nichts ist hängen geblieben.


Muss es das denn? Ich gehöre auch zu den Menschen, die schnell gelangweilt von Dingen sind. Meine Therapeutin meinte mal, das sei ein Charakteristikum eines wachen, regen Geistes. Ich mag diese Sichtweise .

Ich finde es unglaublich spannend, immer wieder Neues auszuprobieren und betrachte es nicht als höheren Wert, das EINE WAHRE finden zu müssen, das für den Rest des Lebens taugt.

Zitat von domi89:
Habe ich sie verdient? Bin ich nicht viel viel zu schlecht für sie?

Kein Mensch verdient einen anderen. Liebe ist ein Geschenk, kein Tauschgeschäft. Die Kunst des Zusammenlebens liegt darin, mit den Macken des anderen so gut zurecht zu kommen, dass man sie im Idealfall sogar gut leiden kann. Solange euch das gelingt, ist alles fein. Also zerbrich dir nicht den Kopf deiner Freundin, sie kann das ganz prima selber.

Zitat von domi89:
aber es gibt so viel mit dem ich unzufrieden bin dass ich echt nicht weiß wie und wo ich anfangen soll.

Ja. Ist schon auch eine recht komfortable Position . Sie erspart dir, dich überhaupt zu bewegen. Indem man sich ständig schlecht redet, liefert man sich die perfekte Ausrede dafür, dass man halt ein Volldepp ist und eh nichts Sinn hat, was man tut. Also tut man gleich gar nix.

Bestraft hat man sich durch die Selbstvorwürfe ja praktischerweise schon, also kann man bequem im Nichtstun verweilen.

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Also such dir einfach mal eine Sache aus, die du verändern willst und arbeite dran. Das sind dann immer noch 100 Prozent mehr, als in Selbstvorwürfen hängen zu bleiben.

Zitat von domi89:
Ich würde dies gerne ablegen, aber es gibt so viel mit dem ich unzufrieden bin dass ich echt nicht weiß wie und wo ich anfangen soll.


Lieber domi89,
es ist an der Zeit, mit dem Selbstmitleid aufzuhören. Sich selbst als "schlecht" und "ungenügend" zu bezeichnen, ist nur verpacktes Selbstmitleid, nichts anderes. Du selbst hältst daran fest, niemand sonst. Vielleicht wurde dir früher eingeredet, schlecht und ungenügend zu sein - ich kenne das - es kann und wird nicht dein Wesenszentrum bleiben. Du selbst musst endlich damit starten, dich proaktiv für eine positive und liebevolle Einstellung dir selbst gegenüber einzusetzen. Nur du kannst den Schalter umlegen. Du kannst nichts ungeschehen machen. Wenn du an den alten (negativen) Gedanken festhältst, verlängerst du dein Leiden, einen anderen Zweck haben sie nicht. Du machst nur mit dem weiter, was dir andere angetan haben. Alles Argumentieren ("es ist doch nun einmal Realität", "ich sehe es ganz realistisch", bla bla) bedeutet nichts, es sind nur Ausreden, um die wohlige Blase des Selbstmitleids nicht verlassen zu müssen. Also: wenn du es ablegen willst, dann lege es ab und schwafele nicht darüber. Starte damit, dass du dir sagst (auch wenn du es zunächst nicht glaubst!), dass du gut bist und eine ganze Menge kannst. Baue es aus, jeden Tag, von morgens bis abends. Bestehe darauf. Wenn nötig, hole dir einen Therapeuten dazu.
Viel Erfolg!

Danke für die vielen Antworten, ich muss das alles erstmal sacken lassen, im positiven Sinn. Eure ehrlichen Worte haben mir viel Mut gemacht und mir sehr gut getan.




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