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Ich habe mich hier angemeldet in der Hoffnung, dass es hier Forenmitglieder gibt, die ganz einfach wie ich auch feststellen mussten, dass der momentane Job krank macht oder zum größten Teil dafür verantwortlich ist, dass es einem psychisch nicht so gut geht.
Ich habe vorgestern bei meiner Chefin um ein Gespräch gebeten, hatte bei diesem Gespräch eigentlich wenig Gelegenheit die Dinge anzusprechen die mich krank machen, wurde abgeblockt.
Seit vorgestern bin ich zu Hause, weil ich gemerkt habe, dass die Anfänge von psychischen Problemen wieder präsent sind.
Für mich steht fest, ich werde nicht nur den Job wechseln, sondern die ganze Berufsbranche. Für mich bedeutet das viel Stress, ein Neuanfang und mit Sicherheit einige Probleme die auf mich zu kommen werden.
Ich möchte mich hier ganz einfach austauschen mit Menschen denen es ähnlich geht und bin ebenso gespannt auf die verschiedenen Meinungen, wie jeder Einzelne damit umgeht, wenn der Job psychisch krank macht. Ich brauche jetzt einfach den Austausch um für mich einen Anfang zu finden wie ich mit dieser Situation umgehen kann.

26.02.2016 16:51 • 28.02.2016 #1


21 Antworten ↓


Icefalki
Taras, schreib mal näheres, bzgl. deines Jobs. Was macht dich da krank?

26.02.2016 18:24 • #2


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Wenn der Job krank macht

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Ich arbeite seit einigen Jahren schon in der Altenpflege. Wenn es auch (durch eigene Erfahrungen) viele Menschen nicht nachvollziehen können oder sogar abfällige Bemerkungen machen und das sogar in der eigenen Verwandtschaft ... habe ich meine Arbeit wirklich immer super gern getan und ich habe nicht einen einzigen Tag irgendwann mal auf die Uhr geschaut und gewartet wann ich endlich nach Hause darf. Ich habe diesen Job geliebt.
Als ich anfing in der Altenpflege zu arbeiten, war noch so viel Personal vorhanden, dass man noch Zeit hatte einer älteren Dame nach dem baden die Haare auf Lockenwickler zu drehen, mit den älteren Herrschaften Kuchen zu backen, gemeinsam zu kochen. Es gab noch Seniorenausflüge, ja sogar Bewohnerurlaub. Bei Arztbesuchen gab es immer vom Personal eine Begleitperson. Wir waren nicht nur Pflegekraft, sondern Ansprechpartner für persönliche Belange, haben Zeit gehabt auch ein klein wenig die Zeit mitzugestalten, das Leben im Seniorenheim für jeden älteren Menschen ein bisschen angenehmer zu machen.
Die Prognose, dass 2015 in Deutschland 135 000 Pflegekräfte fehlen, hat sich glaube ich bestätigt. Heute sieht es in den Seniorenheimen ganz anders aus. Der Personalschlüssel kann in fast keinem Seniorenheim mehr konstant gehalten werden. Überall fehlen Pflegefachkräfte.
Es liegt nicht nur daran, dass diese Ausbildung keiner absolvieren will, sicherlich auch, aber aufgrund der körperlich- und psychisch schweren Arbeit bei meistens schlechter Bezahlung gibt es viele Berufsaussteiger und natürlich einen sehr hohen Krankenstand der Pflegekräfte.
Der Personalmangel zwingt die Arbeitgeber hier teilweise in Deutschland schon gewaltig in die Knie, heißt es wird genommen was kommt. Viele Seniorenheime wie auch mein Arbeitgeber setzen schon Prämien aus für ihre eigenen Mitarbeiter, wenn sie eine Pflegefachkraft ins Team bringen.
Eine Summe X für die Einstellung und noch einmal eine Summe X wenn die betroffene Person die Probezeit übersteht, so weit dazu.
Eigentlich ist keine Pflegequalität mehr vorhanden, ich sehe das alles nur noch als Satt, sauber und trocken und ich kenne sehr gute Pflegende, aber ich kenne auch genauso gut Mitarbeiter, die für die Pflege absolut ungeeignet sind und eigentlich nur am 1. jeden Monats auf ihr Konto schauen ob das Gehalt gebucht wurde.
Jeder kennt diese Horrorsendungen wo gezeigt wird, wie es in den Seniorenheimen in Deutschland zugeht. Ich möchte mich dazu jetzt und hier nicht explizit äußern, aber ältere Menschen qualitativ gut zu pflegen, Geborgenheit zu geben und eine gute Betreuung zu gewährleisten sieht in meinen Augen ganz anders aus und davon sind wir hier in Deutschland schon weit entfernt und es wird von Jahr zu Jahr immer schlimmer werden.
Die Bevölkerung in Deutschland wird zunehmend immer älter. Ab 2018 kommt die Generalisierung, dass heißt, dass Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege zu einer Berufsausbildung zusammengefasst wird. Man kann sich also heute schon ausrechnen, inwieweit die Qualität der Altenpflege darunter leiden wird.
In der Praxis heißt das, dass ich Schichtleitung habe, größtenteils unterbesetzt mit Pflegehilfskräften und Aushilfskräften. Ich habe nicht die Zeit meine Arbeit so zu erledigen wie es eigentlich richtig wäre, muss viele Dinge delegieren an Pflegehilfskräfte und habe aber dann im Nachhinein eine Kontrollpflicht. Zeitlich gar nicht mehr zu gewährleisten.
Ich schicke diesen Text erst einmal ab, es geht gleich weiter.

26.02.2016 20:30 • #3


T
Wenn man wirklich noch Mensch ist, ein Herz für ältere Menschen hat und mitbekommt was sich in den Seniorenheimen abspielt, geht man psychisch kaputt. Es passieren Pflegefehler und gerade diese Helfer in der Pflege oftmals vom Arbeitsamt oder Arge mit Auflage geschickt oder Menschen, die von ihren Charaktereigenschaften her gar nicht für die Betreuung älterer Menschen geeignet sind, bestimmen durch die Überzahl der Pflegenden wie sich Pflege, Betreuung und Fürsorge gestaltet. Pflegequalität und Niveau leiden darunter.
Hinzu kommt, dass ich eine Wohnbereichsleitung habe, die unprofessionell arbeitet und von Mitarbeiterführung überhaupt keine Ahnung hat.
Sie brüllt ab 06:30 Uhr über den Wohnbereich, kritisiert jeden Mitarbeiter vor versammelter Mannschaft und im Beisein von Klienten, sie kritisiert ihre Mitarbeiter untereinander, macht sie untereinander schlecht.
Anstatt mitzuarbeiten wenn Personalmangel besteht, holt sie sich vom Bewohnerfrühstück ein Brötchen und Kaffee und frühstückt gemütlich im Dienstzimmer. Wohlbemerkt wenn alle Bewohner noch gepflegt werden müssen und Bewohner so wie Pflegekräfte vom Frühstück noch weit entfernt sind. Sie kritisiert ohne vorher die Sachlage zu erfragen, geht und kommt wann sie will ... und es wird geduldet!
Ich habe sie vorgestern um ein Gespräch gebeten, habe ihr ganz offen meine Meinung gesagt und bin heim gefahren.
Ich halte diese Zustände nicht mehr aus. Jeden Tag fahre ich mit einem schlechten Gewissen heim. Mit einem schlechten Gewissen, weil man die Arbeit nicht mehr so erledigen kann wie es eigentlich sein sollte und weil man ganz bewusst gemachte Pflegefehler, unterlassene Pflege von Mitarbeitern registriert und gleichzeitig ignoriert aufgrund von Personal- und Pflegefachkräftemangel. Das kann es einfach nicht sein!
Ich will das nicht mehr und ich mache da nicht mehr mit. Es macht mich krank!

26.02.2016 21:09 • #4


Perle
Hallo TARAS,

ich wollte Dir sagen, dass mich Deine Worte sehr berührt haben. Es ist so schade, dass so engagierte und gefühlvolle Mitarbeiter wie Du an einem derartig inhumanen System scheitern (müssen).

Darf ich fragen wie alt Du bist und was Dir beruflich als Alternative vorschwebt?

LG, Martina

26.02.2016 21:22 • #5


T
Hallo Martina.

Einfach Danke für deine geschriebenen Worte. Ich bin schon etwas älter, also fast 50. Ich weiß noch nicht was ich jetzt tun werde.
Ich kann dir auch kurz erklären warum.
Ich habe eine junge Kollegin, 23, Pflegefachkraft. Wir zwei fahren immer gemeinsam nach Hause. Wir wollten etwas Gutes für das Team tun und haben beschlossen, sie bringt Brötchen mit und ich alles was darauf zum Frühstück gehört. Eigentlich hatte sie an diesem Tag DokuTag, also keine Pflege, sondern im Büro Pflegeplanungen schreiben. Sie hat uns an diesem Morgen aber trotzdem in der Pflege geholfen. Unsere Wohnbereichsleitung hat sich gleich nach Dienstbeginn von ihren Brötchen eins genommen, natürlich mit Kaffee und im Dienstzimmer wie jeden Morgen gefrühstückt. Als wir mit der Pflege fertig waren hat sich die junge Kollegin mit uns hingesetzt und einen Kaffee getrunken, wollte kurz mit uns frühstücken, natürlich auch eins von ihren gekauften Brötchen essen. Unsere WBL hat sie dann vor versammelter Mannschaft fertig gemacht, was sie denn noch hier machen würde, sie hätte schließlich DOKUTag und sollte im Büro verschwinden. Eine richtige Frechheit !
Ich habe sie dann zur Rede gestellt und ihr mal unter vier Augen gesagt, wie schei. sie eigentlich ist. (sorry) Ich habe meine Arbeit fertig gemacht, komplett mit allem und habe mich angezogen und bin heimgefahren. Auf der Heimfahrt ist mir erst richtig bewusst geworden, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, sich zu entscheiden. Ich will es nicht mehr.
Ich habe es mit meiner Ärztin besprochen, die vor mir und meiner Entscheidung den Hut zieht. Warum auch immer, ich habe nur die Notbremse gezogen und mich entschieden, keine menschenunwürdige Pflege zu praktizieren.
Ich muss erst einmal wieder runterkommen - habe wieder Schlafstörungen, Herzrasen, Schwindel und Übelkeit. Also die Psyche lässt grüßen.
Ein paar Tage hole ich jetzt erst einmal tief Luft, dann werde ich anfangen mir Gedanken zu machen. Ich weiß es noch nicht, wenn ich ehrlich bin.
Aber bestimmt nicht zurück in die Altenpflege. Ich sollte ein Buch schreiben !

26.02.2016 21:48 • #6


Perle
Also ein Verwandter von mir arbeitet auch seit Jahrzehnten in der Altenpflege. Er konnte sich mit den dortigen Verhältnissen auch nie abfinden, hat wohl viele schlimme Häuser gesehen. Er ist examinierte Pflegedienstleitung und arbeitet heute, mit Anfang 50, auf Honorarbasis. Es gibt Vermittleragenturen und er geht dann jeweils für einige Zeit in die Einrichtung, die ihn angefragt hat - aber nur, wenn er das will. Er kann sich also seinen Arbeitsplatz selbst aussuchen und ist sehr zufrieden damit.

Nun ist er allerdings ohne Anhang und somit nicht an einen Standort gebunden. Meistens nimmt er Angebote in Süddeutschland an, da die Bezahlung im Gegensatz zu Norddeutschland wohl enorm ist. Jedenfalls ist er sein eigener Herr und das war ihm wichtig. Denn die Altenpflege an sich hat er immer geliebt, genau wie Du. Wäre das nicht evtl. auch für Dich ein Weg? Kenne ja Dein Privatleben nicht.

LG, Martina

26.02.2016 22:03 • #7


T
Ich liebe meinen Beruf. Aber Liebe allein zum Beruf reicht nicht aus. Man muss ihn auch anständig ausüben können.
Frau Merkel und Anhang wird an dieser Situation nichts ändern. Erstens hat die gute Frau jetzt ganz andere Probleme und ich glaube, dass ist
auch eine Problematik, die gar nicht interessiert. Warum auch ? Es sind alte Leute, Ballast! Geld regiert die Welt und wer welches hat, lässt sich
privat pflegen.
Ich habe mir das lange überlegt, komplett auszusteigen !
Stell Dir vor, Schichtleitung mit 3 Arbeitskräften für 34 Heimbewohner. Meistens sind das Aushilfskräfte, Azubi's ...
Ich muss Tabletten stellen und verabreichen, Infusionen legen, Verbände machen, dokumentieren, Visiten begleiten, Telefonate etc.
Man schafft es nicht mehr. Ich würde trotz alledem nicht delegieren an Mitarbeiter, die nicht die Qualifikation haben. Es wäre eine Unverantwortlichkeit gegenüber den Bewohnern und ich würde mich auch strafbar machen. Ob als WBL oder PDL, es ist egal, die Situation bleibt die Gleiche. Ich habe Verantwortung, die ich unter den Voraussetzungen hier in Deutschland nicht mehr gewährleisten kann.

Ich bin ein Mensch, der sein zu Hause braucht. Also jeden Tag heim kommen möchte und im Idealfall zu dem Menschen, den ich liebe, für den ich da sein kann und wo gemeinsame Pläne existieren, ein tägliches Miteinander.

26.02.2016 22:27 • #8


Perle
Dann hole jetzt wie Du schon geschrieben hast, erst einmal ein paar Tage tief Luft und sortiere Dich. Ich wünsche Dir, dass Du einen guten anderen beruflichen Weg findest. Würde mich freuen, wenn Du uns auf dem Laufenden hältst!

LG, Martina

26.02.2016 22:34 • #9


T
Mach ich, Martina. Ich bin eine Kämpfernatur und ich finde einen Weg und ich halt dich auf dem Laufenden!

26.02.2016 22:41 • #10


stuttgarter10
Hallo Taras,

du machst es richtig. Zieh den Stecker und gönn dir eine Pause. Ich kenne einige gute Pfleger, die mit der heutigen Situation in der Pflege nicht mehr klar kommen und aufgegeben haben, oder mußten. Für mich ist es eine Schande, wie man mit den Alten in unserer Gesellschaft umgeht und mit denen, die sich um sie kümmern sollten.
Ich kann gut nachvollziehen, wie es dir gerade geht und wünsche dir viel Kraft und eine glückliche Zukunft.

27.02.2016 10:43 • #11


engeline1705
Ich finde es so schade. Ich hab von Pflegeheimen als diesen Berufen viel gehört udn es ist schrecklich unter welchen Bedingungen die MA dort arbeiten müssen. Vor allem tun mir auch die alten Leute Leid
Ich hoffe ich werde nicht so al und wenn doch dann würde ich mir wünschen nicht im Pflegeheim zu landen. Meinen Eltern habene ich schon gesagt das ich da bin auch wenns verdammt schwer ist. Ich sag immer meine Eltern haben mir die Hand gehalten als ich anfing zu laufen und wir Kinder solten unseren Eltern die Hand halten wenn sie sterben müssen.

27.02.2016 11:14 • #12


T
@stuttgarter10

Hab lieben Dank für deine geschriebenen Worte.
Ich habe mich schon lange mit dem Gedanken getragen und immer wieder revidiert. Wie schon geschrieben, ich liebe meinen Beruf nach wie vor, aber meine Einstellung zu einer guter Pflege und somit einer professionellen Arbeitsweise deckt sich nicht im geringsten mit der Praxis.
Fast jeder Berufszweig kann streiken, in der Altenpflege ist das fast nicht machbar. So lange noch Mitarbeiter in der Pflege beispielsweise bei Facebook posten **Ich liebe meinen Job - einmal Altenpfleger immer Altenpfleger** und sich gegenseitig Berufswitze posten - ausländische Hilfskräfte ohne ausreichende Qualifikation eingestellt werden, die nur schlecht deutsch verstehen um gegebene Arbeitsanweisungen, die für den älteren Menschen von äußerster Wichtigkeit sind in Bezug auf kompetente Pflege, Gesundheit und auch Sicherheit nicht verstehen - so lange wird sich nichts ändern.
Ich habe einige dumme Menschen kennengelernt, die der Meinung sind, dass dieser Beruf sowieso das Allerletzte ist und aus diesem Grund auch dort zu viele Mitarbeiter ohne Qualifikation vorhanden sind. Wir werden alle alt und jeder von uns geht diesen Weg.
Das Problem liegt ganz einfach darin, dass in unserem Staat ein älterer Mensch nichts mehr wert ist. Er hat seine Schuldigkeit getan, er ist ganz einfach nicht mehr leistungsfähig - also wie schon geschrieben Ballast. Für alles wird gespendet, jeder erhält in Deutschland Unterstützung ohne näher darauf einzugehen - nur der alte Mensch, der teilweise fast 50 Arbeitsjahre hinter sich gebracht hat und einen großen Beitrag dazu geleistet hat, dass wir hier in Deutschland überhaupt den Lebensstandard mit guter sozialer und gesundheitlicher Absicherung haben - erhält am Ende seines Lebens, dann wenn nichts mehr geht - oftmals eine Verwahrung mit der Option Satt - Sauber - Trocken - zum sterben zu viel und zum LEBEN viel zu wenig! Existieren mit ein paar wenigen glücklichen Momenten.

28.02.2016 10:27 • #13


T
@engeline1705
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade die Mitarbeiter, die für die Altenpflege absolut nicht geeignet sind - in der Öffentlichkeit, unkontrolliert und niveaulos die Zustände kritisieren. Mitarbeiter mit entsprechender Qualifikation, die das entsprechende Know-how für diesen Beruf mitbringen und Empathie besitzen sind eigentlich die Macher - halten die Pflegequalität, wie sie momentan besteht, noch halbwegs konstant.
Durch den absoluten Personalmangel, der auch auf die schlechte Bezahlung zurückzuführen ist - werden sehr gern Auszubildende eingestellt, selbst wenn eine adequate Betreuung um einen qualitativ guten Lernstand zu erreichen - gar nicht mehr möglich ist. Heißt auf gut deutsch - Auszubildende arbeiten zu 100 % mit in der Pflege, haben oftmals einen Praxisanleiter nur auf dem Papier. Einerseits verfälscht das den Personalschlüssel und das Gravierende ist, dass Auszubildende nicht am Ende der Ausbildung das Wissen und die Fähig- und Fertigkeiten besitzen um ihren Beruf im vollen Umfang qualitativ gut ausüben zu können. Folge? Nach der Ausbildung gibt es einen hohen Prozentsatz von Pflegefachkräften, die erst gar nicht in diesem Beruf arbeiten, sondern die sich dann noch einmal neu orientieren und der Rest geht teilweise in die Praxis mit weniger Wissen und Praxiserfahrungen (ohne oder wenig Erfahrungen von fachlich qualifizierten Arbeitstechniken oder qualifizierter Behandlungspflege - Verbände, Infusionen etc).
Hinzu kommen ältere sogenannte examinierte Pflegekräfte - mit einer Ausbildung von bedeutend weniger als drei Jahren, die der Meinung sind - sich nicht weiter qualifizieren zu müssen und mit ihren Aussagen, ihrem Verhalten und ihrer Arbeitsweise nicht dazu beitragen - Pflege und Betreuung älterer Menschen auf hohem Niveau zu gewährleisten - und - zwischen diesen Mitarbeitern dann noch Hilfskräfte deutscher und nichtdeutscher Herkunft mit weniger Fachwissen und teilweisen großen Defiziten in der sprachlichen Verständigung.

Ja *engeline* - ich habe jetzt die Wahl gehabt. Ich habe mich in diesem Beruf ausgepowert bis zur Depression und Burnout. Mir tut es in der Seele leid für die alten Menschen, aber ich kann a) nicht die ganze Welt retten und b) habe ich noch eine Verpflichtung für meine Familie und meine Kinder - aber was das Wichtigste ist - ich habe eine Verpflichtung mir selbst gegenüber oder besser, ich habe auch nur ein Leben! Ich bin einfach nach der Arbeit heimgefahren und habe mir dann klar und deutlich gesagt: So heute ist Tag X und jetzt kommt meine Entscheidung!
Ich fange NEU an, ich trage die Konsequenzen für meine Entscheidung und jetzt zeig ich mir mal selber, dass es die richtige Entscheidung war und gebe Gas! - und ich bin schon voll dabei

Wenn man seine Eltern sehr lieb hat und es sich irgendwie leisten kann - sollte man wirklich so lange es geht eine andere Option als die Unterbringung in einem Seniorenheim wählen. Meine Eltern sind leider schon verstorben.
Viele Frauen arbeiten nur auf Halbtagsbasis oder für 450 Euro. Zu überlegen ist dann wirklich - wenn es den Eltern mit ihrer Rente möglich ist - ihrem Kind die finanzielle Unterstützung zu geben und dafür vom eigenen Kind betreut zu werden. Aber meistens ist diese Option nicht machbar, weil mit zunehmenden Alter auch Kosten für Medikamente, Behandlungen und z. b. Inkontinenzmaterial anfallen.
Es gibt aber zum Glück noch gravierende Unterschiede in der Pflegequalität der Seniorenheime - die man mit geschultem Blick und einigen Fragen schnell feststellen kann.
Bei einem Einzug in ein Seniorenheim ist es immer gut, wenn Verwandte oft, regelmäßig aber zu unterschiedlichen Zeiten auftauchen das garantiert zumindest eine erzwungene höhere Pflegequalität.

28.02.2016 12:03 • #14


stuttgarter10
Selbst eine Verwahrung mit der Option Satt -Sauber-Trocken gelingt nicht in jedem Heim. Die ans Bett gezwungenen sind ja auch oft Wund gelegen. Vor ein paar Jahren ging es durch alle Medien und der Aufschrei war groß, als man feststellte, was für eine Verwahrlosung in manchen Altersheimen herrscht. Der Gesundheitsminister gelobte Besserung, geschehen ist nichts, wahrscheinlich wurde es noch schlimmer. Hauptsache die Arbeitnehmer sind kostengünstig und dann muß sich eine gelernte Pflegekraft mit vielen ungelernten durch Tag und Nacht schlagen. Es ist grauenhaft, dieses Land wird immer asozialer.

28.02.2016 12:08 • #15


laribum
Bin selber pflegefachkraft und wir haben gestreikt. D.h. Allen Mut zusammen genommen, notbesetzung für diesen Tag laufen lassen und das Ende vom Lied waren Gehaltserhöhungen.

28.02.2016 12:37 • #16


T
@laribum

Schön, dass du hier bist Gehaltserhöhung? - wenn ich fragen darf. Hat es sich gelohnt ?
Wenn du dir meine Texte durchgelesen hast (was schon ziemlich aufwendig ist zum Sonntg) - Siehst du es teilweise oder vielleicht genauso wie ich ?

28.02.2016 12:49 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

T
@stuttgarter10
Genau, diese Zustände durfte ich auch kennenlernen. Ein sogenannter Dekubitus (Druckgeschwür) ist eindeutig eine Pflegefehler und liegt
einmal daran, wenn Fachwissen fehlt in Punkto eine gute Lagerung durchzuführen, die Druckpunkte des Körpers zu kennen, Lagerungstechniken zu beherrschen und Lagerungsintervalle einzuhalten. Lagerungsintervalle einzuhalten ist dabei nicht nur mit Fachwissen verbunden, sondern auch mit dem Willen zur Durchführung und hängt mit der Arbeitsmoral und mit dem Vorhandensein von Intelligenz und Empathie für den zu Pflegenden zusammen.
Der Gesundheitsminister ist eine Sache, aber selbst der kann nicht allein entscheiden - finanziell gehen Entscheidungen von großem finanziellen Ausmaß durch viele Instanzen. Wie ich schon geschrieben habe. Die, die große Macht haben was zu verändern sitzen auf einem gut bezahlten Hintern und lassen sich im Alter von der Elite der Pflegefachkräfte bis zum Tode pflegen.
Die Gewährleistung von einer halbwegs guten Pflege in Deutschland ist für die, die es möglich machen könnten, eine tote Finanzierung mit einem NO WIN EFFEKT - und nicht von Nöten, weil sie selbst nicht in diese Situation kommen werden.

28.02.2016 13:07 • #18


laribum
Gehaltlich hat es schon was gebracht man muss nur den Mut dazu haben etwas zu kritisieren sei es in Form von Streiks. Das so ein Streik natürlich in erster linie zur last der Bewohner wird kann man nicht ändern. Ansonsten sehe ich das so wie Du.

28.02.2016 15:00 • #19


K
Es ist schlimm zu lesen, was für unmenschliche Zustände im Pflegebereich vorhanden sind.
Gerade in Berufen, wo der pflegende Dienst direkt am Menschen die erste Pflicht ist, sollten die besten Bedingungen für
die Angestellten bereit gestellt werden. Ich hoffe, dass sich das zum Besseren ändern wird.

28.02.2016 15:42 • #20


A


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