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7

Juris
Nun sitze ich wieder hier und muss heulen.

Sämtliche Theorien zum Leben nach dem Tod scheinen falsch zu sein oder zumindest in meiner Situation nicht zuzutreffen. Wieso muss ich mich so mit meinen Gedanken quälen? Wieso steht mir mein verstorbener Vater nicht bei, wenn er es doch sieht und weiß wie ich mich fühle? Ich habe ihn bisher nicht einmal gespürt. Es ist so als sei er wirklich weg. Kein Geist, keine Aura, nicht einmal ein wohliges Gefühl - nichts! Nur Trauer wenn ich sein Foto sehe, wie er mich anlächelt, so als würde der Tod nicht schon in ihm wohnen...

Es kann kein Leben nach dem Tod geben und falls doch, dann ist dieses Reich abgehoben und interessiert sich nicht für die menschlichen Probleme. Es kann auch kein universelles göttliches Wesen geben, denn sonst würde es beruhigen und Kraft spenden. Vielmehr scheint das ganze Leben im Universum ein schlimmes Produkt des Zufalls zu sein. Ich bin so verzweifelt.

Früher fand ich den Blick ins Universum spannend, die Theorien über das Übernatürliche faszinierend und war offen für jegliches. Heute kann ich mich daran nicht mehr erfreuen, zu schlimm sind meine subjektiven Erfahrungen. Ich bin geläutert, doch besser geht es mir damit überhaupt nicht.

23.10.2013 08:28 • 23.10.2013 #1


22 Antworten ↓


S
Ich empfinde deinen Post etwas aus den Zusammenhang...
Kannst du erkläre,wie genau du das alles meinst?

23.10.2013 08:35 • #2


A


Ich bin enttäuscht

x 3


Juris
Zitat von Salome79:
Ich empfinde deinen Post etwas aus den Zusammenhang...
Kannst du erkläre,wie genau du das alles meinst?


Ich wünsche mir, dass mein Vater mir Kraft gibt, seinen Tod zu verarbeiten, doch er gibt mir keine Kraft und er hilft mir auch nicht. Stattdessen bin ich daran zerbrochen.

23.10.2013 08:38 • #3


J
Lieber Juris.
Zunächst einmal mein aufrichtiges Beileid zu deinem Verlust.
Deine Sehnsucht kann ich sehr gut nachvollziehen.
Auch die Enttäuschung, wenn man auf das ersehnte Zeichen wartet...und es nicht kommt.
Darf ich fragen, wie lange dein Papa tot ist?

Ganz herzliche Grüße
Jemma

23.10.2013 08:44 • #4


M
du hast dich wahrscheinlich zur trauerbewältigung , leider an etwas geklammert was nicht existiert . aber in gedanken wird dein papa immer bei dir sein ..

23.10.2013 08:48 • #5


Juris
Zitat von Jemma:
Lieber Juris.
Zunächst einmal mein aufrichtiges Beileid zu deinem Verlust.
Deine Sehnsucht kann ich sehr gut nachvollziehen.
Auch die Enttäuschung, wenn man auf das ersehnte Zeichen wartet...und es nicht kommt.
Darf ich fragen, wie lange dein Papa tot ist?


Danke. Er ist am 22.01.2013 verstorben. Nachdem ich am Anfang eher stark war und versucht habe meine Familie aufzufangen, kam dann im Mai der Knall. Seitdem bin ich nur noch ängstlich und vor allem auch kraftlos (ich war zwar vorher schon ängstlich aber nun hat es eben eine neue schlimme Qualität).

23.10.2013 08:51 • #6


S
Von mir auch aufrichtiges Beileid

Hm...die Frage nach dem danach ist sicher eine sehr schwierige und subjektive...
Ich persönlich glaube daran, das es einen Gott gibt und das jeder Mensch einen Schutzengel hat.
Ich denke aber, das der Schutzengel dann unterstützt, wenn man ein rechtschaffenes Leben führt...

Was nach dem Tod ist...das weiß niemand. Und ob aktiv *beep* gezogen werden von Verstorbenen...das weiß auch niemand.
Kann sein...kann nicht sein. Ich verstehe, das es eine Zuflucht ist, zu denken, das der Verstorbene für einen sorgt.
Tatsächlich aber muss man selbst die Verantwortung tragen...denke ich.
Hast du denn aktiv getrauert?
Du schreibst du warst für deine Familie da?
Warst du auch für dich selbst da?

23.10.2013 08:58 • #7


Juris
Ich weiß nicht ob ich aktiv getrauert habe. Ich weiß nicht wie so etwas aussehen muss. Aber ich muss viel weinen, wenn ich an ihn denke. Du hast schon Recht, dass das Hoffen auf Hilfe des Verstorbenen nur die eigene Verantwortung wegschiebt. Aber es wäre halt schön und gut zu wissen, wenn man wenigstens mal ein Zeichen bekommen würde. Etwas was sagt, hey, Kopf hoch, es geht mir gut und es ist alles nicht so schlimm. Doch es kommt eben nichts. Deswegen bin ich enttäuscht.

Danke an alle für eure lieben Worte. Ich musste mir das eben von der Seele schreiben...

23.10.2013 09:07 • #8


J
Ja, lieber Juris,
das ist ein Teufelskreis...
Kenns du die 5 Stadien der Trauer?
Trauer bedeutet und beinhaltet so viel....der Tod ist natürlich das äußerste.
Wie arbeitest du an den Phasen? Hast du eine professionelle Hilfe?

23.10.2013 09:10 • #9


S
Zitat von Juris:
Danke an alle für eure lieben Worte. Ich musste mir das eben von der Seele schreiben...



Das ist doch völlig ok. Dafür ist das Forum ja da (wenn ich darf)

Vllt sollen Verstorbene ja auch nicht in das reelle Geschehen auf der Welt eingreifen...ein Lebenszeichen quasi geben..?
Vllt sollen wir auch ohne Beweise glauben...?
Aber ich drifte ab. Ein zu interessantes Thema.
Vllt mache ich nen eigenen Fred auf...

23.10.2013 09:13 • #10


Schlaflose
Mein Vater starb, als ich 21 war, aber ich habe nie erwartet, dass er mir hilft, weil ich nicht an ein Leben nach dem Tod glaube, genausowenig an Schutzengel und so einen Kram. Das hat mir die Stärke gegeben, mich zusammenzureißen und mein Leben (damals Studium) trotzdem mit genauso großem Einsatz weiterzumachen, wie zuvor, gerade weil ich durch seinen frühen Tod auch darauf angewiesen war, so gut wie möglich zu sein und schnell auf eigenen Beinen zu stehen, weil ich finanziell keine Untersützung mehr hatte.

23.10.2013 09:18 • #11


Juris
Zitat von Jemma:
Ja, lieber Juris,
das ist ein Teufelskreis...
Kenns du die 5 Stadien der Trauer?
Trauer bedeutet und beinhaltet so viel....der Tod ist natürlich das äußerste.
Wie arbeitest du an den Phasen? Hast du eine professionelle Hilfe?


Ich habe mich gerade mal informiert. Scheint so, dass ich in der zweiten Phase feststecke und daraus dann wahrscheinlich eine kleine Depression entwickelt habe. Ich habe eine Psychiaterin, bei der ich schon seit zwei Jahren wegen meiner Angsterkrankung in Behandlung bin. Aber seit dem Tod war ich selten da und die Therapie hat mir auch gar nicht mehr geholfen. Sie zielt ja auf meine Angsterkrankung und nicht auf die Störung, die ich nun zusätzlich habe.

23.10.2013 09:20 • #12


Juris
Zitat von Schlaflose:
Mein Vater starb, als ich 21 war, aber ich habe nie erwartet, dass er mir hilft, weil ich nicht an ein Leben nach dem Tod glaube, genausowenig an Schutzengel und so einen Kram. Das hat mir die Stärke gegeben, mich zusammenzureißen und mein Leben (damals Studium) trotzdem mit genauso großem Einsatz weiterzumachen, wie zuvor, gerade weil ich durch seinen frühen Tod auch darauf angewiesen war, so gut wie möglich zu sein und schnell auf eigenen Beinen zu stehen, weil ich finanziell keine Untersützung mehr hatte.


Es kommt wahrscheinlich auf den Charakter an. Der eine nutzt es als jetzt-erst-Recht, der andere als nun-nicht-mehr. Ich gehöre wohl zum letzteren. Leider.

23.10.2013 09:21 • #13


S
Na, dann wäre jetzt doch ein guter Zeitpunkt die Psychiaterin aufzusuchen.
Die ist ja in ihrem Wissen nicht begrenzt auf Angststörung. Die kann auch Depression

23.10.2013 09:21 • #14


O
Hallo Juris,

auch von mir ein herzliches Beileid.
Ich bin ein Mensch, der denkt, in jedem anderen steckt etwas Gutes. Das versuche ich immer zu suchen, um mit den Mitmenschen zurecht zu kommen.
Trauer ist wichtig, Tränen auch. Es gibt bestimmt bei dir eine Gruppe, in der es um Trauerbewältigung geht. Wäre das eine Idee für dich? Dann bist du nicht so alleine mit deinen Gedanken und du kannst dich dort austauschen und erfahren, daß es anderen Menschen sehr ähnlich geht.
Denke dran, daß Leben kann auch schön sein...

23.10.2013 09:25 • #15


Juris
Zitat von okok:
Es gibt bestimmt bei dir eine Gruppe, in der es um Trauerbewältigung geht.


So etwas gibt es bei uns nicht. Es sind hier alles harte Hunde... Aber ich halte meine Augen offen. Danke für den Tipp

23.10.2013 09:30 • #16


J
wenn man trauert, klammert man sich an ALLES, jeden Strohhalm...
Und Juris, ich bin ganz ehrlich. In deiner Phase will man auch von einer Therapeutin, einem Therapeuten nicht hören,
dass alles wieder gut wird. Noch trauerst du von Herzen. Vermisst, weinst...das is gut so.
Leider hört das dazu. Ich kann dir auch sagen, dass es besser wird. Aber die Zeit, die das in Anspruch nehmen wird,die kann dir keiner vorhersagen.
Ich finde es toll, dass du dich hier an eine Gruppe gewandt hast, und dir nach Hilfe und Ratschlägen suchst.
Denn das ist ein Zeichen dafür, dass es weiter geht.,,und du dich auch nicht aufgeben willst / wirst!

23.10.2013 09:31 • x 1 #17

Sponsor-Mitgliedschaft

S
Das kann ich mir nicht vorstellen.
Wo wohnst du denn? Ich kann ja mal für dich recherchieren?

23.10.2013 09:32 • x 1 #18


O
Zitat von Juris:
So etwas gibt es bei uns nicht. Es sind hier alles harte Hunde...


Du das sind diejenigen, die auch mal ihre schlechten Zeiten haben, das ist nur Show....

23.10.2013 09:36 • x 1 #19


N
Ach Mensch ich kann dich gut verstehen. Mein Vater ist vor mittlerweile ziemlich genau 8 Jahren gestorben, sehr plötzlich und unerwartet damals.

Anfangs habe ich auch gedacht nichts wird je wieder gut, aber weißt du was ? Nach all den Jahren kann ich sagen es ist vieles anders geworden aber vieles ist wieder gut. Offensichtliche Zeichen wirst du vermutlich nicht bekommen aber du hast trotzdem die Chance in vielen Dingen den Geist deines Vaters zu finden, in dem Vogel der auf dem Fensterbrett sitzt und du glaubst er sieht dir genau in die Augen, der Marienkäfer der sich auf deine Nase setzt, im Regenbogen oder in der Kastanie die dir genau in dem Augenblick vor die Fuesse fällt wo du an ihn denkst in all den kleinen Dingen kannst du ihn entdecken.

Ich glaube fest daran dass nach unserem Tod nicht alles vorbei ist selbst wenn wir keine offensichtlichen Zeichen bekommen und soll ich für sagen warum ?

Mein Vater starb als mein Sohn 11 Monate alt war. Mein Sohn hat also nicht viel von ihm erlebt. Er wurde auf dem Friedhof in der Stadt in der ich wohne beigesetzt, auch dort war mein Sohn niemals vorher.
Als mein Sohn laufen konnte und wir zum Friedhof gingen setzte er sich immer auf die selbe Bank auf den selben Platz grinste und brabbelte und hampelte dort auf der Bank herum während ich mich um das Grab kümmerte.
Wenn wir wieder gingen winkte er in Richtung Bank und ging.
Als er anfing zu sprechen erzählte er mir dann dass er sich auf die Bank zum Opa setzt, er sprach also mit meinem Vater, hörte zu lachte und kicherte. Wenn wir fertig waren stand er auf sagte Tschüss Opa und ging. Ich habe ihn irgendwann gefragt was Opa so erzählt er sagte mit dann dass es Opa gut geht und er immer Karten spielt mit seinen Freunden.
Was soll ich sagen ? Das Hobby meines Vaters war zu Lebzeiten Rommé spielen, dass konnte aber mein Sohn nicht wissen.

Seitdem bin ich mir sicher, dass mit unserem Tid eben nicht alles vorbei ist ich weiß nicht was oder wie wir weiterexistieren natürlich nicht aber ich habe auch keine Angst mehr vor dem was kommt.

23.10.2013 09:59 • x 2 #20


A


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