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Das ist offen gestanden das erste Mal, dass ich mein Problem online schildere. Derzeit habe ich das Vertrauen in meinen Freundeskreis völlig verloren, die vor kurzem gestartete Psychotherapie hat mich ebenfalls enttäuscht (mehr Atemtechnik als aktives Verarbeiten) und mit dem Universitätspsychologen bin ich auch noch nie auf einen grünen Zweig gekommen. Kurz ein paar Fakten zu mir:

- 23 Jahre alt, weiblich
- mit 18 ausgezogen um zu studieren - seit dem quasi nie mehr zu Hause (obwohl es nur 100km weg wäre). Nun ein Jahr vor Studienabschluss an einer Eliteuniversität mit makellosen Noten
- völlig zerstritten mit der Familie (nur Mutter, Vater und Bruder wohnen im selben Land, der Rest im Ausland; zu letzteren habe ich quasi keine Beziehung)
- seit fast 5 Jahren keine längere Beziehung gehabt, nur kürzere Sachen davor eine Beziehung von 3.5 Jahren - quasi der Familienersatz. Meist interessiere ich mich für ein intelligentes Alphatierchen, dem ich (obwohl ich für manche Männer eine 8.5/10 bin) nicht hübsch genug bin und nehme dann einen gutaussehenden aber nicht so intelligenten Kerl, mit dem es nicht lange gut geht.
- Freundinnen sind da, aber derzeit ist keine im Land, die ich nachts um 3 Uhr anrufen würde. Derzeit gehen mir die meisten Leute eigentlich nur auf die Nerven und ich kapsle mich bewusst ab. Obwohl ich viel alleine bin und mich das traurig macht, ziehe ich diese Situation dem Zusammensein mit anderen Leuten derzeit vor.
- ansonsten ich bin an sich sehr sozialkompetent; wenn ich mich auch nicht traue wildfremde Leute anzusprechen, so habe ich in einem vertrauten Umfeld (WG-Party - selbst wenn ich nur eine einzige Person im Raum kenne) keine Probleme mit allen Smalltalk zu machen. Mit 90% möchte ich nachher keinen weiteren Kontakt mehr haben, aber der allgemeinen Erheiterung ist gedient.
- habe häufig das Gefühl unterentwickelt zu sein. Habe Spinnenphobie (meine Mutter hat mich als Kind immer mit einer Plastikspinne erschreckt), kann nicht schwimmen, habe durch die strenge Erziehung häufig das Gefühl Dinge nicht zu dürfen, wo andere Dinge einfach tun etc.

Ich leide seit über 3 Jahren an einem beidseitigen Tinnitus, dem ich lange die Schuld für vieles gegeben habe. Heute glaube ich aber, dass er mir an sich egal ist und das eigentliche Problem ganz wo anders liegt. Was das ist, weiss ich jedoch nicht.
Häufig geht es mir so:
- meine Schultern sind ständig angezogen, mein Rücken schmerzt sehr häufig
- ich habe Mühe Zeit mit mir selbst zu verbringen. Ab und zu gelingt es mir zu malen (das war früher nie ein Problem ohne Tinnitus), meist bin ich jedoch zu wenig entspannt
- ich habe ständig Ess-attacken. Ich mache 3-4 mal die Woche Sport und obwohl ich gut in Form bin, nimmt mein Bauchumfang wegen dieser Attacken ständig zu. Ich bin während der Attacken in vollem Bewusstsein darüber was ich tue, aber es lässt sich nicht aufhalten
- ich will mit Männern nur flirten - vielleicht noch küssen. Aber ich habe absolut kein Vertrauen darin, dass sie mich im Bett befriedigen können. Auch habe ich enorme Anforderungen an den Intellekt eines Mannes, der selten befriedigt wird. Es gibt selten überhaupt noch Männer, die mich anziehen. Dadurch, dass ich mich täglich selbst befriedige habe ich mehr und mehr das Gefühl auch gar nicht darauf angewiesen zu sein... aber irgendwie macht mich diese Haltung trotzdem traurig.
- ich schlafe nicht gut. Auch nachdem ich mein Zimmer nun abgedunkelt habe schlafe ich nicht besser. Meist bin ich müde nach dem Aufstehen.

Vielleicht kennt jemand Situationen wie meine und kennt einen Rat? Eine Freundin von mir, die bereits im Berufsleben steht, sagt, ihr gehe es ähnlich, vielen Ihrer Berufskolleginnen ebenfalls (alles gutaussehende Mitte bis Ende 20ger in anspruchsvolle Jobs). Klingt also alles nach dem typischen Akademikerinnenschicksal... aber muss das sein? Ich finde es traurig, dass ich derzeit aufstehe und gar nicht weiss warum. Ich habe auch absolut Null-bock mich für eine Stelle zu bewerben. Ich kriege eigentlich alles wofür ich mich bewerbe - nur glücklich war ich noch nirgends.

Ich suche hier nicht nach einer Patentlösung, aber ich würde mich freuen, wenn jemand Interesse an einer Diskussion hätte!

Liebe Grüsse

22.07.2011 21:58 • 31.07.2011 #1


17 Antworten ↓


Capricorn
Hallo 22072011;

hmmm ... du hast das ja perfekt dargestellt. Glaub ich gern, dass du im derzeitigen Berufsleben keine Probleme hast, Karriere zu machen.

Was mir in den Sinn kam, ist eigentlich eine Gegenfrage an dich:

Was mag wohl der Grund dafür sein, dass zwar Männer, die Karriere machen, offenbar kein Problem damit haben, eine Frau unter ihrem geistigen und gesellschaftlichem Niveau nicht nur zu lieben, sondern sie sogar zu heiraten (reales Klischee: Arzt / Krankenschwester), und Frauen, die Karriere machen offenbar nicht imstande sind, einen Mann zu lieben, der unter ihrem geistigen und gesellschaftlichen Niveau ist?

Keine bös' gemeinte Frage - sicher bist du intelligent genug, um sie evtl. besser zu beantworten, als ich selber. Sie drängte sich mir nur nach deinem Beitrag auf.

LG
Capri

22.07.2011 22:28 • #2


A


. und trotzdem alleine

x 3


Hi Capri

Ich glaube den Text kenne ich. Den oder so etwas Ähnliches habe ich schon häufig gelesen...

Meine Vermutung ist, dass Beziehungen - so über-zivilisiert wir heute sein mögen - immer noch häufig ein Austausch von Macht (Mann) gegen Schönheit (Frau) sind. Findet man einen Partner, der oder die diese Bedingung besonders gut erfüllt, dann garantiert das eine besonders erfolgreiche Fortpflanzung. Überlegt man sich nicht explizit - aber ist wohl das biologische Standardprogramm das in vielen von uns bei der Partnersuche abläuft

Die Prioritäten werden also zwischen den Geschlechtern anders gesetzt. Heute ist nicht mächtig, wer am meisten Muskeln hat und die meisten Tiere erlegen kann, sondern wer clever ist und das meiste Geld mit nach Hause bringt um einen überlegenen Lebensstandard zu bieten. Jetzt kann ich noch lange behaupten, dass mir das (wirklich!) nicht so wichtig ist, wie viel ein potentieller Partner zum Einkommen beisteuert, aber die Chance, dass es meinen Partner im Ego kränkt, dass ich die Haupternährerin bin, ist doch relativ gross. Dadurch wird sein Ego verletzt, er strahlt weniger Selbstbewusstsein aus und voilà - ist wieder weniger attraktiv.

Ich glaube die uralte Beschützer- und Beschützt-sein-Wollen-Rollen gibt es immer noch, die lassen sich nicht mal eben wegzaubern. Und da heute Intelligenz = Macht und Macht einen beschützen kann, möchten viele Frauen nicht darauf verzichten - selbst wenn sie heutzutage alle Fähigkeiten der Welt haben es selbst zu tun...

Das ist nun eine sehr allgemeine Betrachtung. Bestimmt gibt es viele Beziehungen, die abseits dieses Schemas funktionieren; aber die Mehrheit der Menschen funktioniert und verhält sich meiner Meinung nach unwissentlich nach diesen Prinzipien.

LG

22.07.2011 22:55 • #3


Capricorn
WOW! ... oder besser: nicht WOW, weil ich dir so 'ne Antwort nicht nur zugetraut, sondern eigentlich erwartet hab'

Gewisse Umstände erlauben es mir grad nicht, im Detail darauf einzugehen, obwohl es mich reizen würde

Deshalb wieder eine Gegenfrage (in der Hoffnung, du meinst nicht, dass das eine generelle Taktik meinerseits ist):

Was bringen diese - großteils plausiblen - Einsichten dir und deinem jetzigen Gefühl?

... immerhin hast du ja hier in einer Einsamkeits-Rubrik gepostet

22.07.2011 23:05 • #4


Hm... die gewissen Umstände klingen aber auch nicht unspannend

Sie bringen mich zur Einsicht, dass ich mit diesem Problem natürlich keinesfalls alleine da stehe. Es erlaubt mir zu sagen, dass Einsamkeit kein Buch mit sieben Siegeln ist, sondern wunderbar begründet werden kann. Auch wenn ich der Ansicht bin, dass eine starke Person ihr Leben auch alleine meistern kann (wobei ich glaube, dass das Ausnahmefälle sind), glaube ich, dass engere Beziehungen zu Menschen - es muss ja vielleicht nicht mal ein Partner sein - helfen würden meine Probleme anzugehen.

ABER diese Einsichten bringen mir keinen Anhaltspunkt für eine Lösung (oder siehst Du eine?). Im Gegenteil, sieht eher nach Sackgasse aus Je mehr Macht oder Schönheit eine Person hat, desto höhere Ansprüche kann sie bei der Wahl des Partners - oder eigentlich auch beim Freundeskreis - stellen (sieht man ja häufig, dass Menschen innerhalb desselben Freundeskreises ähnlich attraktiv / intelligent sind). Da ich also jemanden mit relativ viel Macht wählen müsste damit ich beschützt werden kann, müsste ich auch sehr sehr viel Schönheit offerieren können. Man sagt mir zwar eine ziemliche Ausstrahlung nach und als hässlich oder durchschnittlich würde mich wohl niemand bezeichnen, aber ein Model bin ich dann doch nicht. Und das ein sehr mächtiges Männchen mich für eine schicke dürre Osteuropäerin hat stehen lassen, ist mir schon ein paar Mal passiert.

Ergo: Dieses Wissen macht mich eher hoffnungslos als optimistisch. wobei man vielleicht auch andere Schlüsse daraus ziehen könnte... sagen wir mal gepaart mit meinem derzeitigen Pessimismus sind diese Einsichten eher kontraproduktiv

22.07.2011 23:25 • #5


D
hallo 22072011
ich finde das ganz interessant wie Du Dich beschreibst - ziemlich rational und wenig schmeichlerisch - aber mir ist nicht ganz klar, was nun eigentlich Dein Problem ist? Deine Antrieblosigkeit? Und all das klingt für mich nicht unterentwickelt sondern eher distanziert zu anderen.
Du schreibst auch, dass Dir der Tinnitus ansich egal ist, kann man das denn so sagen, ich meine einfach ausblenden? Ich dachte immer sowas ist total präsent?
Was vermisst Du eigentlich? Die meisten hier haben ja irgendein Bedürfnis und sind auf der Suche, da weiter zu kommen. Wo genau ist denn Dein Bedürfnis, willst Du wieder mehr Kontakt zu anderen, aber die sind Dir ja - im Moment auch nicht wichtig? Oder willst Du schwimmen lernen?

Du bis 23 und Du hast doch alle Möglichkeiten, bist fit und vermutlich auch recht schlau, Du kannst doch eigentlich machen was Du willst, oder ist es das, dass Du einfach zu viele Möglichkeiten hast, und nicht weißt was Du willst?

Sonnenschein

22.07.2011 23:28 • #6


Capricorn
Oh je, oh je! Da hab ich aber wieder mal was angefangen!

Leider kann ich nur wiederholen, dass ich g'rad nicht adäquat auf dein feedback eingehen kann. So spannend dir das auch erscheinen mag, glaub mir, es ist alles andere als geheimnisvoll. Wir sind hier in einem Betroffenen-Forum und mir gehts grad nicht so berauschend. So einfach verhält sich das

Zitat von 22072011:
Ergo: Dieses Wissen macht mich eher hoffnungslos als optimistisch. wobei man vielleicht auch andere Schlüsse daraus ziehen könnte... sagen wir mal gepaart mit meinem derzeitigen Pessimismus sind diese Einsichten eher kontraproduktiv


Eher hoffnungslos als optimistisch?!?! - das schmink' dir mal ab! Ich glaub auch nicht so recht, dass es sich generell bei dir so verhält, auch wenn es sich momentan so anfühlt.

Und die Kontraproduktivität, die du als Schlussfolgerung daraus ziehst, ist wohl auch nur das Ergebnis deiner momentanen Verfassung.

... vermute ich mal



Sorry, wenn ich den (eigentl. sehr interessanten) Dialog mit dir heute nicht mehr weiterführen kann. Gerne bin ich morgen/übermorgen bereit, wieder anzuschließen. Ich hoffe du kannst das akzeptieren und fühlst dich nicht abgewimmelt.

22.07.2011 23:41 • #7


Hey Sonnenschein

Im Prinzip ist es recht simpel: Ich wäre einfach gerne mal wieder glücklich - das ist es, was ich vermisse. Was ich dazu brauche, warum das nicht so ist, sind Fragen, die ich mir schwer selbst beantworten kann derzeit.

Ich hab alle Möglichkeiten, aber bin immer derart angespannt, dass ich mich nicht wirklich zu etwas aufraffen kann. So kommt es seit Jahren häufig vor, dass ich mich mit Leuten getroffen habe, obwohl ich auf die gar keine richtige Lust hatte, einfach nur, damit ich von mir selbst abgelenkt war - weil ich eben gerade nichts mit mir anzufangen weiss in diesem angespannten Zustand. An sich würde ich mir gerne sagen: toll, es ist Sommer, die Freunde sind zwar alle weg, aber was soll es - endlich mal Zeit für mich. Aber so fühlt es sich halt nicht an.

Ich war mal in einer längeren Beziehung und dort richtig glücklich, aber seit diese vorbei ist - seit 5 Jahren - fühle ich mich fast konstant einsam/unverstanden. Ich vermute ein wenig, dass ich es bis jetzt immer konstant verpasst habe mich zu fragen, was ich eigentlich wirklich will und in Folge dessen weiss ich es heute nicht und ich kann mich noch so lange fragen, ich kriege keine Antwort aus mir raus. Momentan ist es übel in dem Sinne, dass ich weder beruflich etwas erreichen möchte noch eine Chance auf privates Glück sehe - und das schlägt, trotz viel anregendem Smalltalk und bedeutungsloser Flirtereien - schon ziemlich aufs Gemüt.

Bzgl. Tinnitus: Anfangs habe ich das damit fast nicht ausgehalten. Momentan habe ich einfach das Gefühl nach und nach generell ein recht gleichgültiger Mensch geworden zu sein. Es ist etwas Unangenehmes - gut, ich lebe halt damit. Keine Lust dagegen zu kämpfen. Bringt eh nichts. Auch sonst ist es häufig so: andere Menschen haben eine andere Meinung in der Diskussion - gut, ich lebe halt damit. Keine Lust zu diskutieren. Bringt eh nichts.

Ich sehne mich einfach danach morgens aufzuwachen / abends einzuschlafen und mit mir im Reinen zu sein. Einfach so, dass ich nicht Lust hätte zu heulen, wenn mich Leute fragen Wie geht's Dir?

@Capri: Nein, fühle mich nicht abgewimmelt. Es hat gut getan mal nicht so alleine über diese Themen nachzudenken. Ich muss nun aber auch langsam ins Bett. Fortsetzung? Gerne

22.07.2011 23:50 • #8


Capricorn
Gut. Auch ich muss langsam in die Waagerechte.

Bis denne,
LG
Capri

22.07.2011 23:55 • #9


Capricorn
Hi 22072011,

hätte da schon wieder 'ne Frage ...

Zitat von 22072011:
Im Prinzip ist es recht simpel: Ich wäre einfach gerne mal wieder glücklich - das ist es, was ich vermisse.


Wann warst du denn das letzte Mal glücklich?


... und eine Bitte:
Könntest du dir evtl. einen Nickname einfallen lasse, damit man dich etwas besser ansprechen kann? Die Zahlenkolonne befremdet mich ziemlich

Gruß
Capri

23.07.2011 13:19 • #10


C
Hallo!
ich kam auf diese Seite über google allein ODER einsam. Das eine zieht doch garnicht automatisch das andere nach sich?! Die Kunst ist doch einfach, sich das Alleinsein so angenehm wie möglich zuu machen, die Vorteile davon sich täglich vor Augen zu halten?
Keine nervigen Streitereien mit dem Partner, tun und lassen, was man will. Kann man das trainieren, sich einfach selbst zu motivieren?

23.07.2011 14:28 • #11


Capricorn
Zitat von 22072011:
Ich suche hier nicht nach einer Patentlösung, aber ich würde mich freuen, wenn jemand Interesse an einer Diskussion hätte!


na gut, ich versuch's mal


Zitat von 22072011:
- mit 18 ausgezogen um zu studieren - seit dem quasi nie mehr zu Hause (obwohl es nur 100km weg wäre). Nun ein Jahr vor Studienabschluss an einer Eliteuniversität mit makellosen Noten
- völlig zerstritten mit der Familie (nur Mutter, Vater und Bruder wohnen im selben Land, der Rest im Ausland; zu letzteren habe ich quasi keine Beziehung)


Kommt in den besten Familien vor. Nur - m.E. wird man seine Herkunftsfamilie nicht wirklich los, man nimmt sie sein ganzes Leben lang überall mit hin, wo man sich selbst aufhält. Innerlich, selbstverständlich

Das spräche dafür, dass man dieser Zerstrittenheit auf den Grund geht. Eigentlich nur für sich selbst, fürs eigene innere (Seelen-)Bild. Aber dafür hast du ja voraussichtlich noch massig Zeit, so jung, wie du noch bist.


Zitat von 22072011:
- seit fast 5 Jahren keine längere Beziehung gehabt, nur kürzere Sachen davor eine Beziehung von 3.5 Jahren - quasi der Familienersatz. Meist interessiere ich mich für ein intelligentes Alphatierchen, dem ich (obwohl ich für manche Männer eine 8.5/10 bin) nicht hübsch genug bin und nehme dann einen gutaussehenden aber nicht so intelligenten Kerl, mit dem es nicht lange gut geht.


Watt is' denn eine 8.5/10 ?? Is das ne Bildungslücke, wenn man das nicht weiß?

Also, wenn du keine Probleme deswegen hättest, würde ich sagen: Na und?! Gerade in jungen Jahren ist es nichts Ungewöhnliches, wenn man diverse Beziehungsmodelle ausprobiert, bis man sein endgültiges findet.

Aber scheinbar bist du damit ja ziemlich unzufrieden, oder? Wenn ja, was ist dafür genau der Grund?


Zitat von 22072011:
- Freundinnen sind da, aber derzeit ist keine im Land, die ich nachts um 3 Uhr anrufen würde. Derzeit gehen mir die meisten Leute eigentlich nur auf die Nerven und ich kapsle mich bewusst ab. Obwohl ich viel alleine bin und mich das traurig macht, ziehe ich diese Situation dem Zusammensein mit anderen Leuten derzeit vor.


Solche Phasen gibts sicher auch bei einigen anderen. Auch ich kenn das. Würdest du das akzeptieren können, die Sichtweise, dass das eben grad eine Phase sein könnte?


Zitat von 22072011:
- ansonsten ich bin an sich sehr sozialkompetent; wenn ich mich auch nicht traue wildfremde Leute anzusprechen, so habe ich in einem vertrauten Umfeld (WG-Party - selbst wenn ich nur eine einzige Person im Raum kenne) keine Probleme mit allen Smalltalk zu machen. Mit 90% möchte ich nachher keinen weiteren Kontakt mehr haben, aber der allgemeinen Erheiterung ist gedient.


Ja, aber es scheint, als würde irgendwas von dir dabei auf der Strecke bleiben. Das könnte man ja fast als Zeitverschwendung bezeichnen, wenn du mit deiner Sozialkompetenz nur der allgemeinen Erheiterung dienst und selbst keinen echten Genuss dabei hast.

Du solltest dafür ein Honorar verlangen


Zitat von 22072011:
- habe häufig das Gefühl unterentwickelt zu sein. Habe Spinnenphobie (meine Mutter hat mich als Kind immer mit einer Plastikspinne erschreckt), kann nicht schwimmen, habe durch die strenge Erziehung häufig das Gefühl Dinge nicht zu dürfen, wo andere Dinge einfach tun etc.


?!?!?! - inwiefern unterentwickelt??

Spinnenphobie ist m.W. ziemlich verbreitet. Hatte selber auch eine relativ heftige. Die hat sich aber - ohne daß ich das beabsichtigt hätte - bei einer schamanischen Reise extrem verbessert. (Übrigens auch meine Angst an (Fels-)Abgründen zu stehen; auch ganz unbeabsichtigt durch scham. Reise so gut wie aufgelöst).

Der Humor deiner Mutter: W-I-D-E-R-W-Ä-R-T-I-G !
Bei sowas könnte ich meinen heiligen Zorn bekommen. Was sind das nur für Menschen, die Kinder absichtlich erschrecken und auch noch meinen, das wäre lustig oder eine sinnvolle Art der Erziehung! - Ich fass es nicht!
Aber ich befürchte das wird - im Prinzip - von Generation zu Generation weitergeben, solange nicht Einer in der Reihe das endlich in Angriff nimmt, es für sich erledigt und dieses heillose Perpetuum-Mobile zerstört.

Ein Spruch fällt mir hierzu ein:
Man kann bei der Wahl seiner Eltern nicht vorsichtig genug sein!

Warum erwähst du explizit, dass du nicht schwimmen kannst? Sicher gibts Vieles, was du nicht kannst, also warum grad die Nennung vom Nicht-Schwimmer?
Is' ja eigentlich kein Problem, es gibt auch Erwachsenen-Schwimmkurse. Und an der Kohle dafür, dürfte es bei dir ja nicht scheitern


Zitat von 22072011:
Ich leide seit über 3 Jahren an einem beidseitigen Tinnitus, dem ich lange die Schuld für vieles gegeben habe. Heute glaube ich aber, dass er mir an sich egal ist und das eigentliche Problem ganz wo anders liegt. Was das ist, weiss ich jedoch nicht.


Wenns keine organischen Ursachen hat, könntest du dir eine (psychosomatische) Frage stellen, z.B.:
Worauf sollte ich hören, worauf ich bisher nicht gehört habe?

... vielleicht auf dich selbst, auf dein eigenes Selbst??


Zitat von 22072011:
Häufig geht es mir so:
- meine Schultern sind ständig angezogen, mein Rücken schmerzt sehr häufig ....


Kann alles von einer falschen Haltung kommen, z.B. zu lange bewegungslos vorm PC, usw.

Auch hier kann man sich (psychosomatisch) fragen:
Habe ich Angst vor Aggression? Befürchte ich, dass mir etwas Schlimmes geschehen könnte, das von hinten kommt? Etwas das ich nicht sehen kann?


Zitat von 22072011:
- ich habe Mühe Zeit mit mir selbst zu verbringen. Ab und zu gelingt es mir zu malen (das war früher nie ein Problem ohne Tinnitus), meist bin ich jedoch zu wenig entspannt


Malen:
Das kenn ich auch so. Wenn ich nicht entspannt bin, geht das nicht.
Ich kenn's aber - von einem Freund - auch anders. Der meint: einfach anfangen zu Malen, die Entspannung kommt dann dabei. (Hab ich aber selber noch nicht so probiert, ich schaff dann den ersten Schritt nicht

Wenn du Mühe hst, Zeit mit dir selbst zu verbringen, dann könnte es schon sein, dass du evtl. ein wenig den Bezug zu dir selbst verloren hast. Denn eigentlich kommt man bei dir nicht auf den Gedanken, dass du keine Ideen hättest. Funktionierst du zum Großteil nur?


Zitat von 22072011:
- ich habe ständig Ess-attacken. Ich mache 3-4 mal die Woche Sport und obwohl ich gut in Form bin, nimmt mein Bauchumfang wegen dieser Attacken ständig zu. Ich bin während der Attacken in vollem Bewusstsein darüber was ich tue, aber es lässt sich nicht aufhalten


Naja, 'ne Ess-Störung eben. Das Wissen darum, hilft kaum, etwas dran zu ändern. Die Ursache ist woanders, nicht im Wissen. Aber dafür gibts zwischenzeitlich wohl sehr gute Therapeuten, denk ich. Aber Insider diesbezügl. bin ich nicht.


Zitat von 22072011:
- ich will mit Männern nur flirten - vielleicht noch küssen. Aber ich habe absolut kein Vertrauen darin, dass sie mich im Bett befriedigen können ....





Zitat von 22072011:
Auch habe ich enorme Anforderungen an den Intellekt eines Mannes, der selten befriedigt wird. Es gibt selten überhaupt noch Männer, die mich anziehen. Dadurch, dass ich mich täglich selbst befriedige habe ich mehr und mehr das Gefühl auch gar nicht darauf angewiesen zu sein... aber irgendwie macht mich diese Haltung trotzdem traurig.


Tja, da musst du wohl deine Ansprüche abklopfen, würd ich sagen .
Und zwar darauf, WIE wichtig dir jeweils ein Anspruch ist. Mr.-Perfect - befürchte ich - wird es auch für dich nicht geben

Ansonsten kann es auch gut sein, dass das auch nur eine Phase ist. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber: du bist noch SO jung. Was meinst du, was in den vorraussichtlich nächsten 60 Jahren in deinem Leben noch so alles geschehen kann?!?!?


Zitat von 22072011:
- ich schlafe nicht gut. Auch nachdem ich mein Zimmer nun abgedunkelt habe schlafe ich nicht besser. Meist bin ich müde nach dem Aufstehen.


Gibt natürlich unterschiedliche Schlafstörungen. Einschlaf-, Durchschlafstörungen, unruhiger Schlaf, restless Legs, usw.

Auch hier kann man sich wieder (psychosomatisch) fragen, z.B.:
Worum muss ich mich kümmern,
Hab ich etwas Wichtiges vergessen, was ich unbedingt erledigen muss?
Wovor darf ich nicht in den Schlaf 'flüchten'?


Puhhh ... ganz schöner Brocken, dein Thread

Mal sehen, wir können hier sicher nicht alles en detaile abhandeln. Aber es war mal ein Anfang, gell

LG
Capri

23.07.2011 14:54 • #12


P
Zitat:
WOW! ... oder besser: nicht WOW, weil ich dir so 'ne Antwort nicht nur zugetraut, sondern eigentlich erwartet hab'

Gewisse Umstände erlauben es mir grad nicht, im Detail darauf einzugehen, obwohl es mich reizen würde


Gewisse Umstände...Hey Capricorn, wo ich das hier so lese, gerade diese Details hätten mich jetzt aber neugiershalber mal sehr interessiert...

Oh Mann, dieser Sozialdarwinismus...kotz.

Übrigens habe ich gerade zwei Monate für so ein mächtiges Alphatierchen gearbeitet, der mich, um sein Ego noch mehr aufzublasen und selbstbewusster zu wirken, dauernd irgendwie klein machen musste.

Und dann immer diese Sprüche wie : Frauen wollen Alphatiere. Keine Weicheier und Rehstreichler, sondern rüchtige Kerle. Darum habe ich eine und Du nicht ! Und darum durfte ich meine Gene auch an zwei Kinder weitergeben, die Du wohl nie haben wirst.

Mit seiner Frau und auch mit anderen Frauen, die zu Besuch waren, hat er wie mit *beep* geredet, aber sie finden's wohl toll.

Und ich bekam von der Frau den Spruch Du bist ja kein Mann.

Diese Begebenheit ist leider nicht die einzige von solcher Art, die ich erleben durfte.

Irgendwer hat mal behauptet In jedem Menschen steckt ein kleiner *beep*. So ganz Unrecht hatte er wohl nicht. Dafür kommt einfach zu oft sowas vor.

23.07.2011 23:50 • #13


timoleona
Hallo, Freitag ..
Erstmal vorweg, Glückwunsch zu deinem guten Studium!
Ein bisschen in anderer Form (von makellosen Noten und Engagement im Studium bin ich weit entfernt), aber doch ähnlich kommt mir dein Problem bekannt vor: Ich hab ein Leben (ohne jemals darum gebeten zu haben) aber ich weiß absolut nicht mehr, was ich damit soll. Hab vielleicht mal was gewollt, aber alles erscheint vergeblich.
Die Erkenntnis ist vielleicht gar keine und dir nicht unbedingt neu: es erscheint, als würde nichts ausreichen, um satt, zufrieden, glücklich zu sein, kann das sein? Ein Gefühl der Verlorenheit in Zeit und Raum, kein Ziel erscheint bedeutsam, keine Beziehung lohnenswert? Nachdem ich so dumm war, jahrelang dafür zu kämpfen, mich selbst zu überwinden, fühle ich jetzt vor allem das, diese Sinnentleertheit.
Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber den Eindruck habe ich aus deinem Post gewonnen:
Enttäuschend sind: die (kürzlich erst begonnene) Psychotherapie, der Freundeskreis, der Unipsychologe, prestigefreie Männer, der Sex, die Jobs, 90% der Menschen, und, ganz wichtig, du selbst auch (unterentwickelt..):

Zitat von 22072011:
Ich vermute ein wenig, dass ich es bis jetzt immer konstant verpasst habe mich zu fragen, was ich eigentlich wirklich will und in Folge dessen weiss ich es heute nicht und ich kann mich noch so lange fragen, ich kriege keine Antwort aus mir raus.


schon wieder nicht gut genug gewesen, schon wieder was verpasst, unfähig gewesen.

Nun ja, ich projiziere wahrscheinlich ungehemmt herum. Und ich stelle dreist ein paar Fragen, ohne besonderes psychologisches Hintergrundwissen, nur aus dem heraus, was mir bisher half. Wenn dir das zu viel ist, musst du ja nicht drauf eingehen (vorsichtig bin..)
Gibt es denn auch Momente, in denen du mit dir selbst zufrieden bist? Gibt es Momente, in denen du selbst dich emotional berührt fühlen kannst? Vielleicht sogar ansatzweise geborgen? Was waren das früher für Momente, in denen du dich entspannt gefühlt hast, was war so entspannend daran?

Ganz liebe Grüße und eine gute Nacht!

23.07.2011 23:56 • #14


Capricorn
Hi Patty,

Zitat von Patty:
Gewisse Umstände...Hey Capricorn, wo ich das hier so lese, gerade diese Details hätten mich jetzt aber neugiershalber mal sehr interessiert...


tja, dann musst halt selber bei der Posterin nachfragen


Hm ... klingt ja echt krass, wie du den realen Sozialdarwinismus erfahren hast. Was soll man dazu sagen?!?!? ...

... dagegen kämpfen hat keinen Sinn, denk ich. Diese Hirnamputierten kapieren keine stichhaltigen Argumente. Also: Zusehen, dass man sich aus diesen Sphären zurückzieht - um sich noch etliche Magengeschwüre zu züchten - und versuchen sein eigenes Ding zu machen.

In der Hoffnung, ein paar Menschen zu finden, die ähnlich ticken um nicht in Isolation zu geraten.

24.07.2011 00:02 • #15


Capricorn
@22072011:

Na, genug Diskussion für dich??


Zitat von timoleona:
Hallo, Freitag ..


DAS ist doch eine super-originelle Idee, oder?? ... Dass wir dich Freitag nennen dürfen??


@ timoleona:

Spitze! Ganz tolle Idee, das mit dem Freitag. Dickes Kompliment!

24.07.2011 00:22 • #16


Hallo miteinander

Sorry, ich wollte mich schon früher melden, aber da es mir in den letzten Tagen ganz gut ging, wollte ich mal mit dem Thema nicht so beschäftigen.
Jetzt geht's mir auch ganz ordentlich, aber ich möchte doch endlich mal zurückschreiben auf die ganzen schönen Gegenfragen


Zu Capri:
Zitat:
Wann warst du denn das letzte Mal glücklich?

Eigentlich dann, wenn ich einen Freund hatte oder wenn ich eine Reise plane, dann bin ich auch immer recht happy. Meist macht das Planen sogar mehr Spass als das Durchführen.

Zitat:
Watt is' denn eine 8.5/10 ?? Is das ne Bildungslücke, wenn man das nicht weiß?

Viele Männer haben anscheinend so ein Punkteschema wo sie Frauen auf einer Skala von 1 - 10 bewerten. Der, von dem ich konkret weiss, dass er mich für eine 8.5 hält geht morgen mit mir Mittagessen. Er ist ganz nett, ich steh aber nicht auf ihn. Trotzdem haben wir für nächsten Montag (Nationalfeiertag bei uns) einen gemeinsamen Tag geplant - ich hab ihm sogar klar und deutlich gesagt, dass der Tag bei mir nur unbesetzt ist, da mir meine Freunde auf den Senkel gehen. Hat ihn offensichtlich nicht gestört. Hoffe beim morgigen Mittagessen kann ich uns schön auf die platonische Schiene einspuren (haben uns vorher erst 1-2 mal gesehen). Naja... kleine Anekdote

Bzgl. der Freundinnen:
Zitat:
Solche Phasen gibts sicher auch bei einigen anderen. Auch ich kenn das. Würdest du das akzeptieren können, die Sichtweise, dass das eben grad eine Phase sein könnte?

Eigentlich find ich's eher eine Phase, wenn ich eine tatsächlich mal um 3 Uhr anrufen würde. Man ist sich ja nicht immer gleich nahe...

Zitat:
Ja, aber es scheint, als würde irgendwas von dir dabei auf der Strecke bleiben. Das könnte man ja fast als Zeitverschwendung bezeichnen, wenn du mit deiner Sozialkompetenz nur der allgemeinen Erheiterung dienst und selbst keinen echten Genuss dabei hast.

Finde ich eben auch, drum lasse ich meine Freunde (also die, die man alle paar Wochen mal trifft und schon 5 Jahre kennt) links liegen, bzw. ich stelle mir die Frage: Was bringt mir so ein Treffen? Hätte ich diesen Personen in einer 1:1 Situation etwas zu sagen? wenn nicht, dann gehe ich auch nicht hin - ausser mir steht der Sinn nach Oberflächlichkeit.

Zitat:
Man kann bei der Wahl seiner Eltern nicht vorsichtig genug sein!

Meine vollste Zustimmung!

Zitat:
Warum erwähst du explizit, dass du nicht schwimmen kannst? Sicher gibts Vieles, was du nicht kannst, also warum grad die Nennung vom Nicht-Schwimmer?

Ich hatte häufig das Gefühl, dass (ok, das klingt jetzt kindisch, aber ist so) alle anderen etwas haben nur ich nicht.
Nur wir (zugezogene Ausländer) assen immer spät, ich war die einzige im Quartier ohne Haustier (Du kannst sowieso keine Verantwortung übernehmen), wir fuhren als einzige nie in die Ferien, ich kann als Einzige nicht schwimmen / Salto machen. Ich war da wirklich im Klassenvergleich immer ganz allein.
Schwimmen haben mir schon viele (auch ernsthaft, nicht nur als Anmache) versucht beizubringen, aber halt immer ohne Erfolg...

Zitat:
Wenns keine organischen Ursachen hat, könntest du dir eine (psychosomatische) Frage stellen, z.B.:
Worauf sollte ich hören, worauf ich bisher nicht gehört habe?

... vielleicht auf dich selbst, auf dein eigenes Selbst??


Es hatte eine organische Ursache, aber aufgrund der Tatsache, dass er immer noch da ist, gehe ich auf die psychosomatische Begründung. Genau zu dem Schluss auf mich selber hören bin ich auch schon gekommen... und dann verzweifelt, weil da niemand was sagt

Zitat:
Habe ich Angst vor Aggression? Befürchte ich, dass mir etwas Schlimmes geschehen könnte, das von hinten kommt? Etwas das ich nicht sehen kann?

Das ist interessant; das hab ich mir noch nie überlegt. Wenn ich's mir recht überlege, dann kam meine Mutter immer in mein Zimmer ohne anzuklopfen. Als ich angefangen habe zuzusperren, wurde mir kurzerhand mal der Schlüssel weggenommen. Ohrfeigen gabs ab und zu auch - von dem her zucke relativ schnell zusammen oder drehe mich weg. Wer weiss, ob der Rücken auch damit zusammenhängt... Mir wurde generell ein sehr misstrauisches Weltbild auf den Lebensweg gegeben. Ich bin dabei das abzubauen, denn seit ich zum ersten Mal ein paar Monate im Ausland war, bin ich weniger misstrauisch und im Gegenteil: ziemlich offen. Aber vielleicht bleibt ein Teil dieses Misstrauens immer in mir drin.

Zitat:
Wenn du Mühe hst, Zeit mit dir selbst zu verbringen, dann könnte es schon sein, dass du evtl. ein wenig den Bezug zu dir selbst verloren hast. Denn eigentlich kommt man bei dir nicht auf den Gedanken, dass du keine Ideen hättest. Funktionierst du zum Großteil nur?

Ich habe schon das Gefühl, dass ich oft nur funktioniere. Es fing damit an, dass ich immer neben dem Studium arbeiten musste. Ich hatte das Gefühl gar keine Wahl zu haben: Entweder nebenher arbeiten oder sterben. Mehr Geld konnten mir meine Eltern angeblich nicht geben und das was ich bekam reichte zum Überleben natürlich nicht aus. Heute weiss ich, dass man immer die Wahl hat, aber habe auch realisiert, dass einfach nur funktionieren angenehmer ist, als zu viel zu ändern.

Zitat:
Naja, 'ne Ess-Störung eben. Das Wissen darum, hilft kaum, etwas dran zu ändern. Die Ursache ist woanders, nicht im Wissen. Aber dafür gibts zwischenzeitlich wohl sehr gute Therapeuten, denk ich. Aber Insider diesbezügl. bin ich nicht

Drum geht's mir grad so gut: Hab am Sonntag meine Ernährung auf Japanisch umgestellt. Immer ein Schälchen brauner Reis, viel Fisch, Sojaprodukte und vor allem einen Liter Grüntee am Tag. Damit kriegt man den Hunger ziemlich in den Griff und das Zubereiten macht voll Spass

Bzgl. Männer
Zitat:
Einer könnte evtl. reichen. Oder nicht?!?!?
Ja, Qualität vor Quantität! Wenn die nur nicht so schwer zu finden wäre...

Zitat:
Tja, da musst du wohl deine Ansprüche abklopfen, würd ich sagen .
Und zwar darauf, WIE wichtig dir jeweils ein Anspruch ist. Mr.-Perfect - befürchte ich - wird es auch für dich nicht geben

Ich glaub da muss ich einfach durch... Ansprüche runterschrauben ist mir zu schwierig...

Zu Timoleona
Zitat:
s erscheint, als würde nichts ausreichen, um satt, zufrieden, glücklich zu sein, kann das sein? Ein Gefühl der Verlorenheit in Zeit und Raum, kein Ziel erscheint bedeutsam, keine Beziehung lohnenswert?

Kann man schon so etwa sagen. Häufig will ich einfach nur, dass die Zeit irgendwie vorbei geht.. ob es nun besonders glücklich macht oder nicht ist gar nicht so wichtig, denn wem bringt es denn was, wenn ich glücklich bin? Ich nehme mich selbst nicht wirklich wichtig und ich weiss nicht genau, wie das zu ändern ist. Ich find's schon mal prima von mir, dass ich mich jetzt gerade von meinen Freunden abgrenze. Kann man sicher auch als Abkapseln vom sozialen Umfeld umschreiben...
Häufig sagen mir Freunde ganz unabhängig von einander sei nicht so streng zu Dir - aber keine Ahnung wie das geht. Wenn man sich nicht wichtig ist, nimmt man auf so etwas eben keine Rücksicht.

Und den Namen änder ich noch - aber jetzt muss ich erst mal ins Bett

28.07.2011 23:20 • #17

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timoleona
@ Capricorn: Danke für das tolle Kompliment!!

@ 22072011:
Hallo du..
Hui, da ist ja ne Menge zusammengekommen. Hab in den letzten Tagen ziemlich viel gearbeitet und komme daher auch jetzt erst dazu, was darauf zu antworten. Ich will aber auch gar nicht so viel schreiben und heruminterpretieren, darin bin ich nicht so gut.. va. schriftlich finde ich das auch immer total schwierig. Also irgendwie ist da das Ziel wieder glücklich sein und andererseits das Misstrauen, dass sowas wie Glück für dich nicht so wichtig ist. Nur, der jetzige Zustand, dieses bindungslose Dasein, scheint dich ja auch wirklich nicht zu befriedigen (mich auch nicht..). Ich stimme dir vollkommen zu, wenn du schreibst, dass man immer die Wahl hat, aber genau diese Situation stellt uns ja auch vor eine große Schwierigkeit: Wir sind nicht mehr gezwungen, der jetzigen Lebenssituation ein Höchstmaß an Zufriedenheit abzutrotzen, wir können auswählen.. und damit stellt sich die Frage, was soll ich wählen? Die tausend Möglichkeiten, die wir in allen Bereichen haben (Partnerwahl, Wohnort, Reisen, Job, die richtige Shampoosorte . Vielleicht hast du als Ersatzorientierung bisher va. auf soziales Prestige gesetzt: dich für Männer interessiert, die Alphatiere sind, für ein Elitestudium gekämpft (wogegen natürlich nichts einzuwenden ist, aber vielleicht ist es ein sehr gut passendes Puzzleteil zum Gesamtbild), und irgendwie passen m.E. auch deine Gedanken zu dem Thema was Männer für Frauen attraktiv macht dazu. Irgendwie entsteht für mich der Eindruck eines Weltbildes, das vor allem vom Kampf um soziale Anerkennung geprägt ist, ich kann mich aber auch irren. Dazu würde ja auch deine Beschreibung passen, dass du als Kind unterprivilegiert warst, vielleicht versuchst du, das hinter dir zu lassen und in sein Gegenteil zu verkehren? Wie gesagt, sind ja alles nur Interpretationen / Ideen, die mir zu deiner Beschreibung kommen.
Na ja, mit dem Kampf um soziale Anerkennung wärst du natürlich überhaupt nicht alleine, diese Orientierung wählt ja ein großer Teil der Menschen. Das ist auch in gewissem Maß ganz normal: Die menschliche Existenz wird ja beschrieben als eine Balance der Suche nach Sozialität und Individualität. Leider ist Sozialität hier und heute häufig nur noch durch möglichst effektive Selbstvermarktung / den Verkauf der eigenen Person zu erreichen, wobei die soziale Wärme häufig, aber nicht immer, auf der Strecke bleibt. Und damit meiner Meinung nach auch das Glück - evtl. erreichen wir noch den exaltierten Rauschzustand der Selbsterhöhung durch sozialen Sieg, der uns aber leicht auch wieder tief fallen lässt und sich vermutlich auch irgendwann aufbraucht.. hm.. ich fange an, abwegig zu theoretisieren.. aber vielleicht hat man dann einen Burn-Out? Jedenfalls ist dieser Dauerkampf natürlich auch irrsinnig anstrengend. Vielleicht hängen auch damit die Verspannungen zusammen?
Die andere Orientierung wäre unser Selbst, unsere Individualität, worauf ja Capricorn auch schon hingewiesen hat. Dazu zählen neben rationalen Überlegungen auch unsere Emotionen. Dazu schreibst du:
Zitat von 22072011:
Genau zu dem Schluss auf mich selber hören bin ich auch schon gekommen... und dann verzweifelt, weil da niemand was sagt

Innere Leere und damit tatsächlich ein gewisser Verlust des Kontakts zu dir selbst.. Vielleicht ist es, wie Capri vorschlägt, ja tatsächlich nur eine Phase. Dass es dir schwer fällt, ein Gefühl für deine eigenen Gefühle zu entwickeln, kommt mir aber bei der Beschreibung der Situation in deiner Familie naheliegend vor: Offenbar gab es wenig Respekt für deine Person und wenig Raum für deine Gefühle. Vielleicht hast du gelernt, deine Gefühle beiseite zu schieben, um das - und den anschließenden Kampf ums Überleben zu überstehen. Wenn ich in einem guten Kontakt zu meinen Gefühlen bin, dann erlebe ich das als etwas sehr Menschliches- und als Abwesenheit des ständigen Kampfs um Anerkennung. Ich bin verletzlich- aber das ist menschlich. Vielleicht bin ich auch in besonderem Maße verletzlich.. das heißt, ich muss, und darf! mich um meine Verletztheit in besonderem Maße kümmern. Zeiten, in denen ich einen guten Kontakt zu meinen Gefühlen finde, erlebe ich als sehr sinnerfüllt, ich habe Freude an anderen Menschen und bin selten enttäuscht. Wege, diesen Kontakt herzustellen, gibt es sicher viele.. Nicht mehr gegen sich selbst kämpfen, oder um Großartigkeit kämpfen (was miteinander verbunden ist), sondern erst einmal annehmen und wahrnehmen, was grade da ist, ist eine Grundvoraussetzung. Du bist du, schei. egal wer dir gegenüber sitzt, und du bist bestimmt keine Nummer, kein Mensch ist eine Nummer!! Vielleicht können dabei Entspannungstechniken, oder (entspannendes) Yoga helfen. Nicht, dass mir das leicht fallen würde.. Was meinst du eigentlich mit den Atemübungen deines Therapeuten?
Zitat:
Tja, da musst du wohl deine Ansprüche abklopfen, würd ich sagen .
Und zwar darauf, WIE wichtig dir jeweils ein Anspruch ist. Mr.-Perfect - befürchte ich - wird es auch für dich nicht geben
Ich glaub da muss ich einfach durch... Ansprüche runterschrauben ist mir zu schwierig...

Ich glaube dir sofort, dass du das derzeit so siehst. Meine Überzeugung ist, dass wir überhaupt nichts mehr schrauben müssen, sobald wir fühlen können. Das große Spiel der Liebe hat m.E. mit Ansprüchen gar nichts zu tun, sondern mit Wärme und Respekt vor den eigenen und fremden Gefühlen, vor der eigenen und der fremden Person, was wiederum fühlen und einfühlen können voraussetzt. Ich vermute, dass sich da auch irgendwo dieses flüchtige Glück versteckt hält.. Mr. Perfect hat m. E. eher das Potential, unglücklich zu machen denn glücklich.. so wie jeder andere Perfektionismus auch .

So. Eigentlich wollte ich mich doch kurz fassen.. Mal wieder vom Hundertsten ins Tausendste gekommen. besser kann ich nicht..
Liebe Grüße!

31.07.2011 19:29 • #18


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