Hallo Charmest,
du schreibst, zur Entspannung liest du manchmal. Darf ich fragen, was du gerne liest? Und ich habe noch eine Frage: Verfällst du manchmal in Phantasieen oder fühlst dich oftmals sehr viel eher in virtuelle Personen als in reale Menschen ein, kannst dich mit denen besser identivizieren? Und ich hoffe, das kommt nicht all zu dumm, aber ich kann mit dem Begriff mobiles OS nichts anfangen. Bitte kläre mich doch darüber auf, was das ist.
Du schreibst:
Der kerl, der mich zu seinem Geburtstag einlud, meinte dass mein Bruder ihn letztes Jahr kontaktierte. Ich finde das merkwürdig, da beide etwa 9 Jahre nichts miteinander zu tun hatten. Das führe ich deshalb auf die Mobbing-Kampagne meines Bruders zurück, die er seit 4 Jahren betreibt.
Mich würde interessieren, wie dieser Kerl darauf reagiert hat? Ist ihm dies nicht auch seltsam vorgekommen. Du solltest ihm sagen, was Sache ist. Vielleicht gehört er zu denen, die dir glauben und die sogar die Eier in der Hose haben, deinem Bruder zu sagen, dass er dich ganz anders erlebt hat. Schließlich hat er dich ja immerhin trotzdem zu seinem Geburtstag eingeladen.
Hast du gesehen, dass ich diesen Kerl in Anführungszeichen gesetzt habe. Das hat einen Grund. So, wie du das formulierst, kommt das nämlich sehr abwertend bei mir an und ich frage mich, ob du künftig nicht auf solche Dinge achten solltest. Vielleicht empfinden andere ja auch so, dass du so über sie redest. Das könnte u. U. ein Grund sein, sich von dir abzuwenden. Ich frage mich sowieso schon die ganze Zeit, ob es da auch noch andere Gründe als die gibt, die du angegeben hast, weshalb du nicht zu der Geburtstagsfeier hingegangen bist. Du verbaust dir doch schon auch deine Chancen irgendwie selber. Oder erkennst du sie womöglich gar nicht? Auch wenn du schon voll des Misstrauens allen und jedem gegenüber bist, da gebe ich den andern recht: Ändern kannst du nur dich! Aber dadurch, dass du dich änderst, kannst du die andern dazu nötigen, sich auch zu verändern. Nehmen wir mal an, du wärst zu dem Geburtstag dieses Kerls hingegangen und er hätte dich etwas besser kennen und verstehen gelernt. Nahmen wir an, dein Bruder hätte davon erfahren und sich wieder eingeklinkt, dann wärees z. B. auch möglich gewesen, dass dieser Kerl deinen Bruder fett auflaufen lässt und ihm seine Meinung geigt. Dein Bruder hätte sich von da an wahrscheinlich überlegt, was er diesem Kerl gegenüber äußert. Du solltest Stellung einnehmen, zu dem, was dir unterstellt wird, nicht davonlaufen. Und damit wäre ich beim Sinn der Therapie. Diesbezüglich gebe ich all den andern nämlich auch recht. Sie wird dir helfen, dich selbst zu verstehen (und vielleicht auch die andern). Dein Therapeut wird mir dir neue Handlungswege erarbeiten und dich darin stärken und unterstützen, diese auch zu gehen. Du wirst nicht mehr so allein sein. Ich frage mich schon, warum du dich so dagegen wehrst. Könnte es sein, dass du Angst davor hast, dass irgendetwas an die Oberfläche kommt, vor dem du dich fürchtest? Wenn ja, wie lange willst du diese Ängste mit dir herumtragen? Wenn du dich in Therapie befindest, dann kannst du dich auch vor die andern hinstellen und mit berechtigetem Stolz sagen Ja, ich habe Probleme! Aber ich habe sie erkannt und gehe sie an. Ich bin Manns genug, nach Lösungen zu suchen und mir dazu und zu meiner Unterstützung profesionellen Rat und Hilfe einzuholen! Seien wir doch mal ehrlich, dies nicht zu tun ist doch nichts anderes als die pure Feigheit. Es ist die Angst davor, was andere über einen denken könnten! Ist es nicht so? Aber in deinem Falle, so scheint mir, könntest du deiner Familie mit dem Gang zum Psychotherapeuten/Psychologen auch fett eine reindrücken (du hast ja sicherlich manchmal auch ordentlich Rachegedanken. Oder täusche ich mich da?). Und den Worten, die ich oben genannt habe, könntest du ihnen gegnüber noch hinzufügen, dass du deine Probleme wenigsten erkannt hast und dass es andere gibt, die das noch nicht geschafft haben.
Im Übrigen kannst du dir in einer Psychotherapie Kompetenzen aneignen, von denen du nichtmal wusstes, dass es sie gibt!
Sieh es doch mal realistisch, dass du über das Internet rechergierst, das bringt dich in deinem Wissen weiter. Und vermutlich weißt du schon enorm viel. Aber hilft es dir wirklich, deine Persönlichkeit zu verändern? Doch wohl eher nicht. Wenn du das erreichen willst, kommst du um professionelle Hilfe nicht umhin. Was mich betrifft, ich bin mittlerweile sehr dankbar darüber, Hilfe in Form einer Psychotherapie zu bekommen.
Bist du eigentlich der Erstgeborene in eurer Familie?
Ich finde, du solltest dich räumlich sehr weit von deiner Familie entfernen und sie nicht mehr an deinem Leben teilhaben lassen, solange wenigstens, bis du selbst gefestigter bist und gelernt hast, besser mit dieser Situation umzugehen. Aber zuvor solltest du andere noch über das Verhalten deiner Familie aufklären. Es ist dabei nicht von Bedeutung, ob sie dir glauben oder nicht. Aber falls du dann wirklich den Kontakt abbrichst, werden si deine Familie möglicherweise damit konfrontieren. Bei uns ist (da, wo ich herkomme) auf der Nachbarschaft ein Mädchen in einer Nacht- und Nebelaktion von zu Hause ausgezogen. Das wurde in diesem kleinen Dorf damals recht heiß diskutiert. Somit räumst du die Möglichkeit ein, dass die Taten deiner Familie auf sie wieder zurückfallen und sie selbst damit auch konfrontiert werden.
Das mit der Darmspiegelung - ich hatte vor kurzem auch eine und die haben darauf bestanden, dass ich abgeholt werde- ist vielen Menschen peinlich. Ich weiß das. Aber rational betrachtet ist es eine medizinische Untersuchung wie jede andere auch.
Lieber Charmest,
du hast mich gefragt, wie es mir geht: Ich bin schon sehr durcheinander und gehe durch ein heftiges Wechselbad meiner Gefühle. Mal bin ich ganz verzweifelt, mal bin ich darüber erleichter, jetzt für alles eine Erklärung zu haben. Gestern Abend habe ich eine Selbsthilfegruppe aufgesucht. Ich muss sagen, ich bin nicht der Mensch, der sich unter anderen besonders wohl fühlt, aber dort tat ich es. Und obwohl ich definitiv doch ziemlich anders bin als z. B. mein Mann, habe ich mich zum esrten Mal irgendwo zugehörig gefühlt - und das sogar auf Anhieb. Ich habe heute Nacht kaum geschlafen, weil mich das so sehr beschäftigt hat, trotzdem bin ich heute Morgen gut aus meinem Bett gekommen und habe heute Morgen sogar in aller Herrgottsfrühe Musik gehört und in meiner Küche getanzt. Das ist ein Zeichen dafür, dass es mir gut geht. Außerdem, glaube ich, heute nacht die Antwort darauf gefunden zu haben, warum mich gerade Einzelgänger, insbesondere schizoide Menschen, so besonders anziehen und warum ich sie auch immer so gezielt finde. Denn das ist ja irgendwie schon ziemlich abartig. Aber anscheinend spielt das Unterbewusstsein dabei schon eine ziemlich große Rolle. Ich muss das irgendwie noch in der Therapie für mich abklären. Ich bin jedenfalls ziemlich froh, dahingegangen zu sein.
Ich grüße dich recht herzlich.
ZL
(übrigens würde ich diesen Namen nun nicht mehr wählen. Er passt überhaupt nicht mehr!)
15.02.2014 11:29 •
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