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Hallo liebe User,

meine Name ist Lost_Soul, wohne in einer Großstadt und mache gerade mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg. Ich bin der glücklichstes Mensch auf Erden, denn mein großer Masterplan ging auf und bin nun dabei eines meiner wichtigsten Lebensziele zu erreichen. Voller Stolz gehe ich zur Schule, das Haupt nach oben blickend, mit einem verschmitzten Lächeln neugierig und wissbegierig. Ich bin glücklich, kreativ und intelligent. Es kann kein Zweifel bestehen: ich bin der glücklichste Mensch auf Erden.

Vor drei Monaten lag meine Mutter weinend in den Armen meines Onkel. Ich stand daneben, starrte apathisch auf dem Boden. Paralysiert von den gerade passierten, entriss mich der Geschmack von Blut aus der Starre. Blut floss in meinen Mund, lief entlang meines Gesichts und tropfte auf dem Boden. Mein Cousin sah mich entgeistert an. Was habe ich getan? Ich schämte mich nicht. Ich war einfach nur noch leer. Das war der Nullpunkt, der letzte Respekt, den ich von mir hatte, war verschwunden. Es war der Nullpunkt, als ich vor meiner Mutter wütend und außer mir mein Gesicht zerkrafte. Es war der Nullpunkt, da ich erkannt habe, dass ich in einen fantastischen Konstrukt lebte. Es war der Nullpunkt, da ich festgestellt hatte, dass meine Gedanken nicht mehr zur Welt passten und vielleicht ich selbst nicht mehr zur Welt passte. Meine Mutter schrie mich weinend an, weshalb ich mir das nur antue. Ich stand nur da, sagte nichts. Ich stand einfach nur da. Meine ganzen Gedanken waren entschwunden, ich war leer, fertig, nichts war mehr da.

Heute bin ich hier in diesem Forum, um von meiner Geschichte zu erzählen, in der Hoffnung, dass mir das in irgendeiner Form helfen mag. Und noch mehr hoffe ich auf euch, auf eure Geschichten, eure Hilfen und Ratschlägen. Vielleicht schaffe ich es, wieder vor meinen Computer zu sitzen und zu designen, mich politisch zu engagieren und in vielen Foren intellektuell auszutauschen. Und wer weiß, vielleicht darf ich mich eines Tages darauf freuen zusammen mit Menschen, die ich und die mich gut kennen, ein B. zu trinken und mich wohlbehütet in dem Kreis dieser Menschen zu fühlen. Und wer weiß, vielleicht kann auch ich helfen. Aber vorher noch etwas zu mir. Ich erzähle euch ein paar Aspekte meines Lebens.

Ich bin ein introvertierter Mensch, der die Welt nicht durch die Augen anderer, sondern durch seine eigenen sieht. Schon als Kind war ich sehr fantasiereich, hatte nicht nur einen imaginären Freund, sondern gleich eine ganze Welt, in der ich irgendwie wichtig war (und das ziemlich lange, wobei ich Realität und abtauchen in mein Konstrukt unterscheiden konnte). Meine Leidenschaften waren Formen, Züge, Gestalt, das Visuelle im Allgemeinen, ich liebe das Schöne an sich, Essen, Fantasy und Sci-Fi. Später konkretisierten sich die Leidenschaften in Hobbys wie Fotografieren + Photoshoppen, skizzieren, Geschichten schreiben, die städtische Infrastruktur neu planen (ich fertigte tausende von Zeichnungen an, wie man das U- und S-Bahn neustrukturieren kann), Politik (vor allem Sozialpolitik), Wissenschaft (vor allem Astronomie und Neurologie) und Zocken (Rollenspiele etc.). Am Ende kamen noch zwei Hobbys dazu, die mich geprägt haben und letztlich dazu führten, dass ich neue Ziele in meinem Leben anvisiert habe. Zum einen interessiert mich die wissenschaftliche Psychologie und die Philosophie. Ich war jemand, der an vielen Dingen gefallen finden konnte. Nur mit den Hobbys die andere in meinen Alter so lieben und schätzen, wie Sport, Autos, Ballerspiele, sich die Kante geben oder mal rumhängen konnte ich nie etwas anfangen. Und ich hatte noch ein anderes Hobby, welches ich entwickeln musste im Laufe meiner Pubertät: das Lügen.

Ich log und log und teilweise lüge ich heute noch. Nein, ich lüge nicht um mir Vorteile zu erschaffen. Ich lüge eher um meine Existenz zu legitimieren. Ich log damals in meiner Klasse und erzählte von schönen Sommerferien mit spektakulären Ereignissen. Ich log wenn ich die tollen Wochenenden mit meiner ebenso erfundenen Clique beschrieb. Die Lüge als Instrument um mich vor anderen zu schützen, um mich gewissermaßen der verurteilenden Reaktion der anderen zu entziehen, begleitete mich in der Schulzeit, in der Ausbildung, in meinen kurzen Berufsleben und auch jetzt im zweiten Bildungsweg. Ich wagte es nicht davon zur erzählen, dass ich tagelang nichts anderes machte als Bahnnetze auf Verbesserungen zu prüfen oder mir Fantasy-Geschichten einfallen zu lassen. Zu sehr hätte mir die Wahrheit weh getan, die mich als unnormal abgestempelt hätte. Dennoch war mir das bewusst, dass ich unnormal war, aber tat so, als sei ich normal mithilfe der Lüge und meiner leistungsfähigen Fantasie. Lange Zeit lebte ich äußerst komfortabel in meiner selbst geschaffenen Schizophrenie und war als jemand bekannt, der lieb, nett und aufgeschlossen ist. Man meinte mich zu kennen und doch war ich nichts anderes als ein äußerst begabter und raffinierter Lügner.

Nun als junger Erwachsener fällt mir das Lügen schwerer. Das Gewissen, das erlahmen meiner Fantasie und die zunehmende Befürchtung dass meine Lügen entlarvt macht mir schwer zu schaffen. Als Jugendlicher konnte ich mit dieser Situation umgehen, war nicht unglücklich und widmete mich meinen Hobbys. Doch irgendwie klappt das nicht mehr. Ich habe keine Motivation mehr zum Fotografieren, ich habe meinen kreativen Blick scheinbar nicht mehr. Die Nachrichten sehe ich nicht mehr und gezeichnet habe ich seit Monaten nicht mehr. Selbst meine psychologischen und philosophischen Bücher rühre ich nicht mehr an. Das Lügen fällt mir schwer. Meine Erzählungen klingen mittlerweile unglaubwürdig, fanatasielos und drohen bei jeder Nachfragen ins sich zusammen zu stürzen. Ich fühle mich nichte mehr wohl in meiner Haut, ich spüre nun die Einsamkeit, all die Nachteilen keinen echten Freundeskreis zu haben. Daheim vor meinen Computer ergreift mich die Apathie. Nichts interessiert mich mehr.

Vor etwas einen halben Jahr dachte ich, dass das an meiner beruflichen Situation lag und tröstete mich damit, dass ich bald wieder zu Schule gehe und echte Ziele haben. Ich malte mir in meinen verrückten Köpfchen aus, wie ich mich mit Schülern anfreunden werde. Mit meinem Wissen, was ich damals maßlos überschätzte, sollte doch das Abi und die Schule ein Klacks werden. Viel zu früh, viel zu überhastet und ein kleinwenig viel zu verrückt plante ich meine Karriere auf der Uni, ohne die Herausforderungen in der Schule zu sehen. Ich stellte mir das Verhalten der Menschen so vor, wie in Daily Soaps oder so. Ohne es zu ahnen, entfernte ich mich immer mehr von realistischen Vorstellungen.

Und dann, eines Tages habe ich es begriffen: Ich bin nichts wert, da ich nichts und niemanden habe. Diese Erkenntnis trieb mich dazu, voller Wut auf mich selbst mein Gesicht zu zerkratzen. Mehrmals. Und das letzte Mal vor meiner Mutter. Das war das Ende. Mein Respekt vor mir war verschwunden. Später war ich gedemütigt und zog zu meiner Mutter zurück und gehe nun in meinem Heimatort wieder zur Schule.

Ich bin nicht mehr das, was ich glaubte zu sein: Einfallsreich, interessiert, intelligent etc. Ich sehe mich nun als elendiger Lügner, als ein Mensch der bereits mit Anfang zwanzig sich selbst ruiniert hat. Mich zeichnet eher die Adjektive einsam, komisch, verschlossen und verlogen aus.

Ich bin der unglücklichste Menschen auf Erden... zumindest in meiner kleiner, einfälltigen, verlogenen, missratenen Welt, in der der einzig Mittelpunkt ein kleines egozentrisches Ich ist.

Wenn Menschen Seelen haben sollte, dann weiß ich zumindest, wie es sich anfühlt keine zu haben.

17.12.2010 18:21 • 20.11.2016 #1


28 Antworten ↓


D
Du schreibst wahnsinnig gut.

Ich glaub nicht das du deine kreativität, diene Lust oder deine Intelligenz verloren hast, sie nur im Moment nicht da.
Das mit den Lügen kann ich nachvollziehen, man weicht von der Norm ab und will das verbergen und so normal wie möglich wirken damit andere nicht schlecht über einen Urteilen. Aber es hilft einem nicht, man gewinnt dadurch keinen Freundeskreis und selbst wenn dann schätzt dieser nur den schein des eigenen selbst und nicht das sein.
Du musst aufhören dich dafür zu schähmen wer du bist, und allein aufgrund deines Posts bin ich mir sicher du bist zigmal interresanter als jeder normalo, und ich sag das nicht um dich aufzubauen. Ich glaub nicht das etwas bringt einen Topf so lange zu verbiegen bis der Deckel passt.
Ich bin überzeug du kannst ein zufriedenes selbstbestimmtes leben fürhen wenn du deine Intelligenz dazu benutzt um deine Probleme zu erkennen, nach den Ursachen zu forschen und sie letztendlich zu behben. Sich profeesionelle hilfe zu suchen ist aber auch eine gute Idee.

Zu deiner ursprünglichen Frage:
Ich glaub nicht das man seine Seele verlieren kann, liegt aber daran das ich nicht glaub das es soetwas gibt obwohl ich mir wünschte es wäre der Fall.
Ich weiss aber das man in Lebensituationen geraten kann in denen es sich so Anfühlt als wäre jegliche Lebensfreude und Triebkraft aus einem entwichen, kommt man aus der Situation wieder raus kommt das alles wieder zurück.

17.12.2010 19:48 • #2


A


Kann man eigentlich seine Seele verlieren?

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A
Lieber Lost-Soul,

wow. Ich schließe mich der Suppe an: Deine Worte treffen und du wirkst sehr intelligent. Ich finde es sehr traurig, dass du deine Intelligenz vor deiner Umwelt verstecken musstest, dass du keine Anerkennung und Zuneigung erhalten hast, für das, was du bist.

Deine Lügen haben dir das Leben gerettet! Dadurch hattest du geschützte Inseln, die es dir ermöglicht haben, du selbst zu sein. Aber offensichtlich verlangt dein Inneres jetzt nach einer anderen Strategie. Die alte Strategie funktioniert nicht mehr. Seine Seele gibt dir das Signal, dass du auf eine andere Weise mit dir umgehen solltest.
Wahrscheinlich klingt das jetzt ein bisschen arg simpel, aber ich denke es ist so: Akzeptiere dich wie du bist - mit all deiner Intelligenz, deinen Lügen, deinen Stärken, deinen Schwächen als einen wunderbaren Menschen. Stehe zu deinen Fähigkeiten.

Und ich wünsche dir von Herzen Menschen in deiner Umgebung, die dich so mögen, wie du bist. Die dich nicht aus Neid klein halten wollen.
Ich denke, dass du den 0-Punkt als den Tod deiner Seele erlebt hast, weil niemand aus deiner Umwelt dich erkennt. Vielleicht sind diese Menschen nicht fähig dazu, vielleicht hatten sie auch nicht die Chance. Wir haben hier z.T. sehr starre Normen, die festlegen, wie ein Mensch zu sein hat. Denn es erzeugt Angst bei den anderen, wenn ein anderer besser ist als sie, also müssen sie ihn wieder zurecht stutzen.
Aber ich denke, dass uns als Erwachsene mehr Wahlmöglichkeiten zur Verfügung stehen, vielleicht muss auch eine Sensibiltät dafür entwickelt werden, sich selbst in positiver Weise im Kontakt mit Menschen zu zeigen, die man erst einüben muss.

Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

Gruß von Anni

19.12.2010 16:51 • #3


H
Hey ,
Um auf deine Frage zu antworten, ich glaube nicht, dass man seine Seele verlieren kann. Aber das kommt sicherlich auch darauf an was man unter ,,Seele‘‘ versteht oder ob man überhaupt an die Existenz einer solchen glaubt.
Meiner Meinung nach wäre die ,,Seele‘‘ so etwas wie das ,,Ich‘‘ alle Persönlichkeitsmerkmale, Erfahrungen, Gefühlszustände etc. vereint zu etwas vollkommen individuellem unabhängig vom physischen also dem Körper. Unserem deterministischem naturwissenschaftlichen Weltbild nach, also die Psyche, bzw. das Gehirn. Naja darüber kann man lange diskutieren

PS:
Vielleicht fällt dir das Lügen einfach immer schwerer, weil du es unterbewusst nicht mehr mit dir Selbst vereinbaren kannst, dass du deine Kreativität (ein existenzieller Teil von dir, zumindest dem Text nach) dazu benutzt etwas zu erfinden, dass dir innerlich wiederstrebt. Vielleicht willst du zur Abwechslung mal jemandem die Wahrheit sagen, auch wenn das unheimlich schwer ist, zumindest meiner Erfahrung nach. Wie du sagst, du hast Lügen erzählt, um dich vor der verurteilenden (aber für was sollten sie dich verurteilen? Dafür das du nicht so wie sie bist?) Reaktion der anderen zu schützen, so hast du aber auch nie die Möglichkeit gehabt, dass andere dich so kennenlernen, wie du wirklich bist. Und außerdem was heißt schon ,,Normal‘‘, wenn alle ,,Normal ergo Gleich‘‘ wären, was wäre das für eine langweilige Welt?


Mit freundlichen grüßen Halbgar

21.12.2010 00:23 • #4


L
Zitat von DieSuppe:
Du musst aufhören dich dafür zu schähmen wer du bist, und allein aufgrund deines Posts bin ich mir sicher du bist zigmal interresanter als jeder normalo, und ich sag das nicht um dich aufzubauen. Ich glaub nicht das etwas bringt einen Topf so lange zu verbiegen bis der Deckel passt.


Ich schäme mich. Ich schäme mich für das was ich bin. Für jede Hautzelle, jede Leidenschaft, jeden Gedanken den ich denke, jedes Interesse das ich nachgehe und jedem Atemzug den ich tätigen muss. An manchen Tagen wünschte ich mir, ich würde einfach aufzuhören zu atmen, meine Augen schließen und spüren wie die Welt um mich zerfließt um mich irgendwann in dem Fluss aus Sein und Nichtsein nicht mehr spüren zu müssen.

Als ich in der Ausbildung war, log ich selbst dann, als es um trivialen Sachen wie Lieblingsfilme oder -serien ging. Ich schämte mich für das was ich sah. Das ich solche Serien wie Stargate ansah, fand ich unheimlich peinlich und log. Das ich mir Diskussionenssendungen über Politik im Fernsehen ansah, fand ich auch doof, also log ich auch dann.

Heute sehe ich, was das mir gebracht hat. Wenn ich mich in meiner Klasse umsehe, so sehe ich echte Persönlichkeiten mit echten Geschichten und echten Charakter. Sie haben scheinbar spontan und ganz unbedacht und unbefangen Spaß an dem was sie tun. Ich dagegen bin farblos, biegsam und billig wie Plastik. Fühle mich gar nicht echt. Während andere Menschen etwas darstellen im Sinne einer greifbaren Persönlichkeit, bin ich ecken- und kantenlos, sprich das Nichts. Wie weit dieser Gedanke geht, zeigt mein Verhalten. Wenn ich in meiner alten Arbeit Pause gemacht habe, sagte ich ständig Ich bin gleich zurück oder Ich mach ganz kurz Pause. Habe ich einen Fehler gemacht, so habe ich mich oftmals noch Wochen geschämt und mich mehrmals entschuldigt. Zu jeder Meinung füge ein eigentlich hinzu. Werden andere Menschen lauter und fordern/schimpfen/etc. mit mir, dann gebe ich gleich nach ohne kritisch nachzudenken und knicke damit sehr schnell ein. Letztens ist mir ein alter Mann auf meine Füße getreten und ich (!) habe mich noch dafür entschuldigt, dass er mir auf meine Füße gestiegen ist.

Zitat von anni:
Und ich wünsche dir von Herzen Menschen in deiner Umgebung, die dich so mögen, wie du bist. Die dich nicht aus Neid klein halten wollen.


Meine Leistungen in der Schule sind gut und deshalb werde ich von einigen bereits Streber genannt, obwohl ich weder der Beste bin, noch der aktivste Schüler im Unterricht. Aber ich habe zu Anfang sehr oft im Mathe-Unterricht mitgewirkt. Anscheinend hat dies einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mittlerweile habe ich diesen Stempel bekommen und ich fühle mich nicht wohl dabei, wenn ständig die Leuten sagen das ich eh wieder 15 Punkte mit links schreiben werde, obwohl ich noch nie 15 Punkte geschrieben habe. Selbst steigt bei mir auch der Druck gut zu sein, weil man das irgendwie auch erwartet.
Diese scheinbare Anerkennung ist freilich keine echte Anerkennung. Ich bin lediglich die Projektionsfläche für andere, die sich an mir, dem scheinbaren Streber, abarbeiten. Bin ich doch besser als andere, dann sagt man sich der hat bestimmt von früh bis nachts gelernt, bin ich schlechter als andere, so kann man sich gleich doppelt über seinen Erfolg mit der faulen Strategie freuen. Ich weiß auch gar nicht mehr, wie ich mich im Unterricht verhalten soll. Mittlerweile sage ich nichts mehr, aus Angst unangenehm aufzufallen, wobei ich im Grunde schon weiß, dass ich unangenehm auffalle.

Zitat:
Ich denke, dass du den 0-Punkt als den Tod deiner Seele erlebt hast, weil niemand aus deiner Umwelt dich erkennt. Vielleicht sind diese Menschen nicht fähig dazu, vielleicht hatten sie auch nicht die Chance. Wir haben hier z.T. sehr starre Normen, die festlegen, wie ein Mensch zu sein hat. Denn es erzeugt Angst bei den anderen, wenn ein anderer besser ist als sie, also müssen sie ihn wieder zurecht stutzen.


Sie hatten wahrscheinlich nie die Chance, da ich gelogen und mich versteckt habe. Ich möchte nicht die Umwelt schuldig sprechen für mein Befinden. Wenn ich etwas gelernt habe, dann das ICH für mich selbst verantwortlich bin. Jede Entscheidung die ich treffe und jede Konsequenz die sich daraus ergibt, habe ich in aller erster Linie zu verantworten. Auch habe ich mich von meiner Lieblingsvision verabschiedet, dass eines Tages DER Mensch mir über den Weg läuft und mich versteht und mich so nimmt wie ich bin. Das ist natürlich irrsinniger Quatsch und einer der wichtigsten Gründe, warum ich in meiner Lage bin. Der Schlüssel zum Glück bin ich selbst, niemand anderes der mir über den Weg läuft. Nur ich bin es, der meine Lage ändern kann. Die Normen werden daher weiter starr bleiben, die Menschen werden so bleiben, wie sie sind. Nur ich bin es, der ein bisschen Veränderung in meine Welt hineintragen kann.

Aber auch da darf ich nicht naiv sein. Sich zu verändern heißt viel Kraft zu investieren. Und momentan bin ich eher damit beschäftigt meine Kraft zu sammeln...

22.12.2010 17:39 • #5


L
Mir geht es so schlecht, meine Kräfte sind am Ende und ich habe nun endgültig die Hoffnung verloren aus eigener Kraft irgendwie noch aus meinem Jammertal zu entkommen. Ich verstehe nicht, was mit mir passiert. Ich kann nicht mehr mit Menschen umgehen und auch nicht mit mir. Jede Form von Kommunikation fällt mir schwer .

Aber ich merke auch an mir, dass ich jede Form von Leidenschaft verloren habe. Mich interessiert einfach nichts mehr.
Wenn mich meine Mitschüler etwas fragen oder gar mich in ein Gespräche verwickeln wollen, dann sind meine Antworten kurz und karg. Ich weiß dann einfach nicht, was ich sagen soll. Locker Witze reißen, das war einmal, ich kann heute gar nicht mehr richtig erkennen was wann in welche Situation witzig ist.

Ich bin eine vollkommene leere Person. Nicht mehr sachkundig, nicht mehr informiert (das war ich früher mal), vollkommen orientierungslos im Zwischenmenschlichen und voller Zweifel über meiner Zukunft. Ich würde so gerne wieder ernfach mitlachen, auch etwas witziges sagen können oder das Gefühl von sozialer Kompetenz haben.

Sagt mal, kann man das schlicht weg verlernen? Ich kann's nämlich nicht mehr...

12.01.2011 00:41 • #6


W
Lost_Soul,

ich bin nichts wert, da ich nichts und niemanden habe

Dieser Satz aus deinem klugen Bericht, zeigt dir doch deinen Weg.
Du kannst doch nur das Beste für dich finden, Dich

12.01.2011 07:44 • #7


R
Hallo Lost Soul,

ich denke, dass du dir dein Glücklichsein früher nur eingebildet hast und dein Unterbewusstsein dir jetzt zeigt, was du eigentlich wirklich die ganze Zeit gefühlt hast. Keiner kann seelisch überleben, wenn er nur darauf achtet, was andere von ihm halten. Was soll schon passieren, wenn du sagst, dass du Stargate magst oder gerne Geschichten schreibst und gerne kreativ bist? Denkst du, sie werden dich auslachen? Sicher nicht. Sie werden dich vielleicht sogar beneiden, denn soviele haben überhaupt gar nicht die Fähigkeit zur wahren Kreativität. Du bist wie du bist, ändern kannst du es nicht. Du bist nunmal anders als die Norm. Du solltest lernen dich selbst zu mögen und zu akzeptieren.

Ich kann verstehen, dass du in der Öffentlichkeit gelogen hast um dein wahres Ich zu vertuschen. Ich hab diese Geschichte auch schon durch. Ich wollte auch unbedingt normal sein, nicht zu sehr auffallen, Freunde haben wie jeder Andere, Spaß haben wie jeder Andere. Aber ich habe kapiert, dass ich nunmal nicht Spaß bei den gleichen Dingen empfinde wie die meisten Anderen. Einfach in einer Bar sitzen, reden und B. trinken ist für zum Beispiel reine Zeitverschwendung.
Ich liebe auch zu fantasieren, Geschichten zu schreiben und eine komplett andere Welt zu erschaffen, die nach meinen Regeln funktioniert. Ich mag Abenteuer und nicht rumsitzen.

Stehe zu deinen Hobbys, das ist der erste Schritt. Du hast zwar schon solange gelogen, doch was nützt dir dieses Lügen? Besonders wenn man dann mit einem schlechten Gewissen sitzt, weil man Angst hat, es kommt an Ende doch raus. Sei ehrlich, auch wenns erst schwer fällt. Schei* auf die Meinung Anderer, es sei denn sie begegnen dir positiv.

Wenn du Geschichten hast, geh zb zu deiner Mutter oder auch zu einem Deutsch-Lehrer und frage was sie davon halten. Der Lehrer wird sich sicher freuen, dass du so tätig in seinem Bereich bist. Sicher wirst du dann einpaar Komplimente hören und das wird einen motivieren, dass das was man macht gut ist.

Du musst auch nicht immer einen lockerer Spruch oder Witz auf den Lippen haben, du bist doch nicht am Leben um Andere zu unterhalten. Wenn dir nichts einfällt, oder du nicht viel sprechen willst mit jemanden, dann kurze Antworten.
Wenn du aber tatsächlich an einer Person interessiert bist, frage sie ehrlich nach den Hobbys und beschreibe deine genauso ehrlich. Wenn sie Person dich dann doof findet, war sie sowieso nicht für eine Freundschaft mit dir bestimmt und auch wenn du gelogen hättest, hättest du dich immer schlecht gefühlt. Der der aber offen ist für Außergewöhnliches wird dir auch so begegnen und dich interessiert nach deinen Interessen ausfragen.
Natürlich gibt es diese ehrlichen Menschen selten, denn viele sind oberflächlich, selbstzentriert und egoistisch.
Du solltest dich erstmal lernen selbst du mögen, dann nach Nähe von Menschen suchen. Denn wenn du dich selbst nicht magst, mag dich auch kein Anderer. So ist meine Erfahrung.

Konzentriere dich auf die Schule, lerne weiter, und blende alle deine Gedanken aus, was andere denken könnten. Denn egal was du machst, welches Hobby du hast, wird es Menschen geben, die dich dafür schätzen und dafür lieben. Ja, egal wie komisch du bist. Denn es gibt auch einige Leute da draußen, die genauso eigenartig sind wie du oder einfach offenherzig dem gegenüber sind und nicht gleich verurteilen.
Vergib dir selber, dass du soviel und solange alle belogen hast. Ja, das war schlecht, aber wenn du jetzt damit aufhörst, dann gibt es doch keinen Grund mehr sich als verlogen zu beschimpfen! Jeder macht Fehler, manchmal auch richtig große Fehler eine ganze Zeit lang, doch sobald man den Fehler erkannt hat und dann ihn aufhört zu machen, ist alles vergessen. Sicherlich fällt es am Anfang verdammt schwer, weil man sich schon dran gewöhnt hat zu lügen, aber gib dir Mühe um deinetwillen.
Du hast definitiv deine Seele NICHT verloren. Deine Seele schreit gerade danach, dass du ihr hilfst aus diesem Loch zu kommen. Du verletzt dich selber, weil du, weil deine Seele sich schuldig und schlecht fühlt, nicht weil sie nicht da ist.

Und ganz klar muss ich dir sagen, dass aus meiner Sicht, du nicht so komisch bist. Ich habe auch meine eigenartigen Macken, meine komischen Ideen (wo meine Eltern schon immer den Kopf geschüttelt haben und meinten ich solle realistischer sein), meine außergewöhnlichen Hobbys.
Solche Leute wie wir, gabs schon immer, zum Beispiel sind für mich alle herausragenden Musiker und Schauspieler psychisch meistens mehr als eigenartig, haben ganz andere Denkweisen. Denn wenn sie so normal denken würden, könnten sie ihre Arbeit nicht so gut machen. Man braucht bei künstlerischer Arbeit nunmal einen Knall, denn sonst könnte es ja jeder machen.

Also Kopf hoch, mach das was dir Spaß macht und steh dazu! Dann wirst du auch Menschen treffen die dich so lieben, wie du wirklich bist.

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12.01.2011 21:15 • #8


N
hallo lost-soul,
das was bei dir zu lesen ist, ist ratlosigkeit, verzweiflung und trauer (weil dein, von dir gebautes welt zusammenbricht) aber auf keinen fall die Lehre. Du hast gewagt der Realität in die augen zu sehen und hast angst, das ist normal, und auf jeden fall besser als das leben voller lügen zu leben. ...und ich spreche nicht unbedingt über DEINE lügen und fantasie- welt. so zimmlich jeder mensch lebt in einer lüge um überhaupt überleben zu können ( nur vielleicht in einer realistischeren lüge als deine) und so lange die lüge funktioniert, funktioniert auch das mensch, das problem entsteht wenn die farce zu offensichtlich wird, hier hat man drei möglichkeiten: 1. mehr Lügen, mehr farce 2. sich daran zu zerbrechen und 3. zu wachsen. Ich denke du bist inteligent genug um wachsen zu können. Zu erst aber, wie du selber sagst, denke brauchst du unterstutzung ( so wie du deine Energielösigkeit und rückzug beschreibst, würde ich dir raten zum arzt zu gehen und zu antidepressiva verschreiben zu lassen) um überhaupt von diesem Loch rauszukommen.
LG N

12.01.2011 21:25 • #9


L
Der Himmel getränkt mit einem hellen Blau, der Wind trägt den Duft des Frühlings weit in die Stadt. Menschen um mich herum unterhalten sich, lachen über dies und jenes, erzählen sich alte Geschichte und erfinden vieles dazu. Es wird gelästert über die Nachbarin, geflucht über die Arbeit, aber auch gestaunt über die Schönheit des Seins. Alle sind sie um mich herum, Familien, junge Menschen, kluge Menschen, schwache Menschen, starke Menschen und ich. Ich der sich selbst beobachtet, der mit seinen eigenen Gedanken, mit einem anderen Selbst sich selbst aus einer fremden Warte sieht. Wer bin ich, frage ich mich. Und dann plötzlich sehe ich es. Diese Kirche, diese Häuser, diese Straße. Sie liegen auf einer Linie. Genau hier an diesem Punkt, wo ich steh‘ und denk‘ sehe ich die Geometrie des Seins. Ich packe meine Kamera aus, stelle sie ein, konzentriere mich und KLICK… ich habe ein Foto geschossen. Eine Erinnerung eingefroren, ein Gefühl konserviert. Ich frage mich selbst, wie es mir geht. Und ich antworte mir ehrlich: gut.

Ich stand auf der Festung Marienberg in der fränkischen Stadt Würzburg, als mir diese Gedanken durch den Kopf gingen. Lange ist es her, dass ich hier von mir erzählt habe. Vieles ist geschehen. Ostersonntag konnte ich wieder fotografieren gehen und hatte Spaß daran. Ich konnte wieder die Linien und die Formen in dieser Welt sehen.

In den letzten Wochen hat mich die Schule sehr gefordert. Die Vorbereitungen auf die vielen Klausuren verdrängten jeden dunklen Gedanken. Als ich damals meinen Beitrag hier geschrieben habe, kam ich mir alleine, verlassen und hoffnungslos vor. Ich erlebte wie meine Kreativität verschwand, wie mein Lügenkonstrukt immer mehr wackelte und einstürzen drohte und wie mein eigenes Bild in der Trauer über meinen Zustand verblasste. Ich fragte warum ich einsam war und welche unsichtbare Wand mich von der „echten“, scheinbar „normalen“ Welt trennen möge. Ich schämte mich für das, was ich war und immer noch bin.

Heute bin ich zu meiner eigenen Verwunderung in der Klasse integriert. Die Leute sind sehr freundlich zu mir, achten mich und sehen mich als wertvolles Mitglied an. Und nicht nur das, mit einigen Leuten unternehme ich was. Gehe ins Cafe, Treff mich zum Frühstück, lerne gemeinsam, gehen ins Kino. Und all das ohne mich besaufen zu müssen. Wie das möglich wurde?

Ich habe aufgehört um mich selbst zu drehen. Natürlich nicht ganz, denn im Grunde bin ich introvertiert und werde immer mit meiner eigenen geistigen Taschenlampe die dunklen Ecken meiner Seele beleuchten und darüber reflektieren. Früher stand ich selbst zu sehr in den Mittelpunkt. Alles habe ich auf mich bezogen. Jeder Bemerkung mir gegenüber wurde extrem kritisch von mir begutachtet. Ich misstraute der Welt im Grunde. Ich log, weil ich kein Vertrauen hatte. Weder zu meinen Mitmenschen, den diese warteten ja nur mir irgendwann den Dolch in mir zu rammen und weder mir selbst, denn ich kann ja nichts und bin im Vergleich einfach wertlos.

Nietzsche schrieb etwas Wunderbares:

Zitat:
„Manche Menschen sind so sehr an das Alleinsein mit sich selber gewöhnt, dass sie sich gar nicht mit Anderen vergleichen, sondern in einer ruhigen, freudigen Stimmung, unter guten Gesprächen mit sich, ja mit Lachen ihr monologisches Leben fortspinnen. Bringt man sie aber dazu, sich mit Anderen zu vergleichen, so neigen sie zu einer grübelnden Unterschätzung ihrer selbst: so dass sie gezwungen werden müssen, eine gute, gerechte Meinung über sich erst von Anderen wieder zu lernen: und auch von dieser erlernten Meinung werden sie immer wieder Etwas abziehen und abhandeln wollen.“


Bei dem Spruch fiel mir die Kinnlade runter. In gerademal 90 Worten hat Nietzsche mein Leben zusammengefasst. Ich log, weil ich die Urteile von anderen Menschen fürchtete. Dabei habe ich Stärken, um die mich andere beneiden. Sobald mir das jemand sagte, was er an mir gut findet, relativiere ich schnell. Der erste Schritt aus der Einsamkeit, mein erster Schritt, war die Anerkennung meiner Fähigkeiten. Und mit dieser Anerkennung war ich stark genug mich den Urteil anderer zu stellen. Der zweite Schritt ist das Verlassen des Mittelpunkts meiner geistigen Welt. Die Welt dreht sich nicht um mich, sie dreht sich um die Welt in der ich lebe. Nicht ich als absolutes Ich bin wichtig, sondern die Herausforderungen „da draußen“ , die Menschen die mich brauchen, aber auch die ich brauche.

Ich bin nicht blauäugig. In der Zukunft wird der Weg noch sehr steinig werden. Aber ich habe zum ersten Mal kapiert wie ich aus der Einsamkeit entkommen: Ich muss nicht entkommen, ich muss sie schlicht loslassen.

28.04.2011 10:22 • #10


V
Zitat von Lost_Soul:
Ich log und log und teilweise lüge ich heute noch. Nein, ich lüge nicht um mir Vorteile zu erschaffen. Ich lüge eher um meine Existenz zu legitimieren.

Wobei man nicht zwingend als ausgeschlossen gerade den Umstand in Betracht ziehen muss, dass es im Rahmen dessen auch um die Frage deiner (oder auch allgemeinen) Forumsexistenzen handeln könnte... : )

28.04.2011 13:34 • #11


L
Zitat von vent:
Zitat von Lost_Soul:
Ich log und log und teilweise lüge ich heute noch. Nein, ich lüge nicht um mir Vorteile zu erschaffen. Ich lüge eher um meine Existenz zu legitimieren.

Wobei man nicht zwingend als ausgeschlossen gerade den Umstand in Betracht ziehen muss, dass es im Rahmen dessen auch um die Frage deiner (oder auch allgemeinen) Forumsexistenzen handeln könnte... : )



Ich musste deinen Beitrag mehrere Mal durchlesen. Wieso Forumexistenzen? Hier bin ich nur einmal angemeldet oder wie meinst du das?

Ich weiß gar nicht, wie ich auf deinen Beitrag reagieren soll. Das Lügen bezog sich doch auf mein Leben da draußen. Ich erzähle Dinge, die nicht stimmen, weil ich Angst habe das andere mich und meine Freizeitaktivität und Interessen schlecht finden. Ich wusste damals nicht mehr ein noch aus. Jetzt geht es mir besser, aber das alles ist sehr instabil. Und immer noch sitze ich tagelang daheim zu hause, nur mit den Unterschied das ich jetzt ab und zu etwas mit anderen mache. Nicht jede Woche oder Wochenende, aber zumindest ein oder zwei Mal im Monat. Für mich ist das schon viel.

Ich merke schon, wie ich unter dern Schreiben traurig werde. Warum müssen mir die Menschen ständig Faustschläge in die Magengrube verpassen... sogar hier...

28.04.2011 17:52 • #12


L
Zitat von Lost_Soul:
Ich bin nicht blauäugig. In der Zukunft wird der Weg noch sehr steinig werden. Aber ich habe zum ersten Mal kapiert wie ich aus der Einsamkeit entkommen: Ich muss nicht entkommen, ich muss sie schlicht loslassen.


Ich bin doch naiv, ich bin echt so naiv. Erst gestern saß vor dem Computer und dachte jetzt geht's aufwärts und heute sitze ich fast heulend vor dem Computer, schlag meine Hände übers Gesicht und unterdrücke das Bedürfnis mich wieder im Gesicht zu kratzen. Und dieser schei. nur weil ich mich ein bescheuerter Post runterzieht und weil ich nicht weiß, wie ich ein Treffen organisieren soll. Am liebsten würde ich es absagen, den Computer zuklappen aus dem Fenster werfen und mich von der verdammten U-Bahn überfahren lassen.

Was ist nur los mit mir, ich versteh das alles nicht mehr...

28.04.2011 18:51 • #13


V
Zitat von Lost_Soul:
Ich musste deinen Beitrag mehrere Mal durchlesen.

Das tut mir aufrichtig leid, ich hatte beim Edit das Reflexivpronomen weggelassen...

Zitat:
Wieso Forumexistenzen? Hier bin ich nur einmal angemeldet oder wie meinst du das?

Nein Lost Soul, der Plural bezog sich nicht auf dich, sondern auf die allgemeine Problematik der Wahrheitsfindung im Rahmen unseres rein auf verbale Eindrücke beschränkten Mediums...

Zitat:
Ich weiß gar nicht, wie ich auf deinen Beitrag reagieren soll.

Auch das tut mir leid, betrachte ihn als einen ungeschickten Testballon, der, wie ich im Nachhinein sehe, scheinbar die Unpersönlichkeit deiner Poesie unterbrochen hat.

Zitat:
Das Lügen bezog sich doch auf mein Leben da draußen. Ich erzähle Dinge, die nicht stimmen, weil ich Angst habe das andere mich und meine Freizeitaktivität und Interessen schlecht finden.

Das kann jeder Sozialphobiker gut nachvollziehen.

Zitat:
Und immer noch sitze ich tagelang daheim zu hause, nur mit den Unterschied das ich jetzt ab und zu etwas mit anderen mache. Nicht jede Woche oder Wochenende, aber zumindest ein oder zwei Mal im Monat. Für mich ist das schon viel.

Das ist schön.

Zitat:
Ich merke schon, wie ich unter dern Schreiben traurig werde. Warum müssen mir die Menschen ständig Faustschläge in die Magengrube verpassen... sogar hier...

Das ist nicht schön. Wenn auch für mich etwas unverständlich, weil der Anteil der nicht realitätbezogener Auftritte im Internet schätzungsweise weit größer ist als der der realen Welt ist und eher als Kavaliersdelikt betrachtet wird, während Täuschungen im realen Leben weitaus größere Folgen und oft Benachteiligungen für Menschen mit sich bringen, sei es auch nur für den Menschen selbst, der Unwahrheiten von sich gibt. Dabei denke ich an dein selbstverletzendes Verhalten, das du in deinem Erstbeitrag geschildert hast.

Fallst du es mir nicht übel nimmst, hätte ich einige Fragen and dich, und falls du es für dich hilfreich fändest sie zu beantworten, freue ich mich jetzt schon auf deine Antworten:

1. Wenn du der Täuschung in der realen Welt bezichtigt gewesen wärst, hättest du auch das Gefühl gehabt, als würde dich jemand mit der Faust schlagen?

2. Wenn du virtuelle Täuschungen mehr Bedeutung verleihst, dann warum?

Zitat:
Jetzt geht es mir besser, aber das alles ist sehr instabil.

Dabei sollte dir die Unterhaltung hier behilflich sein.. falls du deine Meinung geändert hast...:

Zitat:
Heute bin ich hier in diesem Forum, um von meiner Geschichte zu erzählen, in der Hoffnung, dass mir das in irgendeiner Form helfen mag. Und noch mehr hoffe ich auf euch, auf eure Geschichten, eure Hilfen und Ratschlägen.

... wird dich sicher kein (Unkompetenter) mehr stören wollen.

28.04.2011 19:05 • #14


V
Zitat von Lost_Soul:
Ich bin nicht blauäugig. In der Zukunft wird der Weg noch sehr steinig werden. Aber ich habe zum ersten Mal kapiert wie ich aus der Einsamkeit entkommen: Ich muss nicht entkommen, ich muss sie schlicht loslassen.

Genau.

Das auf unsere Einsamkeit bezogene Schuldgefühl ist das, was uns quält, nicht die Einsamkeit selbst. Einsamkeit ist notwendig, sie ist der Gegenpol der Geselligkeit und daher unverzichtbar. Zwischen den beiden muss nur ein Gleichgewicht entstehen, was aber gerade das Schuldgefühl verhindert. Das Schuldgefühl suggeriert uns eine überdimensionale Bedeutung der Einsamkeit indem es sie uns als gefürchtetes Gespenst präsentiert. Im Kampf dagegen verlieren wir die Energie, die wir für den Aufbau des Gleichgewichts brauchen.

So lange der Widerstand gegen Einsamkeit aufrecht erhalten wird und so lange man Angst hat durchs Loslassen des Schuldgefühls in ein Loch zu fallen, wird man die Freiheit von Angst nicht erlangen können.

Ich habe mich selbst zitiert.

Alles Gute.

28.04.2011 19:21 • #15


L
Zitat:
1. Wenn du der Täuschung in der realen Welt bezichtigt gewesen wärst, hättest du auch das Gefühl gehabt, als würde dich jemand mit der Faust schlagen?


Ja, vielleicht eher ein Brennen in der Magengegend und dann ein eintretendes Gefühl der körperlichen Schwäche. Jedenfalls ist das Gefühl nicht schön und für mich sehr schmerzhaft. Danach folgt meist eine Welle großer Aggression, die sich gegen mich selbst richtet. Manchmal bin ich auch wütend auf andere, aber schlussendlich richtet sich die Wut gegen mich.
In diesen Momenten schlage ich meine Hände vor das Gesicht und drück sie ganz fest in mein Gesicht. Wenn es ganz schlimm wird, dann kratz ich mein Gesicht oder andere Körperteile. Danach geht es mir besser, fühle mich zwar dann leer und orientierungslos, aber der Schmerz in mir drin ist weg.


Zitat:
2. Wenn du virtuelle Täuschungen mehr Bedeutung verleihst, dann warum?


Ich versteh dein Satz schon wieder nicht. Wenn du meinst, dass ich auf Täuschungsvorwürfen im Internet stärker reagieren, dann muss ich das negieren. Ich war gestern ohnehin geladen, weil eine feste Verabredung mit einigen Leute einfach so abgesagt wurde mit fadenscheinigen Gründen. Da war ich schwer enttäuscht. Und eigentlich wollte ich gestern hier in Forum nur ein Lebenszeichen posten, aber dann habe ich dein Beitrag gelesen und ich habe ihn so gelesen, dass ich hier die Unwahrheit sage und hier andere Profile außer dieses habe. Daraufhin tickte ich aus, dachte was soll denn dieser schei.. Ich dachte das Forum könnte mir helfen, aber genau in dem Moment, wo es mir schlecht ging, habe ich einen Vorwurf entgegen bekommen.

Am Ende war ich selber auf mich sauer. Erst schreibe ich hier von einer Verbesserung meiner Situation, wenig später bekomme ich eine Absage und einen Vorwurf. Das war gestern zu viel.


Zitat:
Dabei sollte dir die Unterhaltung hier behilflich sein.. falls du deine Meinung geändert hast...:

... wird dich sicher kein (Unkompetenter) mehr stören wollen.


Ich versteh deine Beiträge nicht, sorry. Was willst du mit diesen beiden Sätzen mir implizieren?

Inwiefern Unkompetenter?

Zitat:
Auch das tut mir leid, betrachte ihn als einen ungeschickten Testballon...




Zitat:
, der, wie ich im Nachhinein sehe, scheinbar die Unpersönlichkeit deiner Poesie unterbrochen hat.


Ich habe einige Zeit investiert um meine Gedanken entsprechend zu formulieren. Meine Beiträge sind nicht unpersönlich, ganz im Gegenteil. Sie sind wahr und sind Ausschnitte meiner Gedanken und Gefühle. Eventuell war ich überheblich, was meinen Zustand anging, aber ich hatte das Gefühl, dass es mir gut gehen würde.

29.04.2011 15:40 • #16


L
Absoluter Tiefpunkt.

Stellt euch folgendes vor: Ein Schulfreund ladet mich ins Kino ein. Hab mich tierisch gefreut. Dann habe ich aus Freundlichkeit oder keine Ahnung warum, gesagt ich würde andere Klassenkameraden fragen ob sie mit gehen würden. Natürlich war mir vornherein klar, dass da bestimmt keiner mitgehen möchte. Der der mich eingeladen hat, fand das ne gute Idee. Die ganze Woche habe ich nachgefragt, bekam lauter Ja, klar's und Aber sicher zu hören. Und gestern haben sie alle abgesagt oder sich gar nicht mehr gemeldet.

Das Beste: Ich schreibe das zu meinen Schulfreund und er meinte: Schade müssen wir halt verschieben .

Ich bin eigentlich schon lange aus der Pubertät. Aber ich bin echt schwer getroffen und traurig. Solche Kleinigkeiten machen mir unheimlich zu schaffen.

Da habe ich mich auf das Treffen gefreut und am Ende sagen alle ab. Und ich bin so wütend auf mich, weil ich überhaupt den Vorschlag gemacht habe andere Leute zu fragen. Schließlich wurde ich doch eingeladen. Die Leute anzuschreiben, einen Termin zu finden wann alle können, einen Film zu finden und dann noch alles meinen Schulfreund mitteilen und mit ihn abstimmen, war für mich ein wahnsinniger Stress (ich weiß klingt komisch). Und jetzt stehe ich mit nichts da .

Ich weiß (mal wieder) nicht weiter. Was mache ich nur falsch? Ich würde meine Gefühle gerne irgendjemanden erzählen. Aber meine Mutter würde wieder ausrasten und mich als gestört bezeichnen (wahrscheinlich bin ich auch doof in der Birne). Und ansonsten habe ich niemand.

Was für ein trauriges Leben ...

29.04.2011 20:42 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

K
Du schreibst verdammt gut... es ist sehr selten das mir die tränen nur so aus dem auge laufen...

Das zeigt doch deine Intelligenz..

Das was du beschrieben hast klingt sehr nach starker depression. vielleicht ausgelöst durch ein burn out?! (lügen sind ja auch stress..und du hast ja auch geschrieben, dass du angst hast, dass die wahrheit dich einholt...)

wenn es dir hilft mit deiner vergangenheit abzuschließen könntest du ein buch darüber schreiben.. das kannst du ausserordentlich gut.. du hast viele interessante hobbys psychologie zum beispiel.. ich bin 16 .. und finde diese thematik ebenfalls sehr spannend...meine ehm. freunde konnten das nicht verstehen.. die wollten immer nur das leben genießen wärhrend ich mir gedanken um meine zukunft gemacht habe... mein rückrad ist mein freund.. auch wenn ich vielleicht durch ihn vieles verloren hab..war er immer für mich da als andere nicht für mich da waren..

Ich empfehle dir wärmsten mal zu einem Psychotherapeuten zu gehen.. dir geht es echt nicht gut (selbstverletztung) und alleine scheinst du auch keinen ausweg zu finden...


Ich hoffe das du, Lost_Soul, dich bald in Newly-Found_Soul umbennen kannst

Alles Alles vom Herzen erdenklich Gute... und bitte tu dir nicht mehr weh ...



Kekz'chen

30.04.2011 01:14 • #18


V
So ähnlich sehe ich das auch.
LostSoul deutet für mich auf Unpersönlichkeit hin, d.h. auf die Frage der Selbstidentität. Einsamkeit ist für dich offensichtlich nicht das Hauptproblem. Wenn Wutausbrüche, Selbstverletzendes Verhalten und Selbstmordgedanken als Symptome vorhanden sind, gibt auf jeden Fall Sinn sich Gedanken über professionelle Hilfe zu machen. Vor dem Hintergrund kannst du einen Neuanfang wagen und dich mit deiner Situation gründlich auseinander setzen.

Zitat von Lost_Soul:
Was für ein trauriges Leben ...

Muss nicht sein, kann anders werden.

30.04.2011 09:02 • #19


K
Habe grade ein Buch gelesen: Der kleine Taschentherapeut.. in 60 Sekunden alles wieder Okay...

Darin steht zu ganz vielen Bereichen was.. Auch zu Wie man mit Angst um geht mit Wut mit Depressionen und Einsamkeit meine ich auch..

Wurde von 2 Psychologen aus den USA geschrieben .. ist sehr interessant

http://www.amazon.de/kleine-Taschenther ... 342334315X

Auch wenn manche Menschen richtig tief drin stecken, kann man es ja trotzdem lesen

Muss ja nicht gleich in 60 sec. helfen, hauptsache ist, man findet anregungen

Viel Spaß beim lesen

Kekz'chen

01.05.2011 00:29 • #20


A


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