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Hallo ihr Lesenden,

zuerst einmal freue ich mich, dieses Forum gefunden zu haben und beginne nun mit meinem eigenen Klagelied ...

Ich bin 30 Jahre alt, wohne in Heidelberg und muss sagen, dass ich kein Leben hinter mir habe, sondern ein(en) Traum(a). Mittlerweile weiß ich, dass ich hochsensibel bin, was ich eine Weile für die Ursache meiner Einsamkeit hielt. Hochsensibilität ist noch nicht wirklich lange bekannt und ist meiner Auffassung nach eine intensivierte Wahrnehmung, wodurch es sehr schnell zu Reizüberflutungen kommt. Bei mir geht dies mit starker Empathie einher, was häufig ist, aber nicht zwingend der Fall sein muss. Die Folge daraus ist, dass ich Menschenmassen nicht gut ertrage, ebensowenig wie laute Musik. Discos und all die Plätze wo man so trifft habe ich alle kennen gelernt, es war und ist mir allerdings ein Graus sie aufzusuchen, weshalb ich es möglichst vermeide. Nachdem ich mich in Foren für HSPs herumtrieb wurde mir irgendwann klar, dass das nicht alles sein kann. Ich forschte weiter und kam durch Zufall auf eine weitere Lösung. Es war wie das letzte Puzzleteil das mir zeigte, dass auf mich geistiger Hermaphroditismus zutrifft. Bedeutet nicht, dass ich wirklich ein Zwitter bin, ich mich im falschen Körper fühle oder gerne Frauenkleider anziehe. Es ist auch in dem Sinne nicht zu beweisen, ich spüre nur für mich, dass es stimmig ist und ich mich damit wohler fühle. Bei dem Versuch es zu erklären, was dann eher einem es beweisen glich, habe ich fast ausnahmslos schlechte Erfahrungen gemacht. Es ist in Ordnung wenn es meiner bloßen Einbildung zugesprochen wird. Es tut trotzdem weh.
Dies war aber nicht das Ende meiner Entdeckungen, denn mal wieder durch einen Zufall (Gibt es soetwas wie Zufall überhaupt?) stieß ich auf die Thematik des sogenannten verlorenen Zwillings. Die erst seit relativ kurzer Zeit bekannt ist. Ich habe es mittlerweile auch überprüfen lassen und weiß nun, dass ich eigentlich ein eineiiger Zwilling bin, allerdings ist mein Bruder im sechsten Schwangerschaftsmonat gestorben, wodurch ich bereits traumatisiert geboren wurde. Ich habe das Traum vor ca. fünf Jahren aufgelöst was witzigerweise dadurch in Gang gebracht wurde, dass mich meine erste, langjährige Freundin betrog. Davon abgesehen kann ich mich an die ersten 20 Jahre meines Lebens nicht erinnern. Weil ich die ganzen Jahre über traumatisiert war, habe ich einerseits viel verdrängt, andererseits war es wie mit einem Traum, den man beim Aufwachen nicht mehr richtig in Erinnerung hat.
Ich hatte niemals wirklich Freunde und die, die ich hatte haben mich irgendwann verraten. Einer ist mir geblieben mit dem ich so gut wie keinen Kontakt habe, weil er weit weg wohnt, viel arbeitet, sein Haus renoviert und seine Frau mittlerweile schwanger ist.

Ich war sogar viele Jahr in einem Handballverein und habe versucht mich zu integrieren. Ohne Erfolg. Ich versuche mein Leben mit Ablenkung zu füllen. Spiele Klavier, schreibe Gedichte, mache Sport und Yoga um mich zu erden. Ich lese und lerne viel. Das Leben scheint nur daraus zu bestehen mich von der Einsamkeit abzulenken.
Die Menschen in aber auch weit über meinem Alter, denen ich begegne, scheinen einfach zu verschieden zu sein. So wie sich ein Fisch und ein Vogel begegnen. Sie können keine Freunde sein, weil sie in total unterschiedlichen Welten leben (das Beispiel ist natürlich etwas damatisiert). Das ich mit Herz und Seele Philosoph bin tut sein übriges, was nicht heißt, dass ich nur reden und philosophieren will. Ich bin für die meisten Sportarten und sonstigen Aktivitäten begeisterungsfähig, doch man will immer kommunizieren und dafür muss es irgendwo passen. Ich weiß, dass meine Einsamkeit auch durch den Verlust meines Bruders hervorgerufen wurde, doch das hilft mir nichts. Ich fühle einfach wie ein Außerirdischer und komme nicht umhin mich zu fragen was ich bin. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Ich habs in der Wirklichkeit versucht (siehe Vereine, Studium, etc) sowie im Internet. Bis jetzt ohne Erfolg. Ich bemühe mich so gut ich kann darum, mich nicht von mir aus zu distanzieren und versuche es immer wieder ...

Soweit zu meiner Einsamkeit.
Liebe Grüße
Floreo

22.01.2010 02:41 • 27.01.2010 #1


12 Antworten ↓


P
Herzlich Willkommen hier im Forum Sub Umbra Floreo!
Ich hoffe Du findest hier das wonach Du suchst.
Auch dass Du aus dem Schatten vielleicht mal heraus in die Sonne kommst.

Was würdest Du denn von Deinen Mitmenschen erwarten wollen?
Liebe Grüße

22.01.2010 08:55 • #2


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Einsamkeit der Seele

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Hallo pax,

Zitat:
Was würdest Du denn von Deinen Mitmenschen erwarten wollen?

Gute Frage möchte ich anmerken und danke für das Willkommen
Eigentlich erwarte ich nichts von den Menschen. Das habe ich mir über die Jahre abgewöhnt aber man muss natürlich immer dran bleiben, sonst kommen sie wieder die Erwartungen. Ich wünsche mir, diejenigen Menschen zu treffen die mir mit Toleranz begegnen und mich einfach annehmen können wie ich bin. Ich erwarte nicht, dass sie dann auch alles an mir besonders mögen müssen, aber ich hoffe natürlich, dass ihnen das Gesamtbild meines Selbst zusagt.

Liebe Grüße
Floreo

23.01.2010 01:02 • #3


V
Zitat von Sub Umbra Floreo:
Das ich mit Herz und Seele Philosoph bin tut sein übriges, was nicht heißt, dass ich nur reden und philosophieren will.

Warum nicht? Kennst du eine sinnvollere Beschäftigung?

Zitat von Sub Umbra Floreo:
Ich bin für die meisten Sportarten und sonstigen Aktivitäten begeisterungsfähig...

Okey, das muss auch mal sein.

Herzlich willkommen Floreo.

23.01.2010 01:39 • #4


P
Zitat:
aber ich hoffe natürlich, dass ihnen das Gesamtbild meines Selbst zusagt.

Das ist ein schöner Satz Sub Umbra Floreo.

Zitat:
Eigentlich erwarte ich nichts von den Menschen.

Wenn wir nichts erwarten brauchen wir dann überhaupt Kompromisse im Zusammenleben mit Menschen?
Geht das überhaupt?
Das frage ich mich gerade .

23.01.2010 15:49 • #5


S
Erstmal danke für die weiteren Antworten ,

Zitat:
Wenn wir nichts erwarten brauchen wir dann überhaupt Kompromisse im Zusammenleben mit Menschen?
Geht das überhaupt?

Also ich definiere Erwartung für mich einfach als etwas, dass enttäuscht werden kann. Allerdings geht es mir dabei um eine ganz bestimmte Form der Enttäuschung. Wenn mir Jemand beispielsweise etwas verspricht und ich erwarte, dass er es einhält. Aus irgendeinem Grund hält er sein Versprechen nicht (es ist für mich irrelevant aus welchem Grund) und ich bin von ihm enttäuscht. Schließlich hat er es versprochen.
Wenn mir Jemand etwas verspricht, dann erwarte ich nicht, dass er es einhält, sondern das er es ernst meint. Ist irgendwie ähnlich aber etwas vollkommen anderes. Bei ersterem Fall hat der Versprechende nicht die volle Kontrolle, ich schultere sie ihm aber auf. Es kann immer etwas dazwischen kommen ohne sein Mitverschulden.
In zweiterem Fall hat er die volle Kontrolle, wenn man davon ausgeht, dass ihm klar ist was ein Versprechen für mich bedeutet. Deswegen würde ich das nochmal mitteilen. Dann liegt es wirklich an ihm, denn er hat meine Erwartung direkt bei der Abgabe des Versprechens erfüllt oder nicht erfüllt. Was, wenn er meine Erwartung nicht erfüllt und ich merke es nicht. Für mich irrelevant. Was, wenn er meine Erwartung nicht erfüllt und ich merke es? Merke ich es gleich, ist nichts passiert und ich bin nicht enttäuscht. Merke ich es später und er hat sein Versprechen trotzdem gehalten ist es auch egal. Was aber, wenn er sein Versprechen nicht ernst gemeint hat, obwohl ich ihn darauf hingewiesen habe dass ich es erwarte und es zusätzlich nicht eingehalten hat. Dann bin ich sauer auf ihn, weil er mich verarscht hat und froh zu wissen, wie er bei solchen Dingen ist.

Generell versuche ich darauf zu vertrauen, dass alles was passiert genau zur richtigen Zeit geschieht und seinen Sinn hat. Klappt natürlich nicht immer, weil ich auch nur ein Mensch bin. Aber das erwarte ich auch gar nicht

Zitat:
Wie ging das Trauma nach der Geburt weiter? Manchmal lassen sich durch Aufschreiben der Resterinnerungen, die durch Sichten der Dokumente (Zeugnisse und Bilder) von damals wieder wach werden, weitere Erinnerungen abrufen.

Glücklicherweise habe ich eine Schwester mit einem Elefantengedächtnis. Sie hat mir vieles erzählt, aber zurückgekommen ist nichts dadurch. Ich habe auch meine Eltern befragt, viele Kindervideos und Bilder geschaut. Ich habe ein paar bruckstückhafte Erinnerungen, die ich an zwei Händen abzählen kann. Der Rest ist schwarz. Wenn ich mich in Videos oder auf Bildern sehe erkenne ich mich nicht mal. Rein logisch schon, aber nicht gefühlsmäßig. Ich kann nicht sagen, dass ich darüber unglücklich bin. Es ist nur sehr seltsam wenn ich auf den Videos Jemand anderen in meinem Körper von vor vielen Jahren sehe. Und, wie ich noch hinzufügen möchte: Mysteriös

25.01.2010 02:12 • #6


W
Bist wirklich heftig traumatisiert.
Machst du Therapie?
Ich habe mal eine Familienstellung gemacht, hat mir sehr geholfen meinen Platz in der Familie darzustellen. Ich war immer das verlassene Kind in meiner Familie, hab nie wirklichen Kontakt zu meiner Familie. ich bin vereinsamt aufgewachsen.
Also, wenn du ml eine Familienstellung machen möchtest, dann nimm Kontakt zu einem Therapeuten auf, da es eine sehr heftige Sache ist und du dann auch Begleitung brauchst.

25.01.2010 10:48 • #7


S
Ich weiß gar nicht, ob ich noch so heftig traumatisiert bin. Natürlich sagt jeder wegen diesen vielen Jahren fehlender Erinnerung das ich total traumatisiert sein muss. Bis auf die schreckliche Einsamkeit geht es mir aber eigentlich ganz gut. Also es geht mir schon ziemlich schlecht, aber eben zu 70% wegen der Einsamkeit. An irgendwelchen Traumen muss ich auch noch arbeiten, keine Frage, aber im Moment sind die nicht das Hauptproblem. Ich gehe zwar nicht in Therapie, arbeite aber mit einem Heilpraktiker (der eine ist kein Quacksalber, nur alle anderen ) an einem falschen Glaubenssatz. Wenn ich den korrigiert habe kommt das nächste Thema dran.
Familienstellen ist im Moment nichts für mich. Hab viele Erfahrungsbericht gelesen und das geht einfach gar nicht wenn andere Menschen dabei sind.

26.01.2010 02:07 • #8


P
Zitat:
Was aber, wenn er sein Versprechen nicht ernst gemeint hat, obwohl ich ihn darauf hingewiesen habe dass ich es erwarte und es zusätzlich nicht eingehalten hat. Dann bin ich sauer auf ihn, weil er mich verarscht hat und froh zu wissen, wie er bei solchen Dingen ist

Ja, und schon haben wir wieder erwartet. Ich fürchte es geht nicht ohne eine Erwartung-das Leben.

Zitat:
Ich gehe zwar nicht in Therapie, arbeite aber mit einem Heilpraktiker (der eine ist kein Quacksalber, nur alle anderen Wink ) an einem falschen Glaubenssatz.


Wie sieht das denn aus?
Mir scheint, Du bist ein arger Zweifler.

26.01.2010 08:19 • #9


A
Hallo Sub Umbra Floreo,

die Einsamkeit und Leere die Du fühlst, begleitet mich seit 26 Jahren. Auch die Einstellung von dir, lieber keine Erwartung dann kann mich keiner verletzen, ist mir mehr als ein Begriff.

Ich habe in meinem Leben einige Traumas erlebt, was mein Leben nicht unerheblich durcheinander brachte.

Ich habe noch ne Frage. Und zwar verbirg sich hinter deinem Namen das was ich vermute??

LG Angsthasse

26.01.2010 09:24 • #10


W
Mir fehlen auch Erinnerungen. Ich glaube so schützt man sich, weil es zu heftig werden kann, an was man sich erinnert.

Hast du angst vor der Vergangenheit? Und alles hat einen Sinn. Wenn du dich erinnern sollst, so wird es auch geschehen.

26.01.2010 09:26 • #11


S
Zitat von pax:
Ja, und schon haben wir wieder erwartet. Ich fürchte es geht nicht ohne eine Erwartung-das Leben.

Finde ich auch eigentlich nicht so schlimm. Aber oftmals wird erwartet, was nicht erfüllt werden kann. Wie im Beispiel präsentiert ist mir der Unterschied sehr wichtig und schützt vor vielen vorprogrammierten Enttäuschungen.

Zitat von pax:
Wie sieht das denn aus?
Mir scheint, Du bist ein arger Zweifler.

Nun, ich bin Philosoph und damit quasi anthroposophischer Wissenschaftler. Ich beziehe in meine Logik auch die Gefühle von Menschen und die Dinge die man nicht unbedingt sehen und beweisen kann mit ein. Besagter Heilpraktiker arbeitet mit Kinesiologie und ich habe einen zertifizierten Kurs für Kinesiologie absolviert. Lange nicht genug für entgoltene Behandlungen aber genug um mir ein Bild von der Wirkweise und Wirksamkeit zu machen. Da ich den Kurs bei eben diesem Heilpraktiker gemacht habe bin ich von seiner Integrität überzeugt und begebe mich vertrauensvoll in sein Fänge .

Zitat von Angsthasse:
die Einsamkeit und Leere die Du fühlst, begleitet mich seit 26 Jahren

Tja, da ich genialerweise 20 Jahr vergessen habe und dann noch fünf weitere resttraumisierte war, fühle ich mich eigentlich erst seit fünf Jahren so. Ich würds trotzdem nicht weiterempfehlen, aber zumindest den Galgenhumor verliere ich nicht so leicht

Zitat von Angsthasse:
Und zwar verbirg sich hinter deinem Namen das was ich vermute??

Ich steh gerade irgendwie auf dem Schlauch ... was vermutest du denn? Der Name ist eigentlich nur aus dem Grund gewählt, weil er in dem Sinne gut passt, dass man mich nicht einschätzen kann. Ich werde eher für einen langweiligen, nicht besonders cleveren Menschen gehalten wenn man mich sieht. Das liegt daran, dass meine Mimik unter meiner Vergangenheit gelitten hat. Sie ist nämlich ziemlich tot. Bis zu einer gewissen Emotionsstärke bewegt sich da gar nichts. Wenn ich lache sieht man es schon, aber auch wenn ich fröhlich bin sehe ich eher so aus, als würde ich gleich heulen. Das lebendigste an meinem Gesicht sind noch meine Augen.
Hat dein Name den eine gewollte Bedeutung? Ich meine, ob du die Angst hasst.

Zitat von White-Angel:
Hast du angst vor der Vergangenheit?

Keine Spur. Ich stehe zu ihr, sonst hätte ich mich sicher nicht getraut sie hier zu schreiben. Hat ne Weile gebraucht, bis ich so weit war.

27.01.2010 01:37 • #12


A
Ja Du hast meinen Namen richtig erkannt ....es soll bedeuten ich hasse Angst.

Bei deinem Namen hat mir nur ein Teil etwas ins Gedächtnis gerufen und zwar der Teil Sub

Aber es sieht so aus, dass ich falsch lag.

LG

27.01.2010 10:41 • #13


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