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B
ich glaube, mein problem ist nicht so sehr, dass ich einsam bin. ich fühle mich einsam, aber ich kenne eigentlich viele Leute. ich habe mich zwar aus lauter Frust, weil ich mich ungeliebt fühle, in letzter zeit viele Kontakte abgebrochen und mich mit vielen leuten zerstritten. aber es entstehen auch neue konakte. ich glaube aber, das was wirklich schlimm ist, ist, dass ich nicht beachtet werde. und das kann man an ganz deutlichen Merkmalen festhalten. Z.b. ist das anrufprotokoll meines handys ein einziges Trauerspiel. Tatsache ist, dass 3 Wochen oder mehr vergehen können, ohne dass mich ein freund anruft. wenn ich wen anrufe und ich würde jedes mal 20 euro bekommen, wenn ich in die mailbox komme, wäre ich reich. was noch trauriger ist, dass ich meistens nicht zurückgerufen werde. ich wurde vor 3 Monaten gekündigt, völlig überraschend und kein einziger von den Kollegen, hat sich seitdem gemeldet oder angerufen. dabe war ich jahrelang in der firma und habe mich im grunde mit allen sehr gut verstanden. wenn ich jemanden darauf anspreche, dass es mich ärgert, wenn der sich bei mir nie meldet, reagiert derjenige meistens entweder wütend und gereizt oder völlig verständnislos. das klassische es liegt nicht an dir kann ich nicht mehr hören. vielleicht ist ja genau das das problem, dass es nicht an mir liegt! wenn es an mir liegt, dass er nicht anruft, hätte ich ja wenigstens einen Grund und auch eine form von Beachtung. so wirkt es aber, als ob ich nicht mal wichtig genug bin, mich nicht anzurufen. ich habe das Gefühl, niemandem liegt etwas an mir. natürlich, an meinen Eltern und so, aber das zählt nicht. es geht um Kollegen, freunde, etc. es ist doch völlig klar, dass ich weder anrufe noch zurückrufe, wenn mich die person nicht genug interessiert. es ist ja auch typisch, dass, wenn man erfolg hat oder es einem gut geht, plötzlich alle von einem was wollen. aber nicht, weil sie dich mögen, sondern, weil du es ihnen plötzlich wert bist, beachtet zu werden. ich merke auch, dass es mir besser geht, wenn ich beachtet werde, selbst wenn es fremde menschen sind, die ich vorher nie gesehen habe und danach nie mehr sehe. z.b. wenn ich im job mit künden rede.(ich habe seit kurzem einen minijob, wo ich das tun muss). und ich gehe gut gelaunt nach hause, obwohl der job nichts besonderes ist, aber es tut gut, auf menschen zuzugehen und von ihnen beachtet zu werden. und es ist brutal, nicht beachtet zu werden, es ist, als ob man bei lebendigem Leib tot wäre. als ob man nicht existiert oder unsichtbar wäre, man kann sich nicht bemerkbar machen, alle sehen durch einen hindurch. ich habe gelesen, bei den amish wird körperliche Gewalt abgelehnt, wenn aber ein Mitglied der Gemeinschaft bestraft wird, geschieht das durch Ächtung. Er darf weiter dabei sein, arbeiten etc, aber niemand darf mit ihm reden oder ihn ansehen. das ist weitaus schlimmer als eine klassische Gefängnisstrafe o.ä.
was macht es für einen sinn, mir einen neuen job zu suchen, wenn es niemanden interessiert? wenn ich niemandem davon erzählen kann. was macht es für einen sinn, lustige und schöne dinge zu erleben, die man ja auch allein haben kann, wenn man keinem davon erzählen kann?
es ist frustrierend, tage- oder sogar wochenang keinen Anruf zu bekommen, keine sms, keine Nachricht auf Facebook, nichts.
und wenn man erstmal in diesem strudel drin ist, wird es immer schwerer, daraus wieder heraus zu kommen.
und wenn man, so wie ich, frustriert ist und auf seine Mitmenschen losgeht und ihnen vorwürfe macht, wenden sie sich erst recht ab, dabei versuche ich doch nur, beachtet zu werden und wünsche mir, gemocht zu werden. und das krasseste ist, dass viele menschen, das habe ich jetzt mitbekommen, mit anderen über mich reden, z.b. dass sie enttäuscht sind, aber mit mir selber reden sie nicht. oder man sagt mir, dass ich viele gute Eigenschaften habe, etc, aber wieso redet keiner mit mir? wieso ruft keiner an? wieso reagiert keiner auf mich? nicht beachtet werden ist der horror.

03.02.2015 02:43 • 03.02.2015 #1


4 Antworten ↓


B
ich möchte noch ergänzen, dass es unüberlegt war, zu schreiben, dass es nicht zählt, wenn einen die Eltern beachten. es kommt sicher oft vor, dass es nicht so ist und das ist vlt noch viel schlimmer.

03.02.2015 02:52 • #2


A


Ist es mehr das nicht beachtet werden als Einsamkeit?

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Luna70
Hallo blauerpulli,

erstmal herzlich Willkommen zurück bei uns im Forum, du hast ja im letzten Jahr schon mal hier geschrieben.

Wenn du die Beiträge hier liest, wirst du merken, dass es ganz vielen Leuten so geht wie dir. Ich denke schon eine ganze Weile darüber nach, warum sich in unserer Gesellschaft so viele einsame Jugendliche und junge Menschen gibt, und das obwohl (oder gerade weil) es so viele Wege der Kommunikation gibt. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die durch die ständige Erreichbarkeit völlig überfordert sind. Irgendwas läuft da schief. Da müsste man vielleicht man einen Soziologen fragen, ob es wirklich so ist dass unsere Gesellschaft insgesamt kälter, oberflächiger und einsamer geworden ist und woran das liegt.

Wenn jemand in eine Krise gerät, z.B. weil er wie du seinen Arbeitsplatz verliert, können die Menschen drumherum oft nicht so richtig damit umgehen dass sich jemand verändert und traurig und frustriert ist. Du sagst ja selbst, dass du aus Frust auch mal verbal um dich schlägst. Die wenigsten Leute sagen anderen offen ihre Meinung ins Gesicht. Es scheint irgendwie in der Natur des Menschen zu liegen, dass man dann eher mit anderen darüber redet. Du hast ja schon erkannt, dass du dich in einem Strudel befindest. Nach außen strahlst du vielleicht aus: Lasst mich alle in Ruhe, mir geht es schlecht.

Dass du den Mini-Job hast, ist doch schon mal gut, gerade wenn du da Kontakt zu Kunden hast. Und wenn du etwas schönes, lustiges oder auch trauriges erlebst, erzählst du es einfach erstmal hier bei uns.

03.02.2015 13:18 • #3


B
hi Luna70, ja ich strahl es aus, weil ich einfach nicht mehr nach außen hin so tun will als ob mir das alles nichts ausmacht.
ich bin ja frustriert, weil ich übersehen werde und ich will das nicht länger hinnehmen.
ich versteh das nicht, dass man nicht antwortet wenn man z.b. eine sms bekommt oder nicht zurückruft, wenn man angerufen wird.
ich selber mach das immer, ich rufe immer retour oder schreibe. genau deshalb, weil ich es unhöflich finde, das nicht zu tun.
es kommt fast nie vor, dass ich es vergesse. allerdings bleibt das bei mir auch sehr überschaubar. ich freu mich so, wenn ich seh, dass ich einen Anruf in Abwesenheit habe, dass ich das gar nicht vergessen kann.
vielleicht bin ich auch so langweilig, dass es keinen interessiert, mich zurückzurufen.

03.02.2015 14:26 • #4


Icefalki
Lieber blauerpulli,

Vergesse es mit Gewalt einzufordern, das dir vermeintlich zustehst. Klappt nicht.

Wie heißt es so schön: aus den Augen, aus dem Sinn.

Ziehe einen Schlussstrich darunter.

Was du jetzt tun kannst, baue dir wieder Kontakte auf. Aber nett und freundlich. Und erwarte nicht zuviel.
Was wäre mit Vereinsarbeit, Sport, Tierschutz, hier im forum?

Es gibt 1000 Möglichkeiten. Aber Schraube deine Erwartungen herunter. Lasse es langsam und freundlich angehen.

03.02.2015 15:01 • #5






Dr. Reinhard Pichler