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A
Hallo zusammen,

seid fast einem halbem Jahr habe ich das Gefühl, dass sich mein Freundeskreis immer weiter von mir zurückzieht und Schuld bin ich daran wohl selber. Ich möchte euch erst einmal meine Situation erläutern...

Ich bin 25, berufstätig und war bis vor einem Jahr eigentlich auch sehr zufrieden mit meinem Leben. Ich komme aus einer strengen Familie - habe z.B. noch nie einen Freund gehabt - bin aber deshalb nie verzweifelt gewesen, weil ich eine große Familie habe, die wirklich nur das Beste für mich will und einen - wie ich bis vor kurzem noch dachte - kleinen, aber guten Freundeskreis besitze. Das ich noch keinen Freund hatte, finden viele Leute seltsam, liegt aber auch an der Nationalität meiner Familie - die sind zwar nicht gegen einen Freund, haben mir aber immer weniger erlaubt, als anderen Mädchen in meinem Alter. Ich denke dass das aber auch an meiner inneren Einstellung liegt, da ich sehr schlecht mit Avancen umgehen kann und auch sehr misstrauisch bin. Woher das beruht, weiß ich ehrlich gesagt nicht...

Mein Freundeskreis ist immer überschaubar gewesen - kann die paar Leute die zu meinem näheren Umfeld gehören an einer Hand abzählen. Die Freunde die ich habe kenne ich circa 6 bis 12 Jahre, meine engste Freundin (Freundin A) seit 9 Jahren, die bereitet mir auch am meisten Sorgen.
Sie war mir immer sehr wichtig, kapselt sich aber nun fast komplett von mir ab. Grund dafür ist wahrscheinlich ein Streit, den wir vor einem dreiviertel Jahr hatten. Davor war die Situation so, dass ich sehr vieles in mich hineingefressen habe, dass mich an ihr geärgert hat, dazu gehörten ihre Unzuverlässigkeit und das ich mich von ihr nicht fair behandelt fühlte. Es kam wirklich nur in Notfällen vor, dass ich sie mal versetzt habe. Wenn Sie meine Hilfe gebraucht hat war ich sofort zur Stelle. Sie hat mich immer in hohen Tönen gelobt, behauptet das ich die ehrlichste und zuverlässigste Person auf der Welt wäre und das ihre Familie große Stücke auf mich hält, weil ich immer helfen würde. Für dich lege ich meine Hand ins Feuer war einer ihrer liebsten Aussagen.

Freundin B kenne ich seit 12 Jahren. Zwischen uns herrschte immer mal wieder einen Monat Funkstille, das lag dann aber an Beruf oder Ausbildung, manchmal weil sie auch einen anderen Freundeskreis pflegt als ich. Da sie auch als Jugendliche mehr durfte, konnte ich früher nicht immer mit, manchmal hatte ich auch das Gefühl, ihr eine Last zu sein, ich wollte ja nicht das sie ständig meinen Wachhund spielen muss, nur weil ihr sonst meine Eltern im Nacken sitzen. Auch dieser Freundin habe ich immer geholfen, wenn sie in Schwierigkeiten steckte. Als sie zwei Mal innerhalb von einem Jahr gekündigt wurde, war sie komplett am Boden zerstört, es war furchtbar sie so zu sehen, weil sie kurz davor stand sich aufzugeben und so viel geweint hat. Mit der Hilfe von Freundin A, haben wir sie zusammen motiviert, jede freie Minute mit ihr verbracht und ich habe monatelang mit ihr Bewerbungen geschrieben und Vorstellungsgespräche geübt. Auch von ihr bekam ich ständig zu hören wie zuverlässig ich sei. Das Problem bei ihr ist aber, dass sie mit einem Mann eine Affäre hat der Jahre älter und in festen Händen ist. Natürlich ist es ihre Sache mit wem sie etwas anfängt, nur ist er mit ihr zusammengekommen, als Sie noch minderjährig, er aber schon 32 war. Freundin A weiß davon nichts und ich vermute das sonst auch nur wenige davon wissen. Freundin B weiß was ich von ihm halte, hat es aber irgendwann akzeptiert, als ich ihr erklärt habe, dass ich ihr nicht vorsschreiben kann wen sie liebt, sie mir dann aber auch nicht vorschreiben kann, wen ich mögen muss. Sie konnte zwar jederzeit ihr Herz bei mir ausschütten, aber mehr als zuhören konnte ich auch nicht.

Diese beiden Freunde sind eigentlich die wichtigsten für mich. Wir haben uns jahrelang gut verstanden und sehr viel Zeit miteinander verbracht. Wie bereits erwähnt, war ich der Meinung das sie eine sehr hohe Meinung von mir haben, da sie mich ja immer in höchsten Tönen für meine Aufrichtigkeit und Hilfsbereitschaft gelobt haben. Leider dämmerte mir vor zwei Jahren, dass ich dies wohl nur bedingt von ihnen erwarten kann. Als im Mai 2011 mein Großvater verstarb, hätte ich die beiden wirklich gerne an meiner Seite gehabt, stattdessen habe ich mich vor den Kopf gestoßen gefühlt, als sie mich gefragt haben, ob sie zu der Beerdigung unbedingt mit müssten. Ich habe damals aber meine Enttäuschung runtergeschluckt und ihnen gesagt es wäre in Ordnung - ich kann sie ja nicht zu etwas zwingen dass sie nicht wollen.

Dieses Ereignis hat mich aber zum Nachdenken bewegt. Zum Beispiel fiel mir auf, das Freundin A mich gerne versetzt, sobald sie die Chance auf etwas Besseres sieht. Es kam nicht selten vor, dass sie mich Samstags einfach hängen ließ und ich alleine zuhause herum saß, weil sie z.B. kurzfristig eine Einladung ihrer Geschwister bekommen hatte - sie hat ein sehr enges Verhältnis zu ihrern Brüdern - oder weil ihre andere Freundin etwas interessanteres vorgeschlagen hatte. Dies war auch der Grund, weshalb ich mich letztendlich mit ihr gestritten habe. Zwar sagte sie es tue ihr Leid, doch das sie an der Situation nichts ändern könne, sie wolle mir in Zukunft einfach keine festen Zusagen mehr geben. Daraufhin herrschte 6 Wochen Funkstille, ich erfuhr das sie regelmäßig ausging und ich saß jedes Wochenende alleine zuhause herum. Sie meldete sich nicht mehr bei mir, obwohl wir nach unserem Streit gesagt hatten, das alles in Ordnung sei und es besser wäre es ausdiskutiert zu haben, anstatt hinterrücks über die andere zu reden. Es ging eigentlich sehr erwachsen zu.

Freundin B meldete sich auch nicht mehr, weil ihr Freund in der zwischenzeit seine Frau verlassen hatte, als er erfuhr das sie schwanger war. Auch hier gab es leider eine Auseinandersetzung. Als Freundin B es mir erzählte, war ich total geschockt. Ich hatte in erster Linie an das Kind gedacht und konnte nicht glauben, dass er seine Frau JETZT verlässt, obwohl er all die Jahre zuvor die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Daraufhin schrie mich Freundin mich an, warum ich mich nicht einfach mal für sie freuen könnte und stattdessen an das Kind denke. Sie hätte so viele Jahre auf diesen Mann gewartet, wäre glücklich und damit Basta. Ich hatte sie mit meiner geschockten Reaktion total verletzt. Einpaar Tage später suchte ich nochmal das Gespräch mit ihr, versicherte ihr am Telefon, das es nichts mit ihr zu tun habe, aber das Kind mir nun mal Leid tue, dass könne ich nicht einfach abschalten nur weil es ihr nicht passt. Sie hat wütend aufgelegt. Seitdem ist auch zu dieser Freundin der Kontakt weniger geworden. Zwischenzeitlich hat sie auch einen Zweitjob angenommen und ist kaum noch zu erreichen. Auf SMS reagiert sie entweder gar nicht oder Wochen später, treffen finden nur statt, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Auch Freundin A hat einen Zweitjob angenommen.
Mit ihr hatte ich früher fast jeden Tag Kontakt, jetzt kommt so gut wie gar nichts mehr.
Treffen finden wenn höchstens alle zwei Monate statt. Ansonsten sitze ich nur noch Samstags zuhause herum.

Zwar habe ich noch zwei weitere Freundinnen, die haben aber ihren eigenen Freundeskreis, sind ständig verplant und können nur unter der Woche. Treffen finden auch nur einmal im Monat statt. Den meisten Kontakt haben wir über Whats App.

Ich habe zu Freundin A und B mehrmals das Gespräch gesucht, versucht mit ihnen nochmal auf einen grünen Zweig zu kommen, sie meinen zwar alles wäre in Ordnung, sie hätten einfach nur zuviel zu tun, aber melden tun sie sich auch nicht. Ich verstehe wenn sie wegen ihrem Zweitjob verplant sind, aber das man nicht einmal mehr anruft, oder einmal im Monat für ein - zwei Stunden zusammen sitzen kann, will mir nicht in den Kopf. Ich vermisse meine Freunde sehr, habe es aber mittlerweile satt ihnen nachzulaufen. Für meine Klappe könnte ich mich eigentlich nur noch ohrfeigen, ich wünschte ich hätte einfach nichts gesagt und hätte die beiden so akzeptiert wie sie sind, anstatt mich als Moralapostel aufzuspielen. Menschen sind nun mal nicht fehlerlos, ich habe ja auch meine Ecken und Kanten.

Ich kann von Glück reden dass ich meine Familie habe. Zurzeit unternehme ich viel mehr mit ihnen, doch es ist einfach nicht dasselbe, vor allem wenn ich an den nächsten Samstagabend denke bekomme ich wieder Bauchschmerzen. Mittlerweile habe ich sogar den Kontakt zu Leuten aus dem Internet gesucht, mich sogar mit einpaar getroffen, nur ist mir als würde ich zum kleinen Kind werden, sobald ich einer fremden Person gegenüber stehe. Ich brauche furchtbar lange um mit jemandem warm zu werden. Es gab auch jemanden der mehr wollte, aber ich kann mich aus irgendeinem Grund nicht überwinden.
Auch auf der Arbeit gibt es einen Kollegen, der wirklich nett ist und mich ständig bittet mit ihm einmal etwas trinken zu gehen, aber er ist der Ex einer alten Freundin von mir und ich weiß es würde sie tief verletzten, wenn ich mit ihm ausgehe.

Momentan habe ich wirklich das Gefühl das mir am Wochenende die Decke auf den Kopf fällt und ich nichts mehr außer der Arbeit in meinem Leben habe.

Tut mir Leid für diesen schrecklich langen Jammerroman

08.01.2013 22:14 • 11.01.2013 #1


3 Antworten ↓


Dubist
Zeig mir deine Freunde und ich sag dir wer du bist. Willst du echt ne Freundin, die ne Ehe plant zu zerstören? ich nicht.
So eine kannst doch vergessen. Leidest du an einem Helfersyndrom, tu nicht mehr soviel Hilfe anbieten für andere, du hast keine guten Erfahrungen damit gemacht. Niemand nimmt dir das übel, schütze dich in Zukunft vor Verletzungen und Zurückweisungen.
Ehrlich? habe keine einzige Freundin mit der ich was machen kann. Es war oft nicht leicht, aber wenn ich deine GEschichten höre bin ich recht froh keine Freundin in meinem Leben zu haben.

Da bist besser bedient, ohne.

Unter der Woche??
, dann mach das, fang mal an, das zu tun mit den anderen Freundinnen die nur unter der woche können, ist doch viel!
und hak die anderen ab, meld dich nicht mehr bei denen. Die sollen sich ruhig mal wundern.

Dubist

09.01.2013 08:30 • #2


A


Freunde ziehen sich immer mehr von mir zurück.

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A
Hallo Dubist,

ehrlich gesagt musste ich Helfersyndrom erst mal googeln, da ich nicht wusste, das es so etwas gibt
Ich weiß nicht genau ob das auf mich zutrifft. So etwas kann wohl nur ein Ausenstehender richtig beurteilen. Was ich dazu gelesen habe, passt denke ich nicht wirklich zu mir. Klar, für mich ist es normal meinen Freunden zu helfen, wenn sie ein Problem haben - ich habe dies ja aus freien Stücken und auch immer gerne für diese Personen getan.
Das Gefühl das meine Freundschaften zu diesen Personen sich in dieser Hinsicht in einer Schieflage befinden, kam erst durch die Beerdigung meines Großvaters auf. Ich hatte mehr Halt von diesen Personen erwartet - ist ziemlich blöd wenn dem älteren Bruder fünf Kumpels an diesem Tag zur Seite stehen und man selber kümmert sich um Großmutter, Onkel, jüngere Geschwister, Eltern, aber keiner aus dem Freundeskreis gibt einem Rückendeckung. Allerdings bin ich mir mittlerweile nicht sicher, ob ich so etwas von Freunden überhaupt verlangen kann. Geht das nicht über die Freundschaft hinaus?

Natürlich hast du Recht was du über Freundin B gesagt hast, ich kann bis heute nicht tolerieren das sie einem Kind den Vater nimmt - hat sie ja mittlerweile auch geschafft - nur erstens, es gibt immer zwei Schuldige (Hauptschuldig ist für mich der Mann. Freundin B war minderjährig als er die Affäre begonnen hat und noch nicht mit der anderen Frau verheiratet. Doch sobald seine Frau schwanger ist sucht er das Weite.) und zweitens kenne ich sie seit 12 Jahren. Ich bin 25, das ist also fast die Hälfte meines Lebens. Deshalb kränkt es mich auch so sehr, dass sie den Kontakt einfach so auf das Notigste reduziert.
Es ist sehr schwer eine solche Person einfach abzusägen, wenn du viel Zeit mit ihr durchgemacht hast. Das ist als würdest du eine Schwester at acta legen. Zudem haben wir über dieses Thema mehrmals diskutiert und sie konnte immer die Du-warst-nie-verliebt-Trumpfkarte ausspielen. Ihrer Meinung nach bin ich gefühlskalt was dieses Thema betrifft. Das verunsichert mich dann immer. Deshalb befürchte ich auch, dass ich zu streng mit ihr ins Gericht gegangen bin.

PS.: Die Treffen unter der Woche sind auch nur einmal im Monat. Generell sitze ich drei Wochenenden im Monat daheim vor dem Fernseher oder PC. Bin wirklich froh das ich meine Familie habe, sonst würde ich an den Wochenenden durchdrehen und Silvester wäre ich alleine herumgesessen.

09.01.2013 23:22 • #3


Dubist
Dann schau auf das was du hast, eine Familie. nicht auf das was dir fehlt.
Ich hab auch so ne Freundin, die ließ mich hocken. Der kontakt schlief erstmal mehr und mehr ein, seitdem ein typ letztees jahr bei ihr angebissen hat,meldete sie sich nichtmal mehr zu Sylvester auch sonst eigentlich nicht mehr.
War auch viel für sie da, wenn sie jemand zum reden suchte.
Das ist so, wenn du zuviel machst, kriegst oft den Tritt.
Dubist

11.01.2013 18:38 • #4





Dr. Reinhard Pichler