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U
Hallo zusammen,

Zu meiner Vorgeschichte: Meine Frau ist nach einem ärztlichen Behandlungsfehler körperlich schwerstbehindert und geistig so stark eingeschränkt, so dass eine sinnhaltige Kommunikation nicht mehr möglich ist, sofern sie überhaupt antwortet.

Ich drehe mich nun seit über 3 Jahren wie ein Hamster im Rad, aufgerieben zwischen der Pflege meiner Frau und meiner Berufstätigkeit. Kein Feierabend, kein Urlaub, keine zeitintensiveren Unternehmungen, keine Hoffnung auf Besserung.

Frühere Freunde und Bekannte haben sich mittlerweile gänzlich zurückgezogen, da gemeinsamen Unternehmungen nicht mehr möglich sind. Was bleibt sind nur einige Arbeitskollegen, mit denen ich mich gut verstehe, die aber auch ihre Familien haben und ihre eigenen Interessen verfolgen.

Eine Partnerin, die diese Situation akzeptiert und auch akzeptieren kann, dass ich meine Frau nicht im Stich lassen möchte, ist nicht zu finden. Das ist aufgrund der Gesamtumstände zwar irgendwie verständlich, aber dennoch stellt sich bei mir langsam eine gewisse Verbitterung ein, denn obwohl Treue in fast jeder Beziehung erwartet wird, ist diese Art von Treue auf dem Partnerschaftsmarkt nicht gerade förderlich. Dies auch verbunden mit der Traurigkeit, die mich überkommt, wenn ich andere Paare sehe, beim Einkaufen, beim Spazierengehen mit dem Hund, bei…. - selbst die banalsten Alltagstätigkeiten bekommen eine ganz andere Bedeutung in dem Bewusstsein, diese nicht mehr zu Zweit ausführen zu können.

Was ich eigentlich noch suche? Ich weiß es selbst nicht mehr.

26.10.2013 22:28 • 15.12.2013 #1


14 Antworten ↓


L
Du suchst einfach einen anderen Menschen. Kenn ich auch. Da gehts einfach nur darum jemanden zu haben.
Liebst du deine Frau denn noch?

26.10.2013 22:58 • #2


A


Einsam zu Zweit…

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U
Zitat von Lee:
Liebst du deine Frau denn noch?

Ja natürlich. 20 Jahre Ehe lassen sich nicht so einfach wegwischen. Auch wenn sie nun nicht mehr der Mensch ist, den ich einmal geheiratet habe und meine Liebe auch nur phasenweise und sehr beschränkt erwidern kann.

Meine Liebe zu ihr wandelte sich allerdings, weil einige Bestandteile, wie z.B. die S.ualität, nicht mehr existent sind und dafür andere Empfindungen, wie Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein, in den Vordergrund treten.

27.10.2013 01:15 • #3


U
Hast du denn Verwandte, die dich unterstützen oder dir Gesellschaft leisten könnten (Kinder, Geschwister, Angehörige deiner Frau) ?
Und pflegst du deine Frau ganz alleine oder bekommst du da Hilfe von außen ?
Wieviel Freizeit hast du denn, die du für Hobbys und/oder soziale Kontakte nutzen kannst ?
Ist das Problem nur psychosozialer und zeitlicher Natur oder auch im Bereich des Finanziellen ?
Gibt es in deiner Nähe denn vllt soziale Gruppen/Institutionen, an die du dich wenden könntest (Kirchengemeinde zb) ?

Sorry, dass mir dazu erstmal nur Fragen einfallen - bin persönlich jetzt nicht in so einer Lage.
Ich finde es aber toll, dass du dich so um deine Frau kümmerst - scheint ja auch nicht selbstverständlich zu sein.
Wäre natürlich besser, wenn du Hilfe bekommen könntest, um dich selbst zu entlasten und dir mal wieder was gönnen zu können.
Naja, nur wie gesagt, kenne ich die genaue Situation ja nicht..

27.10.2013 03:26 • #4


A
Hallo Unbekannter,

deine Geschichte berührt mich sehr. Ich ziehe den Hut vor dir, vor dem,was du da leistest und deinem Verantwortungsbewusstsein. Du trägst eine ungeheure Last und musst gut aufpassen, unter dieser Last nicht krank zu werden.

Ich muss mal kurz erzählen, was sich in meiner Familie ähnliches ereignet hat. Mein Vater ist seit drei Jahren ein Pflegefall, sehr eingeschränkt mobil und auch keine Unterhaltung mehr möglich. Mein Bruder, der selbst keine Familie hat, hat ist wieder zu meinen Eltern gezogen und pflegt meinen Vater neben seiner Berufstätigkeit gemeinsam mit meiner Mutter. Das rechne ich ihm hoch an. Ich wohne 100km weiter und habe zwei Kinder, so dass ich mich nur wenig einbringen kann.

Obwohl ich nicht in der Situation lebe, mache ich mir sehr viele Gedanken um die drei und erfahre zumindest telefonisch von deren Belastungen. Eigentlich mache ich mir eher um meine Mutter und meinen Bruder Gedanken, denn mein Vater macht immer einen sehr zufriedenen Eindruck. Er freut sich abwechselnd auf die Mahlzeiten, die Nickerchen und den Fernseher.
Aber die Pflegenden sind völlig überfordert, stellen all ihre Bedürfnisse hinten an, sind gereizt bis depressiv und haben wirklich nichts mehr vom Leben.
Ich habe Angst, dass mein Bruder früher unter der Erde liegt als mein Vater, wenn er sich weiterhin so viel zumutet. Er ist ja sogar nachts für meinen Vater da. Meine Mutter hat nun gesundheitliche Probleme, weil sie eine kleine Operation immer wieder aufgeschoben hat, wegen meines Vaters. Hat sich erst operieren lassen, als ich im Urlaub für eine Woche die Pflege meines Vaters mit übernommen habe.

Ich frage mich immer, wie sehr sich jemand selbst unglücklich machen darf, um andere im Unglück zu unterstützen?

Wenn der Pflegende selbst wegen der Überlastung erkrankt, kann er den zu pflegenden nicht mehr unterstützen und niemandem ist geholfen.

Welche Pflegestufe hat deine Frau? Kannst du dir zeitweise durch Tages- oder Kurzzeitpflege Entlastung und Freiräume verschaffen?
Meinen Vater geben sie dort nicht ab, mit der Begründung, dass er das nicht möchte. Ich denke dann immer daran, wie Kinder zum ersten mal in den Kindergarten. Wollten meine Kinder dort hin? Nein, einer hat sogar wochenlang geweint. Und trotzdem erwartet man von Kindern, dass sie sich daran gewöhnen.

Eine neue Partnerschaft ist sicherlich schwierig in deiner Situation. Ist es immer, egal wen man pflegt. Aber dass sich Freunde von dir zurück gezogen haben, macht mich wütend. Auch wenn du nichts unternehmen kannst, sie sollten anklingeln und mit dir einen Kaffee trinken. Ich verstehe ihren Rückzug nicht.

Liebe Grüße.

27.10.2013 06:57 • #5


U
Hallo zusammen,
danke für die Beteiligung. Ich versuche die gestellten Fragen insgesamt zu beantworten.

Meine Frau ist halbseitig gelähmt mit massiven Hirnschäden, hat Pflegestufe 3, ist inkontinent, hochgradig depressiv und boykottiert mittlerweile sämtliche Therapien, die ich gegen die Krankenkasse vor dem Sozialgericht für sie erstritten habe. Die Kasse ist der Meinung es nützt eh nix mehr.

Auf meiner Seite existiert nur noch eine knapp 80-jährige Mutter. Auf ihrer Seite noch drei Geschwister, die aber Zeit ihres Lebens Sozialempfänger waren/sind und sich auch nicht sonderlich für das Schicksal ihrer Schwester interessieren (Anmerkung: Eine der Schwestern wollte von mir vorab 100 Euro, damit sie meine Frau in der damaligen Therapieklinik besuchen käme). Familiäre Hilfe ist also nicht zu erwarten.

Bevor ich morgens zur Arbeit fahre bringe ich meine Frau in ein Tagespflegeheim. Ein 8-Stunden Aufbewahrungs- und Bespaßungsprogramm unter hauptsächlich Demenzkranken. Kurz vor meinem Feierabend wird sie bereits von einem Fahrdienst zurückgebracht und ihre weitere Pflege, sowie der Haushalt, warten auf mich.
Diese Tagespflegeheimunterbringung kostet monatlich bereits bis zu 2.500 Euro, wozu die Pflegekasse gedeckelte 1.700 Euro zusteuert. Eine vollständige Pflegeheimunterbringung (ca. 3.800 – 4.500 Euro) würde mich also bis an ihr Lebensende ebenfalls zum Sozialfall machen, da ihre Erwerbsunfähigkeitsrente äußerst mickrig ist.

Aber auch auf meinem, noch vorhandenem Arbeitsplatz breitet sich nach der Übernahme durch einen amerikanischen Konzern eine beängstigende soziale Kälte aus. In Kenntnis meiner Situation wird nun dennoch erwartet, dass ich Überstunden leiste.

Ich wünsche mir deshalb sehr oft abends einzuschlafen und morgens einfach nicht mehr aufzuwachen, insbesondere wenn die Pflege meine Belastungs- und persönliche Ekelgrenzen übersteigt. Es mag sich niemand Außenstehender vorstellen wie es ist, wenn eine teilnahmslose und inkontinente Person am Novo-Virus erkrankt.

Von Partnersuchenden erhalte ich sehr oft Anerkennung für meine Leistung. Dies ist zwar lieb gemeint, hilft mir aber in keiner Weise weiter, da ansonsten kein weiteres Interesse an meiner Person dahinter steckt.

Liebe Grüße

27.10.2013 10:50 • #6


P
Es ist schlimm, was du schreibst. Man mag sich nicht vorstellen, was du leisten musst. Aber angesichts dieser schlimmen Umstände wäre es eigentlich besser, so traurig es klingt, deine Frau würde in eine WG ziehen oder in eine andere Einrichtung. Meine Oma war z.B. in einer Senioren-WG (ich weiß ja nicht, wie alt deine Frau ist) mit sieben anderen Personen. Sie bewohnten gemeinsam ein sehr großes Einfamilienhaus mit Garten, Wintergarten usw. und jeder hatte sein eigenes Zimmer. Im Schichtdienst kümmerten sich Schwestern und Altenpflegerinnen um sie. Wohnzimmer, Bad und Küche nutzte man gemeinsam. Es war eine wunderbare Rundum-Betreuung. Die Kosten lagen bei 1200 Euro, wobei wir aufgrund der geringen Rente meiner Oma auf 1000 Euro runter handeln konnten. Erkundige dich doch mal, ob es sowas bei euch gibt.
Wenn es sich um einen Ärztefehler handelte, müsste normalerweise auch ein hohes Schmerzensgeld einzuklagen gewesen sein. Habt ihr das nicht getan?
Du selbst musst auch als Ehemann nicht dein ganzes Geld aufbringen für die Pflege, denn du hast einen Selbstbehalt. Ich würde mich da eingehend von Caritas oder dergleichen beraten lassen. Natürlich kann es sein, dass Ersparnisse aufgebraucht werden müssen. Aber was ist besser? Evtl. Ersparnisse aufzubrauchen oder weiter so zu leiden?
Eine Alternative wäre eine polnische Pflegekraft (natürlich gibt es die auch aus anderen Ländern), die bei euch einzieht und deine Frau pflegt. Aber das ist komplett aus eigener Tasche zu zahlen. Ich würde an deiner Stelle so nicht weiter machen. Auch wenn es mit Gewissensbissen verbunden ist.
Ich schätze, dass dein Selbstbehalt bei mindestens 1000-1200 Euro liegt, evtl. sogar höher. Ein Heimplatz liegt bei rund 3000-3200 Euro. Wenn du da Pflegestufe III abziehst (evtl. ist es ein Härtefall und du bekommst noch einen Zuschuss), hast du vielleicht einen Eigenanteil zu tragen. Ich würde mich eingehend darum kümmern. Damit auch DU wieder ein lebenswertes Leben führen kannst.

02.11.2013 22:06 • #7


U
Hallo Pumuckl,
bei einer betreuten Wohnsituation muss ein Mindestmaß an Selbständigkeit gegeben sein, was in Pflegestufe III kaum der Fall ist.
Mit osteuropäischen Pflegekräften hatte ich es bereits versucht, denen war es aber bereits nach kurzer Zeit zu anstrengend und der damit verbundende dauernde Wechsel belastete meine Frau zusätzlich.

Unter dem verschärftem Unterhaltsrecht, das unter Ehegatten Anwendung findet, beträgt der Selbstbehalt nur ca. 1.160 Euro, wovon bereits ca. 450 Euro Anteil für Mietkosten enthalten ist. Dies entspricht ungefähr dem Sozialhilfesatz. Hierbei geht es auch nicht nur um das Aufbrauchen von Ersparnissen, oder dem Verkauf des Hauses, sondern um das weitere, lebenslange Zuzahlen, so dass eine weitere Berufstätigkeit sinnlos wird und mir eine dauernde Zukunft im Sozialhilfeempfänger-Standard gesichert ist. Ob das meine Chancen allgemein verbessert möchte ich bezweifeln.

Ich kann es drehen wie ich will, ich komme aus diesem Hamsterrad nicht heraus.
Noch funktioniere ich…

Abschließende Bemerkungen: Das Einklagen von beispielsweise 400.000 Euro Schmerzensgeld, bzw. Schadensersatz bedeutet ca. 30.000 Euro an Anwalts- und Gerichtskosten, die der Kläger vorzustrecken hat. Verliert er den Prozess kommt ungefähr die gleiche Summe noch einmal auf ihn zu. Dennoch bin ich dabei die Uniklinik zu verklagen. Das ist allerdings ein Prozess, der sich über Jahre hinzieht und in der Regel von der beteiligten Versicherung immer weiter verschleppt wird.

Ein Pflegeheimplatz in Pflegestufe III ist wesentlich teurerer als 3.000 - 3.200, zumindest in der hiesigen Region. Und wie bereits geschrieben, die Pflegekasse steuert max. 1.700 Euro hinzu.

Aber ich möchte mich hier nicht nur über Zahlen austauschen.

Lieben Gruß

02.11.2013 23:53 • #8


S
Hi Unbestimmt,

ich bin auch nur ein Außenstehender, der dir keine Hilfe sein kann und der deine Situation so nicht kennt. Und ich weiß auch gar nicht, ob ich überhaupt etwas sinnvolles schreiben kann. Aber ich finde deine Mühe absolut bemerkenswert und ich habe großen Respekt davor, wie du mit der Situation umgehst. Du bist in einer sehr schweren Situation und du machst das beste daraus. Und ich möchte dir sagen, wenn ich dir das überhaupt sagen darf, dass du das richtige tust. Das ist deine Frau auch wert. Aber du bist auch sehr viel wert.

Unter mir wohnten auch mal 2 Personen. Ein alleinstehender Mann, der sich um seine pflegebedrüfte Ma kümmerte. Er hat auch gearbeitet, in der Zeit wurde die Frau irgendwo hingefahren, und sonst war niemand bei ihm. Die beiden sind schon länger tot, aber der Mann hat sich viele Jahre um sie gekümmert. Das fand ich unglaublich.

Pass auf dich auf. Ich hoffe, du überanstrengst dich nicht. Ich wünsche dir ganz viel Kraft, Glaube, Hoffnung und Liebe.

Viele liebe Grüße
Schneematsch

03.11.2013 01:25 • #9


P
Also inzwischen gibt es hier sehrwohl WG´s, die auch (gerne) Pflegestufe III nehmen. Das war in der Einrichtung, wo meine Oma war, auch so. Die Damen (und ein Herr) waren alle inkontinent, teils stark dement, saßen im Rollstuhl, wurden meist gefüttert usw. Erkundige dich unbedingt. Die Einrichtung, wo meine Oma war wurde von einem Privatmann betrieben (der inzwischen hier vor Ort drei sehr gut laufende Einrichtungen hat). Angeschlossen ist er dem Paritätischen Wohlfahrtsverband. Vielleicht schaust du mal, ob es sowas bei dir im Umland gibt. Sicherlich möchtest du deine Frau ja auch nicht allzu weit weg geben? Von Düsseldorf leben wir hier ca. 100 km entfernt. Sollte deinerseits Interesse bestehen trotz der Distanz, kannst du mich gerne per PN anschreiben, so dass ich dir einen Kontakt vermitteln könnte. Denn ich denke, diese Kosten wären ja für dich tragbar.
Ein Selbstbehalt von ca. 1160 Euro ist natürlich nicht viel, um jetzt mal bei den puren Zahlen zu bleiben. Aber du hättest wieder ein lebenswerteres Leben und weniger Sorgen. Denn auch du hast ein Recht darauf. Wie willst du das auf Dauer schaffen? Arbeit? Pflege usw.? Du kannst ja schließlich auch mal erkranken. Darf man fragen, ob deine Frau aufgrund dieser schlimmen Krankheit eine verkürzte Lebenserwartung hat?
Bei uns war es so, dass meine Oma 75 Jahre alt war als ihr Unfall passierte und sie dann nach langem Krankenhausaufenthalt und Reha in die WG kam. Es ging beim besten Willen nicht anders. Meine Oma war durch die vielen Narkosen plötzlich hochgradig dement, inkontinent und saß im Rollstuhl. Eine Pflege zu Hause wäre nicht machbar gewesen für uns. Natürlich fiel uns das nicht leicht. Aber wir wussten meine Oma in guten Händen und haben sie täglich besucht. Ich wünsche dir von Herzen, dass du einen Weg findest für dich und deine Frau. Aber vergiss dich und dein Leben dabei nicht. Irgendwann ist es an der Zeit, dass man los lassen und auch an sich denken muss, um nicht selbst dabei drauf zu gehen. Es ist ja nicht so, dass du dich dann nicht mehr um deine Frau kümmerst. Du kannst sie ja besuchen und auch mal nach Hause holen, wenn du frei hast. Auch für deine Frau wäre eine feste dauerhafte Umgebung vielleicht besser. Denn immer hin- und her gefahren zu werden, ist ja auch nicht das Wahre, oder? Hätte deine Frau gewollt, dass du dich so aufopferst? Bestimmt nicht, oder? Ich denke nicht, dass sie dir böse wäre oder dass du dir Vorwürfe machen musst.
Ich habe größten Respekt vor Leuten wie dir. Ich kenne selbst eine Dame, die 17 (!) Jahre ihre schwerst pflegebedürftige Schwiegermutter gepflegt hat und nun seit vielen Jahren ihre eigene bettlägerige Mutter. Die Frau ist allerdings jeher Hausfrau gewesen und hatte daher Zeit dazu. Dennoch frage ich mich, wie diese Frau das nur macht. Nebenbei hat sie noch geholfen (und hilft noch) die unglaubliche Anzahl von 9 Enkeln groß zu ziehen. Ich bewundere die Frau. Würde aber niemals mit ihr tauschen wollen.
Auch wir standen vor dem Problem, dass irgendwann die Zuschüsse durch Ersparnisse aufgebraucht gewesen wären. Wir hatten jeden Monat einen Fehlbetrag von knapp 400 Euro. Meine Oma verstarb allerdings dann ehe die Ersparnisse aufgebraucht waren. Ansonsten wären beide Häuser in ihrem Besitz monatlich um diesen Betrag belastet worden. So wie eine Hypothek. Ich hatte mich damals bei der Caritas erkundigt. Meine Mutter und ich hätten dann später jeweils ein Haus mit dieser Belastung geerbt ODER wir hätten den Betrag monatlich dazu steuern müssen. Keine schöne Situation. Wobei man mal wieder dabei ist, dass die, die nichts haben, es doch besser haben. Denn ihre Kosten trägt komplett der Staat. Und sie werden auch nicht anders versorgt. Mich macht sowas immer recht wütend. Daher kann ich deine Gedankengänge in finanzieller Hinsicht durchaus verstehen.

03.11.2013 12:52 • #10


U
Hallo Pumuckl,
erst einmal vorab: Ganz herzlichen Dank für dein Engagement.

Was mich an dieser betreuten Wohnform irritiert ist, dass bei den allgemein zugänglichen Informationen immer vorrangig von einer 24-Stunden-Betreuung die Rede ist und weniger von Intensiv-Pflege, die bei meiner Frau im Vordergrund stände. Ferner setzt sich die Kostenstruktur aus einem Mietvertrag, einem Vertrag mit einem ambulantem Pflegedienst, einen Betreuungsvertag, etc. zusammen. Vieles davon ist in Eigenregie zu bewerkstelligen, bzw. zu verwalten.

Der Einsatz und die Kosten des ambulanten Pflegedienstes richtet sich dabei nach der Pflegestufe. Ich möchte bezweifeln, dass dies wesentlich günstiger ist als ein Pflegeheim, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.


Sobald ich das Thema Pflegeheim, betreutes Wohnen, oder welche Form auch immer bei meiner Frau anschneide beginnt sie verzweifelt zu Schreien und zu weinen, es wäre doch ihr zu Hause und ich könnte sie doch nicht so einfach abschieben.

Mir bricht es jedes Mal regelrecht das Herz, nicht nur weil sie damit Recht hätte, sondern auch weil ich dieses Gefühl aus meiner eigenen Kindheit kenne, als ich gegen meinen Willen über Jahre hinweg in ein Internat abgeschoben wurde, in dem prügelnde Pater das Regiment führten. Ich blende dabei bewusst aus, dass sie im Grunde nur ihr eigenes Wohlergehen sieht, da sie mental nicht mehr in der Lage ist die Belastung des Pflegeleistenden zu erkennen.

Ich werde dein Angebot annehmen und um weitere Informationen bitten.

Lieben Gruß

03.11.2013 20:55 • #11


N
Hallo , ich bin auch aus Düsseldorf, melde dich mal, würde mich sehr freuen! LG Nora

03.11.2013 22:57 • #12


U
Nach nun ca. 600 Beitragslesern versuche ich meinen aus reinen Erfahrungswerten resultierenden Pessimismus noch einmal beiseite zu schieben und meinen ramponierten Zweckoptimismus wieder hervorzuholen und dabei zu hoffen, dass bei den Nächsten 600 ein netter Kontakt entsteht (das Glas ist ja noch halbvoll).

PS: ich hatte mich zwischenzeitlich abgemeldet.

15.12.2013 13:34 • #13


P
Hat sich in der Zwischenzeit irgendetwas ergeben? Das ist wirklich eine schwierige Situation.
Bei meiner Oma war es wie gesagt so, dass die Leute in einem großen Einfamilienhaus lebten. Quasi als WG und jeder seinen Betrag bezahlen musste. Hinzu bekam dieses Heim dann noch die Gelder der Pflegekasse für die jeweiligen Bewohner.
Altenpflgerinnen betreuten die Leute dann in Schichtdienst. Da dort aber nur wenige Leute waren, ist das natürlich ganz anders als in einem normalen Heim. Und jeder Bewohner hat sein eigenes Zimmer usw.
Aber ich kann mir natürlich vorstellen, dass es solche Wohnformen nicht überall gibt. Bzw. sie nicht überall angeboten werden.
Man kann deine Frau natürlich auch verstehen. Aber was nicht geht, geht eben nicht. Es ist einfach total verzwickt. Meine Oma war dement und daher war es wahrscheinlich leichter, sie unterzubringen. Ich weiß nicht, ob sie sich sonst gewehrt hätte. Aber sie war glücklich in der kurzen Zeit da. Sie saß mit den anderen Omis am Tisch, die lachten und erzählten und aßen zusammen, lasen Zeitung, die Pflegerinnen saßen dabei und kümmerten sich, fütterten usw. Nachmittags ging man spazieren bzw. wurde im Rollstuhl geschoben. Der Arzt kam zu Besuch, der Friseur, die Fußpflege usw. Ich kann jedem nur wünschen, dass er so eine Wohnform findet im Alter. Man konnte als Angehöriger froh und beruhigt sein.

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und eine Lösung, die sich für dich auftut.

15.12.2013 13:41 • #14


U
Hallo Pumuckel, danke für deinen Zuspruch.

Nein, es hat sich nichts geändert. Ich suche aber augenblicklich auch keine Änderung für meine Frau, denn sie ist in der Tagespflege gut versorgt und hat dort ihre sozialen Kontakte.

Ich suche eine Änderung für mich. Neue Kontakte, aus denen ich Kraft und Abwechslung schöpfen kann, denn zwischen Berufstätigkeit und Pflege droht mir, bzw. stellt sich bereits eine soziale Vereinsamung ein.

Lieben Gruß
Thomas

15.12.2013 14:05 • #15


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