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Kruemel_68
Vielleicht hat der ein oder andere mal Lust sich das reinzuziehen. Ich bin sooooo froh, dass ich rechtzeitig in der Körper-Psychotherapie gelandet bin. Das Video bestärkt mich wieder in meiner Forderung, dass das Behandlungsspektrum in der Psychotherapie dringend von Seele + Geist auf Körper, Seele + Geist angepasst werden muss.

02.03.2022 21:22 • 13.03.2022 x 5 #1


13 Antworten ↓


A
Zahlst du die Körperpsychotherapie selbst?
Ich überlege das nämlich auch, da ich nun mit x Therapien nicht weiter gekommen bin.

05.03.2022 13:14 • #2


A


Polyvagaltheorie - interessantes Video

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Kruemel_68
Zitat von augusta77:
Zahlst du die Körperpsychotherapie selbst? Ich überlege das nämlich auch, da ich nun mit x Therapien nicht weiter gekommen bin.

Ja, die zahle ich selber. Kostet bei mir 60 Euro pro volle Stunde.

05.03.2022 13:21 • x 1 #3


GoodFriend
Zitat von Kruemel_68:
Ja, die zahle ich selber. Kostet bei mir 60 Euro pro volle Stunde.

Wie lange machst du diese Therapie schon? Was hat sich verändert? Wie sieht eine Sitzung in etwa aus? Würde mich freuen, etwas mehr darüber zu erfahren

12.03.2022 17:00 • #4


Kruemel_68
Zitat von GoodFriend:
Wie lange machst du diese Therapie schon? Was hat sich verändert? Wie sieht eine Sitzung in etwa aus? Würde mich freuen, etwas mehr darüber zu erfahren

Ich mache die Therapie jetzt seit September 2020.

Was hat sich verändert?
Ich habe meine somatoforme Störung im Griff und wieder Vertrauen zu meinem Körper (ich habe gelernt, dass er wesentlich weiser ist wie ich ). Der Schwindel ist weg, der ständige Blasendruck, sobald ich das Haus verlasse ist weg, der Durchfall, der sonst sofort bei der kleinsten Aufregung kam, ist weg. Meine Hitzewallungen sind weg. Die Energie ist wieder da, ich muss nach der Arbeit nicht sofort aufs Sofa sondern kann anschließend noch Sport, Haushalt etc. machen. Ich habe wieder Selbst-Vertrauen in mich - also das Vertrauen, dass ich kein Opfer meines Körpers bin, sondern er mein Verbündeter ist, der mir wie ein Leitstern sagt, wenn ich mal wieder kürzer treten muss. Ich konnte dringend notwendige Verhaltensänderungen umsetzen, durch die jetzt der Druck bei mir aus dem System ist.

Wie sieht eine Sitzung aus?
Das kann man so allgemein nicht sagen, da war schon alles dabei. Da die Kasse die Therapie nicht zahlt, hat der Therapeut Wahlfreiheit und wendet daher an, was gerade passt. Am Anfang haben wir uns erst einmal nur auf die Körperarbeit konzentriert. Nach dem Ankommen und dem Wrap up wie es gerade geht und was mir gerade so durch den Kopf schwirrt sind wir in Wahrnehmungs- und Atemübungen gegangen, je nachdem, was gerade passte. Er leitet mich dabei an. Fokus ist immer die Wahrnehmung, also erst einmal spüren, wie z.B. gerade der Atem geht. Ist er holprig, fliesst er, stockt er irgendwo? Dann wird z.B. die Hand auf den Bauch gelegt und gespürt, wie sie sich mit dem Atem hebt und senkt. Dann wird die Wärme der Hand gespürt und den Weg der Wärme in den Bauch gespürt. Dann wird z.B. geschaut, ob sich der Atem verändert hat. Ist er ruhiger geworden? Fliest er besser? Was ist jetzt z.B. mit der Blase? Hat sie sich entspannt? Dann wird die Übung beendet, indem man sich streckt, räkelt, das was der Körper jetzt gerade braucht. Zum Abschluss wird die Übung nochmal besprochen und er erklärt mir dann noch die Theorie dahinter, was dabei im Körper passiert etc.
Nachdem wir ewas Ruhe ins System gebracht hatten, waren dann auch immer mehr ganz normale Therapiestunden dabei - Gesprächstherapie, Ausflüge in die Kindheit, verhaltenstherapeutische Anteile etc.
Wir hatten die ganze Zeit keinen festen Fahrplan (also er schon, aber ich nicht ), sondern er hat mich die Führung übernehmen lassen. Irgendwie passt das immer.

Im Grunde ist das jetzt nix besonderes oder anderes - die Körpertherapeuten schauen lediglich durch eine andere Brille und zäumen das Pferd anders auf als die kassenzugelassenen Therapeuten.

Verhaltenstherapeuten sagen bei Angst z.B. dass Du Dich der Angst stellen musst, sie aushalten musst.
Körpertherapeuten sagen, dass das nicht funktioniert, weil der Körper bei einer Angststörung dauerhaft im Krisenmodus ist (Angriff des Säbelzahntigers). In diesem Zustand ist der Verstand abgeschaltet, alles was sich da abspielt, passiert im ältesten Teil des Gehirns (Reptiliengehirn). Das ist für kognitive Intervention nicht zugänglich. Über den Körper schon.

Was ich aber auch noch sagen muss - unabhängig von der Therapieform ist bei mir ein großes Plus, dass ich einfach einen guten Draht zu meinem Therapeuten habe und umgekehrt. Wir ticken einfach gleich und ich habe im Laufe der Zeit ein starkes Vertrauen entwickeln können, dass er weiß was er tut. Das hat es mir ermöglicht, einige Probleme anzusprechen, die ich bisher bei anderen Therapeuten nicht angesprochen habe. Von passt es einfach doppelt.

12.03.2022 18:55 • x 3 #5


GoodFriend
Vielen Dank für die detaillierte Info. Wie lang hat es denn gedauert, bis es zu diesen positiven Entwicklungen kam? Kannst du das jetzt alles auch alleine, also den körperlichen Teil? Lernt man das schnell?

12.03.2022 19:54 • #6


Kruemel_68
Zitat von GoodFriend:
Vielen Dank für die detaillierte Info. Wie lang hat es denn gedauert, bis es zu diesen positiven Entwicklungen kam? Kannst du das jetzt alles auch alleine, also den körperlichen Teil? Lernt man das schnell?

Ich hatte schon relativ schnell kleinere Erfolgserlebnisse, die waren jedoch nicht dauerhaft. Anfangs ging es mir mal einen Tag besser, dann mal zwei. Dann aber auch wieder schlechter. Dann tat sich auch mal wieder eine zeitlang gar nichts. Rückblickend gesehen war die Entwicklung aber ziemlich linear bergauf. Den Schalter richtig umgeldgt hat es letztes Jahr im Dezember, also nach ca. 1 Jahr und 3 Monaten Therapie. Ich kann das nur sehr schwer beschreiben, dass war wirklich wie das Umlegen eines Schalters. Wir haben im Oktober/November letzten Jahres ein neues Bad bekommen, und während der Baustellenzeit sind bestimmte Dinge, die mir im Zusammenleben mit meinem Mann Druck bescheren, komplett eskaliert. Das hat es gebraucht, damit ich nicht nur vom Kopf her wusste, wo die Probleme liegen, sondern dass ich es endlich einmal auch vor mir zugegeben und angenommen habe, dass es so ist. Vorher hatte ich immer das Prinzip Es darf nicht sein, was nicht sein darf. Diese Akzeptanz hat den Schalter umgelegt. Ich hatte dann eine Phase von ca. 4 Wochen, in denen ich dann endlich den ganzen Frust, Ärger, Schmerz und Trauer der letzten Jahre rauslassen konnte (ich habe geweint, geflucht, auf Kissen eingedroschen und Bilder gemalt, die einen förmlich erschlagen), und danach setzte die Heilung ein und die körperlichen Symptome verschwanden nach und nach. Aktuell bin ich jetzt dabei, eine ganz neue Kommunikation mit meinem Mann zu etablieren. Da ist aber noch viel zu tun.

Zu den Übungen:
Die Übungen kann ich jetzt auch zum großen Teil allein, wobei es zusammen mit dem Therapeuten immer besser geht. Ich bin bei ihm mental im Arbeitsmodus und dann klappt es in der Regel besser. Aber wenn man die Übungen regelmäßig macht, bekommt man ziemlich schnell ein Gefühl dafür. Das ist nicht wirklich schwierig.

Vielleicht auch noch gut zu wissen:
Für mich war es am Anfang schon Überwindung, mich auf die Übungen einzulassen. Du sitzt da mit einer Dir fremden Person, und sollst dann die Augen schließen und dich auf ungewohntes Terrain begeben. Dann fragt er z.B. Spüren Sie jetzt die Wärme? Wenn sie an dies oder das denken, was passiert dann im Körper? Und man sitzt da und denkt Oh Gott, keine Ahnung, was will der jetzt hören? Und dann kommt als Körperreaktion vielleicht auch mal ein ordentliches Magenknurren, und es ist einem total peinlich, obwohl das total normal ist. Es hat etwas gedauert, bis ich das Ganze nicht mehr peinlich fand, sondern ich mich auf meinen Körper konzentrieren konnte. Und es hat auch gedauert, bis ich verstanden habe, dass ich da nicht immer abliefern muss. Manchmal tut sich einfach nichts, oder man kann sich nicht auf die Übung einlassen, oder man ist noch nicht so weit. Wir sind heutzutage so auf Leistung getrimmt, da ist das echt ungewohnt.

Zusätzlich sind die Körpertherapeuten ja auch gut in der Wahrnehmung der Körpersprache geschult, dass heißt, wenn ich was erzähle, hört er zwar auch den Inhalt, achtet aber darauf, ob der Körper das Gesagte bestätigt. Wir hatten es mehrfach, dass ich was erzählt habe, und er wusste sofort, dass das mist war. Er achtet auch Haltung, Atmung, etc. Man kommt sich da manchmal vor, wie ein Insekt unterm Mikroskop. Das ist für fast alle ungewohnt und man muss sich drauf einlassen können.

12.03.2022 21:16 • x 2 #7


GoodFriend
Zitat von Kruemel_68:
Ich hatte schon relativ schnell kleinere Erfolgserlebnisse, die waren jedoch nicht dauerhaft. Anfangs ging es mir mal einen Tag besser, dann mal ...

Danke! Klingt alles sehr interessant. Also waren es unterdrückte Emotionen, aus der Beziehung zu deinem Mann, die dich psychisch und letztlich körperlich krank gemacht haben?

Ist schon erstaunlich, dass man das gar nicht merkt.... Schade, dass sowas nicht von der Krankenkasse gezahlt wird. Ich werde trotzdem mal schauen, ob es bei mir in der Nähe jemand gibt...

12.03.2022 23:09 • x 1 #8


Kruemel_68
Zitat von GoodFriend:
Also waren es unterdrückte Emotionen, aus der Beziehung zu deinem Mann, die dich psychisch und letztlich körperlich krank gemacht haben?

Das, resultierend aus einigen verheerenden Glaubenssätzen aus meiner Kindheit plus die Unfähigkeit, mich abzugrenzen. Alles Gute bei Deiner Suche!

13.03.2022 13:51 • x 1 #9


GoodFriend
@Kruemel_68 danke. Falls es dir nicht zu persönlich ist: Was meinst du mit der Unfähigkeit dich abgrenzen zu können?

13.03.2022 14:13 • #10


E
Ich finde das bisher existierende Psychotherapiesystem in D gut und nicht besonders überarbeitungswürdig. Alle möglichen Leute meinen Aspekte zu erkennen, die unbedingt in das Spektrum der Psychotherapie aufgenommen werden sollten. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Besonders unbehaglich wird mir bei dem Gedanken, wer sich da alles Therapeut nennen darf. Nun bin ich froh, dass hier in D nicht jede Therapieform von der Allgemeinheit finanziert wird.

13.03.2022 14:14 • #11


GoodFriend
Zitat von Natascha40:
Ich finde das bisher existierende Psychotherapiesystem in D gut und nicht besonders überarbeitungswürdig. Alle möglichen Leute meinen Aspekte zu ...

Ich finde es schlecht und absolut überarbeitungswürdig.

13.03.2022 14:21 • #12


Kruemel_68
Zitat von GoodFriend:
@Kruemel_68 danke. Falls es dir nicht zu persönlich ist: Was meinst du mit der Unfähigkeit dich abgrenzen zu können?

Mir fehlte bisher völlig die Fähigkeit Nein zu sagen. Ich wollte immer gefallen und nicht quer schießen, nicht unbequem sein. Immer schön brav, artig und folgsam.

Ich hatte den unbewussten Glaubenssatz Streit führt zu Trennung und habe daher alles vermieden, was zu Streit führen könnte. Daher habe ich meine eigenen Grenzen komplett aufgegeben und mich immer mehr meinem Mann angepasst. Ich war zum Schluss quasi unsichtbar (für mich).

Mein Mann neigt oft dazu, anderen etwas überzustülpen, auch wenn sie das nicht wollen. Wenn man da nicht glasklar sagt Nein, ich möchte das so und so haben merkt er es einfach nicht, wenn er damit nervt. Solche Situationen gibt es hundertfach im Alltag, und jedes mal erhöhte das in mir den Druck um ein kleines Stück.

Mal ein ganz banales Beispiel: Ich sitze am Küchentisch und surfe auf dem Tablett. Ich mag kein direktes, grelles Licht und habe daher nur die dunkle, indirekte Beleuchtung an. Für mich passt das so. Er kommt rein, macht das grelle Deckenlicht an (was mir direkt einen Schlag in mein lädiertes Nervenkostüm verpasst) mit den Worten: Ist das dunkel hier, mach doch das Licht an und geht wieder raus. Ich muss dann aufstehen, um das Licht wieder auszumachen. Ich ärgere mich, dass ich dazu nichts gesagt habe, der Druck im inneren steigt. Aber wenn ich was sage, könnte das ja zu Streit führen, und das.... siehe Glaubenssatz oben.

Das Muster war mir überhaupt nicht klar, das habe ich erst in der Therapie erkannt und aufbrechen können.

13.03.2022 15:04 • x 1 #13


GoodFriend
Danke! Sehr interessant!

13.03.2022 15:11 • x 1 #14


A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl