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RiRo
Guten Morgen,

diesen Beitrag zu schreiben hat mich schon Überwindung gekostet, denn zur Zeit bin ich zu gar nichts in der Lage.

Ich bin Anfang 30 und leide an starken Depressionen. Die habe ich seitdem ich ca. 20 Jahre alt bin und es wird immer schlimmer. Früher hatte ich depressive Phasen zwischendurch. Das hat sich immer mehr gesteigert und nun beherrschen die Depressionen mein Leben.

Ich dachte immer, ich schaffe es alleine raus,wie ich es mit meinem Alk. vor 4 Jahren geschafft habe, aber das stimmt nicht.

Früher hat mir eine kleine Auszeit von paar Tagen immer geholfen, aber mittlerweile hänge ich so dermaßen in dem Loch drin, dass es immer schlimmer wird.

Von meinem Freundeskreis habe ich mich komplett zurück gezogen, weil ich auch das Gefühl habe, dass mich keiner versteht.
Ich habe versucht offen mit dem Thema umzugehen und ich habe das Gefühl, die Menschen nehmen es dann nicht mehr ernst. So nach dem Motto er kann drüber reden, also wird es nicht so schlimm sein..

Lerne ich eine Frau kennen klammer ich zu sehr,möchte zu schnell zu viel und bin schnell eifersüchtig was dazu führte das ich die Frauen welche mir was bedeuten in kurzer Zeit vergraule.
In den letzten 3 Jahren lernte ich 3 kennen in die ich verliebt war, hatte aber im selben Zeitraum etwa 30 Frauen nebenher. Das einzige was mir eine Art Selbstwertgefühl gibt ist möglichst schnell Ersatz zu finden. Ich hasse mich dafür!

Nachts kann ich gar nicht mehr schlafen und tagsüber liege ich dann meist auf der Couch und döse.

Allerdings schlafe ich nicht gut, sondern sehr unruhig, wache ständig auf und bin dann nicht wirklich erholt, sondern fix und fertig.

Im Haushalt schaffe ich auch fast nichts mehr. Wie es hier teilweise aussieht kann ich kaum beschreiben. Wenn niemand mit mir einkaufen würde, dann hätte ich noch nicht mal was zu Essen daheim.

Würde mich wohl nicht stören, denn ich esse so gut wie nichts. Wovon auch, finanziell bin ich am Ende!

Mittlerweile vernachlässige ich mich auch. Ich war immer relativ eitel und habe auf mein Aussehen geachtet. Jetzt dusch ich vielleicht alle paar Tage mal und das wars dann, rasieren fällt auch mal 2 Wochen aus.

Dann kommt dieses ekelhafte Gefühl der inneren Leere hinzu. Ich fühle mich, als wäre ich schon gestorben. Ich kann mich über nichts mehr freuen...wann ich das letzte Mal herzhaft gelacht habe, weiß ich schon nicht mehr.

Die einzigen Phasen wo es mir relativ menschlich geht sind die Tage in denen meinen Tochter da ist. Da klappt der Haushalt, die Pflege, das Organisatorische. Das was mich vielleicht bisher abhielt meine schlimmen Gedanken in die Realität umzusetzen ist die Freude auf sie, ich zähle täglich die Stunden bis mein Kind wieder da ist.

Ich weiß, dass ich dringend Hilfe brauche, aber wo fängt man da an? Wie soll ich mich dazu aufraffen, wenn ich es teilweise noch nicht mal aus dem Bett schaffe?

Wem ging es ähnlich und wie habt ihr den Kreis durchbrochen?

Konnte mich vorhin überwinden und habe beim Sozialpsychologischen Dienst angerufen. Am Montag meldet sich der zuständige Mitarbeiter meiner Stadt bei mir.

08.04.2016 13:06 • 08.04.2016 #1


2 Antworten ↓


Vergissmeinicht
Hey RiRo,

begrüße Dich ganz lieb bei uns und finde es prima, das Du Dich uns hier anvertraust. Auch den Soz. Dienst anzurufen ist schonmal ein Weg in die richtige Richtung.

Es ist mühsig darüber nachzudenken, wodurch dies alles zustande kam. Immer spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Wann war die Trennung von Deiner Frau und wie oft siehst Du Deine Tochter; wer geht mit Dir einkaufen; was ist mit Familie?

Du brauchst dringend Hilfe, da auch Du sicher merkst, das es von alleine nicht weggeht und es Dich immer mehr alles runterzieht. Wenn garnichts mehr geht, würde ich in die Notaufnahme und mich stationär einweisen lassen. Dort wirst Du erstmal stabilisiert, was ganz wichtig ist.

Soweit erstmal meine Zeilen.

08.04.2016 13:53 • #2


J
Hallo RiRo,

ich habe auch jahrelang so dahinvegetiert wie du. Das Einzige, was mir geholfen hat, waren die richtigen Medikamente. Erst dadurch wurde ich therapiefähig und konnte den teuflischen Kreislauf durchbrechen. Ich habe mich auch an den psychosozialen Dienst meiner Stadt gewandt und eine ambulante Betreuung bekommen: einmal die Woche kommt jemand für zwei Stunden zu mir. Vorher war ich völlig isoliert, jetzt habe ich wenigstens sie - und meinen Therapeuten. Ich bin immer noch depressiv, lebe aber wieder. Nimmst du Medikamente? Wenn nein, würde ich mal darüber nachdenken.

08.04.2016 14:02 • #3





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl