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Hallo,

mir geht es im Moment mal wieder nicht so gut und ich weiß nicht genau, wie ich die Erlebnisse der vergangenen Tage einordnen soll. Aber bevor ich dazu komme, kurz eine Übersicht:
Ich bin Mitte 30 und leide nun mehr seit ca. 10 Jahren an psychischen Leiden. Begonnen hat es damals mit schweren Panikattacken, gefolgt von knapp 2 Jahren Therapie und diverser schweren depressiven Episoden.
Seit dieser Zeit habe ich mit mein Leben umgekrempelt. Habe mich beruflich verändert und weiterentwickelt, habe meinen Lebensstil umgestellt, mache viel Sport, achte auf gesunde Ernährung und habe mich in die Themen Achtsamkeit und Meditation gut hineingearbeitet. Medikamente habe ich nie wirklich vertragen. Mit Erfolg. Ich hatte in Vergangenheit kaum mehr Angst, ab und zu eine kleine depressive Episode aber nichts, was mich mehr komplett zum Absturz gebracht hat. Ich konnte und kann damit eigentlich gut leben.

Jetzt, wieso ich schreibe. Ich reise eigentlich sehr gern. Ich war schon in den USA, auf diversen Inseln etc. Allein und mit Freunden / Familie. Nur einmal musste ich ein Urlaub aufgrund massiver Panik abbrechen.
Vor einigen Wochen habe ich dann eine Woche Mexiko gebucht, allein. Ich dachte ok, eine kleine einwöchige Auszeit gönnst du dir und fliegst einfach. Ein paar Befürchtungen, leichte depressive Symptome, aufgrund beruflicher Probleme und Vorberhalte hatte ich natürlich, aber nie wirklich Angst. Bis ich dann vor Ort war. Es fühlte sich an, als wären alle Sicherheitsdämme auf einmal gebrochen. Ich wurde de facto von einer depressiven Episode überrollt. Hatte Ängste, depressive Verstimmungen und alle Eindrücke vor Ort haben mich schlicht erdrückt. So einen Urlaub zu genießen war schlicht nicht möglich. Ich war mehr gestresst als alles andere und hatte wieder Kopfkino vom feinsten. Nach 3 Tagen habe ich dann die Reißleine gezogen, komplett fertig zu Hause angerufen, umgebucht, und bin früher zurück geflogen. Seit gestern bin ich wieder zu Hause und fühle mich wie der komplette Versager. Frust und Frustration, die Reise auf diese Art zu verkürzen und abzubrechen, haben sich bereits wieder breit gemacht. Ich dachte eigentlich, die Themen Angst und Depression hätte sich zumindest in dieser Intensität erledigt. Anscheinend ist dies wohl nicht der Fall. Wollte ich zu viel? Habe ich mich selbst überfordet? Sollte ich noch einmal eine Therapie machen? Diese Eindrücke zu verarbeiten und einzuordnen fällt mir schwer. Bei mir ist die Angst da, die Depression nie wirklich hinter mir zu lassen und das meine Bemühungen mich zwar lebensfähig gemacht haben, aber nie dahin bringen, um das Leben zu genießen. Ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken könnte.
Wenn jemand Gedanken zu dem Thema hat, kann er er sie mir gern mitteilen. Würde mich freuen. LG

13.07.2021 17:11 • 13.07.2021 #1


5 Antworten ↓


Iris311
Hallo, hast du einen Aufhänger der Angst gefunden. Gab es was oder ein Gedanke den du festgehalten hast?

13.07.2021 19:20 • #2


A


Die Depression auf Reisen

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Iris311
Des85, du musst dich wirklich nicht selbst runter achten, dann gibst du er Angst Raum um zu wachsen. Lass es einfach so stehen, bewerte es nicht. Der nächste Schritt ist Urlaub planen und dich darauf freuen. Das geht auch wieder in eine glückliche Richtung.

13.07.2021 19:22 • #3


Icefalki
Zitat von des85:
Nach 3 Tagen habe ich dann die Reißleine gezogen, komplett fertig zu Hause angerufen, umgebucht, und bin früher zurück geflogen.


Ist doch prima, da du bewusst und gewollt diese Situation bewältigt hast. Anstelle das negativ zu sehen, finde ich das nur gut. Du hast eine Entscheidung getroffen und hast deinem Zustand entsprechend gehandelt. Paar Tage Leiden mehr, hätte an der Tatsache nix geändert, dass der Urlaub ein Flop war.

Du hast eine Angsterkrankung, du bist psychisch ab und an eben nicht der stabilste. Und wenn diese Instabilität dann mal durchbricht, dann war irgendetwas eben zuviel.

Passiert. Und passieren darf das auch, du kennst das doch. Also, Angstpatienten haut es immer mal wieder rein. Darf es auch, nicht umsonst ist man stressanfällig.

Deine Entscheidung, den Mist dort nicht mehr mitzumachen war doch goldrichtig. Insofern hast du Selbstfürsorge betrieben.

Also, anstelle dich jetzt zu kasteien, den Urlaub abbrochen zu haben, sag dir lieber, war Mist, war instabil, hab gehandelt und zwar rechtzeitig.

Überlege dir eher, was im Vorfeld schon in diese Richtung gedeutet hat, damit du eher merkst, wenn zuviel, zuviel wird.

13.07.2021 19:37 • #4


Howy33
Ich kann deine Enttäuschung verstehen.

Aber für dich gilt Eigenschutz und wenn dich die Situation überfordert hat war die Reisleine ziehen das einzig richtige. Du bist handlungsunfähig geblieben und hast dich selbst aus der Situation gerettet und das ist gut.

Vielleicht planst du deine nächste Reise etwas näher und steigerst dich langsam. Dann überforderst du dich nicht.
Wäre das auch passiert mit der richtigen Begleitung? Was meinst du?

Du musst achtsam bleiben. Eine Depression kann sich immer wieder in dein Leben schleichen. Doch durch die Therapie hast du hoffentlich genügend Techniken gelernt das frühzeitig zu erkennen und gegen zu steuern. Es bleibt eine Lebensaufgabe mal gelingt es spielend mal musst du dafür kämpfen.

13.07.2021 19:51 • x 1 #5


D
Vielen Dank für eure Antworten und Mitgefühl. Vielleicht gehe ich mit mir zu hart ins Gericht. Eventuell hatte ich an mir selbst zu große Anforderungen gestellt. In der Retroperspektive hätte ich vielleicht auch auf das ein oder andere Warnzeichen achten sollen, aber ich war zu stur. Aber das weiß man am besten immer hinterher.

Natürlich kann man es immer so deuten, dass man Eigenschutz betrieben hat und selbstständig gehandelt hat und sich aus der Situation befreit hat. Das Leiden vor Ort beendet und gut. Aber kann das wirklich das Ziel sein? Ich habe gute Therapien hinter mir, Techniken erlernt und kann mit Angst und negativen Gedanken i.d.R. umgehen. Sie halten mich nicht mehr vom Leben ab. Auch war ich auch schon allein in den USA, das ging damals gut. Vielleicht war ich aber auch aufgrund der Gesamtsituation instabil und die Flut der Eindrücke und die ungewohnte Umgebung sind einfach auf gutem Nährboden gefallen.

Am meisten ärgert es mich, dass ich mich vom Gedankenkarusell habe vereinnahmen lassen und das Leiden gefüttert habe, obwohl ich es eigentlich besser weiß und somit de facto mit mir selbst gebrochen habe. Gedanken sind Gedanken, that's it. In der Akzeptanz- und Commitmenttherapie habe das erlernt, auch wenn es gedauert hat.
Ich glaube auch, dass weniger der abgebrochene Urlaub an sich das Ärgernis ist, sondern vielmehr meine Reaktion auf die Probleme vor Ort. Nach meinem Empfinden, habe ich mich wieder von der Angst- und Depression am Nasenring durch die Manege ziehen lassen.
Die Gedanken vor Ort waren Konfus: Was, wenn ich Corona positiv getestet werde und nicht nach DE zurück kann? Was, wenn ich Malaria bekomme? Was, wenn meine Mutter zu Hause nicht allein zurecht kommt etc. So ein Sch** war das. Das liest sich vielleicht alles ärgerlicher als ich es letzten Endes warnehme. Aber dieser Rückschlag wurmt mich etwas, auch wenn ich weiß, dass Rückschläge normal sind und dazu gehören.
Ich werde jedoch definitiv meinen Weg weitergehen, versuchen Techniken hierfür zu entwickeln und für das nächste Mal besser vorbereitet sein. Denn ein nächstes Mal wird es definitiv geben.

13.07.2021 20:20 • #6





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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl