in einem PN-Dialog bzgl. Beziehungsangst kam das Thema Bauchgefühl auf. Tatsächlich ist das, was wir vielleicht auch gerne Intuition oder Bauchwissen nennen, gar nicht so einfach zu benennen. Und doch macht es doch einen wesentlichen Teil unseres Selbstverstädnisses aus, oder?
In der Unterscheidung zwischen Intuition und Zwangsgedanken formulierte ich es so:
Die individuelle Wahrheit ist das, was wir gemeinhin unser Bauchgefühl nennen. Dieses Bauchgefühl hat nichts mit Zwängen oder Gewohnheiten zu tun, sondern mit aus dem Leben erwachsener Weisheit. Sie bestimmt mit und entscheidet, was gut und was schlecht für mich ist.
Eng mit diesem Bauchgefühl verbunden ist das Selbstvertrauen. Auf das Bauchgefühl zu hören ist ein bewusster Akt. Einem Zwangsgedanken zu folgen ist hingegen meist unbewusst - und entsprechend unheilsam.
Es gibt Menschen, die gelernt haben, ihrer Wahrheit (= ihrem Bauchgefühl) ziemlich allumfassend zu vertrauen und zu folgen. Auch wenn diese Entscheidung sich später u. U. als nicht vorteilhaft herausstellen sollte, sehen sie das nicht als Nachteil oder begangenen Fehler an, sondern als wert- und sinnvolle Lektion, die wiederum ihrerseits das Bauchgefühl verfeinert. Wir haben sozusagen alle das Zeug dazu, unsere eigenen Götter zu sein.
Bauchgefühl bzgl. Partnerwahl:
. das Bauchgefühl. ist nicht unbedingt von Menge und Intensität, von Zeit und Häufigkeit abhängig, sondern von einer insgesamten Empfindung. Diese kann man nicht messen, doch sie entwickelt sich im Laufe einer gewissen Zeit des Zusammenseins. Jeder Mensch hat da sein eigenes Bauchgefühl-Entwicklungs-Tempo.
Zwangsgedanken jedoch haben hier überhaupt nichts zu melden! Wir verlassen uns auf unseren Instinkt - gehen mal ein bisserl Risiko ein, trauen uns - abhängig von unserer Tagesform - näher, intensiver rein in den Moment. Aber stehen auch dazu, wenn wir merken, dass es uns evtl. zu viel wird. Diese Balance zwischen Hingabe und Feinjustierung stärkt unser Bauchgefühl.
Irgendwann überwiegt irgendein Wissen: wir passen zusammen oder wir passen nicht zusammen. Das hat dann nichts mit Überlegungen zu tun, sondern mit unmittelbar Erlebtem. Dann ist die Entscheidung richtig - egal, wie lange sie hält - denn ändern kann sich jederzeit irgendwas. Mit der generellen Unsicherheit des Daseins müssen wir alle leben.
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Ich möchte hierzu ein Interview mit dem Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, dessen An- und Einsichten ich sehr schätze, verlinken:
Er nimmt auch Stellung zu einer etwaigen Angst vor der eigenen Intuition:
Ein ausführlicher Vortrag über Bauchentscheidungen:
Und, recht aktuell auch über die angemessene Wahrnehmung des Themas Corona:
Via Gerd Gigerenzer findet man auf YouTube zahlreiche Gesprächs- und Vortragsvideos.
14.04.2022 11:27 • • 10.03.2023 #1