Zitat von starsandpolkadots:Zitat von Brina84:Ich muss mal etwas dazu schreiben.
Ich finde es ein wenig gefährlich, zu sagen, Das der Kern der Krankheit ist, das man mehr auf sich achte soll.
Hat niemand behauptet oder geschrieben...?
Zitat von Brina84:Die wahre Ursache des Zwangs ist viel komplexer als nur mehr für sich zu machen, wenn das nicht eh schon der Fall ist.
Auch diese Behauptung hab ich hier noch nirgends gelesen, geschweigedenn selber geschrieben.
Ich fühle mich hier angesprochen und es ist klar, dass das nicht böse gemeint ist. Es ist jedoch auch nicht gerade hilfreich, Aussagen aus dem Zusammenhang zu reißen.
Ich habe nie behauptet, dass das, was ich schreibe, DIE Lösung für alles ist. Die wahre Ursache für den Zwang kann jeder nur für sich selbst erforschen, das ist richtig! Ich würde sowas niemals pauschalisieren. Ich würde auch niemals sagen “Tu dies, dann passiert das.“ ... alles, was ich hier schreibe, sind eigene Erfahrungen. Hätte ich vielleicht dazu schreiben sollen. Hab' ich sonst auch immer gemacht, mir war nicht klar, dass es so missverständlich rüberkommt.
Was ich allerdings wie jeder andere hier weiß ist, dass der Zwang an sich das Problem ist. Nicht sein Inhalt. Welche Ursache auch immer dahintersteckt. Diese Schleife muss man lösen. Und auf dem Weg zur Heilung verstärkt darauf zu achten, was man selber will, kann niemals schaden. Im Gegenteil. Die meisten, mit denen ich so gesprochen habe, fanden es sehr hilfreich. Das kann man ganz objektiv sagen. Selbstliebe und für sich sorgen ist IMMER wichtig und kann eine Heilung in jeder Hinsicht beschleunigen.
Es geht nicht um “mehr für sich machen“, um weggehen oder Freunde treffen oder was auch immer. Auch hier sind die Inhalte völlig austauschbar. Es geht darum, genau auf sich zu hören und im Zuge dessen endlich das schlechte Gewissen loszuwerden, das einen in dieser Zeit so lähmt. Der Zwang basiert doch in den meisten Fällen praktisch auf diesen ganzen Schuldgefühlen. “Ich will grad nicht bei ihm sein, das bedeutet doch, dass ich nicht mehr genug liebe!“ -- man fühlt sich schlecht. Man muss praktisch üben, sich nicht mehr schlecht zu fühlen. Sein Leben weiterleben, sich selber stärken, aus diesem ganzen Wust an völlig verzerrter Wahrnehmung und Realitätsferne wieder zurück zu sich selbst finden. Sich auf das besinnen, was man selber denkt und sich nicht auf fremde Quellen verlassen. Seien es Mutti, Freunde oder Google.
Es ist sicher nicht des kompletten Rätsels Lösung, hilft aber einfach ungemein auf diesem Weg weiter. Mehr habe ich nie sagen wollen.
Alles soweit richtig. Ich schließe mich dir an und möchte noch einmal meine Erfahrung dazu mitteilen.
Dass man etwas für sich tun soll, dient ja nicht nur der Ablenkung. Das Ganze geht viel tiefer und ist u.a. für 3 Dinge gut:
1.) Den Grübelkreislauf durchbrechen bzw.die automatische Suche nach DER Lösung, die jedoch niemals entspannte Abhilfe schafft, sondern alles nur noch am Laufen hält und schlimmer mach weil man durch das hin und her immer mehr an sich zweifelt..
2.) Durch gezielte Ablenkung nur für sich selbst lenkt man die Aufmerksamkeit wieder auf das Leben an sich. Das hat zu Folge, dass man langsam wieder Sicherheit und Vertrauen in sich selbst lernt. Da wir das Vertrauen in den schlimmen Zeiten nicht mehr durch unsere Beziehung ziehen können wie es bisher war (vor der Erkrankung), ist es wichtig, sich dieses durch andere Lebensbereiche wieder reinzuholen.
Mit dem Gefühl, sich in anderen Bereichen wieder gut und sicher fühlen zu können, sinkt das Gefühl der absoluten Hilflosigkeit und man erarbeitet sich mit der Zeit immer mehr Sicherheit und Entspannung zurück. Es ist wie ein Puzzle das man wieder zusammen setzt. Und kurioserweise muss man damit in anderen Lebensbereichen anfangen als im Bereich der Beziehung, die ja für uns scheinbar (!) das einzige Problem darstellt.
Man lernt außerdem, dass man theoretisch auch allein klarkommen würde, was den ZG im Endeffekt die Wichtigkeit nimmt... anschließend werden sie weniger und weniger weil sie nicht mehr angefeuert werden. Es ist als wenn man einem lodernden Feuer den Sauerstoff entzieht...
3.) Dinge für sich selbst zu tun, soll einem außerdem dabei helfen, wieder mehr für sich zu sorgen - wie eine Mutter. Was Gutes für sich zu kochen, zu schauen, was einem im Moment Spaß machen würde, sich selbst zu belohnen etc.
Alles was ein Elternteil halt im Normalfall tun würde um sein Kind zu beruhigen wenn es kränkelt.
Dann geht es Stück für Stück darum, zu lernen, mit sich selbst ebenfalls wie eine Mutter zu sprechen. Das heißt: liebevoll zu sein, aber auch zu sehen, wann das innere Kind mit seinen Reaktionen etwas übertreibt, es zu trösten oder zum Teil auch mit liebevollem, erwachsenem rationalen Denken zu erziehen. Unsere sogenannten inneren Kinder tanzen uns nämlich mit ihren Bewertungen der ZG ganz schön auf der Nase rum.
Denn wie wir ja wissen sind es nicht die Gedanken an sich die Angst machen, sondern nur die übertriebene Reaktion auf die Gedanken weil diese unseren eigenen Persönlichkeiten überhaupt nicht entsprechen.
Unsere inneren Kinder schreien auf und müssen wieder beruhigt werden.
Kinder neigen zu Katastrophendenken.
Die Arbeit mit dem inneren Kind klingt immer so merkwürdig esoterisch. Aber es wirkt wie ich gelernt habe. Es ist wohl in der akutzeit der ersten Monate zu schwierig, aber man kann sich etwas später an diese Arbeit heran trauen- wenn die ersten Besserung eingetreten sind.
Ich habe nun gelernt wie ich gut mit mir umgehen kann. Die Luft bei den ZG ist raus. Kaum Angriffsfläche mehr für sie
Die Beziehung läuft wieder top, ich kann auch wieder vernünftig sprechen, was in der Akutphase ja nicht wirklich möglich war.. Da konnte man sich mit mir gar nicht unterhalten, weil (und das ist im Nachhinein der Witz) ich so fokussiert darauf war, was ER jetzt sagt und ob wir genug reden
Total bekloppt..merkt man immer leider erst hinterher.
Darüberhinaus bin ich jetzt ein ganz anderer Mensch als vor der Erkrankung. Ich bin viel mehr ich selbst, viel liebevoller und sanftmütig. Kein Schwarz-Weiß-Denken mehr. Ich kann Grenzen feststecken und für mich einstehen. Ich bin endlich selbstbewusst, was ich im Nachhinein betrachtet wohl nie war. Es hat sich so viel in mir geändert. Ich bin so dankbar für mein Leben, viel viel mehr als vorher...
Ich würde die Krankheit nicht rückgängig machen wollen. Sie war so fürchterlich und doch die größte Chance meines Lebens, mich selbst anzuschauen, mich kennenzulernen und zu wachsen.
Und dabei dachte ich das erste Jahr durchgehend, dass die Beziehung das einzige Problem wäre. In Wirklichkeit war es mein ganzes Leben drumherum, das gar nicht zu mir passte, und meine engstirnige Lebenseinstellung, die mir schon Jahre vorher Probleme gemacht haben.
Man weiß am Anfang leider nicht wieviel Potenzial dahinter steckt!
Nutzt die Chance und lernt euch wieder kennen. Kümmert euch um euch. Richtig. Das ist der einzige Weg.
Es wird besser. Aber arbeitet an euch. Habt auch keine Angst vor Veränderung!
LG.,
Blume