Hallo einmal in die unbekannte Runde,
ich war in diesem Thread, nein eigentlich in dem Vorgängerthread (Teil 1), schon einmal vor 5 Jahren kurzzeitig aktiv.
Nun bin ich es erneut. Aber eigentlich nicht aufgrund der gleichen Thematik. Und ich hoffe vorab, dass ich hier NIEMANDEN
TRIGGERE. Das ist und wäre nicht meine Absicht. Also hier bitte ich schon einmal um Entschuldigung. Ich möchte betonen,
dass ich denke - und WEIß! -, dass es bei jedem Gemeinsamkeiten, es aber auch bei allen Unterschiede gibt.
Vor 5 Jahren (bin nunmehr 33 und m) war es so, dass ich eines Tages einfach wusste, dass ich sie nicht mehr liebe, und das fühlte ich auch. Ich wollte
dort einfach nicht mehr sein. Aber aus diversen Gründen wollte ich mir diese Niederlage nicht eingestehen. Es war eine furcht-
bare Beziehung. Was ich wollte, wer ich war, war für SIE nicht von Bedeutung und ich passte mich an, verbog mich und wurde
schlussendlich depressiv. Dann war ich in einer Klinik, wurde halbwegs wieder ich und trennte mich. ENDE der Gedanken. Ich
hatte danach sogar Angst davor, erneut mit ihr zusammen sein zu müssen, weil es mir mein Kopf befehlen könnte. Irreal.
Nun ja, gute 2 Jahre später war ich in einer Beziehung, die sehr gut lief. Ich war ich und sie war sie. Es harmonierte gut.
Kurz vor unserem Zusammenzug (nach 8 Monaten - damals viel zu schnell), bekam ich erneut Depressionen. SCHEINBAR
aus heiterem Himmel. Dabei hatte ich nicht gemerkt, dass ich schon seit 2 Jahren oder so depressiv war (ohne Partnerin).
Ich hatte mich sozial isoliert, machte mein Ding (bedeutet: ich ging arbeiten, fuhr nach Hause, schlief, wachte auf, sah fern,
schlief, ging arbeiten etc.).
Diese ganze Sache brachte mich dann in eine Tagesklinik. Hier wurde dann die Diagnose Dysthymie (
http://www.netdoktor.de/krankheiten/dep ... dysthymia/)
+ gegenwärtige schwere depressive Episode (sprich: double depression) gestellt. Keine Ahnung, ob die hier schon einmal
angebracht wurde. Um es abzukürzen: Während des Zeit dort, merkte ich, dass wir a) nicht zusammen passten und b) dass
sie während der Krankheit nicht allzu sehr hinter mir stand. Ich trennte mich. Wieder die richtige Entscheidung.
Zwei Jahre später/Heute: Ich war 2 Jahre solo, meinte vermeintliche Änderung nach der Tagesklinik gemacht zu haben, hatte
die oben genannte Diagnose nicht mehr im Kopf und wurde wieder ICH (sprich: der melancholische Einzelgänger, der ich schon
seit der Jugend, frühen Kindheit war). Natürlich habe ich Freunde, aber ich empfinde in ihrer Gegenwart nur sehr wenig, ebenfalls
bei meinen Eltern und dem Rest der Familie. Ich weiß, woher das alles kommt (durch Therapie). Ich habe nur ein paar Leidenschaften:
schreiben (Bücher), mit Freunden Filme machen, lesen. Diese Leidenschaften sind es die mir - in wenigen guten Momenten - Freude
bereiten. Klappt aber nicht immer.
Die AD Citalopram und Escitalopram hielten nur etwas die Panikattacken im Zaum, allerdings wirkten sie bei mir nicht antidepressiv.
Nun zur aktuellen Situation: Vor 2 Monaten lernte ich eine Frau kennen. Und was soll ich sagen: Seit langer Zeit, fühlte ich mich tatsächlich
verliebt und nach einer gewissen Zeit nannten wir es Beziehung. 2 Tage danach ging es los. Angst, Gedankenrasen etc. Ich fühlte mich
wie im falschen Film. Es schrie aber nichts nach: DU MUSST DICH TRENNEN/KONTAKT ABBRECHEN. Das wollte ich auf keinen Fall. Denn
sie ist einfach super. Auch wenn ich das nicht immer fühlen kann. In wenigen Wochen werde ich wieder einen vollstationären Klinikaufenthalt
antreten. Hier will ich ein neues AD und die Dysthymie mal richtig angehen. Sie besser verstehen. Diesmal gehe ich nicht mit der
liebe sich sie/ liebe ich sie nicht - Thematik. Denn, dass ich etwas für sie empfinde (egal was das ist - ist mir schei.!) steht außer
Frage. Ich suche ihre Nähe, wir küssen uns, haben meistens tollen Sex (wenn die Gedanken die Fresse halten), lachen, quatschen und sie
schafft es jeden Abend meinen Tag zu retten.
Sicher - es ist nicht mit einigen eurer Geschichten vergleichbar. Ihr seid teilweise in jahrelangen Beziehungen. Warum ich all das schreibe ist,
weil ich denke, dass jede Geschichte irgendwo anders ist. Aber halt auch mit allen Gemeinsamkeiten. Es gab hier Leute, die sich trennten und
dann merkten, dass es das richtige ist. Es gab Leute, die kämpften. Es gab Leute, die es geschafft haben. Und ich denke - bei fast allen aktiven
hier (soweit ich es in den letzten Wochen still mitgelesen habe) - sind es tatsächlich nur die Gedanken. Mein Kopf ist seit der Jugend darauf
programmiert das Haar in der Suppe zu suchen. Und wenn es mir gut geht, läuft ein Automatismus ab. Es werden solange Dinge gesucht bis
etwas vermeintliches gefunden wird. Meistens absoluter Humbug. Und ihr kennt das ja: Ist dann diese eine Sache nicht akut, wird wieder etwas
anderes noch hanebücheneres gesucht.
Ich denke, dass es jedoch wichtig ist herauszufinden, welches Leiden man hat: Depression, Dysthymie, Bindungsängste durch traumatisierende
Erfahrungen, Angststörungen, ROCD oder was auch immer: Wenn man weiß, was man hat, kann man es besser verstehen, nicht mehr nur alles
an die Beziehung heften und ggf. auch merken, dass auch alles andere im Leben irgendwie brach liegt bzw. taub abläuft. Nur bei der Beziehung
legen wir natürlich einen ganz besonderen Wert drauf. Und ich spreche da jetzt aus MEINER Erfahrung. Seht die Sache oben mit den Freunden:
Ich empfinde kaum etwas für sie oder meine Familie (war schon immer so), aber breche ich da in Tränen aus? Mache ich mich da fertig? Nein!
Ich weiß ja, woran es jetzt bei mir liegt. Und glaubt mir, sollte ich jemals feststellen, dass die aktuelle Frau nichts für mich ist oder ich genau
benennen können, warum es nicht passt, dann bin ich weg. So etwas wie vor 5 Jahren mache ich nicht wieder mit und hat mich ganz sicher
zusätzlich traumatisiert. So ich beende das ganze aber jetzt einmal. Ich hoffe, ich habe nun niemanden getriggert. Aber ich musste mir manche
Dinge auch mal von der Seele schreiben. Wenn ihr fragen habt, fragt. LG