Zitat von ed92:Meine Frau benötigte vor ca einem Jahr Hilfe in einer Notaufnahme bei Neapel und ihr wurde da schneller geholfen als in der Notaufnahme unserer Klinik hier in unserer Heimatstadt bei mir ein Jahr vorher.
Vor einem Jahr gab es aber auch weder eine erwähnenswerte Grippe-Welle, noch eine andere außerordentliche Krankheitswelle. Vermutlich weil der Winter besonders mild war. Dies ist ebenso aus den Daten von Euro Momo abzuleiten.
Solange es zu keiner mittleren bis größeren Krankheitswelle kommt, funktioniert das italienische Gesundheitssystem sicherlich sehr gut. Aber durch jahrelange Sparmaßnahmen sind die Kapazitäten in Italien geringer geworden und eben schnell an ihrem Limit, wenn es dann zu einer größeren Anzahl an Patienten kommt, die das Krankenhaus stürmen. Wann kommt es zu einem Ansturm der Krankenhäuser? Nicht nur, wenn viele Menschen in kurzer Zeit schwer krank werden, sondern ebenso auch immer dann, wenn massenhaft Panik verbreitet wird und selbst Menschen, die keine Behandlung bedürfen, ins Krankenhaus gehen. Diese Tatsache wird ja immer übersehen.
Es ist wie mit den Banken. Sobald die Menschen Panik bekommen, überrennen sie diese und das halten die Bankensysteme ebenso nicht mehr aus, weil immer weniger Rücklagen in den Banken vorhanden sind. Ein System, welches jedoch auch in guten Zeiten große Rücklagen aufrecht erhält und die Kapazitäten möglichst groß hält oder sogar noch weiter ausbaut, wird nicht bereits bei der kleinsten Vorkommnis abseits der Norm überlastet sein und zusammenbrechen.
Wenn man vor einer Reise mit dem Auto bereits günstig tankt und den Tank voll macht und Geldreserven anspart, wird man gut über die Autobahnen ans Ziel kommen. Wenn man vor der Reise das Auto aber nicht volltankt, kaum Geldreserven hat, wird man auf der Autobahn schnell in die Krise kommen, wenn man dort dann nur noch Sprit zu überteuerten Preisen bekommt und kaum Geldreserven hat.
Italiens Krankenhäuser hatten vorher keinen vollen Tank, keine Geldreserven, sondern fuhren in guten Zeiten bereits immer viel zu nahe der Kapazitätsgrenze. Meinen Infos nach, liegt die Auslastung der Krankenhäuser in Normalzeiten bereits bei bis zu 80 %. Was viel zu hoch ist und keinem Massenansturm durch Panik und/oder erhöhte Krankheitsfälle standhalten kann.
Zitat:Es geht hier nicht um Jahre der Isolation durch Coronavirus sondern um eine befristete und sehr sinnvolle Maßnahme zur Eindämmung der Ausbreitung. Deine Mutter ist übrigens auch in einem Alter wo die Erkrankung hohes Risiko hat, da ist sie zuhause schon gut aufgehoben.
5-6 Wochen sind bereits eine lange Zeit, in der insbesondere sehr gesellige Menschen massiv unter Einsamkeit leiden. Hattest wohl noch nie mit Menschen zu tun gehabt, die Depressionen hatten, denn andernfalls würdest du das aktuelle Problem nicht verharmlosen. Über einen Monat ohne soziale Kontakte sind für einige Menschen bereits nur schwer zu verkraften und bei nicht wenigen wird dies sehr sicher auch zum Tod führen. Davon gehen immer mehr Experten aus und das ist auch logisch.
Darüber hinaus zählt meine Mutter nicht zu den Menschen mit einem hohen Risiko, da sie keine Vorerkrankungen hat und sehr fit und gesund ist. Das zeigen auch die Zahlen aus Italien, dass Menschen ab 65 ohne Vorerkrankungen ein nicht außergewöhnlich hohes Risiko aufweisen.
PS: Jeder Mensch, der wegen diesen Maßnahmen stirbt oder schwer darunter leidet, ist einer zuviel! Es gibt auch andere Möglichkeiten, um einer Ausbreitung einer Krankheit entgegenzuwirken. Insbesondere jetzt, wo die Kurven nun nicht nur mehr abflacht, sondern das Plateau erreicht hat, wären Entschärfungen der Maßnahmen sinnvoll und Einführung anderer besser. Z.B. Mundschutzpflicht im öffentlichen Raum.