@Timeless76
Wer ist Balli Franz? Das irritiert mich gerade sehr.
Zum Rest: Gut aufgeschlüsselt. Also es gibt keinen essentiellen Unterschied zwischen der Vorgehensweise von Schweden und dem Rest der Welt. Die Länder, die massive Maßnahmen beschlossen haben stehen aktuell nun auch nicht wirklich besser da als Schweden, die eben kaum bzw. nur seh lockerer Maßnahmen ergriffen haben.
Zitat von Timeless76:ABER und jetzt kommt es.
Du hast recht, dass die Sterblichkeit eher ältere Menschen betrifft also ab 77,5 Jahren. Der Staat möchte aber nicht in die Rolle geraten entscheiden zu müssen wer eine Intensivbehandlung bekommt oder nicht. Willst Du das entscheiden müssen? Es geht also nicht darum, dass Covid19 einen schweren Verlauf bei Menschen unter 77,5 Jahren hat (natürlich schon in sehr geringem Maß) sondern einfach darum, um moralisch nicht vor der Entscheidung zu stehen, wer leben darf und wer nicht. Es geht also um das Abflachen der Kurve.
Ob man wegen Menschen ab diesem Alter, die sich auch selbst schützen könnten in dem man sie isoliert eine ganze Wirtschaft weltweit an die Wand fährt, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Moralisch gesehen ist es allerdings richtig. Natürlich muss man dies abwägen mit den ganzen Schicksalsschlägen durch den Einnahmeverlust und durch Isolation.
Der Staat möchte nicht in so eine Rolle geraten? Woher nimmst du diese Annahme?
Ich könnte nun genau so sagen, die Politiker wollen nun einfach nicht in die Rolle geraten, Fehler zugeben zu müssen, da dies deren Rücktritt erfordern würde und damit dann halt auch weniger Geld im Monat auf dem Konto landen könnte.
Wie auch immer. Das sind alles nur Spekulationen.
Kommen wir zu den Tatsachen:
In jenen Ländern, die ein sehr gutes und mit hohen Kapazitäten ausgetsattetes Gesundheitssystem haben, hatten in keinem Moment jener Pandemie ein Problem damit, die Patienten zu behandeln. Es wäre ja nicht einmal nötig gewesen, diverse Betten freizuhalten, in dem man OPs und Co absagte. Denn wenn wirklich ein akute Krankenwelle auf uns zurollen würde, ist es ja immer noch ohne weiteres möglich schnell benötigte Betten frei zu machen, indem man Patienten vorzeitig entlässt und geplante OPs akut absagt. Gerade in Deutschland haben wir allein dadurch sehr hohe Kapazitäten, um auch eine richtige Seuche akut behandeln zu können. Aber auch die Schweden haben ein ähnlich gut für Krisen aufgestelltes Gesundheitssystem.
Anders sieht es z.B. in Spanien aus, die halt ihr Gesundheitssystem auf maximale Effizienz ausgelegt haben und daher nur genau so viele Plätze haben, wie im normalen Schnitt benötigt werden. Da gibt es also so gut wie keine Puffer um mal akut deutlich mehr Patienten versorgen zu können. Ganz ähnlich ist es auch in Frankreich und ebenso in Italien und den USA.
Das Gesundheitssystem an sich kann in diesen Ländern durchaus auf hohem Niveau sein, aber es ist eben immer dann sehr schnell überlastet, wenn es außerplanmäßig viele Krankheitsfälle geben wird. Da diese Systeme eben auf Effzienz getrimmt sind daher kaum oder keine Puffer für größere Ereignisse haben.
Also wenn eine Maßnahme umgesetzt werden sollte, dann ist es jene, dass künftig weniger intensiv auf Effizienz eines Gesundheitssystem aufgebaut werden sollte, sondern viel eher auf den Realismus. Jener ist, dass es immer wieder mal alle paar Jahrzehnte zu einem stärkeren Krankheitsausbruch kommen kann und dementsprechend entsprechende Mittel zur Versorgung zur Verfügung stehen sollte.
Ja, das ist teurer in der Finanzierung, aber es zahlt sich eben aus, wie man am Beispiel Schweden aber auch Deutschland sehen konnte. In keinen der beiden Länder waren jemals die Krankenhäuser überlastet.
Was am Ende die moralische Frage betrifft, wen man retten soll und wen man sterben lässt, gibt es dazu keine pauschale Antwort. Aber es gibt so eine Art Kodex, dass man in diesem Fall... also wenn man zwischen zwei Leben entscheiden muss, sich für jenen entscheidet, der in der Ersteinschätzung die besseren Chancen hat, mit der Behandlung zu überleben.
Es ist zwar ein harte Entscheidung, aber wenn ich in diese Situation je gerade sollte, würde ich genau nach diesem Kodex handeln. wenn ich z.B. einen Fall hätte, der auf grund einer Schusswunde massiv Blut aus der Aorta nahe dem Herzen verliert und zugleich einen Fall, der massiv Blut wegen einer tödlichen Schnittverletzung an der Halsschlagader verliert, würde ich mich ganz klar für dem Menschen mit der Schlagaderverletzung entscheiden, da ich als medizinischer Laie jenem Menschen sehr viel wahrscheinlicher das Leben retten können werde, als dem Menschen, der eine durchschossene Aorta tief im Brustraum hat.
Denn damit kann ich potentiell zumindest eines von beiden Leben retten. Würde ich anders entscheiden, und mich erst dem Menschen mit der zerschossenen Aorta zuwenden, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass ich jenen noch retten kann, aber zugleich verliere ich dann auch noch den anderen Menschen, den ich deswegen nicht behandeln konnte. In diesem Fall verliere ich also sehr wahrscheinlich beide. Also in dieser Entscheidung würden sehr wahrscheinlich beide Menschen sterben.
Ja,... so eine Entscheidung, wem man nun hilft, ist hart. Aber lieber rette ich mit einer weiser Wahl ein Leben, anstatt mit einer schlechten Wahl beide Leben zu verlieren.
Spiel dabei das Alter für mich eine Rolle?
Jein. In erster Linie werde ich immer danach entscheiden, wen ich am wahrscheinlichsten noch retten können werde.
Aber wenn diese Entscheidung nicht klar getroffen werden kann, würde ich mich für den jüngeren Menschen entscheiden, sofern jener deutlich jünger ist. Also bei der Wahl zwischen einer 80-jährigen Person und einer 20 Jährigen Person wäre meine Wahl ganz klar für die 20 Jährige Person. Ebenso wenn es am Ende zwischen einer 30 Jährigen und einer 40 Jährigen Person ging, würde ich mich dann für die 30 Jährige Person entscheiden. Aber wenn der der Altersunterschied weniger als 10 Jahre beträgt, würde ich einfach ganz unbedacht und spontan jenem helfen, für den ich mich entscheide.
Also wenn eben beide ähnlich alt sind und beide sehr ähnliche Chancen haben mit der Behandlung zu überleben. Ich würde in diesem Fall auch nie allzu lange überlegen, denn auch wenn ich nur ein Leben im Stande bin zu retten, habe ich de facto ein Leben gerettet.
Aber ja, ich weiß, dass man in solchen Situation mehr Hass als Dank erfahren wird, weil sie gerade in solchen Grenzfällen die Angehörigen fragen werden, warum man sich für den anderen entschieden hat. Am Ende kommen dann noch medial Skandale auf, dass man einem *beep*, Verbrecher oder sonst wie sozial eher niedrig gestelltem Menschen das Leben gerettet habe, anstatt einem jungen Famlienvater mit gutem Beruf und in einem guten sozialem Gefüge.
Aber seien wir ehrlich. Wenn man wirklich mal so in einer Situation sein sollte, geht es nicht darum, in welchem sozialen Stand jemand ist, sondern nur darum zumindest ein Leben retten zu können. Denn würde man nichts tun, würden beide sterben. Leben zu retten, sollte immer gelobt werden, auch wenn dabei jener andere Mensch in der akuten Wahl nicht gerettet wurde.
Soviel zur Moral in der Sache.