Hier mal ein Erfahrungsbericht von mir, wie ich meine ALS Angst besiegen konnte.
Vor ca. 4 Monaten hatte ich erstmals in meinem Leben einen ALS Erkrankten mit meinen eigenen Augen gesehen. Genauer gesagt war es ein ehemaliger Besitzer eines Friseur Salons aus meiner Gegend. Er ist mit 45 daran erkrankt.
Zuvor wusste ich auch erst gar nicht was ALS ist, bis mir mein Vater es erklärte. Da wurde mir auch klar wie schrecklich diese Krankheit ist.
1 Monat später verspürte ich dann leichte Nackenverspannungen, welche ich mal mehr mal weniger 2 Wochen lang hatte.
Und trotz der Tatsache, das ich aber keine Schmerzen hatte und auch mein Gesicht problemlos bewegen konnte wie ich wollte, ist mir dann diese Krankheit eingefallen und voila, dachte ich das ich eventuell auch ALS haben könnte, da ich diese Verspannungen als Lähmungen interpretiert hatte, was sich im Nachhinein als Quatsch herausstellte und es nur Stress war.
Da ich auch eher eine sensible Person und auch eine leichte Panikattacke, waren meine Gedanken nur noch an diese Krankheit gebunden. Und da fing es dann an.. Ich hatte automatisch einen höheren Puls über den Tag verteilt, aufgrund der Angst und dem Stress habe ich dann jede kleine Unauffälligkeit, die mein Körper von sich gegeben hat, interpretiert wie ein verrückter.
Zuckungen kamen dann aber erst etwas später, als ich dann nach einer kleinen Sportpause (Quarantäne halt, war 2 Wochen nur zu Hause) dann Joggen gegangen bin und aufgrunddessen, dass ich mit dem Tempo von 0 auf 100 viel zu überhastet wieder angefangen hatte, meine Muskeln etwas überfordert hatte. Da hatte ich dann wieder etwas Panik gehabt und wieder zu viel hinein interpretiert. Hatte neben dem Zucken auch brennen in den Oberschenkel vom Joggen. Das Brennen ist dann aber nach 2 bis 3 Tagen relativ schnell wieder weggegangen, nur die Zuckungen waren geblieben, da ich sowieso auch nur auf diese fokussiert war.
Die sind auch weniger geworden aber nie weggegangen. Hatte sie dann auch später mal im Oberschenkel und zudem auch, nachdem ich Basketball spielen war, auch in der rechten Brusthälfte.
Heute bin ich mir sicher, dass es aufgrund der intensiven Angst, den negativen Gedanken und dem hohen Stress, ich entsprechend zum Teil nur durch die Psyche meine Zuckungen provoziert hatte. Wahrscheinlich hatte ich auch schon vorher Zuckungen und spürte sie nur weil ich da so extrem darauf geachtet habe.
Ich hatte dann bei weiterer Recherche dann auch gelesen, dass eventuell die Hände/Arme schwächer und schwächer werden müssten und genau das ist (wenn dann auch nur minimal) genau dann aufgetreten, als ich nur auf meine Hände geachtet habe und ich vor Zittern und Nervösität kaum mein Handy halten konnte. Dabei war es nur die Aufregung... als ich danach nicht mehr daran gedacht habe bzw. es ignoriert habe klappte alles wieder wunderbar.
Ich merkte schließlich nach 2 Monaten, das ich wohl nichts haben könnte, da ich schon sonst längst hätte was merken müssen.
ALS geht soweit ich weiß meistens sehr schnell, dass müsste ja heißen das Leute mit monatelanger Angst eigentlich ALS ausschließen könnten, aber ich bin da nicht extrem vertraut mit was die Krankheit angeht und will jetzt nichts falsches behaupten.
Mir ging es dann seitdem genauso wie am ersten Tag seit dem Beginn der Angst, wenn nicht sogar noch besser.
Habe dann einfach beschlossen alle Kleinigkeiten in meinem Körper zu ignorieren, die Finger von Google zu lassen und nicht wegen jeder schei*e meinen Körper abzuchecken wie sonst was.
Habe einfach mich auf wichtige Dinge konzentriert, Sport durchgezogen trotz anfänglicher Schwierigkeiten (ich übertreibe es leider gerne bei der Intensität) und nicht meine Gedanken für solche unschönen Dinge verschwendet.
Ich weiß das es einigen hier schwer fällt, aber wie hier schon öfters geschrieben wurde, die Psyche kann einen echt auseinander nehmen und Kleinigkeiten, die meistens nichts bedeuten, einen Tot glauben lassen, vor allem dank Dr. Google.
Hätte ich nie den ALS Betroffen getroffen oder würde ich gar nicht erst wissen was ALS ist, hätte ich mir leidvolle Monate, geprägt von Angst und extremen Stress, ersparen können.
Was mich btw aber auch immer beruhigt ist Zahl der Betroffenen. Wenn man bedenkt das pro 100.000 Einwohner jährlich nur 1 bis 2 neu erkranken und diese im Schnitt fast 60 sind, kann man sich ausrechnen wie extrem gering es einen betrifft wenn man weitaus jünger ist. Ich bin selber 22 und hab damit natürlich gut reden im Vergleich zu jemanden der älter ist, aber Sorgen würde ich mir jetzt auch im höheren Alter nicht machen, da es so viele wahrscheinlichere Sachen gibt die es sein könnten als ALS.
Jetzt ist nochmals ein Monat vergangen und jetzt bin ich hier. Ab und zu denkt man natürlich noch an die Ängste, aber man sollte sich nie selber damit in Verbindung bringen sondern sich einfach ablenken. Genau seit dieser Zeit habe ich auch kaum noch Zucken bzw. nehme sie kaum noch wahr und lebe wieder so wie immer.
Ich will natürlich aufgrund meines jungen Alters jetzt nicht den Weisen spielen, die meisten Leute hier haben wohl weitaus mehr Lebenserfahrung als ich und wissen natürlich schon über all meine Angehensweisen gegen die Angst allgemein Bescheid. Das war nur meine Sicht der Dinge und ich hoffe das ich vielleicht einer Person bisschen helfen konnte, gerade in meinem Alter habe ich gemerkt sind hier einige User mit der Angst aktiv.
Wie gesagt ist das nur meine Herangehensweise gewesen. Es ist natürlich einfacher getan als gesagt solche Dinge umzusetzen aber es lohnt sich. Das einzige was mir die Angst + die ständige Google Recherche bzgl. ALS und anderen Nervenerkrankungen letztendlich gebracht hat ist die Tatsache das ich zumindest minimal was gelernt habe. Habe mich in ein paar Monaten mehr mit Biologie beschäftigt als zuvor in meinen 3 Jahren Abitur insgesamt.
26.05.2020 21:56 •
x 4 #10056