Nun möchte ich auch meine Geschichte erzählen.
Als Vorwort muss ich sagen, dass ich schon immer ein ängstlicher Mensch war.
BSE (vor 20 Jahren) oder Lungenkrebs (man hat ja lange Zeit geraucht) waren immer irgendwo ein Thema, aber kein ständiger Begleiter - so wie heute.
Am 08. Mai hatte ich den ersten Herzanfall - morgens einen Puls von über 200, sofort zum Hausarzt.
Der hat ein EKG geschrieben, mir ein Beruhigungsmittel (Diazepam) und Betablocker verschrieben. Von diesem Tag an nahm die Krankheit Fahrt auf.
14 Tage später hatte ich die erste Panikattacke - das volle Programm. Herzrasen, Zittern, das Gefühl, zu ersticken, Unruhe, Todesangst.
Ich sofort wieder zum Arzt, ich wusste da ja noch nicht, was mit mir passiert.
Diagnose: Panikattacken. Nichts lebensbedrohliches. Aha. Nun gut.
Ich dachte, diese Attacken wären einmalig - kann ja mal vorkommen. Denkste!
Es wiederholte sich, Tag für Tag. Jeden Morgen das gleiche Spiel. Attacke, Diazepam, danach Ruhe.
Dann, von einem Tag auf den anderen, kamen die schrecklichen Krebsängste.
Angefangen hat es mit Lungenkrebs, man hat zu diesem Zeitpunkt ja geraucht.
Die Symptome stellten sich dann auch ein, Atemprobleme (aber nie Atemnot), Schmerzen beim Atmen, Husten (ich habe niemals Husten
gehabt in meiner Raucherzeit und danach auch nicht).
Mal wieder zum Arzt. Der hat mich abgehört, verschiedene Fragen gestellt. Ich bin mir sicher, dass sie nichts mit der Lunge haben!
Für ein Röntgenbild habe ich zuviel Angst (noch heute). Es ist das letzte Organ, dass ich untersuchen lassen würde.....
Aber verschiedene Ärzte haben mir bestätigt, dass Lungenkrebssymptome ganz anders sind, als das, was ich habe.
Sogar 3 Ärzte in der Notaufnahme.
Diese Lungenkrebsangst hielt sich eine ganze Zeit, bis Anfang Juli.
Bis dahin war ich fast jede Woche 2x bei meinem Hausarzt wegen verschiedener Symptome, die sich nach und nach einstellten.
Schwindel (diffuser Schwindel, kein Dreh oder Schwankschwindel), Übelkeit, zittrig, weiche Knie, innere Unruhe, und das Schlimmste:
nach und nach die Überzeugung, schwer krank zu sein.
Der Arzt war irgendwann genervt (verständlich) und ordnete einen Bluttest an.
Nix.
Ich weiss nicht, warum, aber da war die Lungenkrebsangst auf einmal besser.
Aber so einfach lässt sich eine Hypochondrie auch nicht austricksen (ich wusste damals noch nicht, dass ich an einer hypochondrischen Störung
leide).
Neues Organ - neues Glück! Das Herzchen muss herhalten!
Seit August 2015 kann ich mich auch bei den Herzphobikern einreihen.
Am 02. August habe ich mit dem Rauchen aufgehört. 4 Tage später hatte ich einen Termin bei einem Kardiologen in Lüneburg.
Es wurde gemacht: EKG, Ultraschall, Herzecho.
Alles in Ordnung.
Nur: woher kam das permanente Herzrasen, die Stolperer und die feste Überzeugung, eine Herzkrankheit zu haben?
Ich bildete mir die Symptome ja nicht ein!?
Laut Arzt: herzgesund, die ganzen Symptome sind psychisch....
Nun denn.
Mich begleitete die Herzphobie jeden Tag. Ich kann zu jeder Zeit mein Herz schlagen hören und spüren. Der Körperscanner läuft permanent mit.
Am 15. November dann der Supergau. Heftiges Herzrasen, dass ich nicht mal mit Diazepam stoppen konnte. Todesängste. Zittern.
Notaufnahme.
Dort wurde sofort ein EKG gemacht, Bluttest (gross), Herzwerte.
2 Ärtze versuchten mir klarzumachen, dass ich herzgesund bin und ich an einer Herzneurose leide.
Für 2 Tage war ich beruhigt. Aber es ging leider weiter.
Ich schonte mich, mehr und mehr, und bei der kleinsten Anstrengung war ich sofort ausser Atem und das Herz raste, mit heftigen Stolperern.
Teilweise ging das Stolpern den ganzen Tag.
Wenn ich saß und mich nach vorne beugte - Stolpern.
Wenn ich tief einatmete - Stolpern (das habe ich aber heute noch).
Mein ganzer Focus lag auf dem Herzen. Ich dachte daran 24h. Ich wachte nachts sogar mit Herzrasen auf, konnte nicht durchschlafen.
Eine Qual.
Dann bekam ich eine nette Sinusitis, die sich ca. eine Woche hielt.
Symptome: Schwindel, Kopfdruck, Kopfschmerzen, überall Missempfindungen.
Hey - ich habe einen Gehirntumor! Google angeworfen - na klar, alles deutet auf einen Tumor hin! Super! Deine Tage sind gezählt!
Wieder schaukelten sich Symptome und das Kopfkino hoch.
Am 25. Dezember wieder eine nette Attacke, die mich in die Notaufnahme führte.
Dort wieder: Bluttest (gross), EKG, (hatte so ein Teil am Finger), neurologische Tests.
Ich teilte der Ärztin meine Befürchtungen mit, an einem Hirntumor zu leiden, ebenso ein schwerkrankes Herz zu haben und dass mehrere Organe von
Krebs befallen sind.
Diagnose: schwere Hypochondrie.....
Die Ärtzin litt selbst 3 Jahre lang an einer Panikstörung und konnte mich verstehen.
Sie sagte, ich wäre gesund und es würde nichts auf Krebs, einer Herzkrankheit oder einem Hirntumor hindeuten.
Sollte ich das glauben? Die Symptome waren ja da!
Anfang Januar 2016 wurde meine Herzneurose besser. Von heute auf morgen.
Ich dachte immer an die Untersuchungsergebnisse und dass da nichts sein KANN. Es funktionierte tatsächlich, dass die Neurose besser wurde.
Für eine gewisse Zeit allerdings nur.
In dieser Zeit lag mein Hauptaugenmerk dann auf dem Gehirntumor.
Ich war der festen Überzeugung, einen zu haben. Alle Symptome sprachen dafür - und Dr. Google tat seinen Senf natürlich auch dazu....
Dann, von heute auf morgen, wurde der Schwindel besser. Ich konnte wieder klarer sehen. Der Kopfdruck und die Schmerzen waren weg.
Yeahhhhhhhhhhhhhhhh!
Aber die Hypochondrie schläft nicht.
Morgens auf Klo: Der St**l zweifarbig und ein bissel dunkel. Dazu hatte ich immer Unterleibsschmerzen, über 4 Wochen permanent (lt. Arzt heftige
Verspannungen) anhielten.
Hey - ich hatte Darmkrebs! Und weils so schön ist - nehmen wir gleich Magen und Eierstockkrebs dazu!
Jeden Tag den St**l anschauen, sehe ich Blut? Nee. Alles normal. Hab auch ne gute Verdauung.
Der Körperscanner läuft mit: die Bauchweh, wo sind sie? Aha - da kommen sie!
Das Spiel lief bis letzte Woche Mittwoch.
Morgens hatte ich ultraheftige Seitenstiche, konnte mich kaum bewegen. Ständiges Rülpsen und mega Blähungen.
Aber dass es etwas harmloses sein kann, daran denkt meine Krankheit nicht.
Am nächsten Tag ab zum Arzt. Freitag Ultraschall der Bauchorgane (Nieren und so). Nichts bei rausgekommen.....
Diagnose: festgesetzte Luft durch Verpannungen und die Krankheit.
Nun ist mein Papi seit Sonntag im Krankenhaus, es ist 82 und hat ein schwaches Herz.
Seitdem hat sich meine Herzneurose zurückgemeldet.
Seit Sonntag habe ich wieder Herzrasen, ständiges Stolpern. Als wenn einem jemand den Hals zudrückt, dann kommt der Adrenalinschub aus dem
Magen und der Stolperer.
Ich hab dazu auch noch Schüttelfrost und Zittern. Muss aber dazu sagen, dass ich erkältet bin seit Samstag, Hals tut weh.
Die letzten Nächte waren nett. Immer wieder wach wegen dem Rasen und bei jedem tiefen Atmen stolpert das Herz.
Man ist drauf und dran, wieder in die Notaufnahme zu fahren, aber ich kenne den Ausgang: es wird wieder nichts bei rauskommen.
Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass ich mich wieder zu sehr auf das Herz fokussiere und es nichts ist. Ich hatte ja ein paar Wochen
lang Ruhe. Aber so leicht ist ja leider nicht.
Jetzt noch einen Überblick, bei welchen Ärtzen ich bisher war:
- Hausarzt (unzählige Male), davon bei 3 verschiedenen Allgemeinärtzen (zweite Meinung einholen)
- HNO - Ärztin (seit Juli 2015 4x)
- Kardiologe (2x)
- Orthopäde
- Notaufnahme Krankenhaus (2x)
Untersuchungen seit Juli 2015:
3 Bluttests innerhalb von 5 Monaten = alles ohne Ergebnis (die Ärztin im KH meinte: Ihre Blutwerte möchte ich haben! Das ist top!)
Ultraschall Schilddrüse = eine ganz kleine Zyste, sonst alles in Ordnung
Ultraschall Herz, Herzecho, EKGS (mehrere), Herzwerte (Blut), 2x = alles in Ordnung
Ultraschall Bauch = bis auf festgesetzte Luft alles in Ordnung
im Krankenhaus neurologische Tests = alles in Orndung
Ultraschall Nasennebenhöhlen und Stirnhöhle = chronische Sinusitis, aber noch nicht behandlungsbedüftig, Gleichgewichtstest in Ordnung,
Nase in Ordnung, Rachen in Ordnung (war damals gereizt durchs Rauchen, heute aber in Ordnung)
mehrmals abhorchen (kein Husten, während des Rauchens nicht und danach auch nicht)
Ich wollte noch zu folgenden Ärzten:
Augenarzt
nochmal Kardiologe (meine Mutter rollt schon mit den Augen - tut nicht nötig....och Mann, Recht hat sie ja, aber was will man machen)
nochmal Orthopäde, hab totale Verpsannungen, kann den Kopf kaum drehen)
vllt CT, MRT vom Kopf, mein HA sagt, tut nicht nötig, es gibt keinerlei Verdacht auf was Neurologisches....
Meine Symptome:
diffuser Schwindel (wie besöpen)
teilweise nicht richtig schauen können
Herzrasen
Herzstolpern
innere Unruhe
zittrig, tollpatschig
Vergesslichkeit
Konzentrationsstörungen
Schlafstörungen
komplett verspannt (Rücken, Schultern, HWS - alles steinhart)
Luft im Bauch (ständiges Rülpsen und Blähungen)
Diese Krankheiten hatte ich schon:
Lungenkrebs
Wirbelsäulenkrebs
Knochenkrebs
Lymphdrüsenkrebs
Magenkrebs
Darmkrebs
Unterleibskrebs
Gehirntumor
koronare Herzkrankheit
unentdeckter Herzfehler
Medis:
Kytta Sedativum
bei Bedarf Diazepam (sehr selten)
Bachblüten
harte ADs lehne ich ab
Therapie:
geplant ist ein Tagesklinikaufenthalt im PKL Lüneburg
Die Symptome wechseln sich ab, es sind nicht immer alle zur gleichen Zeit da.
Gibt auch Tage, wo ich beschwerdefrei bin (aber diese Tage sind selten).
Man denkt von morgens bis abends nur an irgendwelche Krankheiten, achtet auf jedes Zwicken...
obwohl der Verstand sagt: hey, du hast soviele Ärtze besucht, irgendeiner hätte deinen Krebsverdacht schon bestätigt....hmpf....
So, das ist so im Groben, was mich seit Mai 2015 quält.
Ich hoffe, dass das irgendwann wieder weggeht, denn das ist ja so kein Leben....
Der Text ist länger, danke, dass Ihr bis zum Ende durchgehalten habt, aber es tut gut, sich die ganze Rotze mal von der Seele zu schreiben...
Hypochondrische Grüsse,
Nancy
10.02.2016 11:55 • • 14.02.2016 #1