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gilou
Hallo liebes Forum,

seit ca. 10 Jahren leide ich unter einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Herzneurose. Ich bin 33 Jahre alt, normalgewichtig, rauche nicht, trinke ab und an mal, dann aber auch manchmal viel und mache hin und wieder Sport wie joggen oder Fitness.
Bei körperlicher Betätigung macht mir mein Herz keine Probleme. Die letzte kardiologische Untersuchung liegt etwa 4 Monate zurück. Belastungs-EKG, Ruhe-EKG sowie Ultraschall waren unauffällig (bis auf eine leichte Undichtigkeit einer Herzklappe, die aber harmlos sei).

Ich bin jemand, der sehr kopflastig ist und Schwierigkeiten hat mit Konfliktbewältigungen. Seit einigen Monaten beobachte ich, dass ich in Stressituationen sofort ein Stechen in der Herzgegend verspüre. Ca. eine halbe Sekunde lang. Daraufhin hatte ich ein Mal wieder eine der Panikattacken und war beim oben erwähnten Kardiologen. Er sagt: Alles OK. Ich versuche das zu glauben.

Seit einigen Tagen habe ich dieses Herzstechen aber andauernd in eigentlich wenig stressigen Situationen. Ein Beispiel Straßenverkehr: Wenn jemand vor mir nicht schnell genug beschleunigt und mich blockiert regt mich das innerlich über das normale Maß auf und sofort bekomme ich ein Herzstechen. Einmal oder mehrmals hintereinander.

Nun habe ich schon viel über Herzneurose gelesen und weiß auch, dass Herzstechen eines der Symptome ist. Allerdings wird immer erklärt, dass so etwas anfallsartig und scheinbar ohne vorausgegangene äußerliche Stressoren abläuft. Zumindest verstehe ich das so.

Ich habe das Gefühl, dass ich deshalb seit einigen Tagen immer labiler und anfälliger werde, da einerseits meine Erwartungsangst steigt und andererseits ich immer reizbarer für stressige Situationen werde, die wiederum das Herzstechen auslösen.

Körperliche Betätigung ist für mich kein Problem. Ich gehe joggen, mache sonstigen Sport und spüre keine Beeinträchtigung. Das Herzstechen ist also nur stressbedingt.

Vom Stress hatte ich die letzten 4 Monate eine ganze Menge, da ich zu viel gearbeitet habe und mir zu viel zu Herzen genommen habe, was um mich herum passiert ist. Daher verstehe ich auch, dass ich jetzt so reagiere. Allerdings habe ich trotzdem Angst, dass mein Herz, aufgrund des Stresses der letzten Zeit, irgendwie labil und anfällig für Stress geworden ist. Kann das sein?

Wenn vor allem das Belastungs-EKG unauffällig ist, heißt das wirklich, dass dieses Herzstechen vollkommen ungefährlich und nur ein Ungleichgewicht zwischen Kopf und Körper darstellt?

Ich hoffe sehr, dass ihr mir da weiterhelfen könnt.

Alles Gute,

gilou

31.10.2014 15:24 • 22.11.2015 #1


4 Antworten ↓


Joji
Hallo Gilou,

Schön das du jetzt hier bist und dir das alles mal von der Seele schreibst. Du wirst hier viele Menschen finden, denen es von den Symptomen her ganz ähnlich geht..
Nur deine letzte frage wird dir hier niemand konkret beantworten können. Wir können zwar vermutlich alle bestätigen, dass ein wie du so schön sagst Ungleichgewicht zwischen Körper und Kopf so etwas anstellen kann, aber fühlen kannst du es nur selber!
Was meinst du wie oft ich schon das Gefühl hatte ohje, jetzt ist es vorbei, fieser herzschmerz kommt nicht von ungefähr.. Und ich lebe immernoch..
Natürlich kannst du versuchen ob es besser wird, aber vielleicht solltest du darüber nachdenken, regelmäßig mit einem Therapeuten drüber zu sprechen.. Das kann wunder wirken!
Zu deiner anderen Frage ob du anfälliger geworden sein könntest: es klingt bei dir so, dass der Stress die ganze zeit sehr hoch war. Und da kam vermutlich der berühmte Tropfen, der das fass zum überlaufen brachte.. Trotzdem ist das fass durch die einmalige PA noch bis zum Anschlag voll.. Und jeder noch so kleine Tropfen bringt es zum überlaufen, bis du anfängst es zu leeren..
Verstehst du was ich meine;)
Alles liebe und gute,
Joji

31.10.2014 15:55 • #2


A


Akutes Herzstechen bei Stress

x 3


Schlaflose
Zitat von gilou:
Körperliche Betätigung ist für mich kein Problem. Ich gehe joggen, mache sonstigen Sport und spüre keine Beeinträchtigung. Das Herzstechen ist also nur stressbedingt.


Herzstechen kann man gar nicht haben, weil das Herz keine Schmerzsensoren hat. Was man als Herzstechen empfindet sind Reizungen der Nerven in der linken Brust, oder zwischen den Rippen die durch Verspannungen der Muskulatur ausgelöst werden. Wenn man Stress oder Angst hat verkrampft man und dadurch werden die Nerven eingeklemmt und das tut weh.
Ich habe auch öfters solches Stechen, meist in der linken, manchmal auch in der rechten Brust, schon seit meiner Jugend (bin jetzt 52). ich bin allerdings kein Hypochonder, treibe ohne Probleme viel Sport, deswegen juckt mich das nicht.

31.10.2014 16:48 • #3


gilou
Danke für Euer Feedback!

Zitat:
Natürlich kannst du versuchen ob es besser wird, aber vielleicht solltest du darüber nachdenken, regelmäßig mit einem Therapeuten drüber zu sprechen.. Das kann wunder wirken!


Im Augenblick mache ich seit ein paar Monaten eine Verhaltenstherapie. Vorher waren es drei Jahre lang eine Tiefenpsychologisch fundierte Analyse. Leider wurde bei der ersten Terapie, die fast drei Jahre ging, der wirkliche Kern meiner Herzneurose nicht gefunden. Ich kann nur spekulieren.
Jetzt bei der Verhaltenstherapie stehe ich noch recht am Anfang.

Zitat:
Trotzdem ist das fass durch die einmalige PA noch bis zum Anschlag voll.. Und jeder noch so kleine Tropfen bringt es zum überlaufen, bis du anfängst es zu leeren..


Ich finde dieses Bild sehr zutreffend. Ich habe Anfang des Jahres einen Vipassana-Meditationslehrgang gemacht. 10 Tage Schweigen, auf sein Inneres und das Hier und Jetzt fokussieren. Die ersten 7 Tage waren genial, aber dann kam die Panik, Depersonalisierung, Angst verrückt zu werden. Habe abgebrochen und war wochenlang extrem labil. Bin beim Einschlafen oft zusammengezuckt und hochgeschreckt. Da hat sich das genau so angefühlt, als wäre das Fass übergelaufen und würde sich nur langsam über die Wochen wieder leeren.

Herzneurosepatienten wird ja immer geraten in die Aktion zu gehen und nicht zu vermeiden. Ich frage mich jetzt ob es richtig ist mich sehr zu schonen was Stress angeht oder eben gerade nicht und die Schmerzen einfach zu ignorieren. Gibt es noch Techniken wie Yoga, Autogenes Training ect. die sich in so einer Situation bewährt haben? Mit Meditation habe ich wegen oben genannter Gründe ein Problem.

Zitat:
Herzstechen kann man gar nicht haben, weil das Herz keine Schmerzsensoren hat. Was man als Herzstechen empfindet sind Reizungen der Nerven in der linken Brust, oder zwischen den Rippen die durch Verspannungen der Muskulatur ausgelöst werden. Wenn man Stress oder Angst hat verkrampft man und dadurch werden die Nerven eingeklemmt und das tut weh.


Ich habe auch schon oft gelesen, dass das Herz gar nicht stechen kann. Und die Erklärung mit den sich verkrampfenden Muskeln klingt plausibel und beruhigend. Allerdings habe ich dieses Herzstechen auch in ruhiger, entspannter Sitzhaltung. Wenn ich dann an etwas aufwühlendes Denke wieder das Stechen. Ich habe versucht darauf zu achten, ob irgendein Muskel oder der Körper sich verkrampf, aber Fehlanzeige. Vielleicht sind das aber kleinste Muskelfasern oder Nerven, deren Kontraktion oder Erregung man nicht spürt?

Gilou

31.10.2014 17:32 • #4


L
@gilou: dein Beitrag ist zwar schon älter aber ich möchte etwas dazu schreiben! ich habe bei Aufregung und stress auch total fiese Körperreaktionen. schneller Herzschlag, trockener Mund, weiche Knie usw. auch ich leide unter einer Herzneurose und frage mich oft wie gefährlich es für mich ist wenn ich mich so aufrege
viele Untersuchungen wurden gemacht (Belastungs EKG, Langzeit und Ultraschall) alles ok. auch ich rege mich gerne beim Autofahren auf. gerade vorhin war es wieder soweit. ich fuhr mit dem Auto an der Ampel an und rechts neben mir steht auch ein Wagen. dieser darf aufgrund einer Baustelle nur rechts abbiegen. ich fahre also auf der mittleren Spur geradeaus, fahre den Schlenker, den die Spur durch die veränderte Verkehrsführung vorgibt und der Typ neben mir rafft das nicht und fährt eiskalt auch geradeaus. was war die Folge?! Der Typ fährt mir fast rein. Ich war von null auf 100 und hupte wie wild und gab ihm Lichthupe. Jetzt waren die ersten, für diese Situation normalen körperlichen Reaktionen spürbar. Mein Herz schlug schneller und Adrenalin ging durch meinen Körper. Jetzt aber kommt der Punkt an dem alles ausser Kontrolle gerät bzw. wo ich denke ich werde gleich einen Infarkt oder einen Herzkaspar bekommen. Der Typ wechselt die Spur, so dass ich neben ihm fahren kann (was ich Blödmann natürlich auch mache) und dann gucke ich in das Fahrzeug und schüttel mit dem Kopf oder mache einen Scheibenwischer. Der Typ guckt ganz entspannt rüber (ist sich keiner Schuld bewusst oder es ist ihm egal) und gibt Drohgebärden von sich. In diesem Augenblick, in dem ich den Konflikt eingehe und in sein Fahrzeug gucke (face to face) spielt mein Körper verrückt! Mein Herz rast und es ist einfach schrecklich, denke jetzt hast du es geschafft...Herzversagen oder was auch immer. Ist die Situation vorbei (ich bin abgebogen) dauert es nicht lange und es geht mir wieder besser. Aber ich fühle mich klein, minderwertig...einfach scheußlich. Ich bin 1,88 m, wiege 92 kg und bin gut trainiert! Vor was habe ich solch eine Angst? Was soll denn passieren? Oft sitzt im anderen Auto irgendein Typ der mir nicht mal bis zur Brust reicht und trotzdem gehe ich so ab
Vielleicht liest das hier noch einer und antwortet würde mich freuen!

22.11.2015 19:48 • #5





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