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Guten Tag alle Zusammen,


da ich relativ unerfahren auf diesem Gebiet schreibe ich einfach mal drauf los und würde mich über Meinungen und/oder Ratschläge freuen.


Seit 4-5 Jahren begleiten mich mittlerweile teilweise mehrwöchige Phasen voller Bedenken, Angst und Zweifel. Jedoch kam mir (bisher) nie in den Sinn, dass sich dahinter eine Panikstörungen oder ein psychisches Problem verstecken könnte. Seit heute bekam ich jedoch eine Selbsterkenntnis und hoffe mit dieser (endlich) ins Schwarze getroffen zu haben.


Meine Geschichte beginnt vor ca. 6 Jahren. Zur damaligen Zeit befand ich mich in der Beziehung mit einer Frau die an Borderline erkrankt war. Dies nahm mich derart mit, dass ich an unerklärlichen Magenkrämpfe litt, was letztlich in einer Magen- und Darmspiegelung endete. Beide jedoch ohne Befund. Nach einer schwierigen Trennung von der Frau hatte ich jedoch das Glück eine Frau kennenzulernen die mich in privater Hinsicht mehr als Glücklich macht und mich zu einem stolzen Papa machte.


In der Zwischenzeit hatte ich zwar die ein oder andere Angstphase aufgrund einer nicht bedrohlichen Erkrankung (z.B. Grippe) die jedoch - im Vergleich zur aktuellen Lage - nicht besonders nennenswert sind.


Im letzten Jahr begann die aktuelle Odyssee jedoch. Ich bekam plötzlich und wie aus dem Nichts Durchfall und Fieber. Aus mir unerklärlichen Gründen (und Dank Dr. Google) bekam ich eine absolute Überzeugen an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt zu sein. Mein Internist nahm mir direkt die Sorgen. Letztlich endete es jedoch in zwei MRT-Untersuchungen, einer Magenspiegelung, zahlreichen Arztbesuchen, mehreren Blut- und Stuhluntersuchungen und in einer für mich sehr depressiven Phase in der ich nicht mehr auf die Kette bekam. Letztlich kehrte Ruhe ein, nachdem ich von einem Arzt die banale Auskunft bekam, dass alle Werte die Bauchspeicheldrüse hinweisen absolut normal sind. Es begann eine sorglose Zeit in der ich mich voll in die Arbeit stürzte. Vielleicht etwas zu viel.


Gegen Ende des letzten Jahres bemerkte ich immer mehr, dass ich einen deutlich spürbaren Herzschlag entwickelte, der sich jedoch nur beim Hinlegen zeigte. Eine Panik oder Angst setze jedoch nicht ein. Im Februar hatte ich eine OP der Nasennebenhöhle, welche auch ohne Komplikationen verlief. Dann passierte jedoch etwas, was meinen optimalen Heilungsplan aus der Bahn war. Die Wundheilung war gestört und ich bekam ein paar mal heftiges Nasenbluten. Ein Besuch beim HNO endete letztlich darin, dass ich fast kollabierte und hierbei ein Bluthochdruck festgestellt wurde. Am gleichen Tag saß ich wieder bei meinem Internisten der mich (ohne große Untersuchungen) ein Mittel verschrieb, was auch schnell Anschlug und den Druck senkte.


Kaum Zuhause angekommen begann dennoch das Googeln. woran könnte es liegen? Was sind meine Optionen. Schnell schoss ich mich auf eine Möglichkeit ein. es MÜSSEN die Nieren sein! Also jeden Tag Urinstreifen angepinkelt mit schwankenden Ergebnissen. Also wieder zum Internisten und diesen solange bearbeitet, bis dieser mir Blut abnahm und meine Nieren schallte. Dies jedoch beides ohne Befund. Die Nieren waren also raus. Wieder Dr. Google befragt. die Schilddrüse!


Aufgrund des Bluthochdrucks begann ich eine recht radikale Diät, welche ich jedoch nach 1,5 Wochen wieder abbrach, da ich mich einfach nicht gut damit fühlte.


Dann eines Tages bemerkte ich etwas Blut im Stuhl. Im Nachhinein war ich mir nicht mehr so sicher ob es nicht auch einfach nur Paprika war. Aber egal, direkt beim Internisten angerufen, der mir eine Überweisung zur Darmspiegelung ausstellte. Also direkt beim Gastrologen angerufen und 2 Tage später hin. Der Arzt war so cool drauf und schaute sich am gleichen Tag noch meinen Darm von Innen an. Was ein Wunder, keine Auffälligkeiten. Was könnte es dann sein? EINE BLUTUNG IM DÜNNDARM! Logische Erklärung. Er nahm zudem noch Blut ab, wo wirklich alle Werte abgefragt wurden.


Im Ergebnis waren die Werte aller Organe (u.a. auch der Schilddrüse) ok. Lediglich der Eisen- und HB-Wert seien grenzwertig und müssen beobachten werden. soso die beiden Werte. Dr. Google. Eisenmangel. Blutung. DÜNNDARM! Es passt wieder alles ins Bild.


Also direkt einen Heimtest für okkultes Blut im Stuhl bestellt. Die Woche verging praktisch wie im Flug. Ich saß den ganzen Tag auf der Arbeit und arbeitete nicht, sondern googelte mögliche Erkrankungen und wurde immer mit etwas neuem fündig. so zeigte sich bei mir immer wieder ein neues Hautjucken. gestern fasste ich für mich jedoch den plötzlichen Entschluss, es muss sich was ändern. Also wollte ich am nächsten Tag (heute) zum Sport gehen, den ich wirklich sehr vermisse und bis vor meiner Nasen-OP mehrmals wöchentlich ausübte. Ohne mir Gedanken um mein Herz und Blutdruck zu machen.


Ich legte mich also gestern hin, nahm vorher meine Sport- und eine Eisentablette. googelte im Bett noch was ganz banales und wollte dann schlafen. plötzlich spürte ich wieder diesen Herzschlag. schon heftiger als sonst. er wurde immer stärker. ich fragte mich woran es liegen könnte? Eine falschen Tabletteneinnahme? Eine Wechselwirkung? Innerhalb einer halben Stunde wurde der Druck auf die Brust immer stärker und stärker. das Herz pochte immer stärker, so dass ich den Puls im Kopf spürte. mir wurde sehr warm. ich stand ruckartig auf, ging in die Küche und habe sofort den Blutdruck gemessen. Dieser lag bei 180 / 100. Ich hatte Panik vor einem Herzinfarkt. Sofort wieder Google. schnell erkannt, dass bei einem Infarkt der Schmerz im Vordergrund steht und sich kein ausgeprägtes Herzklopfen zeigen soll. Meine iWatch angeschmissen, EKG gemacht, unauffällig. Es kam die Selbsterkenntnis sich an den Tisch zu setzen und erstmal runterzukommen. Innerhalb von 5 Minuten ging der Druck auf 120-140 runter.


Zeitgleich googelte meine Frau und kam auf die Option Panikattacke. Dies machte gestern für mich keinen Sinn. Panik? Ich hatte keine Panik vorher? Ich wollte ja schlafen. letztlich bin ich dann ins Bett gegangen und bin eingeschlafen. heute morgen dann nach 4 Stunden Schlaf wieder aufgewacht. Hatte von der Arbeit geträumt. Wieder was spürte ich meinen Herzschlag deutlich. aufgestanden. aufs Klo gegangen und heimlich den Stuhltest gemacht. er war negativ. passte so garnicht in mein gestricktes Horrorbild, so dass ich das Ergebnis in Frage stellte (vielleicht falsche Anwendung) und direkt noch 2 bestellte. nebenbei noch etwas gegoogelt und mit der Möglichkeit der Panikattacke auseinander gesetzt. ich las einiges was zu mir passte. auch lass ich das Stress sich auf Blutwerte, den Magen und den ganzen Körper auswirken kann. es klingt doof, aber die Möglichkeit einer Panikattacke beruhigte mich etwas. ich redete danach mit meiner Frau. Zum ersten Mal sah, wie erschöpft sie aussieht und wie nahe ihr das alle gehen muss.


Ich fasste für mich einen Entschluss, sofort zu meinem Internisten und meinem Hausarzt zu gehen um das Thema direkt anzusprechen. Mein Internist gab mir recht, dass es auch für Ihn eine logische Möglichkeit wäre. Mein Hausarzt nahm mir nochmal Blut ab und machte ein EKG welche unauffällig war. Aber auch sagte mir, dass ich immer auf Zündung sei und er sich gut vorstellen könnte, dass es alles vom Kopf kommt. Er schreibt mir daher eine Überweisung für einen Therapeuten.


In mir reifte irgendwie die Erkenntnis, dass bei einer ernsthaften Erkrankung einer der insgesamt 6 besuchten und im Krankenhaus arbeitenden Ärzte was entdeckt hätten. Auch bin ich Blutspender, sodass mein HB-Wert immer kontrolliert wurde. Dann der negative Test am Morgen. Die ganzen Ultraschalls, Blutuntersuchungen, Spiegelungen. es zeigte sich immer Nichts. auch meine ständig trockenen Lippen und mein Blutdruck. vielleicht eine Reaktion auf meinen immer großen beruflichen Stress und meine ständige Panik mache? Es machte irgendwie alles Sinn. Für war schon immer die persönliche Erkenntnis der erste Schritt in die richtige Richtung.


Nun sitze ich hier und tippe euch meine Geschichte, in einem viel zu langen Text von dem ich wahrscheinlich die Hälfte hätte weglassen können (sorry dafür). In mir reift zwar der Wunsch, dass all dies sich auf eine psychische Krankheit zurückführen lässt, wo ich letztlich alle Fäden in der Hand habe und mir bei einer entsprechenden Therapie endlich geholfen werden kann. zeitgleich sind dort aber noch immer Zweifel, dass mein Kopf wirklich all dies anrichten kann. Zeitgleich wächst die nächste Angst, meine Frau, meine Familie und meinen Job verlieren zu können.


Für mich steht jedoch der Entschluss fest, eine Therapie machen zu wollen. Nicht nur für mich, sondern auch für mein Umfeld. Da sich hierbei ja eine gewisse Wartezeit nicht vermeiden lässt, wollte ich mich bei euch nach euren Meinungen und Erfahrungen erkundigen? Habt ihr Ähnliches erlebt? Kann es wirklich gestern eine Panikattacke gewesen sein? Hat der Kopf so eine Macht? Habt ihr Tipps wie ich für mich selbst in der Zwischenzeit eine Therapie beginnen kann (z.B. Hörbücher, autogenes Training)? Wie überwindet man eine solche Attacke am besten? Habt ihr Ratschläge wie ich einen für mich passenden Therapeuten am besten finde?


Ich habe mir zudem selbst ausgedacht, z.B. wieder mit meinem Kraftsport heute anzufangen. Dies zum einen um mal wieder abzuschalten und Dampf abzulassen, aber auch um mir selbst zu beweisen, dass ichs noch kann ohne einen Infarkt zu bekommen. Aber auch mit meiner Familie mehr Zeit am Wochenende zu verbringen und beruflich wieder durchzustarten, mir jedoch vorab feste Arbeitszeiten zu setzen.


Ich danke euch vorab für jede Reaktion die hier kommen wird und entschuldige mich für etwaige Rechtschreibfehler!


Liebe Grüße

Till

26.03.2021 17:01 • 04.04.2021 x 1 #1


18 Antworten ↓


Hallo,
deine Beschreibungen klingen für mich nichtmediziner eher nach einer somatisierungsstörung oder einer hypochondrischen Störung.
Die Leute mit Panikstörung, welche ich kennengelernt habe haben tatsächlich eher Panikattacken gehabt, also plötzliche Panik mit dadurch verursachten körperlichen Symtomen, wobei sich hieraus zum Teil dann entsprechende andere Störungen entwickelt haben.

A


Verspätetes Eingeständnis einer Panikstörung?

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Danke für die schnelle Antwort!

Ehrlich gesagt wusste ich nicht, dass diese Möglichkeiten auch bestehen. Mein Arzt hat mir "nur" gesagt, dass er eine körperliche Erkrankung ziemlich sicher ausschließen würde. Er hat mir erklärt, dass ich in diesem Augenblick auf das Herzklopfen panisch-psychisch reagiert habe, wodurch meine Angst einen Herzinfarkt zu haben enstand, was in einen noch stärken Herzschlag und dem hohen Blutdruck endete.

Hättest du denn Ratschläge wie ich mich damit arrangieren kann?

Hallo,
Das kommt mir sehr bekannt vor. Vor allem das Googeln nach Symptomen, Krankheiten... Man ist sich sicher, aber die Untersuchungen sind alle ohne Befund. Einerseits erleichtert, andererseits will man aber eine Lösung, somit will man unbedingt das Problem kennen. Also googelt man weiter. Man gerät unter Dauerstress, ist nervös, der Kopf kommt nicht mehr zur Ruhe. Man steigert sich da so rein, ehe man es bemerkt, ist man mittendrin. Und der Körper reagiert auf diese dauerhafte Anspannung.
Wenn dir Kraftsport hilft, den Kopf abzuschalten, dann mach das auf alle Fälle!
Was mir immer Mal wieder gut hilft, ist progressive Muskelentspannung. Auf YouTube gibt es dazu ganz nette Anleitungen. Auch teilweise nur 10-15 Minuten lang, also ideal für zwischendurch. Wichtig ist, dass du versuchst, dich auf die positiven Dinge zu konzentrieren, zu vertrauen, wenn die Ärzte dir beste Gesundheit diagnostizieren.
Mir hilft es auch gut, gegen die Symptome etwas zu tun. Bei Bluthochdruck hilft auch gesunde Ernährung und Cardiotraining/Ausdauersport. Vielleicht die Familie nehmen und man Wochenende ne schöne Wanderung machen und ansonsten jeden Tag eine halbe Stunde spazieren gehen. Dann hat man immer im Kopf, dass man etwas aktiv für sich und seine Gesundheit tut. Das gibt ein bisschen Kontrolle über die Situation und damit Sicherheit. Zeitgleich hast du dabei die Chance, deinen Kopf etwas umzulenken, auf die Natur und deine Familie.
Soweit erst Mal meine Gedanken dazu. Ich drücke fest die Daumen und bin mir sicher, dass du einen guten Weg für dich finden wirst

Kommt mir alles ziemlich bekannt vor.
Als erstes rate ich dir, lass das Googlen. Zwinge dich dazu einfach!
DU wirst merken es geht dir Besser. Ich habe das alles durch. Und glaub mir, du kannst dich da so reinsteigern, dass du dir am ende wünscht du hättest etwas körperliches. Ich dachte auch immer, alle untersuchungen machen und dann sich sagen alles gut, ist psyisch. Aber man kommt dann an den Punkt wo man sich denkt, sch.... die psyche ist nicht so einfach behandelt wie körperliche erkrankung wo es im wesentlichen an den ärtzten hängt. Bei der Psychischen Geschichte bist du gefordert.

Ich rate dir, werf deine SmartWatch und Blutdruckgerät weg und lass das googlen. Dann wirst du merken wie gut es dir geht. Eine Therapie kann dir auch nicht schaden.

Neben Entspannungstechniken und Maßnahmen, die dein Wohlgefühl/dein Zufriedenheitslevel anheben, könntest du auch Johanniskraut ausprobieren. Das ist pflanzlich, rezeptfrei erhältlich (ich empfehle Laif900) und wirkt serotoninsteigernd, also wie ein Antidepressivum, was bei deinem Krankheitsbild oft verschrieben wird.

Was mir noch auffällt: du hast dir einen Plan gemacht, wie du das Problem angehen willst (mehr Sport, mehr Zeit mit Familie etc.), was prinzipiell toll ist, denn du nimmst dein Glück selbst in die Hand.

Ich habe für mich festgestellt, dass meine Panikstörung durch meinen organisierten Umgang mit dem Problem und dem Aufsetzen und Abarbeiten meines Heilungsplans verstärkt wurde oder zumindest Heilung verhindert hat. Ein entscheidender Satz, den mir ein Therapeut sagte war: du bist in deinem Kopf ständig beschäftigt- am analysieren und planen, nie ist Ruhe - ich gebe dir als Aufgabe, einmal am Tag zu dösen.

Ich musste darüber lachen und habe gedacht, wie schrecklich, ich soll wertvolle 30 Minuten nicht mein wunderbares Gehirn einsetzen, um mein Leben und das meiner Familie zu verbessern?

Aber ich habe es ernst genommen und angefangen zu üben. Nun tuhe ich mich meistens 1x am Tag aktiv aus. Meditation würde sicher auch gehen.

Es geht darum, mal nichts zu tun. Einfach leben, genießen, aufnehmen, sich spüren. Ohne Ablenkung, ohne To Dos, ohne was muss ich gleich machen?.
Dem Gehirn damit eine Auszeit geben, war rückblickend wahrscheinlich der wichtigste Tipp.

Will sagen: plane weniger, lebe mehr.

Meist verbinden sich verschiedene Krankheitsbilder.
Bei mir war es damals auch panikstörung und hypochondrie. Passt ja auch prima zusammen.. Denn man Ängstigt sich ja vor dem unkontrollierbaren also sind Krankheiten die nicht gefunden sind ein prima aufhänger.

Deine Leidensgeschichte liest sich wie so einige hier... Was genau der psyche zugrunde liegt wird der Therapeut mit dir ergründen und dir helfen.
Aber mach dir nix vor, das is ernsthafte arbeit. Sie lohnt sich aber es ist Arbeit!

Ich drücke dir die Daumen und du bist hier gut aufgehoben.
Nur lass mich dir bitte den tipp geben:
Es gibt hier so einige - der hypochondrie zugrunde liegende - Krankheitsthemen.
Meide sie. Oder lies sie nicht ganz wenn du aufgrund deiner Symptome drin landen solltest.

Es ist ungemein beruhigend zu lesen das es anderen auch so geht, denn das heißt ja man ist nicht schlimm krank - denn wie kann es sein das soooooo viele auch unentdeckt so krank wären - aber (!) es kann auch schubsen in die falsche Richtung.

Viel Erfolg auf deinem weg!

Es könnte meine Geschichte sein. Bei mir fing es im vergangenen Jahr an. Ich war so oft beim Arzt und hatte so viele Untersuchungen...gefunden wurde ausser kleinere Zufallsbefunde auch nichts. Auch Ich habe in dieser Zeit Bluthochdruck entwickelt und nehme eine Tablette. Googln tut mir auch nicht gut. Man findet immer etwas, was passt und steigert auch dann so rein.
Ich habe jetzt eine Verhaltenstherapie begonnen. Hatte aber erst 3 Sitzungen.

Hallo Zusammen,

bitte entschuldigt meine verspätete Antwort!

Jedoch habe vergangene Woche den Versuch einer Selbstreflexion gemacht bzw. versucht.

In der Nacht von Sonntag auf Montag hatte ich erneut eine Panikattacke. Ohne groß bei Google zu recherchieren habe ich den Entschluss gefasst nochmal zum Arzt oder in die Notaufnahme zu gehen. Dies jedoch nicht aus der Panik heraus, sondern weil ich die Schnauze voll hatte und es mir endlich selbst beweisen wollte das alles gut ist.

Ich hab mich dann letztlich für meinen alten Internisten / Hausarzt entschieden, bei dem ich damals abgehauen bin weil es dort einfach immer hoffnungslos überlaufen war. Kurz bevor ich dahin gefahren bin, bekam ich am Esstisch erneut dieses ungute Gefühl. Es glich dem Verlangen nach einer Flucht. Mein Puls schoss über 100, mir wurde warm und ich war aufgedreht. Ich bin also vor meiner Familie ins Auto geflüchtet und schnell zum Arzt gefahren. Auf dem Parkplatz vor der Praxis wurde es immer krasser und krasser. Ich hatte das Gefühl zu explodieren und das ich für jeden Menschen in meinem Umfeld eine Belastung bin. Ich bin dann reingegangen und zum Glück auch schnell dran gekommen.

Es wurde sofort ein EKG gemacht und Blutdruck, Puls und Sauerstoffsättigung gemessen. Alles war unauffällig (was eine Überraschung). Außer der Blutdruck war etwas hoch. Aber das ja mittlerweile Standard.

Naja, die Ärztin war letztlich überrascht, dass die vorherigen Ärzte ohne jede weitere Untersuchung mir einfach die Tabletten verschrieben haben, so ganz nach dem Motto Jung, das wird schon wieder. Sie hat dann erneut Blut abgenommen, eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums angeordnet und mir eine Überweisung zum Herz-Echo gegeben. Als ich ihr dann von meinen Sorgen eines Infarktes berichtete, macht sie noch eine Art Schnelltest der sowas wohl anzeigen würde. Auch dieser war - Trommelwirbel - negativ.

Angesprochen auf meine Ängste zeigte sie sofort Verständnis und erklärte mir diesen Teufelskreis einer Angst- und Panikstörung. Sie riet mir daher Neurexan zu kaufen. Was ich dann auch direkt tat.

Als ich im Auto saß, hatte ich ein Gefühl was ich seit sehr sehr langer Zeit nicht mehr hatte. Ich war durch und durch erleichtert. In diesem Moment schien alles von mir abzufallen. Ich wurde sogar richtig müde. Auch das Neurexan schienen sehr gut anzuschlagen. Ich fühlte mich einfach mega gut aufgehoben bei den Ärzten, weil dort einfach ALLES abgeklärt werden würde.

Der Abend auf der Couch war ein großer Genuss für mich. Die Entspannung war noch immer da, ich las ein Buch über Angst- und Panikstörungen und dies so lange bis ich müde wurde und ins Bett ging. Ich schlief sogar durch. Es war alles TOP. Am nächsten Tag habe ich so gut gearbeitet wie schon lange nicht mehr.

Ich entschloss mich also - so Prinzip voll auf die Fresse - auf Konfrontationskurs zu gehen und es mir selbst zu beweisen das organisch alles gut ist bei mir. Also suchte ich mir eine Privatpraxis raus und machte einen Termin zur Herzvorsorge. Glücklicherweise sogar direkt für den nächsten Tag. Mein Idee dahinter war in dem Punkt ganz einfach. Ein Check-Up der alle wichtigen Untersuchungen beinhaltet zeigt mir, dass mit meinem Herz alles gut ist und ich mir dies vor Augen halten kann und muss wenn die nächste Attacke kommt.

Am nächsten Morgen direkt dahin und (oh Wunder) es wurde NIX gefunden. Alles super und der Arzt sagte, dass ich den Blutdruck durch Bewegung usw. in 6-12 Monaten wieder in den Griff bekommen sollte und mein Herz in einem guten Zustand ist. Das doch mal ne Aussage. Auch da fiel viel Stress in mir ab. Ich dachte mir, jetzt noch morgen der Ultraschall und alles ist easy. Ich fuhr zur Arbeit und trank endlich mal wieder bisschen mehr Kaffee. Fuhr danach nach Hause, legte meine Tochter hin und ging auf die Couch. Da ich noch zum Sport gehen wollte (Kraftsport) nahm ich wie üblich (legale) Tabletten vorab. In der Folge merkte ich plötzlich wieder einen kräftigen Herzschlag. Plötzlich auch eine gewisse Art Schwindel. Um es mir wieder selbst zu beweisen, ging ich dennoch zum Sport. Die Durchführung der Übungen stecke ich locker weg, aber von Übung zu Übung wuchs wieder die Angst. Nach einer relativ einfach Übung überkam mich ein Schwindel, so dass ich sofort das Training abbrach. Ein erneuter Rückschlag... und das gerade an diesem Tag der in meinen Gedanken der Wendepunkt sein sollte, weil eigentlich bin ich purer Realist.

Nach dem Abbruch hatte ich das Gefühl mich nicht hinsetzen zu können. Mir wurde heiß. Ich musste in Bewegung bleiben. Also ging ich noch ne Runde spazieren, bis mir der Gedanke kam, dass ich dieses Gefühl von vor dem Sport kenne. Es war ein gewisser Aufputscheffekt. Also googelte ich (obwohl ich die Zusammensetzung kenne) nach der Wirkungsweise der Tabletten und erinnerte mich an die Tassen Kaffee die es von der Stärke echt in sich hatte. Es war eine logische Erklärung mit einer unlogischen Panikreaktion. Wieder Zuhause angekommen ging ich sofort unter die Dusche. Ich fing an mir selbst zu sagen wie lächerlich das von mir ist. Das organisch alles gut ist. Ich einen Ultraschall vom Herzen hatte, ein Belastungs-EKG vor mir fast die Pumpe rausgeflogen ist und es wurde NIX gefunden. GARNIX! Ich musste echt etwas über mich selbst lachen. Aber es half, ich kam runter. Ich schaute noch etwas TV und hing auf der Couch rum. Herzklopfen alles weg.

Plötzlich kam mir ein Gedanke in den Kopf von dem ich mir selbst gesagt habe, dieser Versuchung zu widerstehen daran zu denken. Leider hielt ich nicht stand. Als ich merkte was ich hier machte überkam mich erneute eine Angst und das Herzklopfen war sofort wieder präsent. Ich legte mich daraufhin sofort ins Bett und schlief überraschender Weise schneller ein als ich dachte und hatte auch in der Nacht keine erneute Attacke o.Ä.

Beim Aufwachen war der Herzschlag jedoch wieder da. Auch hatte ich nicht die beste Stimmung und wieder diesen innerlichen Druck. Kein Wunder eigentlich. Schob ich aber auch auf den anstehenden Arztbesuch. Dieser verlief letztlich - wie immer - negativ. Ultraschall vom Bauch absolut unauffällig. Als ich danach wieder Zuhause angekommen bin, frühstückte ich erstmal. Einen großen Hunger hatte ich nicht. Aber was muss das muss. Herzklopfen? Check, ist da. Also dachte ich mir... komm wieder voll auf die Fresse und Blutdruckmessen. Erster Wert 140... oh das ja überraschend niedrig dafür das es so pocht... 3 Minuten gewartet.... noch ne Messung... 130.... sauber, geht ja runter trotz Herzwummern... noch 2 Minuten gewartet... 127... Krass die 2 steht vorne. Daher habe ich mich entschlossen, sozusagen als voll auf die Fresse 2.0, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Ist zwar nicht weit, aber dafür echt mit unschönen Steigungen... da ich euch gerade Schreibe, könnt ihr euch denken, dass ich nicht vom Sattel gekippt bin und alles easy ist. Was ja auch mal wieder so Bing im Kopf machen sollte... ORGANISCH IST NIX!

Ich schreibe diesen Text gerade sogar relativ konzentriert und gefasst. Es tut mir gut es niederzuschreiben. Wenn ich dies alles lese, komme ich in einer Gewissen Art und Weise runter, weil ich halt erkenne was hier das Problem ist. Nicht das Herz oder sonst, sondern einfach nur meine Birne.

Für mich stellt sich nun die Frage, was für mich die beste Selbst-Therapie zur Überbrückung der Wartezeit auf deinen Behandlungsplatz ist.

Das Neurexan ist in meinen Augen realtiv ungefährlich, daher werde die Einnahme (1-3 Tabletten am Tag) fortsetzen.

Ich messe nur noch 2-3 mal pro Woche meinen Blutdruck. Auch stelle ich die Funktion an meiner iWatch aus, dass mir der Puls angezeigt wird. Die Funktion, dass das Herz in seiner Funktion ab und an überprüft wird und angezeigt wird wenn was falsch läuft, find ich eher beruhigend.

Im Falle einer erneuten Attacke, probiere ich mich an die Fakten zu halten, dass ALLES untersucht worden ist, was Herz und den Kreislauf angeht. Hierbei denke ich wäre es gut, selbst über mich zu lachen, wie dumm das alles ist von mir. Auch die Tatsache, dass ich z.B. keine Schmerzen oder Probleme beim Fahrrad fahren habe, sollte mir zeigen, dass es nix ernstes ist.

Als letztes will ich - wie im Buch beschrieben - etwas auf Konfrontation gehen. Ich will weiterhin Fahrrad fahren und Sport machen um meinem Körper zu zeigen, dass ein Herzschlag normal ist und ich nicht davon umfalle. Ich will Kaffee trinken, um den Effekt des Aufputschens wieder deuten zu können, dass es nix schlimmes ist sondern ja auf eine Art sogar erwünscht ist. Kraftsport will ich auch wieder machen. Ok vielleicht ohne die Tabletten vorher.... aber dennoch will ich es mir auf eine Art selbst beweisen, dass nix ist.

Ich denke, dass ich hierdurch einfach einen Lerneffekt entstehen könnte, der mir über kurz oder lang zu einer gesunden Selbsteinschätzung verhilft... alles ist besser, als sich hinter seinen Sorgen und Ängsten zu verstecken!

Natürlich würde ich mich wieder über eure Meinungen freuen!

Ich finde, das klingt alles nach einem sehr guten Plan! Top

Hallo.
Ich finde es sehr gut, dass du Pläne hast und dich nicht einigelst und der Angst die Stirn bieten willst. Das ist auf jeden Fall der richtige Weg.
Ich bin leider auch hypochondrisch veranlagt. Dazu Angststörung mit gelegentlichen Panikattacken. Diese sind allerdings seit einigen Monaten weg, bzw nur noch in der Anfangsphase da, weil ich dann versuche mich abzulenken, was mir auch ganz gut gelingt. Als es bei mir anfing, wusste ich auch nicht was mit mir los war. Die Panikattacke kam aus heiterem Himmel. Da meine Mutter auch darunter leidet, hat sie mir recht schnell sagen können was es sein kann. Bin auch zum Arzt, der körperlich nix feststellte. Also wohl psychisch. Ausgelöst durch einen Todesfall einige Wochen vor meiner ersten Angstattacke. Leider hab ich mich damals, das war 2014 meiner Angst ergeben. War voll drin in der Angst Spirale. Konnte sie aber nach 1 1/2 Jahren überwinden und vor ca einem Jahr ging es wieder los. Ich hatte Husten und mein Kopf schwirrte tagelang um Lungenkrebs. Das entlud sich in einer Panikattacke vom feinsten. Dann kam Herzangst und diverse andere Krankheiten dazu. Alles immer schön im Wechsel. Und natürlich immer gleich tödliche Krankheiten. Denn laut Google kann jedes Zipperlein schon ein Anzeichen für den bald bevorstehenden Tod bedeuten. Ich Kämpfe mich seit einem Jahr wieder zurück ins Leben. Google zu vermeiden und mich mit Bewegung abzulenken. Wenn man zu Katastrophendenken neigt und an Hypochondrie leidet, nimmt man seinen Körper irgendwie übertrieben genau wahr. Man achtet auf jedes Zwicken, jeder Herzschlag, der vermeintlich lauter oder schneller is, wird sofort überbewertet. Und die Gedanken beginnen zu kreisen und leider auch oft die Finger, die bei Google nach Antworten suchen, die dann oft aber alles noch schlimmer machen. Kenne das alles. Übrigens konnte ich 2014 fast zwei Jahre keinen Kaffee mehr trinken, weil der sofort ne Panikattacke auslöste. Heute kann ich ihn aber wieder trinken.
Ich finde es wirklich gut und richtig, dass du dich nicht von der Angst bezwingen lassen willst. Genau das ist der richtige Weg und ich wünsche dir alles Gute

Zitat von Blueberry77:
Hallo.
Ich finde es sehr gut, dass du Pläne hast und dich nicht einigelst und der Angst die Stirn bieten willst. Das ist auf jeden Fall der richtige Weg.


Danke für deine Worte! Dein Text hat mir echt Mut gemacht. Es ist einfach ein beruhigendes Gefühl, dass man spürt nicht alleine mit dieser sch. zu sein.

Mir ist natürlich voll bewusst, dass es nicht von heute auf morgen geht und es auch Rückschläge geben wird, aber das nehme ich in Kauf.

Eine Therapie wäre auf jedenfall sehr wichtig. Konfrontationen sind immer so eine Sache.
Das Problem wird sein: in 1 oder 2 Monaten, wird dein Gehirn dir sagen Könnte es nicht doch ein Herzinfarkt sein? ... diese Probleme kommen immer wieder. Deine Untersuchungen jetzt werden dir dauerhaft nicht helfen. Es ist der erste Schritt einmal alles abgecheckt zu haben. Aber jetzt hast du gewissheit dass nicht deine Organe Krank sind sondern deine Psyche.

Überlasse es auf keinen Fall nur Büchern oder Tabletten. Arbeite intensiv daran um schlimmeres zu verhindern. Alles Gute für dich.

Zitat von einsamervater:
Eine Therapie wäre auf jedenfall sehr wichtig.


Da gebe ich dir recht! Ich werde mir definitiv einen Therapieplatz suchen!

Bei dem abchecken der körperlichen Gesundheit ging es mir auch "nur" darum, mir selbst eine gute Basis für eben diese Therapie zu geben und mich im Falle einer erneuten Attacke an "medizinische Fakten" halten zu können die halt durch Messungen und bildgebende Untersuchungen diagnostiziert wurden.

Das mit der Konfrontation dient für mich eher als Konditionierung. Aber natürlich auch dafür, weil ich mich nicht mehr hinter meinen Ängsten verstecken will. Wenn ich die Zeit bis zur Therapie so weiterlebe wie die letzten 2/3 Wochen verliere ich nicht nur meinen Job, sondern würde auch wahrscheinlich meiner Frau einen großen seelischen Schaden zufügen. Muss man (finde ich) einfach realistisch sehen.

Ich denke zwar nicht, dass ich in 1-2 Monaten wieder an einen Herzinfarkt denken würde aber ich sehe eine große Chance bei der nächsten "harmlosen" Symptomatik (z.B. Durchfall, Magenkrämpfe, Husten) in eine neue Panik zu verfallen. Und genau deswegen, ist für mich die Therapie ein Muss und auch mein Ziel.

Hey,

Kurze Zwischenmeldung.

Ich will da einfach ehrlich zu mir selbst sein, dass ich mich (glaube ich) gerade wieder in einer Angst- oder Panikattacke befinde. Ich hatte gestern wirklich einen perfekten Tag. Ohne Sorge. Hab mir sogar ein paar Biere gegönnt. Abends war mir sogar das bisschen Herzklopfen egal und ich bin sofort eingepennt und habe durchgeschlafen. Heute Morgen hielt das Gefühl an.

Bin daraufhin in die direkte Konfrontation gegangen und habe meinen Kraftsport voll durchgezogen. Am Anfang war es komisch, doch dann wurde es immer besser und souveräner. Ich habe meinen starken Herzschlag nach den Übungen gespürt und gemerkt wie dieser dann wieder abgeflacht ist. Die Sorge war echt zum Ende bei 0. Nach dem Sport auch alles top. Als ich dann zu einer Verabredung gefahren bin, kam ein kleines unbedeutendes unwohl sein. Es war ein kleines Drücken im Magen. Ich habe dann immer mehr gemerkt wie ich mir immer mehr Gedanken gemacht habe... dann wuchs auch wieder die Angst... Herzklopfen.. Druckgefühl in der Brust... kurze Sehstörungen... bisschen eingebildeter Schwindel... auf der Rückfahrt ne kleine Besserung, direkt gefolgt von starkem Herzklopfen bei Anstrengung. Was ja auch normal ist! Nur es fühlt sich so krass an wenn man sich drauf konzentriert verdammt!

Die Ironie an der Geschichte ist einfach, ich weiß dass es nix organisches ist sondern einfach nur dieser Teufelskreis der von vorne beginnt.

Für mich steht jetzt wieder das einfache Prinzip im Vordergrund... beweise dir selber dass nix ist und gebe Gas. Daher werde ich nun wieder ne intensive Runde Fahrrad unter diesen Problemen fahren. Wenn ich dabei nicht umkippe, dient es mir einfach als Lernprozess.

Ich freue mich sehr auf die Therapie muss ich zugeben und darauf dass es dann innerlich irgendwann "Klick" macht.

Lg

Guten Morgen,

also der Tag gestern war wirklich nicht schön.

Bei dem Fahrradfahren, was wohl krasser als jedes Belastungs-EKG war, ist natürlich nix passiert. Was ja praktisch die These, dass es nur in meinem Kopf ist wieder mal bestätigen sollte!

Leider kam ich dennoch von dem Gedanken nicht los. Ich habe ständig auf meinen Herzschlag geachtet, ständig danach Gefühlt mit dem Finger um diesen zu bewerten. Dazu war ich einfach nieder geschlagen, mir war kalt und ich war schlecht drauf. Ich hatte jedoch irgendwie keine Angst mehr vor einem Herzinfarkt, sondern einfach dass meine Angst wieder zurückkommt... ganz komisch...

Als ich zuhause war und unter der Dusche stand, überkam mich plötzlich eine große Trauer. Ich musste weinen bei dem Gedanken wie alleine ich meine Frau im letzten Jahr wegen der Arbeit gelassen habe. Habe dann noch etwas mit ihr geredet und auch dabei geweint. Ich wurde dann recht müde. Habe mich dann mit ihr hingelegt und mir so ein Meditations-Hörspiel angemacht. Hat nix gebracht. Der Herzschlag wurde wieder extrem krass, so dass ich aufgestanden bin und Blutdruck gemessen habe. War natürlich etwas hoch (so um die 142/70) aber nicht lebensbedrohlich hoch. Diese Tatsache hat mich dann etwas abgekühlt, so dass ich mich wieder hingelegt habe. Habe mir dann so ein Hörbuch über angststörungen angemacht und bin dabei nach kurzer Zeit eingeschlafen. Habe auch durchgeschlafen. Aber natürlich heute morgen direkt wieder auf den Herzschlag geachtet. War wieder spürbar da. Das ist doch nicht normal...

Ich fühle mich heute auch ausgelaugt und verspüre eine große Traurigkeit. Am meisten macht mir jedoch, die Tatsache zu schaffen, dass ich Angst habe das nicht in Griff zu bekommen und meine Familie und Arbeit zu verlieren und dann völlig am Ende zu sein.

Das nicht in den Griff zu bekommen, ist ein ganz normaler Gedanke in deiner Situation. Menschen wie du (ich gehöre auch dazu) reichen normale Panikattacken nicht aus, sie finden Wege und Strategien, damit umzugehen. Es kommen nun andere, neue Gedanken und Ängste hinzu, die du irgendwann nicht mehr so einfach an der Wurzel packen kannst.

Das ist auch nicht der richtige Weg. Es geht nicht darum, die Panikattacken zu besiegen, dir zu zeigen, dass DU über deinen Körper und Geist bestimmst.
Panikattacken/Angst wollen/ will dir immer etwas sagen. Dir helfen, dein Leben wieder richtig, d.h. gesund auszurichten.

Dass nun Traurigkeit und Gedanken der Hoffnungslosigkeit bzw. Aussichtslosigkeit hinzukommen finde ich nicht verwunderlich und ich könnte mir vorstellen, dass sich die Liste deiner Symptome weiter fortschreiben wird. Bis etwas kommt, dass du nicht wegplanen bzw. wegtrainieren kannst. Bei mir war es die Angst verrückt zu werden und mich nie mehr um meine Kinder kümmern zu können. Das konnte ich nicht mehr in ein Raster packen, um es strukturieren anzugehen.

Du musst schauen, wo dein Problem ist. Wo etwas in deinem Leben nicht rund läuft. Nicht die Panikattacken sind dein Problem, auch nicht die eventuell gerade beginnende Depression. Sie sind Symptome und nicht die Quelle.
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Hey guten Morgen,

danke für deine mega schnelle Antwort!

Schon lustig, dass du sagst das mich die Attacken "warnen" wollen. Genau das kam auch in dem Buch vor und ich habe lange drüber nachgedacht. Dabei kam mir der Gedanke, dass es sehr gut an meiner Arbeit liegen könnte.

Mein Schreibtisch sah in der letzten Zeit aus, wie es wahrscheinlich auch in meinem Kopf abging. Unsortiert, unordentlich und unstrukturiert. Am letzten Dienstag (der Tag nach meinem Arztbesuch) hatte ich ne extrem krasse Motivation, so dass ich den Schreibtisch komplett aufgeräumt habe. Es tat mir mega gut und war sehr befreiend. Am Donnerstag habe ich einen Auftrag angefangen, der mir schon lange im Nacken sitzt und jeder kleine Fortschritt war eine pure Erlösung. Genau so wie die Suche nach einem Therapeuten Vielleicht ja auch u.a. deswegen dieser mega mega mega coole Freitag?

Es hat sich einfach sehr sehr sehr sehr sehr viel aufgestaut bei mir beruflich. Meine Motivation war in diesem Jahr gleich 0. Im letzten Jahr habe ich in den letzten Monaten hingegen der Art Gas gegeben, dass ich mein komplettes Privatleben links liegen gelassen habe und nur für die Arbeit aufgestanden bin. In dieser Zeit fing auch glaube ich das Herzklopfen an.

Vielleicht war der dann entdeckte Bluthochdruck ja einfach nur das Ergebnis der ganzen Missachtungen von mir und hat das Fass einfach zum Überlaufen gebracht

Es tut schon auf eine Art gut über die Möglichkeiten, wo man eine Änderung vollziehen muss, nachzudenken. Eventuell arbeite ich gleich auch noch für 1-2 Stunden um auf andere Gedanken zu kommen. Vielleicht entsteht ja wieder eine mini Motivation auf die man für den nächsten Tag aufbauen kann.

Ich bin gespannt, wie es bei dir weiter geht und hoffe für dich, dass du die Kurve kriegst.
Ich habe mich auch so verhalten wie du - bis wirklich nichts mehr ging. Das, was ich brauchte, war Ruhe: keine Anforderungen mehr, keine Pläne, keine Ziele, einfach Stille, mich spüren, einfach fühlen, durchatmen, nichts denken.
Das hat so gut getan und mich resettet.

Mittlerweile nehme ich mir diese anforderungsfreie Zeit nach Möglichkeit täglich. Meine To Do Liste ist deutlich kürzer als früher und meine Erwartungen an mich selbst habe ich runter geschraubt.

Ich bin dadurch viel entspannter und dadurch zufriedener.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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