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M
Hallo ihr Lieben,

ich leide seit 2-3 Jahren an Angst vor der Arbeit.

habe auch schon mal 2 Antidepressiva genommen und eine Therapie gemacht die aber nichts geholfen haben.

Ich habe dadurch eine Ausbildung abbrechen müssen und eine weitere konnte ich gar nicht erst antreten.

Jetzt studiere ich und bin grad im Praxissemester. Die Angst ist jetzt wieder da. Hab Herzrasen, SChlafstörungen, und hab manchmal Episoden in denen ich panische Angst habe. Weine täglich und überlege mir sogar schon wie ich mich krank machen kann, damit ich nicht auf Arbeit muss.

Ich wollte das alles irgendwie durchstehen und die Zähne zusammen beißen aber erfahrungsgemäß weiß ich, dass es sich in ein paar wochen auch noch viel mehr verschlimmern kann.

Jetzt weiß ich nicht genau was ich tun will. Das studium nochmal abbrechen wäre für mich mindestens genauso schlimm, weil ich endlich mal einen Abschluss schaffen will.
Es wäre nett wenn Ihr vllt einen Rat für mich hättet. Eine Option wäre vllt noch ein Urlaubssemester einzuschieben und das Praxissemester irgendwann nachzuholen falls das so möglich ist.

Ich wil meinen Eltern eben auch nicht auf der Tasche liegen und sie belasten, was ich ja nun schon oft genug getan habe. Meine eigene Wohnung ist derzeit leider untervermietet.

Ich hoffe ihr habt einen Rat für mich.

Liebe Grüße

24.02.2014 09:08 • 06.03.2014 #1


11 Antworten ↓


M
Hallo Ms.Cyanide,

weißt du denn, was genau am Arbeiten dir Angst macht? Hast du grundsätzlich Angst oder kommt sie nur in bestimmten Situationen? Wie lange geht dein Praxissemster? Und bist du schon bei einem Unternehmen und hast damit angefangen?

Also, ein Urlaubssemster einzuschieben ist ein Vermeidungsverhalten und dem sollte man bei Ängsten nicht nachgeben! Zumal sich auch nichts an deinem Problem ändern würde, du schiebst es ja einfach nur auf und in einem halben Jahr stehst du wieder an der selben Stelle. Wenn du also ein Urlaubssemster machst, musst du in dieser Zeit aktiv darauf hinarbeiten, dass du danach das Praxissemester durchstehst. Alles andere macht keinen Sinn.
Hast du vielleicht die Möglichkeit nochmal zu einem Therapeuten zu gehen?

Liebe Grüße

24.02.2014 09:26 • #2


A


Urlaubssemester einlegen wegen Angst vom Arbeiten

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P
Was für eine Arbeit ist das denn?
Es bringt wohl nichts, das aufzuschieben. Erstens macht es sich schlecht, da das Studium sich in die Länge zieht und das auch später auffällt oder dein Studium war für die Katz und das wäre noch schlimmer.
Was sind denn deine Befürchtungen bei der Arbeit?

24.02.2014 09:40 • #3


M
Danke schon mal für eure Antworten.

Ich weis dass es ein Vermeidungsverhalten ist und auch dass aufschieben nichts bringt. Ich weis aber auch dass wohl sehr bald der Punkt erreicht ist an dem ich dann zusammenbreche und wieder in ne Depression Falle. Ich hab das ja jetzt schon ein paar mal durchgestanden und jedes mal war es echt schrecklich. Und wenn ich an dem Punkt bin, dann geht echt nichts mehr und ich werd es auf jedenfall nicht fortführen Können.

Im urlaubssemester hätte ich dann ne Therapie begonnen. Das praxissemester hätte ich dann am Ende des Studiums gemacht.

Ich hab schon bei Ärzten und Psychotherapeuten angerufen aber die haben erst ab Mai wieder Termine. Bis dahin halte ich es auf keinen Fall aus.

24.02.2014 20:26 • #4


K
Aber erkläre doch mal, was genau am Arbeiten dir Angst macht bzw. weißt du warum auf Arbeit Angst kommt und während einem Semester bzw. in Vorlesungen nicht?

24.02.2014 20:41 • #5


M
Ich kann die Angst nicht genau definieren.

Sie ist damals entstanden als ich Ausbildung in der Pflege machte und ich hab mich da auch jeden tag gefragt wovor ich angst habe. Bin täglich alles durchgegangen woran es liegen könnte, Arbeitskollegen? Patienten? Aufgaben?

Ich wollte das unbedingt durchstehen weil ich die Ausbildung abschließen wollte aber irgendwann wurde die Angst so stark dass ich nicht mehr konnte. Ich war wie gelähmt, müde und erschöpft.

Genauso ist es jetzt auch wieder. Es hat nix damit zu tun ob mir die Arbeit spaß macht oder ob die Leute nett sind. Jetzt im Praktikum sind sie alle sehr nett, sagen auch dass es nicht so schlimm ist, wenn ich was falsch mache.
Ich weiß auch dass ich NUR Praktikantin bin und ja da bin zum lernen und sonst nix, aber all dieses positiv denken funktioniert immer nur anfangs und irgendwann klappt das nicht mehr. So fühl ich mich jetzt.

Während des normalen Semesters hab ich ja nur Vorlesungen. DAs ist für mich was ganz anderes als Arbeiten.

24.02.2014 22:37 • #6


M
Hallo Ms.Cyanide,
ich habe deinen Beitrag hier zufällig entdeckt und daraufhin bechlossen, mir hier einen Acc. anzulegen.
Ich kenne diese Angst sehr sehr gut, denn ich war eine lange Zeit mit ihr konfrontiert.
Heute kann ich stolz behaupten, dass ich sie, bis auf selten gewordene Nervositätsanfälle, besiegt habe.

Mit einer solchen Angst zu leben ist äußerst anstrengend und - ich will nicht das Blaue vom Himmel erzählen - sie wieder zu verlernen (ich benutze dieses Wort ganz bewußt!) ebenso.

In der Zeit als es bei mir am schlimmsten war, befand ich mich exakt in der selben Situation wie du! Praxissemester im Studium. Jeder Tag war eine Katastrophe.

Aber ich hatte auch einen wunderbaren Psychotherapeuten. Letztenendes half er mir dabei, das ganze mit mir selbst zu verhackstücken. So, wie es immer in den Filmen gezeigt wird - dass der eine wahre Grund für ein psychisches Problem entdeckt wird und dieses von diesem Zeitpunkt an überwunden ist - trifft in den allermeisten Fällen nicht zu. Schon allein deshalb, weil der Mensch ein viel zu komplexes soziales Wesen für eine solch banale Lösung ist. In den meisten Fällen, wird man sogar nie völlig dahinterkommen, was denn nun ganz genau der Auslöser oder der Grund für die Angst ist/war. Das wird am Ende aber auch gar nicht wichtig sein.

Für mich, war es ein stetig weiter vortschreitender Prozess des Verstehens und Begreifens. (Noch dazu sogar ein recht spannender, denn ich hatte mich irgentwann sozusagen selbst als Studienprojekt betrachtet, was half, das ganze aus einer etwas anderen, eher externen Sicht zu betrachten.)

Ich versuche dir vor allem erst einmal mitzuteilen, dass du nicht alleine bist mit diesem Problem. Das haben viele Menschen. Und was mir als erster wichtiger Schritt enorm geholfen hatte - so doof wie es auch klingen mag - war ein kleiner Satz meines Therapeuten, der immer mehr in mir reifte: Ich bin ein Mensch und ich habe das Recht Probleme zu haben!

Das Thema ist so umfangreich, dass es sicherlich nicht in einem Posting an einem Abend abgehandelt werden kann. Eine Sache möchte ich dir aber noch heute Abend mit auf den Weg geben: Ich hatte mir selbst versprochen (nicht einmal mit Worten oder Gedanken, sondern eher tiefer in mir) dass ich mich meiner Angst nicht beugen will und zu stolz bin, etwas anderes über mich entscheiden zu lassen, als meinen freien Willen. Ich weis: Das hört sich so viel leichter an, als es tatsächlich ist und wie oft habe ich das auch zu mir selbst gesagt. Aber jedesmal, wenn du der Angst nachgibst, stärkst du sie. Dein Unterbewußtsein lernt so auf perverse Art und Weise, dich selbst mithilfe des Werkzeugs Ansgt zu überlisten. Und mit jedem mal, bei dem die Angst gewinnt, verfestigt sich dieses negative Lernmuster. Die Angst wird folglich schlimmer.

Also: Nicht vermeiden. (Sofern es natürlich keine echten objektive Gründe gibt, die dafür sprechen.) Mache das wofor du Angst hast. Gehe auf die Arbeit (das Wort ist bei dieser Angst fast gleichbedeutend mit Hölle, ich weis). Es gilt immer nur einen Tag zu schaffen. Und glaube mir: Du bist sicher stärker als du denkst. Wie du das schaffen sollst?

Ich kann mich an einen Tag erinnern, da war es bei mir Abends so immens schlimm, dass ich einen Nervenzusammenbruch hatte. Am nächsten Morgen war ich schon mitten in der Nacht wach und konnte nicht mehr schlafen. Ich steigerte mich immer weiter in meine Angst. Als ich dann weg musste - in die böse Welt und ganz alleine - war es so schlimm, dass ich mich kaum noch unter Kontrolle hatte. Ich habe morgens um vor 7 Uhr meinen Therapeuten angerufen und kurz mit ihm gesprochen. Das Gespräch werde ich nie im Leben vergessen:
Ich habe ihn angerufen und ihm gesagt wie schlecht es mir ginge. Er hat sich das kurz geduldig angehört. Jedoch maß er - zu meinem gleichzeitigen Entsetzen und Erleichtern - dem Ganzen keinerlei Wert bei. (Ich finde hier im Moment leider nicht die richtigen Worte. Er nahm MICH ernst... aber nicht meine Angst. Das trifft es vieleicht am besten.) Als ich ihn dann fragte, ob ich denn so auf die Arbeit gehen solle, war mir die Antwort natürlich schon klar. Das Unetrbewußtsein schrie mit aller Macht nach der Hoffnung, dass man doch einen Freibrief für das Daheimbleiben bekommen könnte. Aber den bekam es nicht. Nicht von dem Therapeuten und vor allem auch nicht von mir selbst. Mein Therapeut sagte nur, dass ich wisse was richtig sei und ich natürlich auf die Arbeit ginge. In diesem Moment überflutete mich natürlich wieder eine Welle der Angst und des Schocks. Aber ich bin gegangen.
Es war schwer. Sehr schwer sogar. Ich glaube kaum, dass ein Mensch eine solche Attacke nicht einmal selbst erlebt hat, wirklich nachvollziehen kann, WIE schwer soetwas tatsächlich ist. Aber für diesen einen Tag habe ich gelernt, dass ich stärker bin als die Angst. Sogar, wenn sie so stark ist. Zig male habe ich das Spielchen auch alleine durchgestanden. Mal mehr schlimm und mal weniger schlimm. Und mit der Zeit wird es immer weniger schlimm. Natürlich hatte ich auch mein Hilfsmittel (mein Therapeut sagte immer meine Krücke, an der ich laufen kann), die Diazepam-Tropfen. Die ich aber nie in voller Normaldosis zu mir genommen habe.

Ich denke du weist auch, was du tun musst. Im Zweifel ist es immer genau das, wovor man Angst hat, wenn man an solch einer Störung leidet. (Übrigens: Mach dir mal Gedanken darüber wieso es Angst-STÖRUNG heist.)

Aber ich habe auch einen helfenden Rat. Frag dich mal, wass den wirklich schlimmes passieren könnte. Was malst du dir im Kopf aus, das so schrecklich ist auf der Arbeit. Ich hatte immer Angst, dass mir so übel wird, dass ich mich übergeben muss oder ich einen schlimmen Fehler mache und Ärger vom Boss bekomme. Die Antwort von meinem Therapeuten war ein lapidares Na und?. Da stehst du dann da. Für dich der Alptraum schlecht hin und dann so eine Antwort. Wenn du aber genau darüber nachdenkst stimmt es. Na und?. Frag dich was du befürchtest auf der Arbeit und frage dich mal, ob es tatsächlich so schlimm wäre, wenn es eintrifft. Das war für mich ein Augenöffner.

Also: Natürlich brichst du das Studium nicht ab und wirst es erfolgreich beenden. Und das Praxissemester machst du jetzt, wo du es angefangen hast, auch zu Ende. Wenn du noch keinen hast, suchst du dir am besten fix einen netten Therapeuten, der dich stützt in der schweren Zeit. Du lernst deine Angst zu akzeptieren und mit ihr umzugehen. Du lerst sie auszuhalten! Und dann verlernst du sie wieder. Stück für Stück. Es wird dauern, aber du wirst es schaffen.

Ich kann natürlich nur Tipps geben bzw. Vorschläge machen. Ich kenne nicht deine ganze Geschichte und das entsprechende Umfeld. GGf. ist auch etwas anderes richtig als das was ich hier erzähle. Letztendlich liegt es an dir. Aber du bist eben nicht alleine damit. Ich versuche wohlwollend meine eigenen Erfahrungen zur Hilfe anderer - in diesem Falle dir - weiter zu geben. Ich hoffe diese Zeilen helfen dir ein wenig. Ganz schön lang geworden mein Post...

Für heute wünsche ich dir erst einmal viel Kraft für den morgigen Tag.

24.02.2014 23:53 • #7


M
Danke Menschlich_XY für deine Antwort.

ich weiß dass man die Angst nicht meiden soll.
Aber ich habs damals auch versucht auszuhalten und das auch länger (war 1 jahr in der Ausbildung zur Krankenschwester bevor ich es abgebrochen habe) und es wurde trotzdem nicht besser.

Irgendwann konnte ich nicht mehr und bin zusammengebrochen, hatte wochenlange depression bis ich mich irgendwann wieder ein bisschen gefangen hatte.

Die gleiche Symptome habe ich jetzt eben wieder und es wird wieder so ablaufen -.-

Ich dachte vielleicht bringt es mehr, schrittweise anzufangen. Jetzt muss ich ja vollzeit arbeiten und nebenbei auch noch lernen. Selbst am Wochenende denke ich nur an die Arbeit und kann mich nicht entspannen.

Ich wollte nicht gleich alles hinschmeißen, aber vielleicht kann mir meine Praxisstelle ja etwas entgegen kommne sodass ich erstmal nur halbtags arbeite oder eben nur 3 tage die Woche. So kann ich nebenbei meine Therapie machen und habe auch noch etwas Zeit zum Lernen und um immer etwas runter zu kommen.

Vielleicht ist es auch einfach zu stressig. Das letzte Semester war schon sehr anstrengend und ich muss eigentlich auch gleich im Anschluss ins Praxissemester. Vielleicht hätte etwas mehr Pause auch gut getan.

Was haltet ihr von der Idee Stunden zu reduzieren bzw. 3 x wöchentlich erstmal zu arbeiten und dann zu schauen wie das funktioniert?
Falls das dann ne Weile gut läuft kann ich ja dann immernoch Vollzeit arbeiten.

26.02.2014 13:18 • #8


M
Hey,

also die Idee mit dem Reduzieren finde ich super. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es im Studium sehr stressig zugeht und man nicht einmal am Wochenende frei hat. Das ist auf Dauer sehr anstrengend.
Also, wenn du die Möglichkeit hast deine Arbeitszeiten zu reduzieren, würde ich es machen. Dann vermeidest du die Arbeit ja nicht komplett und musst dich weiterhin mit ihr auseinander setzen, aber du achtest auch auf dich und deine Probleme und kannst ein bisschen runterfahren.

Gegenüber der Praxisstelle kannst du es ja damit begründen, dass du noch sehr viel Lernen musst und dir die Zeit im Moment fehlt.

Drücke dir die Daumen, dass deine Praxisstelle dir da entgegen kommt.

Liebe Grüße
Morticia

26.02.2014 13:45 • #9


M
Die Idee mit den verringerten Stunden sehe ich persönlich im ersten Moment als eher kritisch. In einem Studium ist meist für das Praxissemester eine fixe Stundenanzahl an geleisteter Praxiserfahrung nachzuweisen. Eine Reduzierung der Stunden um die Hälfte hätte dann also die doppelt benötigte Zeit und damit letztendlich ein Aufschieben/eine Verzögerung (objektiven Nachteil) des Studiums zur Folge.

Auf der anderen Seite ist das Leben mit einer solchen Angststörung ungemein anstrengend und ein Studium auch nicht einfach nur ein Spaziergang. Die Reduzierung des Gesamtstresspegels (z.B. durch die Verringerung der Stundenzahl auf der Arbeit) kann eine Möglichkeit sein, sich schrittweise zu fangen/zu nähern, wie du es beschrieben hast.

Letztendlich ist es an dir selbst, zu hinterfragen, ob tatsächlich objektive Gründe für dieses Vorgehen sprechen die dies rechtfertigen, oder ob es nicht subjektiv deine Angst ist, welche dir (hinterlistig wie sie ist) einreden möchte, dass dies so ist. Pass nur höllisch auf, dass du dich nicht selbst überlistest/belügst. Die Angst ist hinterhältig und kennt die Stellschrauben.
Ich habe es immer so gemacht, dass, wenn ich mir in diesem Punkt nicht absolut sicher war, ich mich (ausnahmslos) immer dafür entschieden habe den unbequemen Weg durch die Angst hindurch zu nehmen. Für jeden einzelnen Moment ist es zwar der schwierigere Weg, insgesamt und auf lange Sicht gesehen aber der leichteste und schnellste!

Natürlich gehört zum Überwinden einer Angststörung mehr, als nur der Angst ins Auge zu sehen und sich zu stellen. (Daher vieleicht auch der Zusammenbruch damals.) Nur damit ist dem ganzen nicht beizukommen. Während einer Therapie bewirken das Hinterfragen und die als Saat vom Therapeuten gesetzten Gedanken zeitgleich mit dem Bewältigen und Aushalten der Situationen die Besserung. Wie gesagt: das ist ein Lernprozess. Ein Therapeut wird hierfür keine zwingende Komponente sein (wenn gleich eine empfehlenswerte und erleichternde).

Übrigens: Wenn du es damals lange versucht hast und es immer schlimmer wurde, bedeutet das nicht automatisch, dass es diesmal auch so ist. Es ist darüber hinaus auch ratsam tatsächlich jeden einzelnen Tag separat zu betrachten. Ist man wegen Angst nicht hingegangen oder nach Hause, war es ein Rückschlag und die Angst wurde (leicht) gestärkt. Hat man es geschafft und durchgehalten kann man stolz sein und hat einen (kleinen) Fortschritt gemacht der dazu beiträgt die Angst abzubauen. Halte dir immer vor Augen, dass eine Angststörung schließlich eine nicht der Reälität entsprechende Bewertung der Situationen mit sich bringt. Sonst wäre es ja keine Störung.

Hör einmal in dein Inneres und treffe - nicht in einem Augenblick der Stärke oder Schwäche, sondern über einen gewissen Zeitraum, der insgesamt gesehen ausgeglichen wirkt - deine persönliche Entscheidung. Vieleicht kannst du dich auch mit jmd. Vertrautem darüber unterhalten? So Fragen sind sicherlich auch relativ oft generell die ersten Themen, die mit einem Therapeuten besprochen werden...

26.02.2014 19:44 • #10


M
Hallo Leute,

ich wollte mich nochmal melden. Hab jetzt bald die dritte Woche auf Arbeit rum.
Die ständigen Ängste und Anspannung sind aber wirklich sehr anstrengend und ich weiß wirklich nicht ob ich das so lange durchhalten kann . Ich geb wirklich mein bestes, Versuch immer auf die Arbeit zu gehen und es durchzuhalten.
Früh ist es immer am schlimmsten. Ich wache bereits mit Angstgefühlen auf was wirklich nicht sehr schön ist und auf Arbeit ist es oft sehr schwankend.
Frühs hab ich dann solche Angst, dass ich erstmal gar nicht so recht weiß was ich jetzt überhaupt als erstes mache. Wenn ich dann erstmal mit etwas angefangen habe, geht es oft erstmal recht gut, zwischendrin kommen dann aber trotzdem diese Gefühle wieder und dann weiß ich gar nicht was ich dagegen tun soll. Es ist auf Arbeit am wenigstens schön, wenn solche Gefühle kommen, denn dann kann ich nicht versuchen mich abzulenken oder kann mal schnell mit jemanden darüber reden.
Ich will das ja wirklich durchstehen aber für sind 4 Monate eine lange Zeit wenn es darum geht, die Arbeit mit Angst- und Panickgefühlen zu überstehen.
Was mach ich denn nur wenn ich es nicht hinbekomme?

05.03.2014 08:52 • #11


M
Hallo Ms. Cyanide,
schön dass du die Arbeit mit aller Stärke angehst. Und schade, dass dir die Angst so zu schaffen macht. Erst einmal kommt jetzt das Wochenende. Kraft tanken. Bin sicher, dass du das durchhällst.

Das die Angstgefühle in Wellen herangerollt kommen ist völlig normal. Morgens nach dem Aufwachen (so man denn geschlafen hat) möchte einen die Angst davon abhalten Arbeiten zu gehen. Ist man erst einmal dort, möchte sie einen zum Heimgehen überreden/zwingen.

Auf deine Frage, wass du tun sollst, wenn die Angst kommt kann ich dir Antwort geben:
1) Versuche dir eine kleine heimische Krücke zuzulegen. Bei mir waren das immer Eukalyptus-Bonbons. Die habe ich früher als Kind immer bekommen, wenn es mir schlecht ging und der Effekt der Besserung und/oder Beruhigung wirkte bei mir auch als Erwachsener sobald ich den Geschmack im Mund hatte. Das kann bei dir alles mögliche sein. Ein kleines Kuscheltier, eine kleine Figur (Ich hatte zeitweise inemal einen kleinen Spielwürfel in der Hosentasche, den ich immer drücken konnte / mich daran festhalten konnte), ein Brief eines Vertrauten Menschen - viele haben Pfefferminz-Bonbons, Kaugummies oder ein bestimmtes kleines Wasserflächchen dabei. Ganz egal. (Übrigens: Ich wusste immer, dass dieser Effekt quasi ein Plazebo-Effekt ist. Aber was solls? So lange es hilft. )
2) Nun aber zum eigentlichen Punkt: Was kannst du tun, wenn die Angst kommt. Da du Angst vor der Angst hast, schaukelt sich diese im Kopf wahrscheinlich immer weiter hoch. Man kann eigentlich kaum etwas dagegen tun. Aber: Das macht nix. Du must nämlich überhaupt nichts dagegen tun. Löse dich von dem Gedanken sie wegkämpfen zu müssen. Bis dahin ist es ein langer Weg und ich weis wovon ich spreche. Aber wenn man seine Angst als momentan und vorübergehend zu einem gehörend akzeptiert hat, versteht man irgendwan (so war es zumindest bei mir) dass man gegen die Angst nicht ankämpfen braucht. Dann wird sie genau so gehen, wie sie gekommen ist. Zurzeit ist die Angst eben ein Teil von dir. Aushalten und in der Situation bleiben. Dann lernt das Unterbewustsein, dass nichts lebensbedrohliches passiert, dass die falsch bewerteten Situationen tatsächlich falsch sind, man die Situation durchgestanden hat und das nächste mal ist es vieleicht schon ein wenig leichter. Die Angst hat schließlich keinen Sinn mehr, wenn man trotz dieser in den Situationen verbleibt. Das ist das Verlernen der Angst. Hört sich alles leichter an, als es ist, ich weis. Ich plädiere übrigens eigentlich immer dazu, diesen Weg mit einem netten Therapeuten zu gehen, denn es sind nicht alle Probleme mit dem alleinigen Aushallten zu bewälltigen. Ich sage sogar, fast keine. Meiner Meinung nach gehört immer ein tiefes innerliches Begreifen dessen dazu, was im eigenen Kopf falsch bewertet wird (und ggf. wieso).

(Natürlich spricht auch nichts dagegen, wenn man etwas gefunden hat, das einen soweit abzulenken vermag, dass man die momentane Angst vergisst, dieses dann auch zu machen.)

Ich wünsche dir also weiterhin viel Kraft und drücke dir die Daumen.

Eines noch: Kannst du eigentlich in Worte fassen, vor was genau du Angst hast? Was für schlimme Gedanken gehen denn mit der Angst in deinem Kopf einher? Was ist das Schlimmste überhaupt, das dir passieren kann?

LG

07.03.2014 00:05 • #12


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