Pfeil rechts
14

M
Hello,

Panikattacken sind mir kein unbekanntes Thema. Ich bin beruflich recht bis sehr erfolgreich, Frau, 49, w, alleinerziehend, in hoher Position. Ich bin sehr selbstbewusst, zumindest in großen Teilen, glaube ich, bis es mich einholt. Ich wirke so oder bin es, so genau weiß ich das gar nicht.

Vor etlichen Jahren hatte ich ganz kurz mit Panikattacken zu tun. Der Zeitraum war denkbar kurz (max. 2 Jahre), ich habe mich dort mit eigenem Realismus und Auseinandersetzung rausgekämpft. Ich habe dazu gestern eine kurze Geschichte erzählt, man möge sie nachlesen. Vorweg, auch wenn ich nur in Sachen Freundin hier unterwegs war, ich finde dieses Forum toll. Tolle Menschen, Geschichten, die nachdenken lassen, sensibilisieren, einen Gedanken von verstehe ich nur zu gut auslösen.

So und dann erwischt es mich manchmal eiskalt. Sobald ich mit einer wirklich hohen Respektsperson spreche, jemand, den ich wesentlich einflussreicher als mich einschätze, jemanden, der souverän wirkt, jemand, der absolute Chef ist, dann werde ich winzig. So klein, kleiner und kleiner, ich verschwinde in einem Nichts. Ich ! Ja ich. . Ich halte mich selbst für kompetent, nichts davon kann ich rüberbringen.

Ich frage mich, was für Mechanismen in diesen seltenen Fällen einsetzen. Mir bricht die Stimme weg, ich kann das am Telefon wegatmen, mich noch halbwegs normal anhören. Das Gegenüber hört es garantiert. Es ist mir peinlich. Mein Puls kocht hoch, mein Blutdruck gerät gefühlt auf 180, ich komme mir klein vor, wortlos. Mir versagen Worte und Atmung.

Hört sich das bescheuert an oder kennt das hier irgendwer ?

LG
Mi

28.07.2022 18:44 • 29.07.2022 x 1 #1


19 Antworten ↓


P
Hallo und willkommen, Mibelle, bei mir ist es ähnlich: erfolgreich im Job, werde als kompetent, souverän und selbstbewusst wahr genommen. Egal in welchem Job, ich falle immer irgendwie die Leiter hoch, bekomme sehr schnell viel Verantwortung und werde auch von höheren Stellen wahr genommen.

Ich habe nicht direkt starke Probleme, wenn ich mit höher gestellten Personen spreche, bin aber oft anfangs befangen. Mit dem Vorstand im Aufzug fühle ich mich wie ein Schulmädchen.
Wenn ich für mich sehr wichtige Präsentationen vor wichtigem Publikum halte, bin ich extrem nervös und muss mich sehr, sehr gut darauf vorbereiten. Es ist wie eine Prüfungssituation.

Ich schiebe das auf Angst vor Zurückweisung, Angst, nicht ernst genommen zu werden, Angst, als nicht kompetent gesehen oder gar als nicht kompetent erkannt zu werden. Als würde ich eigentlich nur posen, was nicht der Fall ist. Ich weiß (eigentlich), dass ich gut in dem bin, was ich tue.

Aber das ist tatsächlich nicht der Kern des Problems, deswegen bin ich gespannt, ob andere bei der Ursachenforschung schon weiter sind.

Ich hatte eine schwierige Kindheit mit viel Zurückweisung für vieles an mir. Körperlich und was ich zu sagen hatte. Aber ich denke immer, die Kindheit kann nicht alles Schuld sein. Und wenn doch: wie löst man das?

Spannendes Thema...

28.07.2022 19:01 • x 2 #2


A


Angst vor Autoritäten und Redeangst

x 3


M
Hey Pauline,

vielen Dank für deine Worte und die Idee dahinter.

Das geht mir auch so, ich weiss auch, dass ich fachlich sehr, sehr gut bin. Man möge mir meine Arroganz entschuldigen, aber an der Stelle muss es mal klar ausgesprochen werden.

Ich habe bei einer sehr, sehr wichtigen Veranstaltung (so ein Führungskräfteding, das war auch zum Zeitpunkt meiner beschriebenen Panikattacken) im Prinzip komplett versagt. Man musste mir Wasser bringen, die (wichtigen) Personen verliessen den Saal. Nur einer hatte damals vor bald 18 Jahre tröstende Worte. Im Prinzip hatte ich da versagt.

Nun ist es so, dass ich ja öfter vor versammelter, autoritärer Mannschaft sprechen muss. Okay, 1 Minute steigt mir alles ins Gesicht, was man sich so vorstellen kann. Dann wird es in der Regel besser, je nach Grad der Teilnehmer krieg ich mich gefangen. Werde ich aber überrascht, wie heute, versagen sämtliche körperliche Funktionen.

Das gibts doch nicht.

Das ist mir extrem unangenehm.

Das Thema ist wirklich spannend. Es hat etwas mit fehlendem Irgendwas zu tun. Ich bemerke, dass eine Vielzahl meiner Kollegen ohne Probleme machen. Und ich bin immer wieder gefragt.

28.07.2022 19:10 • #3


M
Pauline, hast du eine Idee, wo bei dir die Ursache liegen könnte ?

28.07.2022 19:30 • #4


Gaulin
Zitat von Mibelle:
Das geht mir auch so, ich weiss auch, dass ich fachlich sehr, sehr gut bin. Man möge mir meine Arroganz entschuldigen, aber an der Stelle muss es mal klar ausgesprochen werden.

Was hat die fachliche Kompetenz mit Angst zu tun bzw Angstfreiheit?

28.07.2022 19:53 • #5


P
Zitat von Gaulin:
Was hat die fachliche Kompetenz mit Angst zu tun bzw Angstfreiheit?


Bei mir ist es so, dass ich es paradox finde, dass ich voll hinter dem stehe, was ich tue und was ich vortrage, aber dennoch manchmal Angst habe, man könnte mich nicht ernst nehmen oder als nicht kompetent ansehen.

Logisch wäre es, wenn man durch seine fachliche Sicherheit eben kein enttäuschtes/sich lustig machendes Publikum fürchten würde.

@Mirabelle der Grund muss also tiefer liegen. Mit fällt dazu nur ein, dass ich als Kind häufiger Situationen hatte, in denen ich nicht ernst genommen, belächelt oder gar verhöhnt wurde. Ich habe mich dann so geschämt, dass ich x gesagt oder y getan habe, dabei habe ich beim Sagen oder Tun Stolz empfunden.

Oder es gab peinliche Situationen in denen ich dann ausgelacht wurde statt das geholfen wurde.

28.07.2022 20:48 • x 1 #6


P
Zitat von Mibelle:
dass eine Vielzahl meiner Kollegen ohne Probleme machen


Denk dran, auch du wirkst meist/immer souverän. Man kann den Menschen nur vor den Kopf gucken. Gerade Rede- und Vortragssituationen sind sehr vielen Menschen ein Graus.

Ich hatte mal überlegt, ein Moderationscoaching zu machen, um die Redeangst in gewissen Situationen zu reduzieren.
Hast du so etwas schonmal gemacht?

28.07.2022 20:51 • x 1 #7


M
@Gaulin Also für mich wäre es erstmal wichtigen, den Hintergrund zu erfahren warum du nachfragst. Kannst du das bitte erläutern ?

So im Weiten, ich hatte immer Befürworter in der Familie. Trennungsfamilie o.k. Aber generell mit Unterstützern: Du schaffst das, du kannst. alles........


Kann ich eben nicht, liegt aber auch ne ganze Menge im Argen.

28.07.2022 21:06 • x 1 #8


M
@Pauline333 Nein, das hab ich nicht gemacht, aber lange drüber nachgedacht. Meinst du es kann so einfach sein ? Ich spüre tatsächlich und frage mich, ob es eine größere Idee gäbe.

Ich kenne aus meiner Familie grundsätzlich nur Wertschätzung: Du kannst alles

Dennoch gibt es bei genauerem Hinsehen: Defizite

28.07.2022 21:10 • #9


P
Zitat von Mibelle:
So im Weiten, ich hatte immer Befürworter in der Familie. Trennungsfamilie o.k. Aber generell mit Unterstützern: Du schaffst das, du kannst. alles........


Interessant und erfreulich, dass es so bei dir war.
Gab es eventuell mal ein traumatisches Erlebnis? Oder war es eventuell das mit Anfang 30?
Und wie ist es im Privatleben? Gibt es da auch Personen, die diese Gefühle in der auslösen?

28.07.2022 21:19 • #10


M
@Pauline333 Ich habe nach der Trennung vom KV 5 Jahre alleine gelebt, inzwischen hab ich seit einem Jahr einen neuen Freund. Absolut stimmig alles. Der liebste Mann der Welt, wertschätzend, aktzeptierend, liebevoll.... Was soll ich sagen. Kein Grund........

Liebe meines Lebens, keiner könnte besser sein, ich mein mit 49 weiss der Mensch (im besten Fall) was wichtig ist und wo die Werte liegen.

28.07.2022 21:36 • #11


M
Komplizierter Fall

Ich

Andere

Ich bin um Austausch dankbar.

28.07.2022 21:47 • #12


Gaulin
Zitat von Mibelle:
Also für mich wäre es erstmal wichtigen, den Hintergrund zu erfahren warum du nachfragst. Kannst du das bitte erläutern ?

Naja für mich persönlich spielt es keine Rolle, ob ich fachliche Kompetenz habe, es zu etwas gebracht habe, Angst jedoch kann jeder verspüren und ich behaupte sogar, gerade die, die hohes Ansehen genießen. Der Druck ist zumindest höher. Unbewusst laufen da Mechanismen ab, das hat schon seine Berechtigung. Ob es nun aus der Kindheit rührt sei erstmal dahingestellt. Wie sehr belastet dich bzw euch das? Wäre es denn ok, dass es nun mal so ist? Oder muss das weg?

28.07.2022 22:29 • #13


Schlaflose
Zitat von Mibelle:
So und dann erwischt es mich manchmal eiskalt. Sobald ich mit einer wirklich hohen Respektsperson spreche, jemand, den ich wesentlich einflussreicher als mich einschätze, jemanden, der souverän wirkt, jemand, der absolute Chef ist, dann werde ich winzig. So klein, kleiner und kleiner, ich verschwinde in einem Nichts. Ich ! Ja ich. . Ich halte mich selbst für kompetent, nichts davon kann ich rüberbringen.

So geht es mir auch. Allerdings ist es für mich auch ein Horror, selbst Autoritätsperson zu sein, vor Leuten zu reden, Verantwortung zu haben und anderen zu sagen, was sie zu tun haben. Deswegen hat mich mein Beruf als Lehrerin krank gemacht. Meine Diagnose lautet soziale Phobie und ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung.

29.07.2022 05:16 • x 2 #14


M
Zitat von Gaulin:
Naja für mich persönlich spielt es keine Rolle, ob ich fachliche Kompetenz habe, es zu etwas gebracht habe, Angst jedoch kann jeder verspüren und ich behaupte sogar, gerade die, die hohes Ansehen genießen. Der Druck ist zumindest höher. Unbewusst laufen da Mechanismen ab, das hat schon seine Berechtigung. Ob es ...

Ich habe deine Frage gestern wohl übersehen. Fachliche Kompetenz ist für mich enorm wichtig, denn wenn ich die nicht habe wird es schlimmer. Ich erlange Sicherheit über Wissen. Ich denke aber, dass das relativ normal ist und wohl jedem so geht.

Ich denke auch, dass viele Angst haben, gerade wenn sie vor Gruppen sprechen. Es gab Situationen, da bin ich bevor ich an der Reihe war einen sinnvollen Redebeitrag zu leisten, schweissnass aus dem Raum geflüchtet. Mit einem gefühlten Puls von 180, Hitze. Das konnte ich bisher tatsächlich nur bei mir beobachten.

Inzwischen ist das lange Zeit nicht mehr so, ich habe das trainiert und je öfter man das macht, desto besser wird's.

Mich belastet das sehr. In der geschilderten Situation (Eingangspost) wird von mir sicher etwas anderes erwartet. Übel nehme ich mir das allerdings selber nicht. Ich hätte es gerne weg, ja.

29.07.2022 07:04 • x 1 #15


M
Zitat von Schlaflose:
So geht es mir auch. Allerdings ist es für mich auch ein Horror, selbst Autoritätsperson zu sein, vor Leuten zu reden, Verantwortung zu haben und anderen zu sagen, was sie zu tun haben. Deswegen hat mich mein Beruf als Lehrerin krank gemacht. Meine Diagnose lautet soziale Phobie und ängstliche (vermeidende) ...


Da ist der Lehrerberuf natürlich auch denkbar ungeeignet. Hast du den Beruf trotzdem beibehalten ?

Mir geht es ähnlich, ich mag aber auch keine Autoritätspersonen (die das an jeder Ecke raushängen lassen), ich denke aber im beruflichen Umgang mit Erwachsenen kann man sich auch mit einer freundlichen, wertschätzenden und vorbildlichen Art Respekt verschaffen. Das funktioniert in meinem Fall ganz gut. An der ein oder anderen Ecke muss ich aber noch nachjustieren.

29.07.2022 07:11 • #16


S
Dieses sich klein fühlen, wenn jemand, der vermeintlich höher steht als man selbst, kommt von Verstand. Wenn du das nächste Mal in so einer Situation bist, dann frag dich wer du bist. Du bist nicht, was dein Verstand dir weißmacht. Es sind antrainierte Verhaltensweisen. Du hast das Gefühl nicht genug genug zu sein, aber du kannst das überwinden. Atme tief in solchen Situationen und konzentrier dich auf deine Atmung und Körper, du wirst feststellen, dass dieses Gefühl nachlässt. Das mag sich komisch anhören, funktioniert aber, wenn du dich draufeinlässt. Wahrscheinlich hast du Situationen erlebt, indem du still sein solltest, oder dir das Gefühl vermittelt wurde nicht gut genug zu sein. Ich kenne dieses aufgeregt sein, wenn jemand spricht, der so viel intelligenter zu sein scheint. Das kann man überwinden, indem man den Situationen nicht ausweicht

29.07.2022 07:37 • x 2 #17

Sponsor-Mitgliedschaft

M
@Sonnenblume343 Danke. Gestern am Telefon hat es mich eiskalt erwischt. In diesem Moment war keine Zeit mehr in meine Trickkiste zu greifen. Ich habe inzwischen auch Methoden, das zu überwinden. Mir hilft in Gruppen bspw., wenn ich vorher schon zu dem ein oder anderen Kontakt aufnehme (bevor ich den Vortrag halte, oder den fachlichen Redebeitrag leiste) und ein lockeres Gespräch beginne. Das mir (nicht immer aber öfter, je nach Situation) in den ersten 30 Sekunden immer noch die Hitze ins Gesicht schießt, Panik aufsteigt und ich mich verbal etwas fangen muss habe ich akzeptiert und kann damit ganz gut umgehen. Ich glaube, das merkt auch keiner.

Dennoch, die Grundangst, dass ich einmal wirklich nichts sagen kann, mir Worte und Atmung versagen, bleibt leider. Und da diese Angst so präsent ist, komme ich auch immer in diese Situation. Das ist die Sache mit dem blauen Elefanten, an den ich eigentlich nicht denken sollte.

Ich frage mich tatsächlich woher das kommt, was der Auslöser war und wann es angefangen hat. Als Studentin konnte ich relativ problemlos vor Gruppen sprechen.

29.07.2022 08:33 • #18


S
Du bist wahrscheinlich sehr kontrolliert in den Dingen, die du tust. Du denkst auch sehr viel. Menschen sind nicht perfekt. Menschen haben Schwächen. Erwartungen, die wir an uns selber stellen oder Erwartungen an uns, können uns im Leben sehr zu schaffen machen. Niemand funktioniert immer, wie du selbst erfahren hast. Vielleicht strengst du dich sehr an dich zu beweisen, damit niemand dein Inneres sieht. Denn da ist auch eine verletzliche Seite, du beachtet werden will. Vielleicht geht es darum zu erkennen, dass du nicht perfekt bist und das ist völlig in Ordnung. Vielleicht kannst du damit etwas anfangen.

29.07.2022 09:47 • x 2 #19


Schlaflose
Zitat von Mibelle:
Da ist der Lehrerberuf natürlich auch denkbar ungeeignet. Hast du den Beruf trotzdem beibehalten ?

20 Jahre habe ich mich durchgequält, aber dann ging nichts mehr. Seit 11 Jahren bin ich im Ministerium und mache reine Verwaltungstätigkeit.

29.07.2022 10:05 • x 1 #20


A


x 4





Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Dr. Christina Wiesemann