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G
Ihr Lieben.
Ich habe vor ein paar Monaten versucht Paroxetin abzusetzen und bin gescheitert. Wie viele andere in so einer Situation bin ich auf viele Foren, wie dieses, gegangen und habe über Absetzprobleme wie die meinen gelesen. Auf der einen Seite war ich froh, dass ich nicht alleine war, auf der anderen Seite hatte ich nun durch das Lesen über Absetzsymptome noch mehr Erwartungsängste als vorher. Das heisst, ich hatte Angst vor dem nächsten Absetzversuch, den ich aber unbedingt in Angriff nehmen wollte. Ich dachte immer, die Ärzte übertreiben masslos wenn sie sagen, dass vieles was ich beim Absetzen merke, von meinen Erwartungsängsten kommt. Ich dachte und sagte ich hätte doch so viele Berichte in den Foren im Internet gelesen auf denen Absetzprobleme wie die meinen beschrieben werden. Soll das heissen wir hätten alle nur Erwartungsängste? Wir sind doch nicht blöd dachte ich. Sind wir ja auch nicht. Niemand von uns, der Antidepressiva nimmt und Schwierigkeiten beim Absetzen hat, ist blöd. Es ist einfach total schwierig, sich davon zu überzeugen, dass man die Tabletten nicht mehr braucht. Ich weiss wirklich nicht, ob es die gemeinen Tabletten sind, oder unsere (Erwartungs-)ängste, die es uns so schwer machen, zu glauben, wir können es auch ohne schaffen.
Der Grund dafür, dass ich diesen Beitrag schreibe und wahrscheinlich in mehreren Foren dieser Art veröffentlichen werde, ist das Argument der Ärzte und Personen das ich oft gehört habe, dass die meisten Leute die in diesen Foren berichten, Probleme beim Absetzen haben, aber die, die keineAbsetzprobleme haben wird man hier kaum finden, denn was sollten die hier wenn es ihnen gut geht? Und deshalb möchte ich hier allen Leuten die dies lesen und Probleme beim Paroxetin absetzen haben Mut machen und kurz von meinem erfolgreichen Absetzversuch berichten.
In der ersten Hälfte dieses Jahres habe ich meinen ersten Absetzversuch begonnen, indem ich, nach Absprechung mit dem Arzt, statt wie gewöhnlich täglich 1 ganze Tablette (20mg) nur eine halbe täglich genommen habe. Dabei merkte ich keinen Unterschied und es ging mir weiter gut. Dann sollte ich eine Woche lang eine halbe Tablette nur alle zwei Tage nehmen und ich merkte keinen grossenUnterschied, nur etwas Schwindel ab und zu. Dann nach der einen Woche sollte ich die Tabletten ganz weglassen. Nach dem 4. Tag musste ich wieder jeden Tag eine halbe Tablette nehmen, denn es ging mir sehr schlecht. Ich war sehr ärgerlich und entäuscht, dass es nicht geklappt hatte, aber mein Arzt sagte, das sei kein Problem und wir werden es beim nächsten Mal mit einer längeren Ausschleichphase angehen. Ich sollte erstmal noch einen Monat zur Stabilisierung eine halbe Tablette nehmen und es ging mir schnell wieder gut. Nach dem einen Monat sollte ich dann für 6 – 7 Wochen alle zwei Tage eine halbe nehmen. Am Anfang merkte ich immer noch ein bisschen dieses Schwindelgefühl im Kopf an den Tagen an denen ich keine Tablette nahm. Doch das verschwand nach ein paar Wochen und nachdem es mir so lange mit der kleinen Dosis gut und normal ging, hatte ich nicht mehr so viel Angst vorm Absetzen. Allerdings war ich mir doch 98% sicher, ich würde trotzdem etwas vom Absetzen bemerken. Als ich dann am 4. Tag ohne Tabletten noch nichts bemerkte war ich total überrascht und riesig froh. Ein klein bisschen schwindelig war mir manchmal, aber psychisch ging es mir gut und heute, am 12. Tag ohne Tabletten, weiss ich, dass ich es geschafft habe und ich bin so glücklich und geniesse ein neues Lebensgefühl. Ich habe das Gefühl ich kann Freude und glückliche Momente viel intensiver fühlen und geniessen, alles scheint „purer“ zu sein. Es fühlt sich grossartig an, von den Tabletten losgekommen zu sein (und das so einfach!) und ich fühle mich glücklich und stark.
Ich möchte allen sagen, die versuchen Paroxetin abzusetzen, gebt die Hoffnung, dass es klappt NIE auf. Nach meinem ersten Versuch ging es mir wirklich so schlecht, ich war mir sicher, man könne die Tabletten nicht ohne unangenehme Begleiterscheinungen absetzen. Und jetzt ging es doch
Ein Tip noch: Ich war in der Absetzwoche täglich schwimmen und habe viel unternommen, ich hatte das Gefühl das war sehr hilfreich.
Ich wünsche allen Leuten, die gerade am Absetzen sind oder es planen viel, viel Glück, und einen guten Arzt, der Euch auch langsam „ausschleichen“ lässt.
Wie gesagt, es gibt nicht immer Absetzerscheinungen. Wie gesagt, habe ich nichts gemerkt und jetzt geht es mir hervorragend. Liebe Grüsse und viel Glück und Mut!

16.09.2004 14:01 • 11.05.2013 #1


2 Antworten ↓


P
Hallo,

vielen Dank für diesen Bericht.
Ich selbst nehme noch das Medi und habe die Ausschleichphase noch vor mir.
Aber solche positiven Erfolge machen Mut und nehmen die Angst.

Danke und weiterhin alles Gute!

psychic

30.09.2004 22:09 • #2


C
Ich hatte dieses Medikament 2 mal für je 6 Monate genommen. Beide male hat es mir sehr gut geholfen. Hatte beide male 5 Kilo zugenommen. Beim ersten mal Absetzen kann ich mich an nix schlimmes erinnern. Beim 2 mal hatte ich einiges und es ging mir sehr schlecht aber das kam, weil ich zu schnell abgesetzt habe. Vieleicht wars auch der falsche Zeitpunkt und die Deprie noch nicht ausgestanden. Auch unsere Ängste sind sehr damit verbunden. Deswegen bitte nicht sofort alles vertäufeln. Ohne diese Medi hätte meine Krankheit mein Leben verdorben. Damit konnte ich wieder Angstfrei leben. Muss die jetzt wieder Anfangen und hoffe die helfen mir wieder so gut.

11.05.2013 11:58 • #3





Dr. Hans Morschitzky