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K
Hallo. Ich habe seit Jahren eine starke Angst - und Zwangsstörung ( Zwangsgedanken, Krankheitsängste, Generalisierte angststörung). Meine Ängste und Zwangsgedanken sind in den letzten Jahren immer mehr geworden, da wir selbstständig sind und auch Kinder haben und ich halt viel Stress und Arbeit habe. Jetzt habe ich in den letzten Jahren durch diese starken Ängste öfters Abends Alk. getrunken und am Wochenende wenn wir weg gegangen sind auch. Mir ist das vor ca. 5 Wochen so richtig bewusst geworden und ich möchte das ändern. Ich habe schon mit meiner Therapeutin und auch mit meiner Hausärztin gesprochen. Ich möchte den Alk. reduzieren. Da ich und mein Mann begeisterte Metalfans sind und auch öfters auf Konzerten und Festivals unterwegs sind trinke ich auch dann mal etwas. Ich habe es jetzt so gemacht dass ich unter der Woche nichts mehr trinke. Wenn dann mal am Wochenende oder wenn wir auf einer Veranstaltung sind. Aber nie mehr so, dass ich mich total abschießen. Aber meine Ängste sind einfach immer da. Ständig Angst davor Alk. zu sein oder zu werden. Und wenn ich dann was getrunken habe, dann habe ich am nächsten Tag ein schlechtes Gewissen. Ich fühle mich schon mein ganzes Leben lang, wenn etwas nicht rund läuft schuldig. Und wenn ich vor dem einen keine Angst mehr habe, dann suche ich mir regelrecht was neues. Das ich in den letzten Jahren zu oft und zu viel getrunken habe weiß ich und auch das es falsch war zu trinken um meine Ängste zu reduzieren. Das habe ich begriffen. Deswegen habe ich es ja auch drastisch reduziert und arbeite daran. Meine Therapeutin meinte auch, dass da ganz viel jetzt meine Zwangsgedanken und Ängste mitreinspielen. Ich konzentriere mich gerade nur noch darauf. Beobachte mich selbst und horche ständig in mich hinein . Ich möchte einfach ein normales Leben führen. Ich möchte auch mal weg gehen und auch dazu ein Bierchen trinken und was leckeres essen. Ich habe in den letzten 2 Jahren auch 60 kg abgenommen. Und mit dem Essen ist es genau so. Wenn ich was Süsses oder auch mal Pommes esse., dann kommt sofort das schlechte Gewissen. Ich bin langsam echt ratlos. Ich möchte hier einfach mit Gleichgesinnten darüber reden die mich nicht gleich verurteilen.
Vielen Dank schon einmal

21.05.2023 11:31 • 23.05.2023 x 1 #1


6 Antworten ↓


Catboy
was du eben zum verständnis wissen musst: Alk. wirkt ua an den gaba rezeptoren, wo auch benzodiazepine wirken. es lindert also unter anderem angst, das ist richtig und deswegen empfindest du es auch als angenehm und wiederholst es.
ich empfinde trinken auch als angenehm, trinke aber eben selten. mein vater ist Alk. und man mag meinen ich müsse wissen wann man abhängig wird aber ehrlich gesagt war dieser übergang so fließend dass ich garnicht weiß wo es genau anfing. er trank abends zum entspannen und dann hat er angefangen unruhig zu werden ohne trinken, hat sich rechtfertigungen gebaut (zb bei medikamenten dass sie sich nicht mit Zig. vertragen obwohl offensichtlich war dass die wechselwirkung eher vom trinken kommt).
sucht ist tückisch und du solltest dir regeln stecken. meine regel ist nicht allein zu trinken. ich bin so oft allein dass man allein dadurch schon keine Alk. starten kann XD

21.05.2023 12:52 • x 2 #2


A


Nach Alk. ein schlechtes Gewissen!

x 3


Lina60
Liebe @kathrinheinz ich finde das gut, wenn Du auch die Alk. Tage hast, jedoch ein schlechtes Gewissen bekommst, wenn Du am Wochenende mal etwas davon zu Dir nimmst. Denn wenn Du weisst, dass Du es tags darauf wieder bereust, kannst Du den Drink oder was immer es ist, nicht geniessen. Das wäre schade. Dasselbe gilt auch für die nicht so gesunden Esswaren. Es heisst, dass der Körper spürt, was er braucht, und wie viel davon und wann. Ich denke das auch.
Also versuche Dein Leben wieder mehr zu geniessen !

21.05.2023 13:38 • x 1 #3


Schlaflose
Zitat von kathrinheinz:
Und mit dem Essen ist es genau so. Wenn ich was Süsses oder auch mal Pommes esse., dann kommt sofort das schlechte Gewissen.

Das habe ich schon mein ganzes Leben lang. Ich war von klein auf pummelig und seit der Pubertät dreht sich mein Leben ums Abnehmen, Diäten und wieder Zunehmen. Ich habe aber im Laufe der Jahre gelernt, mir ein gewisses Maß an Sünden zu genehmigen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich weiß ja, wieviele Kalorien die Sachen haben und verzichte dann auf etwas anderes. Das schlechte Gewissen habe ich nur, wenn ich in einem Fressanfall die Kalorienration von 3-4 Tagen auf einmal vertilge. Mit Alk. kenne ich mich nucht aus, weil ich ich so gut wie nie welchen trinke. Schmeckt mir einfach nicht.

21.05.2023 13:44 • #4


H
@kathrinheinz Ich habe vor 1,5 J. ca. 40 kg abgenommen, halte das Gewicht aktuell und habe auch ständig schlechtes Gewissen, wenn ich mal Alk getrunken und/oder ungesund gegessen habe. Ich habe eine diagnostizierte GAS und ebenfalls Angst, die Kontrolle zu verlieren.
Ich verurteile mich ebenfalls hart und nehme mir auch oft vor, komplett trocken und gesund zu leben, auch wenn es bei mir nie böse endet, ich also höchstens nur gut angetrunken bin und es auch weitestgehend am Wochenende vorkommt.

Mein Kopf möchte Perfektionismus, das überträgt sich auf alle Lebensbereiche. Ob das Putzen der Wohnung oder auf der Arbeit.
Ich mache viel Sport und wenn ich mal was am Abend zuvor getrunken habe, knockt mich das aus. Auch ich denke mein Leben lang, mit mir stimme etwas nicht. Manchmal denke ich, ich könnte verrückt sein.

Aber: Alk hat ordentlich Kalorien, hemmt die Fettverbrennung und schädigt die Organe.
Also ist diese Angst oder das Gefahrendenken ja auch begründet, ein gewisser Schutzmechanismus. Das Gegenteil wäre, dass uns das alles völlig egal wäre, wir uns - wie die meisten Menschen - darüber keine Gedanken machen würden und am Ende vielleicht doch den schleichenden Prozess nicht mitbekommen.

Mein Therapeut sagte mir mal: gesundes Mittelmaß sollte mein Ziel sein (also jetzt nicht auf das Trinken von Alk bezogen, sondern wie radikal ich Dinge verändern möchte).

In meinen Augen machst du also nichts Falsches, wenn du dir darüber Gedanken machst. Das schlechte Gewissen hingegen ist ein Resultat aus negativen und verurteilenden Gedanken über das eigene Verhalten. Wir sind nunmal nicht perfekt, aber es schadet nie, sein Verhalten ab und an mal zu reflektieren.

21.05.2023 13:56 • #5


Achtsamkeit
Liebe @kathrinheinz

Alk. ist eine Dro. wie jede andere auch, die uns physisch aber weit davor schon insbesondere erst einmal psychisch abhängig macht. Alk. versetzt uns bereits in geringen Dosen in einen Zustand der gefühlten Leichtigkeit, ja der Erleichterung von allen Sorgen.
Wie jede andere Dro. erleichtert sie die temporäre Flucht vor der/den unangenehmen Realität/en des Lebens.
Da die Dro. Alk. legal, ist der Zugriff ein leichtes. Selbst für Minderjährige stellt dies kein allzu grosses Problem dar.

In jungen Jahren hab ich mich auch hin und wieder „weggeschmissen“, als ich in Gesellschaft mit anderen Jugendlichen zu schnell und weit über den Durst getrunken habe. Doch das Elend des Katers und die Erinnerung bzw. die Reminder meiner Saufkumpanen wie daneben man sich, ich mich dann in diesem Zustand daneben benommen habe, ließen mich umdenken.
Auch der Anblick von Alk., die man oft an Bahnhöfen oder an den Strassenrändern so gefunden hat, ließen mich eine bewusste Entscheidung treffen, der ich bis heute treu geblieben bin. Ein gutes Glas Wein oder auch mal ein Bierchen ist okay und vertretbar, doch jeden Tag und noch dazu bis zum Rausch trinken kommt für mich nicht mehr in Frage. Nie wieder wollte ich einen Kater haben oder alleine schon nur die Vorstellung die bewusste Kontrolle über mein Handeln zu verlieren oder noch schlimmer, als Alk. in der Gosse zu enden, waren für mich Motivation genug HALT zu sagen. So wollte und will ich niemals enden!

Der bewusste Genuss unterscheidet sich vom Saufen, wesentlich in der Weise, dass wenn ich heute Alk. trinke ich mir immer bewusst bin was das, insbesondere auf Dauer, mit meinem Körper und meinem Geist macht. Das er mir die Wahrnehmung der insbesondere unangenehmen Realitäten verschleiert und mir verunmöglicht zu. denken und bewusste Entscheidungen zu treffen.
Irgendwann übernimmt in der Sucht der Alk. die Kontrolle über mein Leben, ja mein gesamtes Dasein. Dann, wenn ich es mir zur Gewohnheit mache zu trinken, um meinen Frust, über meine eigene Ohnmacht gegenüber den Herausforderungen des Lebens nicht gewachsen zu sein, zu betäuben.

Das, diese erlebte Ohnmacht, ist jedoch nur eine Vorstellung, eine Selbstprogrammierung die sich in meinem Geist abspielt und die ich jederzeit, solange ich nicht schon physisch abhängig, sprich tatsächlich Alk. bin, umschreiben kann.

Die Entscheidung für ein Leben mit begrenztem Genuss, der Dich niemals aus der Rolle fallen, die Beherrsachung verlieren lässt, fällt umso leichter, je mehr Du aus Dir selbst heraus bewusst wahrnimmst ob Du die Kontrolle über Dein Leben einer Dro. überantworten willst oder behalten möchtest.
Nicht für andere sondern ganz besonders für Dich selbst. Ob Du jederzeit Herr über Dich selbst bleiben möchtest oder anderen, ja einer Dro., egal welcher, die Kontrolle, die Verantwortung über Dein Leben, überlassen willst?

So paradox es auf den ersten Blick erscheinen mag, nutze, ja sublimiere Deine Zwangsveranlagung, um Dir die reale Bedrohung, ja die wahrlich gerechtfertigte Angst vor dem Verfall durch den Alk. oder jedwede andere Dro. stets vor Augen zu halten. Mache Dir die Angst zum Verbündeten, denn Deine Seelenstimme tief in Dir drinnen sagt Dir ja schon, dass Dir das nicht gut tut.
Überlege stattdessen, nutze diese frei werdende Energie, denke nach was Du tun könntest, um auf anderen, wahrlich weisen Wegen Deine Dich quälenden Probleme in den Griff zu bekommen.

Das wünsche ich Dir von ganzem Herzen

Ganz liebe Grüsse
Achtsamkeit

21.05.2023 15:25 • x 3 #6


Achtsamkeit
@kathrinheinz
Vielen lieben Dank für Dein Dankeschön.

Liebe Grüsse
Achtsamkeit

23.05.2023 18:30 • #7





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