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Hallo.
Nach längerer Zeit muss ich mich mal wieder kurz melden und mich etwas beruhigen lassen.
Ich sitze seit acht Wochen mit einer Sprunggelenksfraktur zu Hause und komme mit meinen Ängsten eigentlich ganz gut klar derzeit. Aber gerade ist mir etwas Beängstigendes passiert.

Ich bin mit meinem Spezialschuh die Treppe runter zum Briefkasten. Hab einen Brief rausgeholt und noch mal vor die Tür geschaut. Und mit einem Mal hatte ich das Gefühl, als ob mir mein rechter Arm, meine Hand, die ganze Seite nicht mehr recht "gehört".
Keine Lähmung oder Kribbeln oder so. Ich hatte den Brief in der rechten Hand, konnte alles damit machen, hab dann damit die Tür wieder aufgeschlossen und die Hand gehorchte mir. Aber es war ein Gefühl, als wenn ich ihr dabei nur zuschaue und sie nicht wirklich spüre.

Nun muss ich sagen, ich sitze sehr oft mit dem Handy da und verkrampfe mich, hab auch große Verspannungen im Nacken und Rücken. Vielleicht lag es daran. Obwohl ich ja gerade bei dieser Aktion andere Bewegungen gemacht habe und mich gelockert.
Auch das verlassen der Wohnung macht mir normal überhaupt keine Probleme.
Es hat mir auf jeden Fall Angst gemacht. So ein bisschen wie Depersonalisierung. Das musste ich jetzt einfach mal loswerden.

Danke fürs Zuhören!
LG, Kopfangst

07.08.2021 21:57 • 08.08.2021 x 2 #1


2 Antworten ↓


Hallo Kopfangst,

ich kenne dieses Phänomen gut, finde dabei aber nichts Außergewöhnliches oder Beängstigendes. Besonders in jungen Jahren aber auch während meiner ersten Depression hatte ich das öfter, dass der, der mich aus dem Spiegel heraus anschaute, nicht ich bin.

Es hört sich vielleicht so an, aber das sind definitiv keine Depersonalisationen. Letztere kenne ich zur genüge und sehe eindeutig Unterschiede in der Wahrnehmung.

Aus meiner heutigen Sicht sind diese Erlebnisse eher Einsichten, die einen u. U. während einer Phase intensiver Auseinandersetzung mit seiner Innenwelt anfliegen. Die Realisierung, dass mir der Arm letztlich nicht gehört, entspricht ja der Wahrheit. Wenn das nicht so wäre, dann könnte ich meinem Arm befehlen, wie er sich zu verhalten hat, ob er Schmerz empfindet etc.
Nein, jegliches Körperteil ist abhängig entstanden und vergeht auch wieder in Abhängigkeit, aber nicht von mir, sondern von naturgegebenen Umständen (Ursache/Wirkung). Und dies auch nur bis zu (diesem) Tod, dann trennen sich die Elemente langsam wieder.

Eine Nicht-Ich-Erfahrung kann man so etwas nennen. Es lohnt sich, darüber weiter nachzudenken - ohne Angst, ohne Abscheu - eher aus existenziellem Interesse.

Nichts für ungut, aber es hilft nicht gerade, wenn man eine Analyse, die ich mir zu meiner Beruhigung gegeben habe, zerpflückt und als falsch abtut, damit ich mir dann wieder neue Sorgen machen soll, was es statt dessen war. Zudem war es Depersonalisierung, denn auch ich kenne das und wie es sich genau angefühlt hat, weiß ich selbst am besten.





Dr. Christina Wiesemann
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