Das Thema Herzstolpern...tja.
Ich erinnere mich, das immer schon gehabt zu haben. Doch vor meiner Angststörung war das für mich kein Problem. Hab ich kaum gemerkt. Jeder Mensch hat das. Die meisten hören nur nicht so in sich hinein und interpretieren jedes normale Signal des Körpers als etwas Bedrohliches. Das ist genau mein Problem - in Phasen, in denen ich labil bin.
Ansonsten macht es mir auch überhaupt nichts aus.
Ich kann mich erinnern, dass ich es vor ca. drei Jahren über Tage hinweg salvenartig hatte. Also quasi alle 10-20 Sekunden - das war eine Zeit, in der ich in Panik unterzugehen schien. Da kam alles zusammen. Montag begann es. Am Freitag ein öffentlicher Auftritt. Je näher der kam, desto stärker war das Herzstolpern. Eine Stunde davor quasi ununterbrochen. Wenn ich nicht daran dachte, war es weg. Als ich mich im Kämmerchen kurz davor vorbereitete, bin ich vor Panik fast umgekommen. Herzstolpern am laufenden Band, totale Panik. Als ich hörte, dass man mich ankündigte, und ich rauskam, hatte ich noch ein Stolpern, aber plötzlich war ich total ruhig.
Schon während des Auftritts war alles weg. Habe aber immer noch Horror, wenn ich daran denke.
So schlimm hatte ich es davor nie, und danach noch einmal ein halbes Jahr später. Ich habe dann herausgefunden, dass das immer in Phasen war, in denen ich meine Ernährung umgestellt hatte.
Kam dann raus, dass ich einen Magnesiummangel hatte. Der hat das weiter begünstigt. Wieder richtig ernährt, dann wars weg.
Habe es heute gelegentlich auch, aber meistens dann nur 1-2 am Tag. Meist dann, wenn ich nervös bin, Stress habe, schlecht geschlafen habe, oder wenig gegessen habe. Manchmal so, dass ich es so gut wie gar nicht merke - weil ich nicht mehr so darauf achte, und mir davon keine Panik mehr machen lassen. Das war ein langer Lernprozess, der noch nicht abgeschlossen ist.
Naja. Ich weiß aus Erfahrung, wie bedrohlich, ekelhaft und mühsam das ist, ich kann euch verstehen.
Morgen arbeite ich noch einen Tag, dann beginnt ein dreiwöchiger Urlaub. Vorhin hatte ich kurzfristig das Gefühl, das alles nicht bewältigen zu können. Total verrückt: Der Urlaub, auf den mich schon länger freue: Mal nichts sehen oder hören, einfach Ruhe haben - setzt mich unter Stress, weil plötzlich das Gefühl aufkam: Ich bin lebensunfähig und kann das alles nicht bewältigen. In jedem Schritt, den ich mache, liegt etwas Bedrohliches und die Vorahnung, etwas Schlimmes könnte passieren. Die Angst, mein Leben nicht bewältigen zu können und komplett zusammenzubrechen. Einsamkeitsängste und Angst vor der Zukunft. Angst davor, alleine zu enden. Die Einsamkeit, in der ich jetzt, ein paar Tage vor meinem 40. Geburtstag, lebe, für immer zu haben. Mit Einsamkeit meine ich: Zweisamkeit, die ich jetzt gerade total vermisse.
Jetzt war es vorhin wieder so schlimm, dass die Zwangsatmung mit Atemnot eingesetzt hat.
Habe mir einen Tee gemacht und ein paar Atemübungen. Während ich das hier schreibe, klingt es ab. Ich versuche wieder, mich gedanklich auf die Ebene eines normalen Menschen zu heben. Gedankenstopp: Weg mit den negativen Gedanken. Ein normales Leben antizipieren, und nicht hinter jeder Ecke, in jedem Moment Tod, Krankheit, Schwäche, Versagensängste wittern. Ein gesundes Verhältnis zu sich wiederherstellen. Vertrauen in den Körper zurückgewinnen. Die Angst vor dem, was schön sein könnte, besiegen.
Meine neue Flamme ist abgetaucht. Ich habe keine Kraft, mich bei ihr zu melden. Ich lasse es ruhen, aber es belastet mich. Mal wieder alles verbockt, wie üblich. Was solls.
Kommen bessere Zeiten.
Schönen Abend euch allen und sorry für diesen Roman. Musste mir mal was von der Seele schreiben.
07.08.2018 18:10 •
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