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Hallo liebes Forum,

jetzt doch hier und einem Hilfestrang und nicht wie erst geplant das tagebuch, da ich doch noch immer mehr leide und neben Sebstreflektion noch Ratschläge brauch.

ich fühle mich gerade in einer Überforderungssituation, habe auch körperliche Beschwerden, die ich gerade abklären lassen. Das sind Schwäche, Schwindel, Kopfdrücken, teils Herzklopfen und Beklemmungsgefühle. Das kommt mir alles von den früheren Panikattacken bekannt vor, fühlt sich aber doch irgendwie anders an. Machnmal denke ich ich leide doch an irgendeiner Krabkheit. Vielleicht Epilepsie, da ich bei flackerndem Licht mich immer schächer und schwächer fühle, oder etwas mit der Schilddrüse. daher muss ich die gesundheitliche Abklärung nochmal neu angehen.

Insgesamt habe ich das Gefühl, dass eigentlich niemand versteht und anerkennt, dass ich gerade erschöpft und träge sein darf. Ich hab immer das Gefühl stark sein zu müssen und etwas ganz tolles zu erreichen, weil es theretisch möglich wäre. Das setzt mich ganz schön unter Druck.

Kurz zu den Problemkreisen:

- Ich bin jetzt Ende 20 und habe gerade eine schwierige und sehr langwierige Hochschulausbildung hinter mir. Da war ich sehr schnell und es hat viel Kraft bekostet, weil ich mir selbst auch viel Druck gemahct habe, sehr viel Zeit und Müge auf dem Spiel standen und die Prüfungssituation an sich extrem kraftraubend war.

- Nebenbei hab es Probleme in meiner Familie: Meine Oma verlässt aus Angst ihr Haus nicht mehr; mein Vater hat vor etwa 3 Jahren den Kontakt mit mir abgebrochen, weil ich ihn mit Verletztheiten aus meiner Kindheit konfroniert habe; meine Tante ist Frührentnerin wegen psychischer Probleme; ihr Sohn (Mitte 30) hat vor 3 Jahren eine Frau (Ende 30) kennengelernt, die er unendlich geliebt hat, die erste seiner Freundinnen, bei der ich das empfunden hab und ich habe sie auch sehr gemocht, weil sie so ein warmer Mensch war. Sie ist leider im letzten Jahr nach Weihnachten an Lungenkrebs gestorben, was ihn sehr mitnimmt, bis heute noch, er kann sie nicht loslassen und ich könnte auch nur weinen, wenn ich daran denke.

Vielleicht hat jemand ein paar Zeilen für mich? Würde mir viel bedeuten.

Liebe Grüße!

Jessica

09.07.2015 18:59 • 15.07.2015 #1


6 Antworten ↓


Hallo Herzfrau,

Erst mal Glückwunsch, das Du Deine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hast.
Ich vermute Du vermisst nicht wirklich, das jemand anerkennt, das Du erschöpft sein darfst.
Wer erkennt eigentlich an, das Du das überhaupt geschafft hast?

Zitat:
ich fühle mich gerade in einer Überforderungssituation, habe auch körperliche Beschwerden, die ich gerade
abklären lassen. Das sind Schwäche, Schwindel, Kopfdrücken, teils Herzklopfen und Beklemmungsgefühle.

Zitat:
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass eigentlich niemand versteht und anerkennt, dass ich gerade erschöpft
und träge sein darf.


Wie ist das denn mit Dir selbst? Verstehst und erlaubst Du Dir denn jetzt mal runter zu fahren und Pause
zu machen? Das wäre ja schon mal ein Anfang.

Zitat:
mein Vater hat vor etwa 3 Jahren den Kontakt mit mir abgebrochen, weil ich ihn mit Verletztheiten aus
meiner Kindheit konfrontiert habe


Das ist bestimmt schwierig, damit zurecht zu kommen. Leidest Du sehr darunter?
Die anderen Familienangelegenheiten sollten Dich eigentlich weniger belasten.

Viele Grüße

Hotin

A


Mal ist es gut und mal gar nicht Das macht Angst

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Hallo Hotin!

Schön, dass du mir schreibst! das freut mich wirklich.

Zitat von Hotin:

Erst mal Glückwunsch, das Du Deine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hast.
Ich vermute Du vermisst nicht wirklich, das jemand anerkennt, das Du erschöpft sein darfst.
Wer erkennt eigentlich an, das Du das überhaupt geschafft hast?


Danke für deinen Glückwunsch, ich bin auch sehr froh, dass es vorbei ist. Tja... gute Frage stellst du da! Es wird schon anerkannt, dass ich es geschafft habe (übrigens sogar ziemlich gut). Aber es war ja eh klar bei mir. So wirklich was anderes erwartet hat niemand, was ja auch schön ist, aber eben auch Druck war für mich und jetzt ein bisschen die Anerkennung fehlt. Da hast du schon recht. Vorallem ist es bei mir aber wirklich jetzt auch ein Druck, dass alle sagen: Wow, dir steht alles offen, hol dir die und die Angebote, kannst ja noch ein paar Wochen ausschnauben und dann einfach machen. Ist ja auch wirklich was dran, was da meine Lieben sagen und sie meinen es sicher nicht böse. Aber es erzeugt eben auch Druck in mir. Bin gerade wirklich ausgelaubt und brauch auch noch mehr als ein paar Wochen, um wieder auf Normalmodus zu kommen.


Zitat von Hotin:

Wie ist das denn mit Dir selbst? Verstehst und erlaubst Du Dir denn jetzt mal runter zu fahren und Pause
zu machen? Das wäre ja schon mal ein Anfang.


Ja, ich erlaube mir das, aber es fällt mir auch schwer. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Eines sehnt sich nach Stillstand und Ruhe und das nächste treibt nach vorn und will Gewissheit, was als nächstes kommt; den: Gerade ist ja alles offen (Job; wo wohnen, das sind schon wichtige Lebenspfeiler)

Ich bewerbe mich jetzt langsam, habe aber auch 1 Monat mal gar nichts in die Richtung gemacht.

Ich war nach den Prüfungen eine Woche im Urlaub am Mittelmeer, hab viel Zeit auf dem Land bei meiner Mom verbracht (dort den Garten gepflegt und angelegt, eigene Tomaten gezüchtet; das hat mich übrigens besonders beglückt und stolz gemacht), war bei meinem Freund (wir haben eine Fernbeziehung) in der Stadt und waren dort an Seen und Parks, die wir noch nicht kannten, und dann noch eine Woche an der Ostsee, wo wir moderat Unternehmungen verbracht haben, viel genossen und geschlemmt. Da hab ich mir schon zeit genommen für mich und die Seele. Es braucht aber noch ein bisschen zeit, das merke ich.

Zitat von Hotin:
Zitat:
mein Vater hat vor etwa 3 Jahren den Kontakt mit mir abgebrochen, weil ich ihn mit Verletztheiten aus
meiner Kindheit konfrontiert habe


Das ist bestimmt schwierig, damit zurecht zu kommen. Leidest Du sehr darunter?
Die anderen Familienangelegenheiten sollten Dich eigentlich weniger belasten.



Mich hat das schon mitgenommen damals, da war ich vor drei Jahren am Höhepunkt meiner Panikattacken und ich habe ihm eine Mail geschreeben, sehr lang, mit einer Liste von schlechten Erinnerungen und danach eine Liste von guten Erinnerungen und Dank. Er meinte dann, ihm mache das alles große Angst was ich schreibe und ich solle ihn einfach in Ruhe lassen. Das war erstmal ein Schock, ja. Aber irgenwie hat es mir (das Aufschreiben und Abschicken) auch wirklich gut getan, eine Art Befreiungsschlag gegen das Schweigen. Dass er nun so reagiert hat, also sagte ich soll ihn in Ruhe lassen, empfand ich auch als hart, war aber auch gleichzeitig eine so klare Ansage, dass sie mir in ihrer Klarheit auch auf der anderen Seite sehr geholfen hat, diese Beziehung für mich auch auf Eis zu legen.


Dank dir Hotin, für dein Ohr und dein Wort

Hallo Herzfrau,
Zitat:
dass er nun so reagiert hat, also sagte ich soll ihn in Ruhe lassen, empfand ich auch als hart, war aber
auch gleichzeitig eine so klare Ansage, dass sie mir in ihrer Klarheit auch auf der anderen Seite sehr
geholfen hat, diese Beziehung für mich auch auf Eis zu legen.


Bist Du wirklich so cool, wie Du schreibst?
Was empfindest Du denn dabei, wenn Du so was schreibst?
Freude, Ärger, Wut oder was sonst? Du hast doch noch Gefühle, oder
hast Du die schon wegstudiert?

Viele Grüße

Hotin

Hmmm, naja.. cool würde ich nicht sagen, aber cooler als früher.

Es gab eine Zeit, da habe ich über meinen Vater nie ein schlechtes Wort verloren, ihn bewundert. Und als junge Erwachsene wurde mir schmerzlich bewusst, dass er mir auch sehr wehgetan hat als ich klein war. Das konnte ich erstmal gar nicht begreifen, geschweige denn eingestehen oder aussprechen vor mir oder gar vor anderen. Durch die Panikattacken war ich aber gezwungen mich mit meinem Inneren auseinader zu setzen (was ich mittlerweile als positiven Effekt der Attacken sehe; das was mir mein inneres sagen will). Und bei dieser Auseinandersetzung kam der Schwerz immer emhr hoch. Ich war da auch mal ein halbes Jahr in einer Gesprächstherapie und habe in einer Gesprächsstunde nur geheult, weil ich das ertse Mal im Leben ausgesprochen hatte, dass mein Vater mich auch sehr verletzt hat, das kam so schwer über die Lippen, weil es dann irgendwie wahr wurde. Aber ich bin sehr froh drum. Diese Mail die ich dann irgendwann schrieb, war ein Produkt eines Entwicklungsprozesses in mir und eben wichtiger Teil meiner Geschichte.

Und ja, seine Reaktion hat mich nochmal verletzt, sehr. Aber ich sag auch wikrlich -Hand aufs Herz- dass sie mir auch geholfen hat. Es war eben nicht Zwiegespalten, wie das was ich sonst empfangen habe, empfunden habe, sondern es war eindeutig und das war auch auf eine Art erleichternd.

Die Beziehung um meinen Vater wird mich immer prägen und auch noch hin und wieder traurig stimmen. Und doch glaube ich, dass ich diesen Teil in mir -einen großen Teil, der aus meiner Sicht auch den schlimmen Herzschmerz (Herzneurose) zum Großen Anteil in mir ausgelöst hatte- mehr oder weniger gut abgearbeitet habe. Hin und wieder muss ich auf diese Wunden nochmal Salbe schmieren, trauern und mir dafür etwas Zeit nehmen, habe auch dann und wann Angst was wäre, wenn es zu neuem Kontakt kommen würde, aber ich hab das Thema angegangen, ganz bewusst gemacht und gelitten wie ein Hund - aber ich hab mich dem gestellt. Daher freu ich mich, wenn du jetzt schreibst, dass ich da eigentlich zu cool wirke und kann sagen: Jaein.. Ich bin jedenfalls viel viel cooler damit, als ich es noch vor 3 Jahren war. Da bin ich auch stolz drauf.


Heute gehts mir schon besser, fühle mich ruhiger. Gestern bin ich von einem eigentlich ganz schönen Tag ab Nachmittag in ein Loch gefallen. Ist mir schon lange nicht mehr passiert. Da kam einiges raus/hoch.

Ich merke auch, dass ich mich weiter gut schonen muss und mir diese Ruhe innerlich auch gönnen muss.

Was ich auch merke ist, dass ich dringend aus meiner Wohung ausziehen möchte. Hört sich blöd an, aber irgendwie raubt mir dieser Ort Energien. Ich hatte das ganze letzte Jahr seit April laute Bauarbeiten im Haus. Das war so heftig, dass ich zu der Klausurenphase eine zweite Wohung anmieten musste, damit ich mich überhaupt beim lernen konzentrieren und sonst eben ausruhen konnte. Das ganze hat mir auch zu schaffen gemacht, kam eben noch oben drauf.

Problem ist, dass ich ja zur Zeit quasi arbeitslos bin und daher kein festes Einkommen nachweisen kann (ALG gibts bei mir nur beschränkt und Harz IV will ich nicht, weil es mir noch weiter unter Druck setzt , dass man sich bewerben muss usw. Ein bisschen Geld hab ich, um die Zeit jetzt gut zu überbrücken. Genau das treibt mich auch an mich zu bewerben und schon Stellen auszumachen, evtl. auch Promotion nebenbei. Ich hab auch schon ein gutes Angebot, für 3 Tage die Woche mit einem Entgelt, mit dem man gut leben kann. Damit könnte ich mir auch eine größere Wohung leisten.

Mit den 3 Tagen würde ich mir erstmal die Luft verschaffen immer mal wieder zu verschnaufen zwischendrin.

Es sieht also eigentlich gut aus.

So ihr lieben. Ich hatte ein paar schöne Tage mit meinem Freund. Vorhin ist er wieder gefahren. Am Dienstag war ich beim Arzt und der hat mit eine Blutprobe entnommen (großes Blutbild, weil andauernde Müdigkeit, Kraftlosogkeit, Schwindel.. das hatte ich so noch nicht). Morgen bekomme ich ein Feedback. Daher bin ich jetzt schon ein bisschen angespannt. Hab auch Druck auf dem Solarplexus.





Dr. Reinhard Pichler
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