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P
Hallo zusammen,
ich bräuchte mal euren Rat. Bei mir hat alles ungefähr vor 2 Jahren angefangen. Von einen auf den anderen Tag. Symptome waren wie bei einer Grippe, eine ganz starke Schwäche, Gliederschmerzen, Benommenheit, gelenkschmerzen, dann kamen unerträgliche Kopfschmerzen, taubheitsgefühle, muskelzucken und irgendwann auch tägliche Panikattacken hinzu. Die Schule musste ich abbrechen. Bis auf eine zweifelhafte Borreliose Diagnose wurde nichts gefunden. Habe ad genommen eine ambulante Therapie gemacht . Die Panikattacken sind weg. Körperliche Beschwerden sind geblieben. Hatte zwischenzeitlich versucht nochmal zur Schule zu gehen musste den Versuch dann leider abbrechen. Da ich keine richtige Diagnose habe, höre ich Mittlerweile nur noch ich sei einfach nur faul und hätte keine Lust, dabei habe ich früher alles gemacht, Ausbildung, Schule, Nebenjob immer unterwegs usw. Heute mach ich nichts. Musste aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen zurück zu meinen Eltern ziehen und bin nur zu Hause. Mittlerweile frage ich mich ob ich nur übertreibe und jeder sich mal so fühlt und trotzdem alles schafft, arbeiten etc. bin etwas verwirrt zur Zeit. Werde zum nächsten Jahr versuchen mein Abitur endlich nachzuholen. Habt ihr da Erfahrungen? Habe ich mich vielleicht in etwas reingesteigert und bin darauf hängengeblieben? Über ein paar Kommentar wäre ich dankbar.

07.12.2016 16:48 • 08.12.2016 #1


2 Antworten ↓


A
Hi Patient,

bei mir begann alles mit starken Schmerzen in den Beinen und Angst vor einer Trombose. Die Angst hat sich soweit gesteigert, dass ich in die Notaufnahme bin. Dort wurden meine Beine untersucht und ich bekam die Diagnose Panikattacke. Danach war ich 2 Monate total durch den Wind. Hatte Gelenkschmerzen, Herzstechen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Schmerzen in den Achseln und Leistengegend, hab ungefähr 4 Blutbilder machen lassen, war beim Lymphologen, bei 3 Hausärzten, Radiologen und es wurde nix gefunden. Durch die Schmerzen (die komplett real waren) hatte ich immer die Vermutung, die Angstzustände und das schei. Gefühl im Bauch, Unruhe etc hätten doch einen körperlichen Auslöser.
Ich hatte zu den Ärzten einfach kein Vertrauen oder dachte, bestimmt wurde was übersehen. Aber nach dem X-ten Arztbesuch musste ich mir eingestehen, dass es wohl doch ein psychisches Problem sein muss. Seit ich mich nicht mehr auf die Schmerzen konzentriere, nehme ich Sie nicht mehr wahr und die meisten sind mittlerweile verschwunden. Meine Angstzustände sind auch viel besser geworden. In meinem normalen Alltag habe ich fast keine Probleme mehr. Nur ab und zu bei viel Stress packt es mich manchmal.

Was ich dir damit sagen will: Die Psyche ist leider echt imstande, einem Schmerzen vorzugaukeln, wenn man davon überzeugt ist. Und wenn man die Angst krank zu sein, dauerhaft im Hinterkopf hat, geht die komplette Motivation für alles flöten. Das soll nicht heißen, dass du dir sicher alles eingebildet hast, aber es ist sehr gut möglich. Ich kann dir nur den Rat geben, dir konkret klar zu machen vor welcher Kranktheit du am meisten Angst hast bzw. welche Schmerzen dich am meisten sorgen. Dann kläre die alle nacheinander ab. Egal wie stressig, nervig und mühsam das ist. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, umso mehr du abgeklärt hast und merkst, dass du gesund bist, desto besser geht es dir nach und nach.

Zummindest wünsche ich dir das

Zitat von patient23:
Hallo zusammen,
ich bräuchte mal euren Rat. Bei mir hat alles ungefähr vor 2 Jahren angefangen. Von einen auf den anderen Tag. Symptome waren wie bei einer Grippe, eine ganz starke Schwäche, Gliederschmerzen, Benommenheit, gelenkschmerzen, dann kamen unerträgliche Kopfschmerzen, taubheitsgefühle, muskelzucken und irgendwann auch tägliche Panikattacken hinzu. Die Schule musste ich abbrechen. Bis auf eine zweifelhafte Borreliose Diagnose wurde nichts gefunden. Habe ad genommen eine ambulante Therapie gemacht . Die Panikattacken sind weg. Körperliche Beschwerden sind geblieben. Hatte zwischenzeitlich versucht nochmal zur Schule zu gehen musste den Versuch dann leider abbrechen. Da ich keine richtige Diagnose habe, höre ich Mittlerweile nur noch ich sei einfach nur faul und hätte keine Lust, dabei habe ich früher alles gemacht, Ausbildung, Schule, Nebenjob immer unterwegs usw. Heute mach ich nichts. Musste aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen zurück zu meinen Eltern ziehen und bin nur zu Hause. Mittlerweile frage ich mich ob ich nur übertreibe und jeder sich mal so fühlt und trotzdem alles schafft, arbeiten etc. bin etwas verwirrt zur Zeit. Werde zum nächsten Jahr versuchen mein Abitur endlich nachzuholen. Habt ihr da Erfahrungen? Habe ich mich vielleicht in etwas reingesteigert und bin darauf hängengeblieben? Über ein paar Kommentar wäre ich dankbar.

07.12.2016 20:36 • #2


F
Hallo patient,

offensichtlich war das damals alles ein bisschen viel.
Eine Ausbildung zu machen kostet schon Kraft und dann noch ein Nebenjob...das ist echt eine Menge,was Du Dir zugemutet hast.
Wir sind alle keine Maschinen und haben Belastungsgrenzen,die gilt es einzuhalten.

Dass die Angstzustände schonmal fast weg sind ist doch ein gutes Zeichen.
Du bist ganz sicher nicht faul,dumm o.ä.,nicht jeder Mensch ist gleich belastbar.
Vergleich Dich nicht mit anderen,das hat keinen Sinn denn Du bist Du und völlig o.k.

Ich habe nicht den Eindruck,dass Du ein Leben lang bei Deinen Eltern bleiben möchtest,Du bist nur etwas verunsichert.
Ich hab mich damals mit 17 auch übernommen: Lehre angefangen,Führerschein gemacht,ausgezogen,nebenbei gejobbt und dann nurnoch mit ach und Krach die Prüfung bestanden.
Nach der Prüfung musste ich direkt in eine psychosomatische Klinik wegen Esstörungen und Depressionen.

Ich wollte halt unbedingt alles selbst schaffen bis nichts mehr ging.
Da bist Du nicht der Erste,der an seine Grenzen geraten ist.

08.12.2016 14:07 • #3





Dr. Christina Wiesemann