Pfeil rechts

W
Hallo zusammen,

ich leide seit einigen Jahren an einer Agoraphobie, Panikattacken etc, bin seit einiger Zeit auch in einer Psychotherapie. Mein derzeitiges Problem ist dahingehend - man hört ja immer wieder, das Sport sehr hilfreich bei der Bewältigung von Angststörungen sein soll. Nun ist es bei mir so, das eine sportliche Aktivität, und sei es nur langsames Radfahren, paradoxerweise eher zu einer langen verstärkten inneren Unruhe führt; obwohl ich in der Tat vom körperlichen Standpunkt aus durchaus in der Lage zu höheren Leistungen wäre, d.h. 5 Kilometer oder mehr joggen wäre (abgesehen von der Unruhe) kein großartiges Problem für mich. Ruhiges Spazieren geht auch.

Ich muß dazu sagen, das meine Phobien sehr wahrscheinlich einer vorangegangenen Überlastung zugrunde liegen. Gut geht es mir erst dann, wenn ich durch nichts, oder niemanden, belastet werde und bei den kleinsten Überlastungen sofort mit ausreichender Ruhe gegensteuern kann, was natürlich im Bezug auf Arbeit oder generell dem sozialen Umfeld fatal ist. Ich kann mir nicht wirklich erklären, warum gerade eine sportliche Aktivität, wenn auch nur in kleinem Rahmen, diese permanente Unruhe in Gang setzt; es kann bei richtig üblen Überlastungen schon mal bis zu einer Woche dauern, bis die Unruhe wieder auf ein erträgliches Niveau absinkt.

Zudem habe ich auch festgestellt, das in Unruhesituationen die Verdauung um einiges schlechter läuft und ich denke da an eine gegenseitige Induzierung von Verdauungsproblemen= Angst. Ernähren tue ich mich regelmässig, vitaminreich und ausgewogen. Kann es vielleicht sein ,das sportliche Aktivität zuviel Energie fordert, dies den Darm einfach mit der Verwertung von Energie durch eine hohe Streßeinwirkung überfordert, dadurch nachhaltige Verdauungschwierigkeiten auftreten und schlueßendlich in Unruhe mündet, welche den Darm weiter in Schwierigkeiten bringt? Denn sehr viel Ruhe (besipielsweise 12 Stunden schalf, 3 Stunden wach, wieder schlafen udn das über 2-3 Tage) eliminiert auch meine Verdauungsprobleme und damit auch die Unruhe bzw Angst. Probleme mit dem Zucker habe ich laut mehrfachen Tests keine; vielleicht liegt es ja irgendwie am Vitaminhaushalt und dessen Verbrauch?

Habt ihr vielleicht eine Idee, ob mein Gedankengang plausibel sein könnte?

Beste Grüsse
Wes

01.10.2012 15:11 • 05.10.2012 #1


14 Antworten ↓


D
Sport ist nicht für alle Leiden das Patentrezept. Ich hatte das, was du beschreibst, 2003. Ich nehme an, dass es ein Burn out durch zu viel Streß war. Ich habe damals tagelang fast nur im Bett gelegen. Selbst Gespräche, die meine Familie geführt hat, waren mir zuviel. Wenn meine Oma und mein Opa sich draußen auf dem Flur unterhalten haben und ich lag in meinem Zimmer, war das schier unerträglich für mich. Das ging über Wochen oder Monate. Da ich damals meinen Job verlor, hatte ich plötzlich viel Zeit. Nach und nach besserte sich mein Zustand. Ich habe viel geschlafen, Fernseh geguckt und später habe ich Spaziergänge unternommen. Am Schluß eine Flugreise alleine unternommen (allerdings zu Verwandten). Danach war ich geheilt von dem ganzen Mist. Ich hatte im Vorfeld nicht nur unter extremer Müdigkeit, sonder auch unter massiven Panikattacken gelitten.
Heute habe ich in etwa das Gleiche wieder.Die gleichen Ängste. Ob die körperlichen Symptome haargenau die gleichen sind, weiß man nach fast zehn Jahren natürlich nicht mehr so genau. Aber schon verdammt ähnlich. Da ich aber nun in der Situation bin, zwei kleine Kinder und einen Haushalt zu haben, kann ich natürlich nicht tagelang im Bett liegen und nix tun. Ich kann ja nicht meine Kinder monatelang weg geben. Ich könnte mir vorstellen, dass die Genesung deshalb diesmal bei mir so lange dauert und schwierig ist. Mach doch einfach das, wonach dein Körper verlangt. Dann ist es eben kein Sport. Wenn es dir hilft, ist das doch prima.

01.10.2012 15:30 • #2


A


Kann Aktivität Unruhe verstärken?

x 3


Schlaflose
Zitat von Wes:
man hört ja immer wieder, das Sport sehr hilfreich bei der Bewältigung von Angststörungen sein soll. Nun ist es bei mir so, das eine sportliche Aktivität, und sei es nur langsames Radfahren, paradoxerweise eher zu einer langen verstärkten inneren Unruhe führt; obwohl ich in der Tat vom körperlichen Standpunkt aus durchaus in der Lage zu höheren Leistungen wäre, d.h. 5 Kilometer oder mehr joggen wäre (abgesehen von der Unruhe) kein großartiges Problem für mich. Ruhiges Spazieren geht auch.


So weit ich weiß, findet der Abbau der Stresshormone beim Sport erst dann statt, wenn man mindestens dreißig Minuten lang dabei schwitzt und der Puls kontinuierlich bei ca. 130 liegt. Langsames Radfahren würde ich nicht unbedingt als Sport bezeichnen, es muss schon anstrengend sein, ohne dass man völlig aus der Puste ist.
Zu deinen Verdauungsproblemen kann ich leider nichts sagen. Meinst du mit den Problemen eigentlich Durchfall oder Verstopfung?

01.10.2012 16:28 • #3


W
Zu den Verdauungsproblemen es ist mal so und mal so, aber eher Durchfall. Eine Nahrungsmittelintoleranz kann es nicht sein, da ich auf die aufgenommene Nahrung unterschiedlich reagiere, d.h. in Zeiten, in denen die Psyche besser mitspielt, ist auch die Verdauung grundsätzlich besser respektive die Probleme, sowohl körperlich als auch psychisch, weitestgehend eliminiert.

Zum Sport: ja, ich kann auch wirklich böse Sport treiben, bis ich aus der Puste bin und ordentlich schwitze, aber mit dem selben Effekt. Heißt, die Belastungsstärke ansich spielt für die Stärke der Unruhe in dessen Folge eine untergeordnete Rolle. Will sagen, das alleine die Belastung für sich, egal in jedweder Stärke sie auftrat, schon Unruhe in einer undefinierbaren Höhe auslöst. Den Zusammenhang kann ich mir nur insofern vorstellen, als das ich zu Zeiten, in denen ich noch meinen Job hatte (der Arbeitgeber wurde insolvent), mit sehr viel Unruhe an meine Tätigkeiten heranginge, um meinem breitgefächerten Aufgabenfeld gerecht zu werden.

Schlafen müsste ich extrem viel, stehe aber unter dem Zwang, alsbald wieder eine Tätigkeit finden zu müssen, die mich eben mindestens für 8 Stunden lang voll ohne wenn und aber fordert und in diesem Zeitraum kaum bis keine Ruhe möglich ist. Zum anderen besteht bei mir auch das Problem, das sich gerne Probleme in den Schlaf verlagern, d.h. das sich ungelöste Konflikte, ob real existierend oder selbstinduziert, vom Tag in den Traum verlagern. Wenn der Schlaf aprupt unterbrochen wird, werden diese Traumreste respketive die Nachwirkungen, mit in den Tag geschleppt; quasi also eine sprichwörtliche Traumatisierung. Schlafen birgt für mich also ein hohes potentielles Risiko, aber auch die Möglichkeit, Konflikte zu beheben und davon zu profitieren, allerdings ist das, wie gesagt, von der Schlafqualität im allgemeinen abhängig.

Meine allgemeine Leistungsfähigkeit, vornehmlich die geistige, tendiert im Moment zu null. Manchmal bin ich den ganzen Tag lang apathisch, mache, wenn überhaupt, den ganzen Tag monotone Dinge und spüre, wenn etwas von außen her einstreut, das nicht zum Ablauf gehört, das mein Kopf dicht macht und die Umgebung auch wesentlich anders wahrgenommen wird; Arbeiten unter einer solchen Konstitution kann fatal sein. Ich kann mich auf das einstreuende absolut nicht konzentrieren und verstehe nahezu nichts, obowhl ich in dem betreffenden Feld ansonsten gut sein kann.

Vielleicht ist das eine antrainierte Verhaltensweise, um Fehler zu vermeiden. Fehler insofern, als das vorangegangene Tätigkeiten, unter hohem Einsatz, zu keinem Erfolg führten. Sie führten zwar zu einem Erfolg in dem Sinne, als das die Tätigkeiten erfolgreich beendet wurden, aber keinerlei positives Feedback von außen kam. Selbst eine andere Betrachtungsweise auf die Vergangenheit löst das Problem nicht, denn Ursache und Wirkung waren nun mal gegeben. Ich bin mittlerweile schlecht darin, mich selbst zu belügen und die Vergangenheit im nachhinein als positiv betrachten zu können, denn ich musste dieses Lügengebilde mir selbst gegenüber jahrelang aufrecht erhalten, um mit selbst überhaupt ein Feedback geben zu können.

02.10.2012 08:35 • #4


D
Also ich würde auf Burn out tippen. Vielleicht wäre eine rein psychosomatische Klinik was für dich? Wenn du ja jetzt im Moment eh keinen Job hast.

02.10.2012 09:13 • #5


HeikoEN
Ich habe diese Beobachtung bei mir auch gemacht.

Sport überlastet mein Nervensystem. Selbst nur 20 Minuten leichtes Fahrradfahren entweder in der Natur oder auf dem Heimtrainer bei 50 W oder sowas, führte dazu, dass es mir sowas von schlecht ging spätestens am nächsten Tag.

Einzig Walking klappte ganz gut!

Mit ein wenig Training z.B. 3-4 Tage vorher so 3-4km laufen, konnte ich damals dann auch Fußmärsche von 10km machen.

Überhaupt führte bei mir tägliches Walking (ca. 40-50 Minuten, so 3-5km) zu einer 100% Verbesserung des Allgemeinzustandes!

Es dauerte einige Zeit, bis ich die Zusammenhänge für mich herausbekommen hatte, denn ich kenne Betroffene, die sich seit über 15 Jahren mit Sport komplett selber therapieren, frei von Medikamenten, Ängsten und Therapien sind.

Ich dachte, so mache ich das auch

Aber irgendwie wollte meine Psyche wohl erst, dass ich das ursächliche Problem löse, bevor ich mich wieder ins Leben stürzen darf.

Nunja.

02.10.2012 09:27 • #6


D
So sehe ich das auch. Leider bin ich wohl von Geburt an ein Sportmuffel. Ich habe schon als Kind sämtliche Sportarten, außer Rad fahren, gehasst wie die Pest. Aber Sport ist bestimmt nicht für alle Leute DIE Lösung. Das muss jeder für sich raus finden. In jedem Fall halte ich Sport auf Teufel komm raus nicht für richtig, wenn der Körper nach Ruhe verlangt. Ich hatte wie gesagt 2003 genau die gleiche Situation und ich denke halt, dass das ein Burn out war. Als würde der Körper sich runter fahren. Weil nix mehr geht.

02.10.2012 09:56 • #7


W
Sport ansich hat mir nie großartig Probleme gemacht; ich war als Jugendlicher viele Jahre Fechten und quasi schon zum Ende hin Trainer. rückblickend betrachtet hatte ich schon als Kind ein gewisses Unruhepotenzial in mir gehabt und war rastlos, das man mit Sport versuchte zu eliminieren; Fechten gerade deswegen, weil ich eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit hatte. Früher hatte ich den Eindruck, das die Rastlosigkeit auch ihre positiven Seiten hatte, denn sie war gleichzeitig auch Antrieb. Heute ist die Symptomatik eher so, das sich die Rastlosigkeit, d.h. wohl im Grudne genommen die Unruhe, unangenehm anfühlt. Ein Burn-Out wird das wahrscheinlichste sein, jedoch hält dieser schon seit einiger Zeit, wenn nicht sogar Jahren, an und ich kann tun und lassen, was ich will, das Problem beseitigt sich nicht.

In letzter Zeit fühle ich mich eher kränklich und schlapp und stelle alles, was ich tun will, oder tun muß, erst mal ausgedehnt in Frage und stelle dabei alle möglichen Eventualitäten, die Vergangenheit oder Symptome gegenüber; welche mich schlußendlich an der Ausführung hindern. Und je öfter ich das tue, desto größer wird der Widerwillen, überhaupt etwas zu tun, das heißt, es stellt sich eine noch größere Resignation ein. Ich weiß, das man über seinen Schatten springen -kann-. Ich kenne das Gefühl vom wegdriften, der Unkonzentriertheit, dieses Krankheitsgefühl etc bei Dingen, die ich nicht tun will, aber tun muß, nur zu gut. Es -gibt- eine gefühlte Schwelle, die man mit sehr viel Konsequenz überwinden kann und ich weiß, das es einem nach überschreiten dieser Schwelle besser geht. Aber es ist bei mir wie mit dem Alk. (zu dem ich übrigends keine Affinität habe)- die Probleme werden danach umso größer. Ich kann den verbesserten Zustand nicht auf Dauer beibehalten, weil es mit dem sicheren wiedereinsetzen der Symptomatik für eine gewisse Zeit lang, keine überschreitbare Schwelle mehr gibt. Es ist wie eine Tür, die ich mit aller Macht aufgestoßen hatte, durch die ich durchging, dennoch wieder, aus undefinierbaren Grunden, durch diese Tür zurückging und diese dann zugemauert wurde. Es klingt kompliziert, ist es auch.

02.10.2012 12:48 • #8


HeikoEN
Ja, aber man muss NICHT ausschließlich Sport machen, um Stresshormone abzubauen.

Es ist nur eine der effektivsten Methoden.

Aber mit Entspannungsübungen oder sonstigen Freizeitaktivitäten kann man das auch.

Meiner Erfahrung nach ist es relativ individuell. Jeder muss selber herausfinden, was im Spaß macht, dauerhaft durchhaltbar ist usw.

02.10.2012 17:32 • #9


Schlaflose
Ja, das stimmt. Bei mir funktioniert es mit Sport super, aber sämtliche Entsapnnungstechniken bewirken bei mir das Gegenteil. Sobald es losgeht, fängt mein Herz an, ganz heftig zu schlagen, ich werde total unruhig, bekomme Schweißausbrüche und habe das Gefühl, gleich zu ersticken. Dann muss ich aufspringen und eine zeitlang hin un her gehen bis es mir wieder normal geht. Noch nicht einmal Hypnose funktioniert.

Viele Grüße

03.10.2012 08:06 • #10


W
Bei mir war das in der Vergangenheit so, das ich eher bei Anwendung von Entspannungstechniken unruhiger wurde. Mittlerwile habe ich gelernt, das es halt dmait zusammenhängt, das man sich zu sehr auf Herzschlag usw fokussiert (mal kontrollieren, ob der Puls auch tatsächlich runtergeht, was dann genau in das Gegenteil mündet). Daher entspanne ich, wenn überhaupt, nur in Begleitung von Musik über Kopfhörer, denn die lenkt von Körpergeräuschen und vom Versuch, sich darauf zu fokussieren, ab. Auch das Anspannen und Entspannen z.B. bei Jacobsen ansich kann fehlerbehaftet ausgeführt werden. Früher bin ich da teilweise mit richtig mit Gewalt dran und habe gemeint, haja, je stärker ich mich anspanne und je mehr Last ich auf meine Muskeln bringe, desto besser ist der nachfolgende Entspannungseffekt. Faktisch war ich -so- aber gar nicht dazu in der Lage, den Entspannungseffekt als solchen zu erkennen.

Es braucht eine ganze Weile, bis man wieder lernt, zu entspannen und ich glaube sogar, das Entspannugnsübungen eher der falsche Weg sind. Man sollte sich, meiner Erfahrung nach, eher in seinen Verhaltensweisen beobachten und stellt dann auch fest, das man sich oftmals grundlos anspannt und somit Nahrung für die Probleme liefert, da hier ein für die Probleme greifbares Ausgleichspotenzial besteht; das ist wie bei vielen Ticks ja nicht unähnlich, wie z.B. mit dem Knie wippen, die Haare mit den Fingern durchwühlen, Zähne knirschen etc. Heute steuere ich eher bewusst kontinuierlich gegen jegliche Anspannung und das hilft mir besser, als der stundenweise Wechsel zwischen permanenter Anspannung und geplanter Entspannung.

03.10.2012 09:40 • #11


HeikoEN
Ich erinnere mich in der Klinik noch an meine erste Meditation.

Im Stuhlkreis sollte man sich auf den Atem konzentrieren.

Ich war in wenigen Sekunden voller Panik, denn ich hatte u.a. mit Atemnot zu kämpfen (natürlich nur bedingt durch die Angst und Panik). Meine Vorstellung war, ich würde ersticken...

Vor der PA in der Meditation konnte ich mir nur retten, in dem ich konzentriert ganz angestrengt mich auf irgendwas in dem Raum konzentrierte. Gedanke: Hauptsache die Zeit geht schnell rum und ich kann raus...

Die Krankenschwester, die die Meditation in der Klinik jeden Mittag leitete, gab mir den Tipp, es einfach mal geschehen zu lassen.

Ich bekam also eine Einzelsitzung mit ihr

Und ich konzentrierte mich voll auf meinen Atem, da sie mir vorher zusicherte, sofort den leitenden Arzt anzufunken und den Notfallkoffer mit dem Defibrillator der Station heranzuholen

Was passierte?

Es passierte natürlich NICHTS!

Mein Puls raste, ich schwitzte, aber es kam zu KEINER Panikattacke.

Sie sprach mit leiser Stimme die ganze Zeit davon, dass ich alles zulassen sollte, was an Gedanken käme, auch wenn es die schrecklichsten Vorstellungen wären...

Ok, das hatte NICHT mehr viel mit Meditation zu tun, aber mein Verstand hat begriffen, dass das nur Angst ist, also ein Gefühl, was da hoch kommt, nicht mehr. Alles andere ist nur Ablenkung (und nicht im Sinne der gewünschten Entspannung), wenn man krampfhaft versucht, sich mit Musik oder was auch immer zu beschallen.

Selbiges wenn man die eigene Ruhe nicht aushält. Allein diese Vorstellung ist schon ziemlich abgefahren, finde ich, es nicht mehr selber mit sich auszuhalten.

Der Kinderpsychologe Martin Winterhoff empfiehlt dazu, einen vierstündigen Spaziergang durch den Wald zu machen, kein Handy, kein MP3-Player, alleine nur mit sich. Er sagt, erst nach dieser Zeit fängt man an, sich überhaupt wieder zu spüren und zu fühlen.

Mir reichte damals diese Erfahrung einmalig zu machen um zu verstehen, dass da nichts passiert...

Vielleicht mal ein Anreiz für andere Betroffene, es auch zu probieren oder sich langsam heranzuarbeiten an das Thema.

03.10.2012 11:54 • #12


Schlaflose
Zitat von HeikoEN:
Und ich konzentrierte mich voll auf meinen Atem, da sie mir vorher zusicherte, sofort den leitenden Arzt anzufunken und den Notfallkoffer mit dem Defibrillator der Station heranzuhole


Bei mir ist es nicht so, dass ich dabei Angst habe, dass estwas passiert oder dass ich gar sterbe, ich kann dann einfach nicht mehr liegenbleiben und muss aufspringen, weil ich so einen Bewegungsdrang habe. Normalerweise leide ich gar nicht unter Panikattacken.

Zitat von HeikoEN:
Der Kinderpsychologe Martin Winterhoff empfiehlt dazu, einen vierstündigen Spaziergang durch den Wald zu machen, kein Handy, kein MP3-Player, alleine nur mit sich. Er sagt, erst nach dieser Zeit fängt man an, sich überhaupt wieder zu spüren und zu fühlen.


Das mache ich mehrmals die Woche, zwar keine 4 Stunden, das macht mein Ischias nicht mit, aber 2-3 Stunden Walking mache ich schon. Solange ich mich bewege, kann ich mich sehr gut entspannen, aber sobald ich still liegen muss, und das noch auf dem Rücken, werde ich völlig nervös und hibbelig.

03.10.2012 12:47 • #13


W
Alleine durch den Wald zu gehen war für mich eine ganze Zeit lang ein sehr großes Problem - der Haupthinderungsgrund war immer das typische was wäre, wenn. Mich sieht keiner, mich hört keiner, ich kann der Situation nicht entfliehen und mich erkennbar machen, vielleicht verirre ich mich ja sogar. Irgendwann, nach vielen Versuchen zumindest mit dem Fahrrad, was einem ja noch etwas Freiraum in der möglichen Fluchtgeschwindigkeit einräumt und größere Distanzen überwindbarer macht, war ich schon so weit zu sagen Andere gehen in den Wald, um sich zu erholen und ich meine, ich müsste mich hier 'ausspinnen' - ich habe keine Lust mehr darauf und bin sogar abseits der gegebenen Waldweg einfach mal in de nWald reingelaufen und habe mich daran erfreut, wie schön doch manche Ecken im Wald aussehen.

Und dieses Setzen anderer Prioritäten funktionierte erstaunlich gut. Keinesfalls wollte ich mich, für meinen Zustand und der gegebenen Situation, mir selbst gegenüber lächerlich machen, denn dieses sich selbst lächerlich machen und eine Pseudoeuphorie entwickeln kann auch nach hinten losgehen. Es ging mir darum, der Situation gegenüber eine grundsätzliche Wertneutrale zu entwickeln und wenn ich Freude daran empfinde, dann kommt sie von selbst und ist nicht erzwungen. Ich wollte schlußendlich kein Lügengebilde über meine Problematiken legen, um das für den Notfall wieder hochholen zu können, sondern jeglicher Ausweichmöglichkeit die Nahrung entziehen, denn Probleme zehren auch davon, das es immer wieder eine Alternative gibt. Gibt es keine Alternative, gibt es keine Probleme. So ist meine Denke derzeit. Richtig, man kann es auch zulassen nennen, man sollte sich aber die Freiheit nehmen, sich der problemauslösenden Situation langsam zu nähern, so, das sie mit der Zeit annehmbar wird und nicht resignieren, geschweige denn sich selbst und die vorgehensweise in Frage stellen, wenn es denn nicht so funktioniert hat, wie man es denn hätte gerne haben wollen. Ohne Erwartungshaltung so weit es geht in die Situation rein, darin nicht nach Erklärungen und Ausweichmodellen suchen, möglichst ohne Erkenntnis raus und diese nicht noch im Nachhinein noch suchen. Ziel ist und bleibt die Wertneutrale.

03.10.2012 13:03 • #14


W
Was mir allerdings brutale Schwierigkeiten bereitet, ist meine allgemeine geistige Leistungsfähigkeit, die seit Einsetzen der Angststörung ziemlich nachgelassen hat. Es ist nicht so, als wäre ich nicht ausgeruht genug dafür, um mich auch etwas schwierigeren Aufgaben widmen zu können, die mir auch Spaß machen könnten. Aber irgendwie verstehe ich manche Zusammenhänge bald überhaupt nicht mehr, beziehungsweise finde auch fast keinen Antrieb mehr, irgendeine Aufgabe (abseits der Bewältingung der Angststörung) durchzuziehen; gerade in Bereichen, in denen ich früher mal sehr stark war. Als wäre die Luft draußen. Gut, dazu kommt eben die Erkenntnis, das früher fast nichts zum gewünschten Erfolg führte, aber eben nicht aufgrund eines Scheiterns an der Aufgabe ansich, sondern an der entgegengebrachten Ignoranz. Trotz das ich sage, man solle sich bei der eigenen Angst nicht selbst belügen, muß es wohl im Zuge der Antriebsgewinnung doch irgendwo noch eine andere Qualität des sich selbst Belügens geben, um sich selbst wieder Antrieb zu verschaffen, auch ohne ein konkretes Ziel vor Augen zu haben. Aber etwas zu tun ist doch irgendwo eine Grundfeste, bevor man vollends apathisch wird. Viel Schlaf tut zwar gut, um den Kopf wenigstens für ein paar Stunden wieder klar zu bekommen, andererseits schläft irgendein Teil des Gehirns wohl im Wachzustand weiter und will einfach nicht. Selbt wenn ich was anfange, bringe ich es nicht fertig und wenn ich unter Druck weitermache und mich zwinge, mit dem Hintergedanken, das ich es doch mal mit links geschafft habe, werde ich stinkig und dann ist per Definition sowieso alles zwecklos, was ich bisher an der Tätigkeit getan habe.

Wie gewinnt ihr, bei all der Problematik um euch selbst, Antrieb, wenn ihr vielleicht ähnlich betroffen seit? Hat das was mit den berühmten vielschichtigen Emotionen zu tun, die ich so eigentlich gar nicht kenne?

Grüsse

05.10.2012 17:48 • #15


A


x 4





Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Dr. Reinhard Pichler