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KimberlyMarie
Hallo , alle zusammen

Ich bin zurzeit ziemlich Ratlos und bräuchte ein paar Tips, es geht um Folgendes:

Ich leide seit etwa 2 Jahren an einer Panikstörung, mit Agoraphobie und Panikattacken. So kommt es , dass mir Situationen, wie z.B. Einkaufen , Bus oder Bahn fahren und generell Situationen , die mit Menschen verbunden sind , sehr schwer fallen oder gar unmöglich sind/erscheinen.

Ich führe seit geraumer Zeit eine Fernbeziehung ( auf mehr als 600 km Abstand zu meinem Partner). Nachdem mein Partner mich jetzt schon einige male besucht hat , bin ich an der Reihe . Und da ist das große Problem : ich müsste mich 7 Stunden in die Bahn setzen . Horror . Obwohl mein Partner mich auf der Rückfahrt und meine Mutter mich auf der hinfahrt begleitet, habe ich riesige Angst . Es ist schon so weit , dass ich regelmäßig, nur wegen des Gedankens an die Fahrt , zusammenbreche und Panikattacken bekomme . Ich bin mit meinem Latein am Ende . Ich versuche mir jedes mal zu sagen, dass ich keine Angst haben bräuchte, weil eben die Bedingungen, unter denen ich Reise , sehr gut sind . Aber das nützt nichts .
Habt ihr vielleicht Vorschläge für mich , wie ich die fahrt , trotz Panikattacken gut überstehen , ich mich selbst beruhigen und wieder Kraft sammeln kann ?

Ich bin für jeden Ratschlag sehr dankbar .

23.06.2016 17:52 • 23.06.2016 #1


8 Antworten ↓


Perle
Hallo Kimberly,

ich habe mal eben Deine anderen threeds überflogen.

Ok, das Thema Medikament fällt bei Dir weg. Das ist mutig von Dir, Hut ab. Aber auch wenn Du eine Krücke für einen bestimmten Zeitraum nehmen würdest, wäre das nicht der Weltuntergang.

Ich kann Deine Attacken bzgl. der anstehenden Bahnfahrt total nachempfinden. Das Problem ist, dass es leider kein Patentrezept gibt. Du hattest ja woanders geschrieben, dass Du das regelmäßige Rausgehen etc. übst. Und nun kommt eben die ganz große Herausforderung für Dich!

Ich habe damals auch Schritt für Schritt meinen Übungsradius erweitert und letztes Jahr bin ich ganz alleine insgesamt 6 Stunden Bahn gefahren. Ich hatte bei mir: MP3-Player, Essen + Trinken, Kaugummi, Talisman, Plastiktüte, Malbuch, nassen Waschlappen um nur Einiges zu nennen. Ich habe fast die ganze Zeit im Speisewagen gesessen, weil ich mich dort besser ausbreiten konnte und nicht von so vielen Menschen umgeben war.

Hast Du eigentlich die Teilstationäre Therapie schon gemacht?

LG, Martina

23.06.2016 18:14 • #2


A


Ich suche dringend Ratschläge!

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piglet
Hallo Kimberley,

auch ich hatte vor einiger Zeit ähnliche Probleme. Die Angst und Panik in öffentlichen Verkehrsmitteln war der Horror. Musste dann aber mit dem Zug eine längere Strecken fahren und eine Stornierung stand nicht zur Debatte. Bin also gefahren und es hat trotz größter Befürchtungen gut geklappt. Habe mir meinen mp3 Player, ein Buch mit Tips und Infos wie man sich bei Angst und Panik Verhalten soll, dazu reichlich Kaugummi, ein lustiges Buch und ja, auch meine ,Notfalltropfen eingepackt. Gebraucht habe ich nichts von allem. Hatte eine Freundin dabei die mich abgelenkt hat und es hat wirklich gut funktioniert. Leicht war es nicht, aber ich bin gut am Ziel angekommen. Ich hab mir immer wieder gesagt dass es auch nicht besser ist wenn ich die Reise absage und traurig daheim auf dem Sofa sitze. Wohlmöglich noch mit dem Gefühl versagt zu haben.
Du hast mit deiner Mutter und deinem Freund eine super Begleitung. Du schaffst das!

23.06.2016 18:29 • #3


KimberlyMarie
Zitat von Perle:
Hallo Kimberly,

ich habe mal eben Deine anderen threeds überflogen.

Ok, das Thema Medikament fällt bei Dir weg. Das ist mutig von Dir, Hut ab. Aber auch wenn Du eine Krücke für einen bestimmten Zeitraum nehmen würdest, wäre das nicht der Weltuntergang.

Ich kann Deine Attacken bzgl. der anstehenden Bahnfahrt total nachempfinden. Das Problem ist, dass es leider kein Patentrezept gibt. Du hattest ja woanders geschrieben, dass Du das regelmäßige Rausgehen etc. übst. Und nun kommt eben die ganz große Herausforderung für Dich!

Ich habe damals auch Schritt für Schritt meinen Übungsradius erweitert und letztes Jahr bin ich ganz alleine insgesamt 6 Stunden Bahn gefahren. Ich hatte bei mir: MP3-Player, Essen + Trinken, Kaugummi, Talisman, Plastiktüte, Malbuch, nassen Waschlappen um nur Einiges zu nennen. Ich habe fast die ganze Zeit im Speisewagen gesessen, weil ich mich dort besser ausbreiten konnte und nicht von so vielen Menschen umgeben war.

Hast Du eigentlich die Teilstationäre Therapie schon gemacht?

LG, Martina


Hallo , Martina

Ja, ich war am überlegen, ob ich mir für die Fahrt etwas wie z.b. Diazepan hole , weil das Atosil , was ich als Bedarfsmedikament nehme, mich zwar total weghaut und müde macht , aber erst , nachdem die Panikattacken da waren. Nur will mein behandelnder Facharzt mir diese Art von Medikamenten nicht verschreiben und meint , dass ich das Ganze auch ohne durchstehen würde ( wo er wahrscheinlich Recht hat , aber es würde mir trotzdem wesentlich helfen).

Das Problem ist , dass ich extrem mit dem Üben nachgelassen habe , weil mir einfach zurzeit die Kraft dazu fehlt .. und wahrscheinlich auch die Motivation .. und Bahn bin ich in meinen ganzen Übungen auch noch nie gefahren , seitdem die Panik da ist... ich habe es zwar einmal , vor ein paar Tagen ,versucht ,bin aber wieder vor der Situation geflohen und habe es dann im Endeffekt nicht gemacht .

Aber trotzdem danke für deine Ratschläge. Ich glaube , Ablenkung ist das Beste , was ich in der Situation machen kann und außerdem beruhigt mich der Gedanke, dass in einem Zug Toiletten sind, auch nochmal zusätzlich.

Ja, meine Teilstationäre Therapie habe ich vor etwa 2 Monaten beendet.

LG

23.06.2016 18:48 • #4


KimberlyMarie
Zitat von piglet:
Hallo Kimberley,

auch ich hatte vor einiger Zeit ähnliche Probleme. Die Angst und Panik in öffentlichen Verkehrsmitteln war der Horror. Musste dann aber mit dem Zug eine längere Strecken fahren und eine Stornierung stand nicht zur Debatte. Bin also gefahren und es hat trotz größter Befürchtungen gut geklappt. Habe mir meinen mp3 Player, ein Buch mit Tips und Infos wie man sich bei Angst und Panik Verhalten soll, dazu reichlich Kaugummi, ein lustiges Buch und ja, auch meine ,Notfalltropfen eingepackt. Gebraucht habe ich nichts von allem. Hatte eine Freundin dabei die mich abgelenkt hat und es hat wirklich gut funktioniert. Leicht war es nicht, aber ich bin gut am Ziel angekommen. Ich hab mir immer wieder gesagt dass es auch nicht besser ist wenn ich die Reise absage und traurig daheim auf dem Sofa sitze. Wohlmöglich noch mit dem Gefühl versagt zu haben.
Du hast mit deiner Mutter und deinem Freund eine super Begleitung. Du schaffst das!


Hallo , Piglet

Auch dir vielen ,lieben Dank für deine Ratschläge

Ja, ich denke , die Angst , bevor die Situation eintrifft , ist die Schlimmste . Ich habe auch bei ganz vielen Dingen die Erfahrung gemacht , dass es im Nachhinein gar nicht so schlimm war . Aber es ist trotz des Wissens , immer wieder ein riesen Akt , sich nicht so von der Panik unterkriegen zu lassen .

Und ja , da gebe ich dir vollkommen Recht . Im Endeffekt ist es besser , die Sache durchgestanden zu haben , als sie nicht zu machen . Aber es ist trotzdem sehr , sehr schwer .
Ja, mit den beiden habe ich wirklich eine tolle Begleitung und ich weiß auch nicht , warum ich immer noch so eine extreme Angst habe . Aber vielleicht legt sich das .
Ich Danke dir wirklich vielmals

23.06.2016 18:57 • #5


Perle
Hast Du denn den Eindruck, dass Dir die Therapie geholfen hat?

Meine Freundin hat in ähnlichen Akutsituationen Tavor genommen, das hat ihr gut geholfen.

Ich verstehe nicht, warum Dir Dein behandelnder Arzt kein Medikament zur Unterstützung geben möchte. Ich finde das verkehrt, denn Du bist mit Deiner Angsterkrankung schon viel zu lange zugange. Du bist ein junger Mensch und sollst mutig hinaus in die Welt gehen und Dir den Wind um die Nase wehen lassen.

Ich hatte in der Akutklinik eine Zimmergenossin, 18 Jahre alt. Du erinnerst mich sehr an sie. Sie ist inzwischen (ebenso ohne Medis) absolut angstfrei! Das, was ihr am meisten zurück ins echte Leben geholfen hat, war das Freiwillige Soziale Jahr. Plötzlich trug sie Verantwortung und musste anderen Menschen Unterstützung geben - und darüber vergaß sie ihre eigene Angst. Es ist immer wieder eine Freude für mich, die junge selbstbewusste Frau zu treffen!

Du schaffst das auch, aber bitte suche Dir eine Perspektive für Dein Leben. Wenn Du Dich zuhause versteckst, wird sich nichts in Deinem Leben verändern und das wäre doch schade.

LG, Martina

23.06.2016 19:01 • #6


Vergissmeinicht
Sehr schön geschrieben Martina

23.06.2016 19:13 • x 1 #7


KimberlyMarie
Zitat von Perle:
Hast Du denn den Eindruck, dass Dir die Therapie geholfen hat?

Meine Freundin hat in ähnlichen Akutsituationen Tavor genommen, das hat ihr gut geholfen.

Ich verstehe nicht, warum Dir Dein behandelnder Arzt kein Medikament zur Unterstützung geben möchte. Ich finde das verkehrt, denn Du bist mit Deiner Angsterkrankung schon viel zu lange zugange. Du bist ein junger Mensch und sollst mutig hinaus in die Welt gehen und Dir den Wind um die Nase wehen lassen.

Ich hatte in der Akutklinik eine Zimmergenossin, 18 Jahre alt. Du erinnerst mich sehr an sie. Sie ist inzwischen (ebenso ohne Medis) absolut angstfrei! Das, was ihr am meisten zurück ins echte Leben geholfen hat, war das Freiwillige Soziale Jahr. Plötzlich trug sie Verantwortung und musste anderen Menschen Unterstützung geben - und darüber vergaß sie ihre eigene Angst. Es ist immer wieder eine Freude für mich, die junge selbstbewusste Frau zu treffen!

Du schaffst das auch, aber bitte suche Dir eine Perspektive für Dein Leben. Wenn Du Dich zuhause versteckst, wird sich nichts in Deinem Leben verändern und das wäre doch schade.

LG, Martina


Also irgendwo hat die Therapie zeitweise,was die Panik angeht , etwas geholfen , nur sind während und nach der Therapie noch weitere psychische Belastungen dazugekommen, welche die Panik wieder verschlimmert haben und mein genrelles Befinden ziemlich runtergezogen haben.

Ja, das sehe ich auch so . Vielleicht hat er bedenken, weil das Medikament , auf Dauer, süchtig macht ,aber eben auf Dauer und nicht für insgesamt 14 Stunden Fahrt .

Das freut mich sehr zu hören ja, ich habe zum Glück auch eine Perspektive und werde nach den Sommerferien meine Schule beenden, nur ist das auch wieder etwas ,was mich sehr belastet. Aber vielleicht finde ich , durch den Alltag, ja wieder etwas zurück ins Leben .
Aber die Geschichte der Zimmergenossin gibt mir wieder etwas Mut , dass man die Panik doch besiegen kann .

Ich habe wirklich zu Danken,deine Worte bauen mich gerade wieder etwas auf. Und ja, ich denke auch , dass ich das alles meistern werde ,auch wenn ich noch einen harten weg vor mir habe und lernen muss , auch Rückschläge zu verkraften .

LG

23.06.2016 19:16 • #8


Perle
Du bist eine sehr kluge junge Frau und ich bin mir sicher, dass Du Deinen Weg gehen wirst.

Bitte vergiss´ nur nicht, dass das Leben neben allem Fleiß und Ehrgeiz auch ganz viel an Freude und Unbeschwertheit zu bieten hat. Du darfst Dich auch mal zurücklehnen, lachen und albern sein. Einfach so. Ohne irgendeine vollbrachte Leistung zuvor.

Ganz wichtig: Deine Panik kommt nicht, um Dich zu ärgern. Sie möchte Dich auf etwas in Deinem Leben hinweisen, was Du ändern solltest, um Dein inneres Gleichgewicht wieder zu finden. Darum versuche nicht, Deine Panik zu besiegen, das wird nicht funktionieren und es gilt hier ja auch nicht, einen Kampf zu gewinnen. Wenn Du mit Dir in Einklang bist und Deine Panik respektierst, dann wird sie mit der Zeit schwächer werden und irgendwann ganz verschwunden sein.

Alles Gute wünsche ich Dir!

LG, Martina

23.06.2016 19:51 • #9





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