Zitat von HaZelGreY:Muss ich denn eine Antwort auf alle Fragen bekommen?
Nein. Wenn du seit 20 Jahren damit nicht weiter gekommen bist, gibt es wenig Anlass zu erwarten, dass sich das ändern wird.
Ich habe auch ohne Tauchgänge in die Tiefen meiner Psyche aus der Angst gefunden. Und wenn ich nach Unterscheidungen zu dir suche, dann finde ich sie darin, dass ich dran geblieben bin. Jeden verdammten Tag. An vielen Tagen jede verdammte Minute. Und wenn ich tatsächlich mal abgebrochen habe, war ich spätestens ein paar Stunden später wieder am Start und habe dort weitergemacht, wo ich beim letzten Mal aufhören musste.
Du hast nach 20 Jahren in deinem Gehirn sehr komfortable Datenautobahnen angelegt. Das Gehirn ist Fan davon, denn es muss nichts mehr leisten. Es muss nur immer wieder einfach den Autobahnen folgen.
Heißt: Du hast dir abgewöhnt, zu denken.
Stattdessen reagierst du bereitwillig auf jeden Reiz, den du kennst mit den selben vertrauten Handlungsmustern. Du erwartest Angst: Angst kommt. Du erwartest Körperreaktionen: Körperreaktionen kommen. Du erwartest zu scheitern: Du scheiterst.
Egal, was immer du planst: Sobald dein Gehirn eine vertraute Botschaft sendet, schmeißt du alles andere über Bord und lässt ablaufen, was immer abläuft. Das allein wäre nicht so schlimm, wenn es nicht auch immer bis zum Ende so ablaufen dürfte. Sobald der Ball ins Rollen kommt, lässt du ihn ungehindert bis ins Tor gelangen und unternimmst keinen Versuch mehr, ihn abzufangen und in eine andere Richtung zu schicken.
Ich lese sehr oft bei dir, dass du nicht kannst. Das stimmt aber nicht. Du KANNST Gedanken stoppen. Du KANNST verhindern, dass dein Gedankenkarussell sich dreht und dreht. Du sagst, du kennst alle Techniken. Dann wende sie an. Eine nach der anderen, wenn es sein muss. Wenn A nicht klappt, nimm B. Und wenn du bei Z angekommen bist, fang wieder bei A an.
Du musst lernen, wieder zu denken. Nicht nur den Autopiloten laufen zu lassen. Er fährt dich Tag für Tag an die Wand. Trotzdem überlässt du ihm die Führung. Du bist physisch völlig gesund. Du weißt, wie ein gesundes, glückliches Leben für dich aussieht. Dann führe es.
Das heißt am Anfang mit ziemlicher Sicherheit, dass du so tust als ob. Das ist, was ich gemacht habe: Dinge getan, die gesunde Menschen tun. Gesund und maßvoll essen. Mich täglich bewegen. Mich mit Freunden und Bekannten treffen. Ins Theater/ Kino gehen. Rummelplätze besuchen und Achterbahn fahren. Übrigens ein heißer Tipp . Der Adrenalinkick bringt einen gut runter.
Meinen Haushalt in Schwung bringen. Sex mit dem Liebsten haben. Liebevoll mit ihm umgehen. Nicht nörgeln. Nicht jammern. KEIN WORT ÜBER MEIN BEFINDEN. Mir nicht anmerken lassen, wenn es mir schlecht ging. Arbeiten.
Gerade in der Anfangszeit hatte ich oft das Gefühl, ich würde irgendwie neben mir stehen und mir zusehen. In mir tobte der Weltuntergang, aber ich habe weiterhin Dinge getan, die gesunde Menschen tun.
Du musst neue Wege in deinem Gehirn anlegen. Und es dauert einfach verflixt lange, bis aus einem kleinen Trampelpfad auch nur annähernd eine Straße wird. Daneben verlaufen immer noch die riesig breiten Autobahnen, die nur dazu einladen, weiterhin auf ihnen entlang zu rasen.
Die Entscheidung, das zu tun, triffst du. Jedes Mal, wenn du in der Angst landest, hast du dich dafür entschieden. Es passiert nicht mit dir. Du steuerst es.