Zitat von HaZelGreY:Wenn du da in einer Situation warst, in der du funktionieren musstest, in dir drin aber alles brennt.
Was hast du in solchen Situationen getan, das dir geholfen hat?
Das hatte ich oft beim Arbeiten. Das Mühsamste war, morgens überhaupt loszufahren. Ich habe ja oft befürchtet, den Weg zur Schule nicht zu überleben.
Meine Methode war in etwa: Nicht nachdenken, nicht mit mir diskutieren. Stattdessen mir immer den jeweils nächsten Schritt vorsagen: Jetzt die Schuhe anziehen. Jetzt die Jacke. Tasche packen, Schlüssel einstecken, zum Auto gehen...
Beim Autofahren habe ich laut überlegt, was ich in der Schule als Erstes tun werde. Wenn das nicht ging, habe ich mich von Ampel zu Ampel dirigiert.
An der Schule angekommen, habe ich möglichst schnell Kontakt zu Kollegen gesucht, um ins Gespräch zu kommen. Small Talk, Absprachen treffen, egal. Hauptsache reden und zuhören. Im Unterricht war ich in der Regel so gefordert, dass ich einigermaßen durchkam. Manchmal sterbend, aber immer mit dem Anspruch, mir nichts anmerken zu lassen.
Ich kam recht häufig aus der Klasse und es ging mir besser. Aber das Prinzip, mich von einem Schritt zum nächsten zu hangeln, war eigentlich recht erfolgreich. Irgendwann flaut das Adrenalin ja doch ab, und das Wissen, nicht zu sterben, wenn ich nicht wegrenne, hilft dann beim nächsten Mal. Okay, manchmal auch nicht, aber dann halt wieder Schritt für Schritt.
Ich habe in meiner schlimmsten Zeit einmal den Fehler gemacht, zu meiden und nicht zur Arbeit zu gehen. Die Überwindung nach zwei Wochen wieder zu gehen, habe ich beinahe nicht gepackt. Ich habe damals meinen Mann gebeten, mich auf jeden Fall vor der Schule abzusetzen und mich nicht wieder mit nach Hause zu nehmen, weil ich es alleine nicht geschafft habe. Wir standen dann mitten im Schulhof, mein Mann ist trotz meines Bettelns nicht mit mir heimgefahren und irgendwann liefen so viele Studis an mir vorbei, dass mir gar nichts anderes übrig blieb, als auszusteigen.
Ich war dann noch kurz Kotzen bevor ich in den Unterricht bin. Nach einer Stunde gings mir besser, nach 6 Stunden war der Spuk vorbei. Ich hab' mir geschworen, nie wieder zu vermeiden.