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Hallo liebes Forum,
wie viele Betroffene habe ich (Ende 20) lange überlegt ob ich hier, nachdem ich viel gelesen habe aber niemanden finde mit meiner Symptomatik, anonym reinschreiben soll und nun mache ich es einfach. Ich suche Hilfe von Menschen die mich verstehen.

Ich habe eine Krankheit, ich weiß aber nicht welche genau. Die Symptome sind der vielfältig:
-plötzliche Angstattacken (Hauptsymptom: schwerste Übelkeit)
-Gefühl das "irgendwas" nicht stimmt
-Haus verlassen manchmal nicht möglich
-Weit von zu Hause weg (Ausflüge, selbst Supermarkt) verbunden mit starken seltsamen und sehr unangenehmen Gefühlen, insbesondere Aufregung, Angst, "irgendwas ist komisch Gefühl", Übelkeit, Schluckbeschwerden (kann nicht die Spucke runterschlucken, bzw. es ist keine da). Ehrlich gesagt kann ich nichts mehr unternehmen und weiter als 10 Minuten von zuhause raus ohne diese Symptome.
-Gerüche (z.B. Tee, alles mögliche) lösen auf einmal ein massives Unwohlsein aus
Diese Gerüche bilde ich mir manchmal sogar nur ein, sie sind "wie auf einmal in der Nase".
-teilweise Zwangshandlungen (z.B. Kontrolle von Lebensmitteln)
-teilweise Zwangsgedanken (z.B. denke ich immer dass etwas was ich mache/sage schlechte Folgen nach sich zieht
-die Symptome kann ich noch um einige weitere ergänzen, aber das sind die Hauptsymtpome, steht’s begleitet von einem Gefühl dass "mir gleich etwas passiert, ich mich übergeben muss".

Ich kann mir diese Symptome nicht erklären, ich halte mich für einen normalen Mensch, habe studiert und eine Ausbildung gemacht. Was schon immer war ist eine sehr schwierige Beziehung zu meinen Eltern, ich weiß dass sie mich nicht lieben und mich nicht gern um sich hatten, es kam ihrerseits zum Kontaktabbruch. Egal was ich je getan hab, es genügte ihnen nicht und sowas wie elterliche Liebe kenne ich nicht, ich schaue da immer ganz traurig wie es bei meinen Freunden zu Hause zu geht.

Wenn ich Alk. trinke kann ich teilweise relativ unbeschwert am Alltag teilnehmen. Mir ist klar der Alk. betäubt die Angst.
Auch hilft es mich zu kratzen, oft bis es blutet.

Wisst ihr was das für eine Krankheit ist und woher sie kommt?
Und vor allem habt ihr Tipps wie ich raus gehen kann, Ausflüge machen kann ohne diese schlimmen Symptome? Ich stehe auf einer Warteliste für ein psychiatrisches Krankenhaus. Dennoch erhoffe ich mir Tipps die einen Umgang mit den Symptomen erleichtern.

Bis vor ein paar Jahren hatte ich diese Symptomatik nicht und habe ein relativ normales Leben (Arbeit, Ausgehen, Freunde treffen, Sport, usw.) geführt doch das kann ich nicht mehr. Ich traue mich fast gar nichts mehr da ich immer wieder diese seltsamen Symptome habe.

Ich hoffe ihr könnt mir ein wenig helfen.
Grüße.

02.04.2022 22:36 • 15.04.2022 x 1 #1


8 Antworten ↓


M
Hallo an dich,
Diagnose kann ich keine stellen. Die Symptome, welche du beschreibst, können bei Angststörungen, oder auch bei depressiven Episoden vorkommen.
Darf ich fragen, wie lange du keinen Kontakt zu deinen Eltern hast?
Ist das nicht eine traurige Erfahrung, die du damit erlebt hast?
Das stelle ich mir sehr traurig vor....
Kratzen, bis es blutet, um Spannung abzubauen?

02.04.2022 23:12 • x 1 #2


A


Hilfe! ANGST und seltsame Empfindungen Was ist nur los

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Zitat von Waldvogel:
Hallo liebes Forum, wie viele Betroffene habe ich (Ende 20) lange überlegt ob ich hier, nachdem ich viel gelesen habe aber niemanden finde mit ...


Schaut euch bitte diesen Herrn an .
https://youtube.com/channel/UCOggvZjSfyxH1orqRyqU7ZQ

LG

02.04.2022 23:22 • x 1 #3


E
Hallo lieber Waldvogel,
erstmal ist es sehr gut, dass du auf der Warteliste für eine psychiatrische Einrichtung stehst und dir bewusst ist, dass du da Hilfe brauchst. Die Einsicht dafür ist immer der erste und meist auch schwierigste Schritt und darauf kannst du stolz sein.

Ich kenne deine Symptome sehr gut, kann aber natürlich nicht sagen "was du hast". Bei mir ist es eine Angststörung mit Panikattacken und depressiven Episoden. Ich führe auch ein "normales" Leben, studiere, gehe arbeiten und habe eine eigene Wohnung. Trotzdem gibt es viele Momente, in denen ich totale Panik bekomme und mich hilflos fühle.
Diese Probleme bekommt man leider nur mit einer Therapie in den Griff. Wenn du wieder diese Gefühle bekommst, kannst du mal versuchen Atemübungen zu machen oder sogar raus gehen und herumspringen, das hilft mir auf jeden Fall immer.
Du musst dich auf jeden Fall mit den Erfahrungen deiner Kindheit auseinandersetzen. Meine Therapeutin hat mal gesagt: "Liebesentzug ist das schlimmste was man einem Kind antun kann". Es könnte sein, dass du nie diese Geborgenheit und Sicherheit gespürt hast und dir jetzt halt so dieser Halt fehlt und immer das Gefühl hast es würde gleich etwas schlimmes passieren. Wie gesagt, ich kann dir jetzt keine Diagnose stellen aber ich kenne das sehr gut von mir selbst.
Bis du deinen Termin bekommst, versuch Sachen zu machen die du wirklich schön findest und dich abzulenken. Zum Beispiel spazieren, Sport machen oder irgendein Hobby wie malen, das was dich halt wirklich ablenkt. Wenn du jemanden hast mit dem du reden kannst, probier das vielleicht mal, es hilft schon oft fürs erste. Du kannst auch versuchen, dich jeden Tag einen Schritt mehr zu trauen, aber überfordere dich auch nicht.
Wünsche dir alles Gute!

04.04.2022 10:19 • x 2 #4


W
Zitat von Mascarpone:
Hallo an dich, Diagnose kann ich keine stellen. Die Symptome, welche du beschreibst, können bei Angststörungen, oder auch bei depressiven Episoden ...


Kontakt ist seit etwas mehr als einem Jahr keiner da. Das ist für mich sehr traurig aber ich habe schon oft gespürt dass ich nicht geliebt werde, wie gesagt wenn ich sehe wie die Eltern von Freunden mit ihren Kindern (meinen Freunden) umgehen da werde ich immer traurig, freue mich aber auch für meine Freunde.

Ja genau das kratzen wegen der Spannung.

08.04.2022 18:21 • #5


W
Zitat von ela123:
Hallo lieber Waldvogel, erstmal ist es sehr gut, dass du auf der Warteliste für eine psychiatrische Einrichtung stehst und dir bewusst ist, dass du ...

Danke für die ausführliche Antwort.

Das hat mir ein bisschen geholfen.
Wie wird diese Angststörung denn therapiert? Ich weiß nicht ob da reden etwas bringt. Ich möchte wieder raus gehen können ohne Angst (und den Symptomen) und mein Leben genießen.
Liebesentzug kommt dem sehr nahe, das hat mich nämlich berührt als ich es gelesen habe.
Ich bin auch oft traurig dass ich keine Eltern habe die mich gern um sich hatten, gleichzeitig denke ich aber dass es viele Menschen gibt wo es bestimmt noch schlimmer war (eventuell Scheidungskinder) und frage mich warum diese nicht solche "Störungen" haben wie ich sie gerade habe.

08.04.2022 18:27 • #6


moo
Willkommen Waldvogel,

Zitat von Waldvogel:
-Gefühl das irgendwas nicht stimmt

irgendwas stimmt nie, kann auch nie stimmen. Ein diffuser Geist bringt diffuse Geistesobjekte hervor. Insofern ist Irgendwas doch stimmig, denn es kann nicht bestimmt werden. Belass es dabei, lass es unkonkret, misch Dich nicht ein.

Ängste, Zwänge und selbstverletzendes Verhalten sind Überlagerungen. Sie begegnen den lautlosen Schreien, indem sie stärker, umfassender, körperlicher werden. Wie bei einem Leprakranken, der sich die entzündete Haut mittels Feuer zusätzlich verbrennt, weil das sein ständiges Jucken kurzzeitig überdeckt und er eine temporäre Befriedigung erlangt, indem er sich einen noch größeren Schmerz als Gegengewicht zufügt.

Zitat von Waldvogel:
Bis vor ein paar Jahren hatte ich diese Symptomatik nicht und habe ein relativ normales Leben (Arbeit, Ausgehen, Freunde treffen, Sport, usw.) geführt doch das kann ich nicht mehr. Ich traue mich fast gar nichts mehr da ich immer wieder diese seltsamen Symptome habe.

An irgendeinem Punkt in Deinem Leben hast Du umgeschaltet. Du hast die Unzulänglichkeit von Arbeit und Freizeitaktivitäten als Lebenssinn erfahren und kannst dahin nicht mehr zurück. Doch gleichzeitig siehst Du keine Alternative. Der übliche Pfad, den der menschliche Geist dann nimmt ist die Fokussierung auf Interna, also auf geistige und körperliche Abläufe und Funktionen.

Was der Geist aber eigentlich immer wollte (und immer noch will) ist, sich bestätigt zu fühlen. Er blickt sich in die Welt hinaus. Er ruft und will Antworten auf seine Bedürfnisse - zuerst im Außen (Beruf, Freunde, Familie), später - wenn er hier keine Erfüllung findet, im Innen. Ein Kardinalsfehler ist in beiden Fällen: er erwartet Antworten, hinterfragt jedoch niemals die Fragen, bzw. den, der die Fragen stellt.

Unsere moderne Gesellschaft will uns Antworten geben und hofft, dass wir die Fragen daraufhin ausrichten. Wer diesem vorbestimmten Diskursraum nicht folgen kann (oder will), gerät leicht in einen Monolog. Wer soll ihm antworten, wen soll er fragen? Sich? Seinen Körper?

Man kann sich an diesem Punkt mal die Frage nach den stillen Fragen stellen. Vielleicht kommt man irgendwann mal darauf, dass es legitim ist, keine Frage zu haben. Nichts zu wollen, nichts abzulehnen.

Das nenne ich das Feuer einstellen - den Monolog zu beenden. Dann findest Du Dich in allem und alles in Dir.

10.04.2022 17:20 • #7


E
@Waldvogel
Also ich denke, reden hilft eigentlich immer. Mir hilft es schon sehr, zu wissen wo die Probleme herkommen, da kann man das ganze irgendwie etwas differenzierter betrachten. Ebenfalls muss man irgendwann loslassen können und nicht irgendwie daran festhalten, also dieses Kindliche Verlagen danach, dass irgendwann mal alles gut sein könnte zwischen dir und deinen Eltern. Das musste ich auch lange lernen. Die Therapie hilft mir einfach, aus diesem Zwang auszubrechen und die Dinge realistischer zu betrachten.
Manchmal kann man auch eine Verhaltenstherapie machen, habe damit selber aber keine Erfahrungen.
Es geht vielen so wie dir. Und auch wenn du denkst das es Leute gibt die "schlimmeres" erlebt haben, darfst du deine Probleme und Gefühle trotzdem so wahrnehmen wie sie sind und es kann trotzdem schlimm für dich sein.

15.04.2022 14:29 • #8


E
@Waldvogel
Und ebenfalls, merkt man es bei ganz vielen Menschen gar nicht das sie solche "Probleme" haben. Viele können es gut überspielen oder haben schon einen Weg gefunden, wie sie effektiv damit umgehen können. Ich denke bei mir auf der Arbeit würde auch nie jemand denken, das es mir oft so geht oder ich oft Panikattacken habe. Sogar als ich ein Mal Antidepressiva nehmen sollte, war meine beste Freundin total verblüfft weil sie nie wusste, wie schlimm es wirklich ist.
Mach dich nicht selber fertig. Dir ist halt etwas schlimmes widerfahren, wofür du nichts kannst! Und da musst du nun leider etwas gegen tun.

15.04.2022 14:35 • x 1 #9





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