Ich finde es schade dass hier in diesem Forum immer wieder Gespräche so eskalieren.
Ich möchte hier auch nichts weiter zu der Diskussion sagen. Aber ich möchte mal was ganz allgemeines erzählen.
Ich bin auch Krankenschwester und habe über 12 Jahre in dem Beruf gearbeitet. Ich habe in einem sehr großen Krankenhaus gelernt und dort viele Stationen kennen gelernt. Unter anderem war ich auch länger in der Psychiatrie eingesetzt aber auch auf sämtlichen anderen Stationen die es gibt. Nach der Ausbildung war ich viele Jahre im neurologischen Intensivbereich.
Ich habe viele viele schlimme Sachen gesehen. Bilder die ich niemals mehr aus meinem Kopf bekomme, die einen größten Anteil an dem ausmachen wie es mir heute psychisch geht. Zusammen mit der krassen Ausbeutung in diesem Beruf. Einer der schlimmsten Monate war wo ich satte 260 Stunden arbeiten musste, wo nicht mal mehr gefragt wurde ob ich die Schicht übernehme sondern es befohlen wurde. Einer von vielen Monaten mit Überstunden. Das war in einem Dezember wo Weihnachten ist. Keine Zeit mehr für Familie etc. Seitdem habe ich chronische Magenprobleme.
Ich habe mir immer gesagt ich möchte trotzdem nie so eine abgestumpfte Schwester werden wie ich sie nur zu oft kennen gelernt habe. Ich betrachte jeden Menschen, jede Situation individuell.
Menschen landen aus allen möglichen Gründen im Krankenhaus. Wenn wir mal die Gründe analysieren, würden sich viele Sachen vermeiden lassen. Menschen kommen ins Krankenhaus weil das Hobby zu risikoreich ist, weil man sich sein Leben lang mit kippen, Dr.o.gen, Alk. und fettigem essen voll gehauen hat, weil man zu riskant gefahren ist, weil man keinen Helm aufm Fahrrad auf hatte, weil man mit 80 bei Eis auf den Straßen draußen spazieren geht, weil man durch zu viel Stress von der Arbeit irgendwelche Krankheiten entwickelt hat oder umgekippt ist....diese Liste kann man sicher noch weiter führen. Ich denke man versteht worauf ich hinaus will. Das alles verschlingt Unsummen an Geld und Kapazität. Die Pflegekräfte sind überarbeitet, das Gesundhritssystem müsste reformiert werden, und zwar gründlich. Aber man hilft allen. Nur ist es schade dass oftmals hauptsächlich bei psychisch kranken mit dem Finger drauf gezeigt wird, die verschlingen unnötig Kapazitäten. Die haben ne Macke..Psychische Erkrankungen können zum tot führen. Es gibt Menschen die legen sich irgendwann zum sterben ins Bett, springen aus dem Fenster weil sie es einfach nicht mehr aushalten können. Es ist leider ein schwierig zu behandelndes Krankheitsbild und sicherlich ist es auch nicht in Ordnung dann wöchentlich in die Notaufnahme zu gehen. Aber es kann jeden treffen. Ich habe schon viele Menschen kennen gelernt die absolut normal waren und plötzlich da rein gerutscht sind, überhaupt nicht wussten wie sie damit umgehen sollen. Wenn die Person sich dann umgebracht hat weil sie es überhaupt nicht mehr ausgehalten hat sind die Leute dann betroffen. Aber dann ist es zu spät und Familien zerbrechen. Es ist schwierig sofort Hilfe zu bekommen weil es leider immer mehr gibt die diese Probleme entwickeln. Die Praxen werden immer voller. Und es gibt nicht die eine Wunderpille die hilft.
Von daher finde ich es sehr gut dass es dieses Forum gibt. Mir hat es schon oft geholfen hier zu lesen und zu schreiben und jeder sollte es tun wenn er am durchdrehen ist und es ihm hilft die tausendste Rückversicherung und Erfahrung hier zu lesen. Manchmal steckt man in Gedankenschleifen fest was für diese Erkrankungen eben typisch ist und niemand sollte hier ein schlechtes Gefühl bekommen zu schreiben oder zu fragen.
Es ist nicht die Schuld der psychisch kranken dass das gesundheitssystem überlastet ist. Es hat viele Faktoren. Politikentscheidungen, eine Gesellschaft die lebt als wenns kein Morgen gibt, geldgierige Konzerne, mangelnde Prophylaxe, ungesunde Lebensweisen etc.
Also bitte alle auch ab und zu mal atmen wenn man hier liest...
12.07.2025 22:36 •
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