Zitat von veggicat: das unangenehme Gefühl im Brustkorb kann man einfach nicht wegdenken
Aber man kann es anders bewerten. Gerade wenn du Sport machst, kannst du dir immer wieder sagen "Ich habe heute/ die letzten Tage/Wochen/Monate trotz körperlicher Belastung überlebt, also ist auch jetzt alles okay."
Und dann genau mit dem weitermachen, was man tut, anstatt weiter in sich reinzuhorchen.
Ich hab mich permanent zusammengeschissen, sobald ich mich beim Beobachten und bei ängstlichen Gedanken erwischt habe. Oft auch laut, denn was wir hören, erreicht unser Bewusstsein auf anderen Wegen, als das, was wir nur denken. Wenn wir etwas nur denken, überlagern sich oft mehrere Gedanken. Dann befinden sich z.B. Gedanken wie "Mist, es stolpert schon wieder!" / "Ich bin gesund!" / "Schon wieder!" / "Warum hört das nicht auf?!" / Alles ist okay!".., gleichzeitig in unserem Hirn. Und weil die Stimme der Angst immer lauter ist, hören wir ihr zu, statt der der Vernunft.
Ich habe mich oft bewusst vor den Spiegel gestellt, mir ins Gesicht geguckt und laut gesagt: "Hör auf mit dem Sche.iß! Du bist gejoggt, also bist du gesund! Basta!"
Wenn es wieder gestolpert hat, habe ich es wieder laut gesagt: "Du bist gesund!" Manchmal wie ein Mantra zig Male hintereinander. Laut und energisch.
Das fühlt sich am Anfang bescheuert an, aber es ist in Wahrheit weit weniger dämlich, als dauernd "Mimimi, Hilfe, ich sterbe! Mimimi, Hilfe, es stolpert schon wieder! Mimimi, ich hab so Angst!" vor sich hinzuheulen.
Oder sich hinzusetzen und die Stolperer zu zählen oder Puls und Blutdruck zu messen. DAS ist krank. Nicht das Einüben neuer Denkmuster.
Wenn es schlimm gestolpert oder gerast ist, habe ich mich erst recht kräftig bewegt. Und wenn ich nach 10 Minuten immer noch nicht tot umgefallen war, mit wieder und wieder laut gesagt: "Hör auf zu spinnen, du bist gesund!"
Sobald auch nur ein winziger Gedanke an Angst aufgetaucht ist, habe ich mir mein inneres Stoppschild hochgehalten und mir laut versichert, dass ich gesund mit.
Wenn das Hirn voll mit Angstmüll ist, muss es ständig mit gesundem Denken gefüttert werden, damit dieses auf Dauer den Müll verdrängen kann.
Solange man aber immer weiter lieber Müll denkt und Fürze hätschelt, bleibt eben auch der Müll im Kopf.
Dann darf man sich nicht wundern, wenn es trotz Sport und Schießmichtot nicht besser wird.
Das ist wie in der Hundeerziehung: Wenn ich nicht will, dass mein Hund an der Leine zieht, muss ich dafür sorgen, dass Ziehen ihn niemals an sein Ziel bringt, indem ich sofort stehenbleibe, bis die Leine wieder locker ist und sofort anhalte, sobald sie sich wieder strafft. Das funktioniert bei einem Welpen, der noch nicht gelernt hat, zu ziehen, relativ schnell und problemlos.
Hat der Hund bereits Erfolg durch Ziehen gehabt und diesen über Monate und Jahre ausgekostet, bedeutet das, dass ich, wenn ich ihm das abgewöhnen will, über Wochen draußen kaum vorwärts komme, weil ich quasi sofort nach dem Losgehen wieder stehen bleiben muss, weil der Hund erneut zieht.
Nur, wenn ich absolut konsequent da dran bleibe, wird sich nach Wochen täglichen Einübens der neuen Gewohnheit, allmählich Erfolg zeigen. Dabei reicht ein einziger Rückfall in alte Muster, um den Erfolg der letzten Wochen wieder zunichte zu machen, weil der Hund sofort erkennt, dass er nur ausdauernd genug ziehen muss, damit es wieder so läuft, wie er es kennt und will.
Man nennt das "variable Verstärkung" und sie ist ein mächtiges Mittel, um Verhaltensweisen zu festigen.
Im Umgang mit der Angst bedeutet das, immer sturer zu sein, als der (Schweine-) Hund. Je weniger Rückfälle in vertraute Angstgedanken man sich leistet, um so weniger zerren sie an der Leine und gehen irgendwann ganz artig bei Fuß.