Habe da etwas ganz tolles über Extrasystolen gefunden. Ist aber sehr lang.
In der Wand im RECHTEN VORHOF sitzt unser Pilot, der sogenannte SINUSKNOTEN (für Interessierte: auch Nodus sinuitralis oder Keith Flackscher Knoten genannt). Der Pilot ist satte 2 mm breit und enthält jede Menge Nervenfasern und Zellen. Der brave und verlässliche Sinusknoten erzeugt beim Erwachsenen in Ruhephase ca. 60-80 Stromschläge in der Minute, die er weiterleitet. Er ist der PRIMÄRE Schrittmacher des Herzens und passt auf, dass der Flieger nicht in Turbulenzen kommt oder gar abstürzt.
Der Stromschlag zischt dann zum Copiloten, dem Vorhof-Kammer Knoten (für Interessierte: AV-Knoten, Nodus atrioventricularis oder Aschoff Tawara Knoten). Dieser empfängt die Erregung und leitet sie über den Rest der Crew, das Hissche Bündel, an die Muskeln der Herzkammern weiter, damit diese sich zusammenziehen können und damit das Blut kräftig pumpen können. Der AV Knoten ist der SEKUNDÄRE Schrittmacher des Herzens.
Das geniale dabei: Fällt der Pilot, also der Sinusknoten mal aus, übernimmt der Copilot (AV Knoten) die Funktion des Sinusknotens. Zwar nicht mit 80 Schlägen, aber immerhin noch mit 40-60 Schlägen, womit man sehr gut leben kann!
Aber genialerweise damit noch immer nicht genug. Selbst wenn Pilot und Copilot keine Freude mehr am Arbeiten haben, stürzt der Flieger nicht ab! Es gibt nämlich noch die Crew, das Hissche Bündel. Die können das zwar nicht ganz so gut, wie die ausgebildeten Piloten, aber sie halten das Flugzeug trotzdem sicher in der Luft. Und diese Crew ist nicht zu unterschätzen! Die spannt nämlich ein riesiges Netz an Nervenzellen über die Herzkammern (das Netz nennt man übrigens Purkinje Fasern). Das Genialste dabei: Jede beliebige Nervenfaser aus dem Purkinje Geflecht kann die Erregungsbildung übernehmen und das Herz mit 20-40 Schlägen weiterschlagen lassen. STERBEN ALSO FAST UNMÖGLICH! Selbst wenn alles schief geht, ist irgendwo noch ein kleines Teilchen, das das Herzchen weiterpumpen lässt.
Nach diesem kleinen Exkurs (ich hoffe, es war nicht allzu langweilig), nun zu Deiner Frage - SVES und VES.
SVES oder Supraventrikuläre Extrasystolen: Wie ich gerade geschildert habe, gibt es im Herz ein riesiges Geflecht aus Millionen von Nervenzellen, die den Herzmuskel innervieren (erregen). An jeder Millimeter kleinen Stelle sitzt irgendwo einen Nervenzelle, die einen Tausendstel Millimeter kleinen Muskelteil zur Kontraktion bringt. Dass bei Millionen und Milliarden von Nervenzellen nicht immer alles glatt gehen kann ist logisch und wäre nicht durchführbar. Unmöglich! Versuch mal 1 Milliarde Hunde gleichzeitig im Gleichschritt an der Leine gehen zu lassen. Absurder Gedanke, oder? Genauso beim Herz. Millionen von Zellen können nicht immer gleichzeitig in die Höhe hüpfen. Und wenn eine dieser Zellen mal im Vorhof aus der Reihe tanzt, dann nennt man das: Supraventrikuläre Extrasystole (Ventrikel=Kammer, supra=über). Passiert das in der Kammer, dann heißt es: Ventrikuläre Extrasystole.
Sobald so was passiert, passiert aber im Grunde gar nichts, DENN es gibt ja unseren verlässlichen und erfahrenen Piloten: Dieser merkt das nämlich sofort und denkt sich sicher dabei: Typisch, schon wieder einer aus der Reihe getanzt... Muss da mal durchgreifen!
Was tut der arme Kerl dann? Richtig! Er muss mit dem nächsten Stromschlag warten, damit wieder alles in der Reihe ist, sonst kommt Chaos raus. Ist so, wie wenn eine Kindergartengruppe in Zweierreihe geht. Tanzt einer raus, muss man ihn wieder reinholen. Damit das funktioniert lässt man alle kurz warten und reiht sie neu. Das ist dann die Pause, die man nach einer Extrasystole spürt.
Der Herzpilot, der Sinusknoten achtet darauf, dass alles perfekt abläuft. Nichts kann ihn verunsichern, nichts kann ihn aus dem Rhythmus bringen. Solche Pausen kann der Sinusknoten Tausendmal am Tag auch machen. Es stört ihn nicht. Vielleicht ist er sogar froh, wenn etwas Abwechslung in sein Leben kommt. Vielleicht ist das Leben seines Menschen einfach zu langweilig - kein Sport, keine Aufregung, immer schonen - deshalb sucht er sich Abwechslung. Vielleicht schlägt das Herz seines Besitzers immer zu konstant? Der Sinusknoten will mal 140 Schläge und dann wieder 60 Schläge austeilen in der Minute. Kann er das nicht, freut er sich vielleicht dankbar über jede einzelne Extrasystole, die daherkommt, damit er wenigstens irgendwas zu tun hat.
Auf jeden Fall: Weder VES noch SVES sind gefährlich, denn unsere Piloten sind auf Draht und haben sicher keine Lust, abzustürzen! Auf die Beiden kannst Du Dich blind verlassen und ihnen vertrauen!
23.05.2021 23:12 •
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