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L
Hey ihr Lieben,

Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass ich mich hier einmal anmelde.

Ich bin 22 w und leide seit meiner Kindheit an Zwangsgedanken. Bin generell eher ängstlich aber doch sehr selbstbewusst.

Seit ein paar Jahren bemerke ich, wie die Zwangsgedanken immer weniger wurden.
Meistens habe ich auch eher Episoden wenn mich etwas getriggert hat.
Generell gab es aber gefühlt noch nichts wovor ich noch keine Angst hatte.
War ein Thema abgehakt, so kam dann bald wieder ein neues.

Im Sommer ging es mir dann so gut wie nie. Ich war immer ein sehr glücklicher Mensch aber zu diesem Zeitpunkt war ich eher sehr ausgeglichen. Ich dachte echt die ZG besiegt zu haben.

Im November geriet ich dann in eine sehr stressige Phase und ignorierte meine Überforderung sehr lange.
Eines Tages traf mich dann der Schlag.
Von jetzt auf gleich kam ich mir vor wie im Traum. Ich fühlte mich nicht mehr richtig anwesend.

Dieses Gefühl hörte irgendwie nicht mehr auf und ich steigerte mich stark hinein.
Ich wachte mit Angst auf und ging mit Angst schlafen. Ständig war ich am zittern und meine Gedanken rasten nur.

Ich hatte das Gefühl den Verstand zu verlieren.
Ständig überprüfte ich mein Wohlbefinden, fing an sehr viel zu googeln und meine Zwangsgedanken haben so durchgeschlagen wie noch nie.
Teilweise konnte ich tagelang an NICHTS anderes mehr denken als:

Ist meine Umwelt real?
Habe ich mir vielleicht alles ausgedacht?
Bin ich eventuell Tod?
Habe ich eine Psychose?
Bin ich wahnsinnig geworden?

Ich suchte ständig nach Symptomen einer Psychose an mir und hatte heftige Angstzustände, dass ich insgeheim diese Gedanken glauben könnte.

Sprich, zwei riesige Ängste waren geboren.
Einmal die Angst davor, verrückt zu sein oder es zu werden und generelle Fragen über die Existenz.
Beides war mit enormen Gefühlen verbunden. Ich konnte vor Angst kaum mehr essen und war nur noch am weinen.

Irgendwann wollte ich mich dann einweisen lassen weil ich der festen Überzeugung war, einen an der Waffel zu haben. In der Klinik sagte man mir dann, dass ich eine Angststörung habe und absolut kein psychotisches Verhalten aufweise.
Also ging es ab nachhause.

Die Angst war plötzlich wie weggeblasen und ich konnte endlich wieder durchatmen.
In der nächsten Woche hatte ich ein Gespräch in der Früherkennung um einfach sicher zu sein, dass es keine Psychose ist.
Auch dort versicherte man mir, dass kein Risiko für eine Psychose besteht.

Doch irgendwann kam dann nach einer Zeit wieder der Zweifel auf und ich suchte nach Symptomen die ich vielleicht vergessen habe zu erzählen. Ich steigerte mich wieder extrem rein. Ich war besonders aufmerksam ob ich Geräusche höre oder Dinge sehe und konnte an nichts anderes mehr denken.
Ich habe nie solche Phänomene erlebt. Aber trotzdem dachte ich "Gleich ist es soweit, noch eine Sekunde und ich halluziniere bestimmt."
Die Angst war wieder auf ihrem Höhepunkt.

Ich habe in den letzten Monaten sehr hart an mir gearbeitet. Ich lerne, meine Angst zu akzeptieren und durfte die Erfahrung machen, dass die Derealisation (Gefühl wie im Traum, nicht anwesend zu sein) ein Konstrukt meiner Angst ist. Denn Angst = Stress, und vor Stress versucht mich mein Körper aktuell zu schützen.
An manchen Tagen spürte ich, wie die DR vielleicht nur noch zu 15% da war.
Ich fühle mich teilweise wieder anwesend und das Gefühl ist der Hammer.
An manchen Tagen kommt die DR wieder zurück aber wenn ich nicht drauf eingehe, dann geht es auch meistens wieder.

Ich gehe arbeiten, ich treffe mich oft mit Freunden, habe Sex mit meinem Partner und gehe meinen Hobbies nach, mache Sport und versuche der Angst nicht die Macht zu geben.
Ich kämpfe jeden Tag für mich.
Ich nehme meine Angst und meine Gedanken mit und akzeptiere sie.

Bald fange ich eine Therapie an. Ich hatte einige Erstgespräche und Krisengespräche.
Aktuell bin ich in Gruppentherapie und nutze die psychologische Beratung an der Hochschule.

Ich weiß, dass es nicht von heute auf morgen weggeht aber was mich trotzdem sehr stört ist mein Gedankenkarussel.

Ich kann nicht aufhören zu denken. Beziehungsweise kaum.
Ich habe leider einen totalen Grübelzwang entwickelt.
Ich kann kaum aufhören mir Gedanken über die Welt zu machen.
Manchmal kommt mir alles so fremd vor, als kann es gar nicht real sein.
Dann schweife ich wieder rüber zum Thema Psychose.
Dann wieder das anderes Thema "Universum, das Leben, etc."
Eines Tages kam mir der Gedanke "Was ist Sehen überhaupt?"
Und das hat mich dann wieder extrem verängstigt.
Sachen die mir früher nie Angst gemacht hätten. Ich habe schon immer hier und da Gedanken über das Leben gehabt aber mittlerweile kann ich kaum mehr aus meiner Perspektive denken sondern sehe nur noch "Das Große und Ganze".

Es ist mühselig. Ich bin zwar sehr stolz, dass ich die Angst langsam im Griff habe und so viel Stärke bewiesen habe. allerdings wünsche ich mir einfach wieder mein Leben zurück.
Die Grübelei hat sich so verselbstständigt.
Es geht nur noch um meine psychischen Probleme.

Ich fühle mich sehr alleine mit meinem Problem. Ich weiß, dass es nur wieder ein neues Thema meiner Zwangsstörung und Angststörung ist, allerdings ist es diesmal so allgegenwärtig.
Ich vermisse mich… ich habe gerade Tränen in den Augen weil ich wieder an die Zeit vor diesem "Break Down" denken muss…
Ich will wieder meine Umwelt normal wahrnehmen…

Ich weiß gar nicht was ich mir hier erhoffe.
Vielleicht auf Leute zu treffen die Ähnliches durchgemacht haben. Wobei sich gerade diese Leute meistens nicht mehr in solchen Foren aufhalten

09.03.2022 19:05 • 06.04.2022 x 3 #1


4 Antworten ↓


E
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09.03.2022 19:21 • #2


A


Grübelzwang, DPDR, Zwänge Ängste

x 3


psychomum
Zitat von Lads:
Hey ihr Lieben, Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass ich mich hier einmal anmelde. Ich bin 22 w und leide seit meiner Kindheit an Zwangsgedanken. Bin generell eher ängstlich aber doch sehr selbstbewusst. Seit ein paar Jahren bemerke ich, wie die Zwangsgedanken immer weniger wurden. Meistens habe ich auch eher ...

Hallo Lads,

herzlich willkommen,



ja, da schreibst du was...wenns einem gut geht, hält man sich nicht mehr hier auf, das stimmt irgendwie, aber hier gibt es auch positive Beispiele, die ihre Angst besiegt haben.

Ich gehöre leider nicht dazu

Ich leide auch unter Zwangsgedanken, Ängsten usw...seitdem der Krieg ausgebrochen ist, ist es wieder extrem....der Kopf rattert und die Gedanken rasen und es hört nicht auf....einfach nervig....bei mir weiß ich aber den Auslöser, hat viel mit Trauma zu tun.

Ich finde es richtig gut, wie du trotzdem deinem Alltag nachgehst und alles hinbekommst, das half mir auch immer am meisten.

Das Witzige ist, als es mir noch besser ging, hatte ich genau die gleichen Gedanken bezüglich einer eventuellen Psychose usw....ich kenn das....was hat mir geholfen?

Ich habe mich abgelenkt und nicht mehr gegoogelt, mir gings dann viel besser.

Und heute denk ich 0 drüber nach, ob ich eine Psychose haben könnte, das ist komplett weg, zumindest etwas Positives gibts bei mir Damals war ich auch ständig beim Arzt deswegen.

Kannst du dir erklären, warum die Gedanken bei dir wieder ausgebrochen sind? Achja, hast du ja geschrieben durch Stress...

Medis können auch helfen und Threrapie. Therapeutisch bist du ja gut angebunden, das ist gut.

Obwohl ich bei dir sogar denke, es geht einfach wieder weg, so wie du dich beschreibst, mit deinen Hilfen die du hast

viele Grüße

09.03.2022 22:08 • #3


G
Hi habe mich in deinem Text komplett wieder gefunden . Unglaublich.. bist du gerade online ?

11.03.2022 00:02 • #4


A
Hallo Lads,

wie gehts dir denn aktuell?

06.04.2022 14:09 • #5






Dr. Christina Wiesemann