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S
Ich hatte jetzt einige Tage Ruhe vor diesen schrecklichen Attacken bis mich die Realität wieder einholte. Vor einiger Zeit bat mich eine Freundin das ich sie doch besuchen kommen sollte. Ja und die Zeit reichte mir nie: Arbeit ,Haushalt,Kind....

Gestern schlage ich das örtliche Mitteilungsblatt auf und erstarrte zu Stein,denn ich las die Todesanzeige meiner Freundin.Ich habe pausenlos ein schlechtes Gewissen,mache mir Vorwürfe das ich nicht mal eine Stunde Zeit für jemanden hatte und nun werden wir uns nie wieder sehen, sprechen oder hören können?

Die Attacken waren genau so plötzlich und schnell wieder da wie diese schreckliche Nachricht. Ich mußte mir das jetzt von der Seele schreiben ,habe zwar mit einigen Menschen schon darüber gesprochen aber ich weiß nicht ob das jemand so versteht. Und das schlimmste :ich schlage ständig diese Seite auf, schaue nach ob es wahr ist, ob der Geburtsname stimmt und hoffe immer noch ich habe falsch gelesen.

Ich weiß genau die nächste Zeit wird grausam für mich, mit Vorwürfen überschüttet und von Panik begleitet sein und am liebsten möchte ich davonrennen - und alles nur wegen ein bisschen Zeit die ich nicht hatte.

24.05.2009 21:08 • 02.06.2009 #1


18 Antworten ↓


G
Oh je

Ich denke, du könntest zwei Wege gehen (beide):

1) deiner verstorbenen Freundin einen Brief schreiben, in dem du ihr alles sagst, was du dazu denkst und empfindest. Deine Schuldgefühle, deine Trauer, auch was dich mit ihr verbunden hat usw.
Und dann diesen Brief z.B. auf ihr Grab legen. Oder in einer Kirche dem Pfarrer geben. Oder ins Meer werfen. Oder was dir selber dazu am passendsten erscheint.

2) Dir immer wieder klarmachen, dass niemand perfekt ist. Du hast so gehandelt, wie das damals für dich richtig erschien. Und selbst wenn du tatsächlich nicht richtig gehandelt haben solltest: Vergib dir. Falls du katholisch bist, kannst du auch zur Beichte gehen. Aber wichtig ist es m.E., dass man sich auch selbst vergibt. Ich weiß, es kann sehr schwer sein, aber es ist nötig und auch möglich. Es kann aber eine Zeitlang dauern, bis das Schuldgefühl nachlässt. Mach dich bitte nicht zu sehr verrückt.

Lieben Gruß,
GastB

24.05.2009 21:50 • #2


A


Freundin starb unerwartet - mache mir Vorwürfe und hab Panik

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W
Hallo Silha!Meine Schwägerin ist auch am Freitag gestorben.Sie war 54 Jahre alt.Keine 2 Monate davor eine Freundin mit 40 Jahren.(3 Kinder)
Es ist schlimm,wenn man jemanden verliert und sich Vorwürfe macht.Du hättest es nicht verhindern können.Das glaube ich fest.Manche Menschen bekommen Ihren Seelenfrieden nicht hier auf dieser Welt.
Das ist schwer zu verstehen,ich weiß.Es warst nicht du,weil Du keine Zeit hattest-es war die Zeit,die sie hier nicht mehr sein wollte.
Liebe Grüße

25.05.2009 08:31 • #3


S
Vielen Dank für Eure tröstenden Worte. Ich weiß ich hätte es nicht verhindern können,aber wäre ich noch mal da gewesen dann wären die Schuldgefühle wenigstens nicht. Die neuen Panikattaken vieleicht auch nicht so heftig.
Die Tipps von GastB sind echt toll. Ich werde mich heute noch hinsetzen und mir das alles in einem Brief von der Seele schreiben,es meiner Freundin mit einem schönen Blumenstrauß auf das Grab legen und hoffe sie verzeit mir und ich finde wieder zur Ruhe.Jetzt werde ich noch ein bißchen heulen gehen und mein Kopf fühlt sich schon wieder an wie kurz vor der nächsten Attake.Ich schaue heute Abend noch mal rein.

25.05.2009 14:38 • #4


P
Hallo,

Mach dir bitte keine Vorwürfe.
Auch ich hab meinen Papa letzte Weihnachten verloren.
Er fiel völlig unerwartet ins Koma und starb dann 3 Tage später auf der Intensiv.
Das war schlimm, weil man nicht wirklich Abschied nehmen konnte..
Ich konnte ihm nicht sagen, wie ich mich fühle, wie sehr ich ihn mag, wie lieb ich ihn habe, was für ein toller Papa er war.. er war unansprechbar.
Ich konnte auch im Krankenhaus nicht richtig mit ihm reden.
Für mich lag da nur noch sein Körper, sein Geist war wo ganz anders.. obwohl er eigentlich noch lebte.
Das war schlimm, denn wie du kontne ich auch keinen Abschied nehmen.
Danach fing es dann an bei mir mit den PA.
Ich schreibe meinem Papa auch heute noch Briefe, und ich verbrenne sie dann richtig zeremoniell, weil ich das Gefühl habe, dass sie ihn so irgendwie erreichen, wo immer er auch jetzt sein mag.
Der Tod ist nicht schön, aber er gehört zum Leben.
Ich hab mir viele Gedanken dazu gemacht in den letzten Monaten, und ich will dir Papas Gednekspruch auf den Weg geben:
Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derer, die an ihn denken.
Erinnerungen, das ist das Einzige, was bleibt.
Leben und Geben, das muss man tun. Denn außer dem, was man gibt, außer dem, was man getan hat, bleibt Nichts übrig, wenn man geht.
Nur die Erinnerungen bleiben in dieser Welt. Und die sollten schön sein.
Deshalb lebe ich mein Leben jetzt bewusster.
Auf Papas Beerdigung waren über 200 Leute.. der Saal in der Kirche war überfüllt wie bei einem Konzert. Viele wollten von ihm Abschied nehmen, weil er einfach so Vielen im Laufe seines Lebens geholfen hat.
Daran erinnere ich mich, wenn es mir shclecht geht, und das hilft mir immer wieder auf die Beine.
Der Gedanke, dass man so viel Liebe wie möglich geben muss, bis man stirbt. Den finde ich schön und tröstlich, und gar nicht kitschig.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft.
Trauerarbeit ist eine schwierige Sache, aber ich denke, das Briefeschreiben wird dir helfen. Mir hat es jedenfalls sehr gut getan.

Alles Gute,
Pilongo

P.S.: Entschuldigt die Rechtschreibfehler, aber das hat mich sehr aufgewühlt und ich hab nicht wirklich auf die RS geachtet.

25.05.2009 15:37 • #5


S
Vielen Dank auch an Dich -Pilongo es hilft mir wirklich sehr wenn ich lese das es noch so viele andere gibt die das Schicksal hart getroffen hat . Ich glaube nur uns ,die noch dazu diese Panikattacken täglich oder wie oft auch immer ertragen müssen trifft es noch härter. Es ist ein ständiges Wechselbad der Gefühle und ein täglicher Kampf mit der Panik klar zu kommen und dann belastet einen so ein Schicksalsschlag so enorm.Ich war die ganze Zeit wie in Trance,als hätte ich starke Medikamente genommen. Zum Glück habe ich jetzt eine Woche frei,denn bei der Arbeit darf ich mir so gar keinen Fehler erlauben ,denn da steht auch Menschenleben auf dem Spiel. Schön das mich jemand versteht und tröstende Worte hat.Hier war ich von Anfang an richtig .

25.05.2009 21:42 • #6


P
Nee, da muss ich dir aber ganz arg widersprechen.
Wir, die an PAs leiden, uns geht es gut.
Wir müssen nur ein bisschen an uns selber arbeiten und die Angst verstehen lernen, dann klappt es auch wieder mit demm alltäglichen Alltag.
Es gibt Menschen, die trifft das Schicksal viel härter.
Ich denk da nur an all jene, die querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzen, oder diejenigen, die an einer sonstigen Behinderung leiden. Oder die, die geistig behindert sind, sich nicht richtig ausdrücken können, wer weiß was in deren Kopf vorgeht.
Oder ich denke an die Menschen in Afrika, die für ein Glas Wasser töten, die Waisen dort, die nie Liebe erfahren haben und sie vielleicht nie erfahren werden. Oder einfach die Rentnerin nebenan, die ihren ehemann verloren hat und ohne Kinder und Verwandte nun ihren Lebensabend verbringen muss.
Glaub mir, ich hab schon viele Schicksale gesehen.
Gerade deshalb, weil ich auch selber lange um meine Sehkraft k#mpfen musste und seit 15 Jahren an einer unheilbaren Krankheit leide weiß ich: Es geht immer noch schlimmer.
Wenn ich morgens aufwache, freue ich mich, dass ich den Sonnenschein sehen kann, der den Raum erhellt, dass ich ohne Schmerzen aufstehen kann, dass ich mich selber im Badezimmer anziehen und waschen kann.
All das sind keine Selbstverständlichkeiten.
Viele Menschen haben nicht einmal das, was wir jeden Tag so leichtfertig hinnehmen.
Ich bin dankbar für meine Gesundheit, und so ein bisschen Angst ist im Vergleich zu dem, was einem noch passieren könnte, echt harmlos
Ich bin echt dankbar für jeden Tag, den ich leben darf
Lewider vergisst man im Alltag zu schnell, wie schön und wertvoll das Leben eigentlich ist.
(Und ja, ich hab grad eine philosophische Anwandlung. Wird Zeit, dass ich ins Bett geh. Aber solche Gedanken erfüllen mich immer mit einer Art Hochgefühl: Ja, ich kann! Ja, ich lebe!)

25.05.2009 22:39 • #7


W
Oh Pilongo-wie schön.
shila-ich geh morgen zu der Beerdigung meiner Schwägerin.54 Jahre ist kein Alter oder??Loslassen können,das sollten wir auch bei unserer Angst oder?Wäre schön.Liebe Grüße

25.05.2009 23:01 • #8


P
wild:
Mein Papa war gerade mal 46.
Das ist auch kein Alter.
Aber so funktioniert das Schicksal leider auch nicht
Ich denk auch, egal, wann jemand stirbt -es ist immer zu früh.
Nur bei älteren Leuten rechnet man halt irgendwann damit, dann ist es weniger schockierend, aber trotzdem nicht minder schlimm.

25.05.2009 23:28 • #9


W
Du hast so recht,es entsteht immer eine riesengroße Lücke.Da kommen ja auch viele Ängste her,im loslassen können-wir wären sicher streckenweise gesünder.Mir gelingt es im Moment nicht.Geschehen lassen müssen,annehmen und den Frieden finden in Dingen,die wir leider nicht mehr ändern können.Schwer-echt schwer.Liebe Grüße

25.05.2009 23:36 • #10


S
Ich weiß natürlich das es vielen Menschen noch viel schlechter ergeht und ich glaube auch sie wären froh wenn sie nur die PAs hätten . Ich sehe das beruflich jeden Tag und in dem Moment wo ich arbeite habe ich auch keine PA ,denn ich bin so mit dem Leben der anderen beschäftigt und deren Schicksal das ich da keine Zeit habe für mich. Ich sitzte auch oft und denke -mir geht es doch gut es ist nichts und ich bin gesund doch leider kommen vor privaten Unternehmungen oft die Attaken so das ich viele Dinge absage . Und leben wollte ich eigenlich auch noch und nicht immer nur zu Hause hocken,denn wie schnell ist es vorbei. silha

26.05.2009 20:42 • #11


W
Vielleicht brauchst du grad die Zeit zuhause.Könntest nicht jemanden einladen und reden,reden,reden?Liebe Grüße

26.05.2009 20:45 • #12


S
Ich bin mir nicht so sicher ob ich die Zeit zu Hause brauche. Es ist aber zu Hause meistens am schlimmsten mit der Steigerung in die Panik,da ich am wenigsten durch etwas abgelenkt bin und so richtig Zeit habe tief in mich zu gehen und zu horchen wie es mir geht.Natürlich geht das ablenken zu Hause auch aber unterwegs ist das immer anders.Ich habe die letzten Tage mit vielen Leuten geredet und muß auch sagen das ich mich schon leichter fühle ,da ich gute Zuhörer hatte die mich verstehen.

29.05.2009 14:11 • #13


W
Na siehste-weiter so.Liebe grüße

29.05.2009 15:35 • #14


R
hallo, pilongo!

mensch, deine worte haben mich gerade zu tränen gerührt.

so ist es, genauso, wie du es so authentisch schreibst.
ich bin auch dankbar für jeden tag, den ich leben und genießen darf.

danke, pilongo!

LG
rose

29.05.2009 15:47 • #15


P
Danke rose, für dein Lob
Das tut mir gut ,sowas zu hören.

Heute feiert meine Schwester ihren 18ten und mir wird zum Abi gratuliert. Die ganze Familie sitzt zusammen und feiert.
Nur Papa nicht, der fehlt.
Er fehlt mir heute so sehr, dass ich ständig von der Gesellschaft weg gehen und weinen muss.
Das muss einfach raus, ich kann es nicht zurück halten.
Mein Freund muss im Moment so viel arbeiten, dass er kaum Zeit hat -in meiner Trauer fängt mich also auch keiner auf im Moment.
Das ist hart.
Aber auf der anderen Seite auch ganz gut.
Denn so muss ich wirklich mal auf ganz eigenen Beinen stehen, und das ist eine neue Erfahrung, die mich verunsichert, aber auch stark und tapfer sein lässt.
Trotzdem merk ich meine innere stndige Unruhe.
Da sind Gäste da, die kann ich nicht leiden, das Bedienen und Bewirten stresst auch auf eine gewisse Art und Weise. Und die Sehnsucht nach meinem Papa ist heute besonders groß.
Das ist einer der Momente, gerade, wo mir das Leben auch sehr hart erscheint. Ich hab meinen 18ten noch mit Papa feiern dürfen. Meine Schwester steht an ihrem 18ten als Halbwaise da.
Das ist nicht fair.
Aber das Schicksal ist auch nicht fair.
Trotzdem fällt es mir heute mal wieder schwerer, das einfach zu akzeptieren, denn heute ist die Sehnsucht einfach sehr groß.
Das Wichtigste ist aber, dass die Tränen raus dürfen.
Und man darf auch ruhig mal sagen: schei., es IST nicht fair.
Morgen ist das Gefühl dann wieder einer tiefen Dankbarkeit gewichen, die ich für meinen Papa schon lange empfinden kann.
Aber heute... heute will ich am liebsten das Schicksal bei der Gurgel packen und es kräftig schütteln, heute hab ich eine Wut im Bauch, die einfach raus muss. Denke, ich werd mir heut Abend mal wieder eine halbe Stunde Nacht-Joggen gönnen, die Wut einfach rausschwitzen quasi.
Puh.. ihr seht schon: Es ist nicht immer einfach.
Aber weiter gehen muss es immer irgendwie.

Alles Liebe,
Plongo

29.05.2009 19:39 • #16


R
mensch, pilongo, du hast mich gerade wieder zum weinen
gebracht; schön, daß auch meine tränen kullern können und dürfen.

ich kann dich - so, wie es dir heute geht - sehr gut verstehen.
habe es vor jahren ähnlich erlebt, nur mit meiner heiß geliebten mutti.

schön, daß es so ein forum gibt; man kann somit seinen frust sich von der seele schreiben.
ich hatte damals soetwas nicht, leider.

dieser tag, heute, geht auch vorbei. wie alles negative und leider auch das positive vorbei gehen. alles ist vergänglich.

morgen sieht dein tag, pilongo, hoffentlich wieder ein bißchen besser, trostvoller aus.
deinen geliebten papa sollst du tief in deinem herzen tragen; du hast somit immer eine stärke, ein vorbild und ein schutzgefühl.

schlaf nachher schön, pilongo
röschen

29.05.2009 20:26 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

G
Es muss schön sein, so einen Vater gehabt zu haben ...

30.05.2009 02:13 • #18


S
Ich komme gerade vom Spätdienst und hatte eben die Situation eine Frau eines Patienten zu trösten. Ich habe so viel in diesem Forum gelesen vor allem auch die Beiträge von Pilongo sind mir beim Trost spenden durch den Kopf gegangen und ich habe sie verwenden können für andere deren Leid noch größer ist. Und genau in dem Moment habe ich total vergessen das ich mit Panik und schrecklichen Symptomen zur Arbeit gefahren bin und fühlte mich danach so gut,denn ich habe andere trösten können. Und ich freue mich schon auf meinen morgigen Spätdienst-trösten,helfen,für andere da sein.

02.06.2009 22:38 • #19


A


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