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A
Hallo ,

Nachdem ich Ende letzten Jahres schon einmal mit der Derealisation zu tun hatte, habe ich jetzt wieder das Vergnügen. Wie ich sie letztes mal wieder losgeworden bin weiß ich leider garnicht mehr.
Es fing Ende Januar mit immer wiederkehrenden schlimmen Panikattacken an und Ängsten die sich hauptsächlich ums Herz drehen.
Das Ganze zog sich bis Anfang April und wurde dann von dem Gefühl der Derealisation abgelöst.
Die mich härter als davor getroffen hat.
Ich kann garnicht genau beschreiben wann oder wie sie kam, sie war einfach von einem auf den anderen Moment wieder da und hat mich wie betäubt.
Alles wirkt irgendwie surreal und im nächsten Moment wieder ganz normal.
Ich hatte plötzlich das Gefühl nichts mehr empfinden zu können und doch hab ich irgendwie so viel empfunden. Wie als wären meine Gefühle fein säuberlich in einer Kiste irgendwo tief in meinem inneren verstaut worden.
Ich bin teilweise total verwirrt und denke ich vergesse alle möglichen Dinge die ich erlebt habe oder empfinde es so, wie als hätte ich sie garnicht erlebt. Also auf emotionaler Ebene, dass ich daran beteiligt war ist mir bewusst.
Ich habe öfter auch mal so Momente in denen ich beispielsweise in die Küche gehe und garnicht mehr weiß was ich wollte, oder an etwas denke und es eine Sekunde später wieder vergessen habe und dann wirklich stark grübeln muss in der Hoffnung es fällt mir wieder ein.
Es gibt Momente in denen ich mich so abgeschnitten von der Umwelt und meinen eigenen Gefühlen fühle, dass ich denke ich drehe jetzt komplett durch, verliere meinen Verstand, mein Gedächtnis einfach alles und werde den Rest meines Lebens in die geschlossene kommen vollgepumpt mit diversen Medikamenten und das war’s. Ich habe in den Momenten das Gefühl ich löse mich gleich einfach komplett auf oder falle ins Koma oder wie auch immer. Es ist so surreal, dass es für mich kaum greifbar ist um es zu beschreiben.
Wenn diese Ausbrüche abflachen, fängt mein rationales Denken wieder an und ich akzeptiere die Derealisation und denke mir okay sie ist halt da. Das macht es meistens auch besser.

Ich hatte letzte Woche meine erste Sitzung beim Therapeuten und dort nochmal eine schlimme Panikattacke, diese war aber tatsächlich meine Letzte. Bis jetzt.
Danach habe ich mich wieder Sachen getraut die durch meine Ängste einen Monat nicht möglich waren. Lange Spaziergänge, einkaufen, Verwandte besuchen etc. ganz ohne Panik.
Was ich aber bemerkt habe ist, dass ich in den Situationen und Momenten in welchen die Panik mich regelrecht überkommt oder einfach Momente sind in denen ich zuvor Panikattacken erlebt habe, auf einmal wie auf Autopilot geschaltet bin. Ich bin immer noch Herr meiner Sinne und ich weiß auch das ich meine Bewegungen ausführe, dennoch fühlt es sich so mechanisch an. Ich bin dann wie benommen, oft denke ich ich werde gleich ohnmächtig oder verliere mein Gedächtnis, aber nichts der gleichen passiert. Ich laufe einfach weiter wie ein Roboter oder wie als würde ich schlafwandeln.
Ich hab tatsächlich das Talent mich UNNORMAL in die Sache reinzusteigern. Ich merke aber wenn ich mir sage, du kannst es nicht ändern die Derealisation ist da und sie wird dir nichts anhaben, dass ich sie nicht mehr bemerke oder sie vielleicht sogar verschwindet?
Naja das geht im ständigen Wechsel, da ich mich ja auch oft genug reinsteigere.
Mein Therapeut hat in Erwägung gezogen ich könnte an Dissoziation leiden. Ich habe mich mal genauer darüber belesen und informiert was mir noch viel mehr Angst gemacht hat. Ich kann mir nicht vorstellen daran zu leiden, vor allem wüsste ich nicht wieso.
Ich nehme die Derealisation eher als Symptom wahr, wie davor das ständige Herzrasen. Welches mir aktuell übrigens fast egal ist. Wenn es schneller schlägt bin ich so betäubt ich merke es nicht mal.
Die Derealisation ist besonders stark wenn ich wenig oder garnicht schlafe. Und seit Wochen schlafe ich kaum. Könnte es vielleicht daran liegen?
In der Vergangenheit, als ich noch nicht von psychischen Problemen betroffen war, konnte ich auch schon beobachten mich mit wenig Schlaf so gefühlt zu haben.
Dennoch denke ich spielt jetzt meine Panikstörung auch eine Rolle.
Ich werde einfach nicht schlau daraus, ich habe Angst, dass ich mich für immer so benebelt fühle und mein Leben nie mehr genießen kann. Ich frage mich wieso, weshalb, warum und was das soll. Wieso hab ich diese Derealisation? Wenn das eine mich nicht mehr verrückt machen kann, kommt das nächste was mich fast an den Rand des Wahnsinns treibt.
Hat jemand hier Erfahrungen damit? Hab hier schon etwas herum gesucht, aber eher ziemlich alte Themen gefunden.
Sorry für das durcheinander.

15.04.2022 14:37 • 01.08.2022 x 3 #1


24 Antworten ↓


moo
Servus,

also, so wie Du es beschreibst, deckt sich das 1:1 mit meinen DP/DR-Schüben. Bei mir begannen sie ungefähr in Deinem Alter, so Anfang 20. Das war ca. 1990 und damals war dieses Phänomen noch relativ unbekannt. Kein Facharzt konnte mir erklären, um was es sich handelte.

Bis ins Alter von ca. 35 J. hatte ich ca. 20 solche Erfahrungen, mal stärker, mal schwächer. Sie dauerten meist um die 20-30 Minuten. Danach war ich für mehrere Stunden ziemlich fertig - alles wie bei Dir. Erst als ich mit Meditation anfing, wurde das deutlich weniger. Je mehr ich mich mit Psychologie und Geistesarbeit beschäftigte, umso besser konnte ich damit umgehen.

Ich hatte 2013 einmal das Glück, mitten in einem 10-tägigen Meditationsretreat solch eine Episode ganz bewusst zu erleben und ließ mich deshalb voll darauf ein. Dabei stellte ich fest, dass eigentlich jegliches Erleben lediglich ein geistiger Film ist. Die DR-Version ist eigentlich wie eine Parallelwelt, die in meinem Fall insgesamt extrem emotionsarm ist. Dass uns das Angst macht, ist m. E. vorwiegend der Tatsache geschuldet, dass wir es nicht gewohnt sind, keine Emotionen zu erleben. Wir interpretieren es darum vielleicht ein wenig wie ein Zombie-Dasein...

Das deckt sich ja mit der schulärztlichen Theorie, dass DP/DR Schutzreaktionen des Geistes gegen Überlastung (Stress) sind. Ich sehe das nicht ganz so simpel (wie ich vieles nicht einfach so hinnehme ). Im Gegenteil ist es inzwischen eher eine interessante Erfahrung (die letzte hatte ich vor ca. 2 Jahren). Da ich aufgrund meiner Dhamma-Praxis nicht mehr so an meiner Selbst-Illusion hänge, verliert auch die DP/DR ihren (Angst-) Stachel. Das bedeutet: weder meinen Standard-Zustand sehe ich als normal noch den DP/DR-Modus als unnormal an. Es sind just zwei Seiten des geistigen Erlebens.

Doch ich gebe zu, das war ein langer Weg und ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig Hoffnung auf Gelassenheit im zukünftigen Umgang damit machen.

15.04.2022 16:50 • x 3 #2


A


Erfahrungen mit Derealisation

x 3


kritisches_Auge
Mir riet mein Psych von Meditation ab.

15.04.2022 18:07 • x 1 #3


A
Zitat von moo:
Servus, also, so wie Du es beschreibst, deckt sich das 1:1 mit meinen DP/DR-Schüben. Bei mir begannen sie ungefähr in Deinem Alter, so Anfang 20. ...

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich wünschte meine Episoden würden nur ein paar Minuten oder Stunden dauern. Habe öfter auch mal Phasen die sich meist über Tage strecken und nach dem aufstehen am schlimmsten sind.

Meditation habe ich auch schon getestet, am Anfang erstmal nur wegen Panikattacken. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie machen diese mich noch viel nervöser und ängstlicher als ich ohnehin schon bin. Schade eigentlich weil so viele immer positives darüber berichten.

Wirklich bewundernswert, dass du mittlerweile so gelassen bist im Bezug auf die DP/DR. Ich hoffe ich kann mir da eine Scheibe von abschneiden und in Zukunft auch gelassener werden!

15.04.2022 18:40 • x 1 #4


kritisches_Auge
Genau das sagte mein Psychiater vor einigen Jahren, wenn die Ich- Struktur nicht ganz gefestigt wäre, könnte es sein dass Meditation den gegenteiligen Effelt erzielt.

Vielleicht kommt es daran heran, dass ich früher ein Wort oder einen Gegenstand so lange betrachtete, dass der Sinn sich auflöste, das machte mir dann kurz Angst.

15.04.2022 18:53 • x 1 #5


A
Zitat von kritisches_Auge:
Genau das sagte mein Psychiater vor einigen Jahren, wenn die Ich- Struktur nicht ganz gefestigt wäre, könnte es sein dass Meditation den ...

Trat die DP/DR bei dir im Zusammenhang mit der Angst auf? Oder als eigenständige Störung? Und hast du immer noch damit zu kämpfen? Falls nein wie bist du dem "entkommen"?

15.04.2022 19:02 • #6


M
@Anonym99 also bei mir tritt es definitiv im Zusammenhang mit meiner Angst auf. Habe die gleichen Symptome wie du, momentan ist das "sich nicht im Spiegel erkennen" am präsentesten.
Hatte eine extrem stressige Zeit und dann eine Panikattacke, danach heftige Angstattacken. Das war dann zu viel für meine Psyche und seitdem bin ich in der dp.

15.04.2022 22:46 • x 2 #7


A
@MS07 das tut mir sehr leid, dieses Gefühl ist so schlimm und ich wünsche es wirklich niemandem!
Ich kenne das wenn man sich anguckt und sich denkt das bin ich?
Hast du irgendwelche Skills, wie du dich daraus holst? Ich leg mir manchmal Eisbeutel in den Nacken oder esse etwas, was intensiv im Geschmack ist. Manchmal fang ich mich damit wieder, oft hab ich die DP/DR aber über mehrere Stunden immer wieder in Schüben über den Tag verteilt.

15.04.2022 22:59 • x 1 #8


püppi2207
Ich habe das seit 2016 .
Dann ging es mir mega gut seit 2018 und es war weg.
Nur manchmal kurz.
Jetzt habe ich es seit einer Woche seit ich erkältet ist.
Es ist hart es anzunehmen,aber nur so geht es wieder weg.

15.04.2022 23:06 • #9


M
@Anonym99 das stimmt, wünsche das auch niemandem! Habe die DP/DR auch über mehrere Stunden am Tag. Ich versuche den Zustand so gut es geht zu akzeptieren, dann wird er "angenehmer". Auch wenn Gedanken aufkommen wie: ich bin nicht ich, wieso hab ich keine Emotionen mehr, lasse ich diese wie Wolken vorbeiziehen und steigere mich nicht in die Fragen hinein. So ist der Roboterartige Zustand immerhin schon mal verschwunden.
Außerdem nehme ich ein antidepressiva gegen meine Angststörung. Durch dieses sind auch ein paar Symptome der DP/DR verschwunden.
Deine Skills werde ich mir mal merken

15.04.2022 23:23 • #10


M
@püppi2207 immerhin gibt uns das die Sicherheit, dass der Zustand vergänglich ist! Hattest du das auch im Rahmen von Angst oder ähnlichem?

15.04.2022 23:25 • #11


püppi2207
@MS07 oh ja,ich habe eine generalisierte Angststörung mit der ich mittlerweile gut umgehen kann.
Mal mehr,mal weniger …
Dieser Zustand ist beängstigend,aber absolut harmlos .

15.04.2022 23:41 • x 3 #12


M
@püppi2207 das freut mich! Ich denke Akzeptanz muss man erst erlernen, so einfach geht das nicht. Aber wir schaffen das!

16.04.2022 08:12 • x 1 #13


A
Zitat von püppi2207:
Dieser Zustand ist beängstigend,aber absolut harmlos .

Stimmt, dass der Zustand harmlos ist muss man sich immer wieder vor Augen halten, dennoch ist es manchmal so Schwer.

16.04.2022 08:15 • x 1 #14


A
Ich hoffe hier schaut vielleicht nochmal jemand rein, der ähnliche Probleme hat.
Ist es normal, dass man in Phasen der DPDR total müde ist? Ich kann die Augen oft einfach nicht aufhalten, so wie als würde ich gleich in den Sekundenschlaf fallen. Meine Augen werden total schwer, bin oft sogar gezwungen mich dann hinzulegen, bzw. wenn ich unterwegs bin den Kopf kurz in die Hände zu legen und eine Weile die Augen zu schließen.
Außerdem sitze ich in letzter Zeit oft einfach da und bin komplett in mich gekehrt, alles zieht an mir vorbei und ich habe das Gefühl mein komplettes Ich zerfällt. Das sind die schlimmsten Momente in denen ich dann auch irgendwie total panisch werde und denke ich verliere mein Gedächtnis oder sonstiges. Beruhigt sich oft auch recht schnell wieder zu der erträglichen DPDR. Habe dadurch total die Probleme alleine irgendwas außerhalb der Wohnung anzugehen, aus Angst die Orientierung oder so zu verlieren. Kennt das jemand?

20.06.2022 11:02 • #15


Frau_Pübbels
Zitat von Anonym99:
Ich hoffe hier schaut vielleicht nochmal jemand rein, der ähnliche Probleme hat. Ist es normal, dass man in Phasen der DPDR total müde ist? Ich ...

Das kann ich eins zu eins so unterschreiben. Bin dann auch tierisch müde und hatte die selben Ängste. Ne zeitlang habe ich meinen Namen plus Adresse etc aufm Zettel geschrieben gehabt, für den Fall dass ich vergesse wer ich bin ^^ ist aber nie eingetreten.

20.06.2022 11:22 • x 1 #16


A
Zitat von kleinpübbels:
Das kann ich eins zu eins so unterschreiben. Bin dann auch tierisch müde und hatte die selben Ängste. Ne zeitlang habe ich meinen Namen plus Adresse etc aufm Zettel geschrieben gehabt, für den Fall dass ich vergesse wer ich bin ^^ ist aber nie eingetreten.

Die Sache mit dem Zettel mache ich momentan auch tut irgendwie gut zu lesen, dass ich nicht die Einzige bin, die auf solche Ideen kommt.
Hast du die Phasen der DPDR mittlerweile überwunden?

20.06.2022 11:39 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

Frau_Pübbels
Zitat von Anonym99:
Die Sache mit dem Zettel mache ich momentan auch tut irgendwie gut zu lesen, dass ich nicht die Einzige bin, die auf solche Ideen kommt. ...

Ne , ich kenne das auch ist wohl, habe ich zumindest gelesen, auch gar nicht so unüblich die Angst bei dpdr.
Ich habe es noch phasenweise, wenn es auf die periode zu geht ist es was stärker aber zu händeln. Mittlerweile nervt es mich mehr als das es mich ängstigt. Gab auch genug Momente, wo es komplett weg ist. Bin da recht zuversichtlich, dass es auch komplett weggehen wird. Und wenn nicht, kann ich immerhin damit leben

20.06.2022 12:52 • x 1 #18


G
@Anonym99 Dein Beitrag ist jetzt zwar schon ne Weile her, aber du beschreibst hier genau das was ich auch regelmäßig in letzter Zeit erlebe. Ich habe zwar keine diagnostizierte DPDR, aber wegen einer Lebensumstellung gegen Anfang des Jahres habe ich regelmäßig Phasen wo ich mich genauso fühle wie Leute mit einer Derealisation.

Heute morgen z. B.: ich stand irgendwie halb tot da und hab versucht mir doch irgendwie ein Brot zu schmieren und mich danach wieder direkt auf die Couch zu legen, um mir die Zeit bis Abends zu vertreiben...

Es wird zwar besser, mittlerweile kann ich tatsächlich beide Augen offenhalten ohne, dass ich mich deswegen anstrengen müsste und die Koordination generell verbessert sich, aber das geht seit das bei mir angefangen hat alles erst langsam besser über Monate. Aber immerhin.

Durchhalten und beharrlich bleiben muss man da. Viel Glück noch.

26.06.2022 16:23 • x 1 #19


A
@Germanist Huhu, diagnostiziert habe ich sie auch noch nicht direkt. Mein Therapeut ist sich noch nicht ganz so sicher, ob es ein Symptom der Panikstörung ist oder aufgrund eines Traumas so ausgeprägt ist und eher in die Kategorie Dissoziation fällt.

Die von dir beschriebene Situation kenne ich sehr gut, es ist wirklich nicht so leicht mit dem Ganzen umzugehen. Aber es ist wichtig zu wissen, dass dieser Zustand einem nicht schaden kann, auch wenn es sich so bedrohlich anfühlt.
Darf ich fragen, was bei dir für eine Lebensumstellung Anfang des Jahres stattgefunden hat?

26.06.2022 18:11 • x 1 #20


A


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