Lieber weltenbummler_m,
ich glaube, du bist ganz nah dran an einem normalen Schlafen. Du hast geschrieben, dass bei dir aus heiterem Himmel psychische Leiden aufkamen. Ich weiß jetzt nicht, welche das sind, sehe aber da den entscheidenden Zusammenhang. Die Frage ist: hast du früher gut geschlafen?
Wenn nicht, könntest du ein generelles Problem mit dem Schlafen haben, wie es ein lieber Freund von mir schon immer hat, seit Kindheitstagen. Er quält sich jede Nacht, liegt wach, liest, steht auf, sehr schwierig. Tabletten helfen ihm manchmal, aber auch er möchte lieber ohne sie hinkommen.
Solltest du früher gut geschlafen haben, spricht wenig dagegen, es jetzt auch zu können (trotz psychischer Probleme). Ich stelle mir vor, dass dein ganzes feines "System" (Nerven, Sympathikus, Parasympathikus, Amygdala usw.) durch die psychische Problematik in einer ständigen Aufruhr ist. Ständig "am arbeiten". Ich kenne das nur zu gut. Sehr anstrengend. Ich habe das Glück, immer schlafen zu können und kenne mich ziemlich gut damit aus, denn ich kenne die unterschiedlichsten Schlafarten (auch das ständige Aufwachen). Dass dir bisher gar nichts half, zeigt, dass dein "System" super stark ist, eigentlich etwas Gutes. Es "arbeitet" und "tut" und "macht". Nur leider hört es nachts nicht auf, um dir ein erholsames Schlafen zu ermöglichen. Dein Aktionssystem überwiegt das Entspannungssystem. Dagegen anzugehen ist nicht einfach, man kann nämlich das Aktionssystem nicht zwingen, ruhig zu sein. Aber: man kann das Entspannungssystem durch solche kleinen Übungen wie sie petrus57 vorschlägt, bevorzugen und "füttern". Das führt nach einer kurzen Zeit dazu, dass sich eine gewisse fühlbare innere Ruhe in dir auszubreiten beginnt. Es ist schwer zu beschreiben. Ich spreche hier von zehn bis zwanzig Minuten. Es braucht einiges an Mut, um trotz der inneren Aufregung (Gedanken) dabei zu bleiben, ohne verkrampft zu sein. Durch das bewusste ruhige Atmen, ich würde empfehlen, es im Stehen im ruhigen Zimmer zu machen, oder im Sitzen (ohne dass der Bauch eingeengt wird), entsteht automatisch eine leichte innere Ruhe, die sich langsam über den ganzen Körper und die Gedankenwelt ausbreitet. Man "fährt sich runter". Braucht Vertrauen und Geduld. Natürlich kann der "Aktionsapparat" jederzeit wieder anspringen, aber wenn man bei der Ruhe und vor allem einem ruhigen tiefen (in den Bauch) Atmen bleibt, beruhigt es sich wieder. Es reicht, wenn das "System" tagsüber aktiv ist und in der Nacht eine angenehme Pause einlegt. Probiere es aus. Sich aufzuregen, das geht schnell, aber zur Ruhe zu kommen, das braucht, wie gesagt, etwas Zeit und Mut und Geduld ...
Vielleicht hilft dir auch ein Bild: der Löwe ist immer in Aktion, suchen, jagen, sich verteidigen, usw. Aber wenn er sich hinlegt, ist es wie ein Kätzchen, das sich einkuschelt, alles loslässt und friedlich schläft.
Liebe Grüße
30.12.2020 12:08 •
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