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Hallo an alle

Ich bin neu hier... Ich hoffe hier bin ich richtig mit dem was ich schreibe...
Vorab auch direkt schonmal es geht nicht um mich persönlich... Mein bester Freund, 26 Jahre alt, leidet unter schweren Panikattacken mit agoraphobie... bei ihm ist das sehr vielseitig... beim bus fahren, beim auto fahren, beim bahn fahren, im tunnel... also oft da wo er nicht sofort eine fluchtmöglichkeit hat. Aber auch zuhause oder wenn er abends im bett liegt kam das schon vor. Er war deswegen auch schon 2 mal in Behandlung... das letzte mal 2008. Er hat das so gut wie aufgegeben und sagt immer er müsse damit leben. Das seh ich aber anders... er ist ein junger mensch und kann doch durchaus was tun, er muss nur wollen bzw nen ansporn dafür finden. Ich würde ihn selbstverständlich unterstützen... nur wie bekomme ich ihn dazu, das er einsieht, das er hilfe braucht? Im moment nimmt das nämlich überhand... auch unsere freundschaft leidet darunter... er hat seit 3 tagen einen neuen Job. Wo tagtäglich das problem aufkommt, wie er dahinkommt... oft läuft er ca eine stunde und das kanns doch nicht sein. Wenn er beispielsweise einen Zahnarzt termin hat, denkt er bereits wochen davor darüber nach ob das wohl hinhaut... manchmal hat es sogar super geklappt. Entweder ist er super gelaunt oder ganz schlecht und das kriegen dann einige leute zu spüren die sich natürlich abwenden... und bevor er völlig isoliert ist muss was passieren. Ich weiß oft auch nicht wie ich mich verhalten soll... ihm alles hinterherzutragen und von überall abzuholen schätze ich als falsch ein. Ist es richtig vielleicht einfach einen termin mit einem arzt zu vereinbaren ihn zu schnappen un dahin zu fahren? Oder setzt ihn das unter druck... Ich weiß nicht so recht was zu tun ist. vielleicht könnt ihr mir ja aus erfahrung tipps geben, ich wär auch sehr dankbar.

Viele liebe Grüße
Vanessa

25.06.2010 07:42 • 26.06.2010 #1


4 Antworten ↓


S
Hallo Vanessa,
toll wie Du Deinem Freund unter die Arme greifts....Du machst es richtig, bzw. Deine Denkansatz ist völlig richtig. Ihm den Popo hinterher tragen ist wirklich nicht gut, und ihn unter Druck setzen auch nicht!
Aber was Du machen kannst, ist es Zuzuhören, ihn wenn er es möchte zu begleiten, und ihm seine kleineren Erfolge vor Augen halten. Ihn zu stärken, auch wenn er nur das negative sieht.
Beispiel: Es ist ein toller Erfolg, das Du den Mut hast einen neuen Job zu beginnen, sich auf etwas neues einzulassen. Das nächste Ziel sollte für Dich sein, den Arbeitsweg zu vereinfachen. Lasse mich Dir helfen, indem wir gemeinsam üben in den Bus zu steigen.
Oder aber wenn er es alleine schaffen möchte, dann eben jeden Tag erst einmal eine Station mit dem Bus zu fahren, um es alleine zu üben....

Auch wäre es Sinnvoll, wenn Du ihm vielleicht von diesem Forum berichtest, so kann er sehen, nicht allein zu sein, dass es ganz viele Menschen mit ähnlichen Problemen gibt. Zwingen kannst Du ihn nicht, aber einwenig Druck kannst Du ausüben, indem Du ihm klar machst, das auch Eure Freundschaft belastet wird, wenn er nicht nach Hilfe sucht. Deine Hilfe ist nur begrenzt, und den wesentlich Teil muss er dazu beitragen....sein Willen zählt! Aber Du sollst auch Wissen, es ist megaschwer immer für einen Paniker parat zu stehen, bzw. alles zu verstehen. Du wirst sicherlich auch an manchen Situtionen pur verzweifeln, weil man den Betroffenen während einer Panik oft mit Worten nicht erreicht! Aber einen Betroffenen während einer Panik zum umdenken zu bringen ist recht einfach, indem man einfach das komplette Thema wechselt, ihn quasi zwingt sich mit etwas anderen zu beschäftigen, als mit seiner Angst!

25.06.2010 08:11 • #2


A


Bester Freund leidet unter Agoraphobie - wie ihm helfen?

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V
Danke für die schnelle antwort

Leider is alles ein wenig komplizierter...
Egal was ich ihm vorschlage dagegen zu unternehmen, er blockt ab. Also sprich therapie mit medikamentöser unterstützung. Er fängt an darüber zu reden... unterbricht dann aber immer und sagt ach ich möchte ja auch keinen belasten damit... und wenn ich dann sage, rede ruhig dann is er iwie raus und will auch nicht mehr so recht. Ich lobe ihn oft wenn er einen kleinen fortschritt gemacht hat, aber oft hat er noch was entgegenzusetzen und es kommt direkt sowas wie Ja super und morgen klappts dann wieder nicht. Manchmal meine ich er möchte die kleinen erfolge auch gar nicht anerkennen. Er hat halt nicht mehr allzu viele freunde und klammert dann sehr was auch oft zu streitigkeiten zwischen uns geführt hat...
Ich glaube wenn ich ihm von diesem forum erzählen würde würde er sich zunächst weigern sich damit zu befassen und mir vorallem noch vorhalten warum ich seine geschichte hier quasi ausplaudere. Er wehrt sich auch wehement dagegen, fachbroschüren oder -bücher zum Thema PA auch nur von außen anzusehen. Ich glaub er hat angst womit er da so konfrontiert wird...

25.06.2010 08:34 • #3


S
ja, es ist allzu typisch, das er an seine Erfolgen zweifelt...das kenn ich leider selber zu gut von mir. Er scheint neben der Angsterkrankung auch Depression zu haben, die sich bei uns Panikern sehr gerne dazu gesellt. leider! Aber Vorsicht, das ist nur eine Vermutung von mir, ich bin kein Arzt o.ä.!
Es ist schwer an jemanden heran zu kommen, wenn er nicht wirklich will. Ja, und es ist für unsereins sehr schwer, Erfolge zu erkennen und als solche zu akzeptieren. Denn der gesunde Menschenverstand weiß ja, das es nichts besonderes ist, wenn man ohne in Panik zu verfallen in einem Bus sitzt! Es ist auch völlig normal an der Kasse in der Warteschlange zu stehen, nur eben nicht für uns! Wir stehen immer an der Kasse, wo es noch durch irgendetwas zur Verzögerung kommt, und uns das warten noch weiter erschwert. Sollte er auch Depressionen haben, so liegen die Probleme noch schwerer auf dem Rücken, das sie einen lähmen, und nicht mehr aufraffen lassen. Auch ich habe manche Mitmenschen zur Verzweifelung gebracht, doch sie haben immer und immer wieder an meine Kraft appeliert, mich immer wieder bestärkt. Ich sah/ sehe es an manchen Tagen eher als Last, statt als Hilfe an. Ich sehe an manchen Tagen alles nur in Schwarz, und meine beste Freundin erzählt mir von den vielen schönen bunten Tagen die ich noch erleben soll!?! Im Moment der Schwarzseherei kann ich auch nur hämisch darüber lachen...denn ich habe immer den Eindruck ich gehe auf der Leiter im Schacht 5 Stufen hoch, um denn wieder 25 Stufen herunter zu rutschen. Und dieses Gefühl macht einfach Kraftlos! Mein Mann, meine beste Freundin, Bekannte und Therapeuten geben aber nicht auf, sie leihern mir immer wieder das selbe vor....und drohen mir damit niemals an einen Fortschritt zu zweifeln. Sie haben die Zuversicht, die mir schon so einige Male gefehlt hat, noch lange nicht verloren. Dies wiederum setzt mich gewissermaßen unter den Druck, sie nicht zu enttäuschen, so dass ich die Popobacken sehr oft zusammenkneife.
Ich weiß nicht, ob Du diese Zeilen für Dich umsetzen kannst, hoffe aber, das Du etwas besser verstehst, was Dein Freund erlebt. Wenn Du ihm wirklich helfen möchtest, dann musst Du einen Mittelweg zwischen Vertrauen ausbauen und Druck ausüben finden. Erst wenn er sich bei Dir zu 100% aufgehoben und verstanden fühlt, wird er sich darauf einlassen können, Dir zu vertrauen und Dich manche Entscheidungen für ihn treffen lassen. Und glaube mir, er weiß sehr wohl das er Hilfe braucht, aber das würde für ihn ein weiterer Kontrollverlust bedeuten.

25.06.2010 09:31 • #4


V
Danke für deine Antwort Söckchen.

Ich denke schon das ich ansatzweise verstehe was in ihm vorgeht... durch gespräche mit ihm, einige Internetseiten und auch das buch was ich darüber gelesen habe... einfach damit ich iwie lerne damit umzugehen und ihm zu helfen. Aber da ich selbst an depressionen leide, ist das natürlich nicht immer so einfach. Er setzt mich halt auch gerne unter druck so nach dem motto, wenn ich nichts mit ihm mache, sitzt er ja eh nur in der bude rum... und sobald ich mich mal 1 mal weniger blicken lass als die wochen zuvor krieg ich schon einen auf den deckel. Das setzt ungemein unter druck. Und einige dinge macht er durchaus bewusst und schiebt die dann immer auf seine Krankheit, dafür kenne ich ihn zu gut. Und das macht mich wütend. Mein komplettes leben nach ihm ausrichten kann ich defintiv nicht... daran würde ich zugrunde gehen, weil ich jemand bin der immer erst sieht wie es anderen geht, bevor ich an meiner eigenen baustelle weiter arbeite

Liebe Grüße
Vanessa

26.06.2010 16:56 • #5





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