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V
Hallo

Ich bin neu hier und im Moment ziemlich verzweifelt. Ich litt in der Vergangenheit bereits an einer Depression und generalisierten Angststörung, sie traten zum ersten Mal nach der Geburt unseres Sohnes auf. Ich war damals 9 Wochen in einer psychosomatischen Klinik, und einen erneuten Aufenthalt will ich um jeden Preis vermeiden!
Wir befanden uns kürzlich in Isolation wegen einer Coronainfektion und das hat mich scheinbar so getriggert, dass sich die Angst wieder bemerkbar gemacht hat. Seit 2 Wochen bin ich dauerangespannt und kann jede 2.-3. Nacht nicht schlafen, es ist super nervenzermürbend und bringt mich an den Rand der Verzweiflung.
Geht es jemandem ähnlich und hat jmd. Tipps umd positive Erfahrungen, wie man das Gabze durchsteht OHNE Klinik etc.? Ich habe bereits wieder Psychotherapie und zum Schlafen Trimipramin-Tropfen bekommen, die helfen aber nicht jede Nacht. Ansonsten nehme ich keine Psychopharmaka mehr.

DANKE und liebe Grüße
Vroni

21.02.2022 01:09 • 22.02.2022 x 1 #1


8 Antworten ↓


Schlaflose
Zitat von Vroni1908:
Ich habe bereits wieder Psychotherapie und zum Schlafen Trimipramin-Tropfen bekommen, die helfen aber nicht jede Nacht. Ansonsten nehme ich keine Psychopharmaka mehr.

Vielleicht die Dosis erhöhen en anderes schlafanstoßendes AD versuchen. Trimipramin (100mg) hatte bei mir auch 0 Wirkung. Oder für den Bedarfsfall ein richtiges verschreibungspflichtiges Schlafmittel dazunehmen. Auf diese Weise habe ich mich über die letzten 30 Jahre gerettet. Was mir petsönlich auch sehr hilft, ist regelmäßiger Ausdauersport.

21.02.2022 07:45 • x 1 #2


A


Angstzustände und Schlaflosigkeit seit Isolation

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moo
Willkommen Vroni,

Zitat von Vroni1908:
Ich litt in der Vergangenheit bereits an einer Depression und generalisierten Angststörung, sie traten zum ersten Mal nach der Geburt unseres Sohnes auf.


es wäre zu untersuchen, inwiefern die Quarantäne Erlebensqualitäten der Wochenbettproblematik wiederbelebte. Handelte es sich damals eher um eine Erschöpfungsdepression, die sich vorwiegend körperlich ausdrückte und in der Folge eine Angststörung mitentwickelte? Oder war die Angst dominant und die Depression eher die Folge?

Grundsätzlich ist es möglich, ohne stationäre Therapie damit klarzukommen. Du hast ja seinerzeit hoffentlich einiges gelernt, das Du heute prinzipiell abrufen könntest. Wie Du da wieder rankommst, ist natürlich von hier aus Spekulation. Manchmal hilft auch der bloße Dialog hier im Forum, wenn man wirklich bereit ist, daran zu arbeiten.

Schnelle Tipps sind m. E. nicht erfolgsversprechend, insbesondere bei Rückfällen. Was sagt denn Dein aktueller Therapeut dazu?

21.02.2022 12:44 • x 1 #3


V
Zitat von moo:
Willkommen Vroni, es wäre zu untersuchen, inwiefern die Quarantäne Erlebensqualitäten der Wochenbettproblematik wiederbelebte. ...


Danke für Eure Antworten! Es hat schon was mit einer Art Trigger zu tun, die Isolation war sozusagen die extreme Version des Wochenbetts/der Elternzeit. Auch da fühlte ich mich oft alleine, erschöpft und nicht wertgeschätzt (Wertschätzung kann ich mir leider selbst nicht geben).
Ich hätte nie gedacht, wieder so in diese Angst und Depression eintauchen zu können. Und ich hatte auch irgendwie vergessen, wie schwer das Auftauchen und Rausschwimmen daraus ist. Ich würde jetzt wieder mit Escitalopram anfangen. Und ja es tut mir sehr gut mich mitzuteilen, am besten bei Menschen, die das Ganze selbst schon durch haben...

21.02.2022 15:39 • x 1 #4


S
Mal eine Frage, was spricht gegen eine Tagesklinik bzw Therapie?

Du musst lernen, Dir Wege zu erarbeiten, das es nicht wieder passiert bzw.
auf Dich aufpassen, Pausen machen etc.
Stichwort Achtsamkeit.

Denn nur Tabletten nehmen löst nicht das Problem, Dein Körper sagt ja schon: Stop

Da es nun Deine zweite ist, würde ich es sehr ernst nehmen, ich weiß wovon ich rede.

21.02.2022 15:43 • x 2 #5


moo
Danke für die Rückmeldung,

Zitat von Vroni1908:
(Wertschätzung kann ich mir leider selbst nicht geben)

Dann dürfte es schwierig sein, Wertschätzungen seitens Anderer wirksam Glauben zu schenken. Jeder, der sich selber nicht wertschätzt, hat das irgendwie mittels seiner Umwelt gelernt. Dieses Trugbild kannst Du wieder verlernen, indem Du jegliche Bewertungen mal testhalber beiseite lässt und Dich ganz unkommentiert wahrnimmst.

Jene, die Dir vermittelt haben, dass Du nichts wert bist, sind nicht schuldig, sondern haben ihrerseits ein grundsätzliches Bewertungsproblem (welches Du eben nicht übernehmen solltest). Dein gesamtes Leben bisher unterliegt keinerlei Norm oder Messlatte, da jeder Mensch unvergleichbar individuell ist. Dir das verbal zu vermitteln ist nicht so einfach. Meditation sähe ich hier als einen Königsweg an, den Du selber gehen kannst.

Auch ich hatte Depression, Burnout und Ängste etc. und kann Dir versichern, dass Deine wiederholte Situation keine zu besiegende Katastrophe sein sollte, sondern eine erneute Möglichkeit, eine echte persönliche Veränderung einzuleiten.

21.02.2022 17:36 • x 1 #6


V
Zitat von portugal:
Mal eine Frage, was spricht gegen eine Tagesklinik bzw Therapie? Du musst lernen, Dir Wege zu erarbeiten, das es nicht wieder passiert bzw. auf Dich ...


Hey
Ich will einfach nicht wieder so herausgerissen sein, und akut einen Platz in einer Tagesklinik... Das wird schwierig, grade in der jetzigen Zeit.
Ich bin allerdings schon in Psychotherapie im Moment. Ich war auch auf einem guten Weg - dachte ich. Aber irgendwie kamen einige Dinge zusammen, und ich bin wieder eingebrochen... Psychopharmaka sind natürlich nicht der Schlüssel zum Glück, aber ich hoffe, dass sie mich soweit stabilisieren, dass ich nicht nur auf meine aktuelle Gemütslage reagieren, sondern auch langfristig noch was ändern kann. Dafür muss ich mal raus aus der Spirale... Und das schaff ich im Moment nicht.

21.02.2022 18:14 • x 1 #7


moo
Zitat von Vroni1908:
Ich war auch auf einem guten Weg - dachte ich. Aber irgendwie kamen einige Dinge zusammen, und ich bin wieder eingebrochen...

Egal ob mit oder ohne Medikamente - was Du jetzt sofort und jederzeit tun kannst ist, an Deiner Perspektive zu arbeiten. Und zwar nicht in Hinsicht auf eine anzustrebende zukünftige Veränderung, sondern um zu verstehen, dass es unangemessen ist, immer das eigene Leben zu bewerten.

Beispiel: Du sprichst von einem guten Weg, den Du gingst. Lass doch mal die Bewertung gut weg. Du sprichst von Einbruch, was ebenfalls die Bewertung schlecht mitliefert. Beide Adjektive sind reine Fiktion! Das ist kein esoterischer Motivationsspruch, sondern Realität. Sobald Du es ein paarmal schaffst, gegangene Wege und Entwicklungen in Deiner Wahrnehmung wertfrei stehen zu lassen, wirst Du diese Realität erkennen und vor allem verstehen.

Was daraus folgt, ist die Einsicht, dass sozusagen Alles an Dir liegt. Du darfst aber hier nicht wiederum den Bewertungsfehler machen und diese Tatsache als Belastung oder gar Gefahr auffassen, sondern als das, was es ja tatsächlich bedeutet: Du bist sprichwörtlich das Maß aller Dinge. Und es obliegt Dir, zu bemessen (bewerten) oder nicht. Man kann unter diesem Licht des Verständnisses (wenn es echt ist) gar keine Angst mehr vor sich selber haben, weil man realisiert hat, dass dies ein Widerspruch in sich selbst ist: sich selber zu bewerten.

Insofern ist die Welt die Du alltäglich erlebst, immer (!) eine Projektion. Wie in einem Kino solltest Du nun mal von Deinem (illusionären) Zuschauerplatz aufstehen und gucken, wo der Projektor steht.
Wir meisten Menschen machen uns stattdessen ein Leben lang Gedanken, wie wir vom Sperrsitz ins Parkett und vom Parkett in die Loge kommen, um noch besser sehen zu können (=noch besser verblendet zu sein).

Nahezu jede Krankheit liefert das Potenzial, den Weg in den Vorführraum zu finden und, falls dann noch nötig, die Filmrolle zu wechseln, oder besser noch, den Projektor abzuschalten.

Zitat von Vroni1908:
Dafür muss ich mal raus aus der Spirale... Und das schaff ich im Moment nicht.

Mit der Spirale drückst Du in einfachen Worten aus, was ich eben etwas farbiger skizziert habe. Das mit dem nicht schaffen ist lediglich ein leichter Knick in der Optik. Einerseits hast Du alle Zeit der Welt, um Deine Einsicht zu entwickeln, andererseits ist jederzeit Einsicht möglich.

Es ist kein Berg, der zu überwinden ist, sondern ein Umwenden des Blickes.

22.02.2022 10:09 • #8


moo
Ich möchte ergänzend noch auf die Parallelen von Wochenbettdepression und Corona-Quaratäne eingehen.

Beide Situationen triggern ein sogenanntes Tuberkolines Hauptthema und Du benennst es ja sogar auch im obigen Thementitel: Isolation. Ich bitte Dich, mal eine begriffliche Alternative zu erwägen: Nicht können, wie man eigentlich will.

Viele Menschen leben von klein auf ein Leben, das ihnen eigentlich nicht entspricht. Es wurde ihnen - gleich einer Käseglocke - übergestülpt. Die Umstände und Gründe hierfür sind zweitrangig. Es existieren in solch einem Körper-Geist-Gefüge also zwei parallele Lebensentwürfe:

1. Der ursprünglich entsprechende, angelegte, geeignete, artgerechte und
2. der tatsächlich gelebte.

Das Leben Nr. 1 drängt eigentlich seit Anbeginn an die Oberfläche, will sich ausdrücken, schöpfen. Das Leben Nr. 2 hindert die Nr .1 daran. Da die Nr. 2 seit langer Zeit tatsächlich manifest ist und die Nr. 1 - wenn überhaupt - nur als Vision wahrgenommen wird, siegt in diesem ständigen Konflikt nahezu immer das Leben Nr. 2. Es vermittelt

a) Sicherheit
b) Absehbarkeit
c) Stabilität
d) Kalkulierbarkeit.

Nichts destotrotz bleibt der Konflikt bestehen und je offensichtlicher wird, wie unheilsam langfristig diese Entwicklung ist, umso deutlicher somatisiert er sich. Es ist wie bei einem Suchtkranken, der sein Suchtmittel nicht mehr verträgt: das was vermeintlich Sicherheit oder Beruhigung verspricht, stellt sich nun als der eigentliche Gegner heraus.

Du könntest nun nach Lebensparallelen suchen, die dieses Prinzip bestätigen. Lass Dich aber nicht entmutigen, wenn Leben Nr. 1 nicht sofort erkennbar ist. Fast immer hat sich die Nr. 2 so in den seelischen Vordergrund gedrängt, dass die Sicht versperrt ist. Nun ist es nachvollziehbarerweise riskant, etwas wegzulassen (aufzugeben!) ohne einen Ersatz in Aussicht zu haben. Das ist jedoch ein kleiner aber feiner perspektivischer Denkfehler:

Beim (überlebensnotwendigen) Häuten einer Schlange muss die alte Haut abgeworfen werden, um zu überleben! Dieses Überleben kannst Du auch als Über-Leben, also als ein höherwertiges, weil eigentliches Leben begreifen. Oder noch griffiger: Häutung bedeutet Leben!

Hier erkennst Du das Potenzial, das hinter Depressionen und Ängsten eigentlich steckt. Falls Dich Homöopathie interessiert, kannst Du Dich mal in das Prinzip des Mittels Astacus D6 (!) einlesen. Wenn Du da irgendwie ansprichst, kauf Dir ein Fläschchen und schau, ob es Dir hilft, die nötigen Änderungen anzugehen.

22.02.2022 13:58 • #9





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